Was bedeutet dir ein „Heim”, ein „Zuhause”? Ist nicht unser Zuhause im Idealfall ein Ort, wo wir Frieden und Harmonie finden? Ganz gleich mit welchen Fragen wir uns tagsüber herumgeschlagen haben, hier wollen wir uns sicher fühlen, geborgen. Das Zuhause ist wie eine Festung, die den Streit und den Mißklang der Außenwelt fernhalten soll.
Warum bleibt ein Zuhause manchmal hinter dieser Idealvorstellung zurück? Was untergräbt die Unantastbarkeit des Heims? Warum scheinen Ehe und Familie auf so unsicherem Boden zu stehen? Die vielen Scheidungen, kaputten Elternhäuser, häuslichen Gewalttätigkeiten, mißhandelten Frauen und Kinder belegen sicherlich, daß hier etwas nicht in Ordnung ist.
Viele Menschen machen sich Gedanken, ob nicht etwas getan werden könne, um der Aggressivität in der Familie und dem zunehmenden Verfall der Familie Einhalt zu gebieten. Ja, es kann etwas getan werden. Wir können beten und unser wahres Heim und sein göttliches Fundament besser verstehen lernen.
Offensichtlich gehört zu einem Zuhause mehr als nur das Dach über dem Kopf. Eigenschaften gehören dazu — Eigenschaften wie Freude, Freiheit und Verständnis. Und wo kommen diese Eigenschaften her? Von Gott. Du kannst sie nicht selbst hervorbringen. Somit wird unser wahres Heim eigentlich von göttlichen Eigenschaften gebildet. Wenn dieses göttliche Zuhause besser verstanden würde, stünde die Familie von heute auf einer festeren Grundlage.
Vielleicht sollten wir zunächst einmal die einzelnen Personen, die ja die Familie bilden, richtig sehen. Genauso wie ein Zuhause mehr ist als nur ein Haus, so ist der Mensch mehr als nur ein physischer Körper. Die Bibel zeigt auf, daß Gott Geist ist und daß der Mensch Gottes Bild und Gleichnis ist. Siehe Joh 4:24; 1. Mose 1:26. Der Mensch, so wie Gott ihn kennt, ist völlig geistig, die Widerspiegelung des Geistes. Er spiegelt die unkörperliche, unendliche Natur Gottes wider.
Wo lebt der Mensch, Gottes Ebenbild? Hat er einen Ort, den er sein Zuhause nennen kann? In der Apostelgeschichte sagt Paulus, daß wir in Gott leben, weben und sind. Siehe Apg 17:28. Und in einem seiner Briefe bezeichnet er die Christen als „Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen” Eph 2:19.. In Wahrheit gehören wir alle zu Gottes Haushalt, zu Seiner Familie. Gott ist unser Vater und unsere Mutter; wir sind Seine Kinder.
Mit das wichtigste, was die Bibel uns lehrt, ist, daß Gott Liebe ist. Siehe 1.Joh 4:8. Der Mensch, von Gott geschaffen, lebt eigentlich unmittelbar in der göttlichen Liebe. Das bedeutet auch, daß der Mensch immer von göttlichen Eigenschaften umgeben ist, von Frieden und Harmonie zum Beispiel.
Christus Jesus lehrte uns zu beten: „Unser Vater im Himmel!” Mt 6:9. Dieser Himmel ist Gottes Reich — das Himmelreich. Und Sein geistiges Bild und Gleichnis, der Mensch, muß ebenfalls dort leben. Nichts Geringeres als der Himmel ist das wahre Zuhause des Menschen.
Das klingt wohl sehr romantisch. Doch was hat das mit jenem Zuhause zu tun, daß du und ich aufrechtzuerhalten und dessen Frieden wir zu wahren suchen? Bedenke, daß dasselbe Gebet, das mit den Worten „Unser Vater im Himmel" beginnt, auch bekräftigt: „Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.” Mt 6:10.
Unser Herr und Meister, nach dem dieses schöne Gebet benannt wurde, bewies immer wieder, daß der Himmel eine gegenwärtige Wirklichkeit ist. Seine Erkenntnis von der Gegenwart des Himmelreichs war kein Beruhigungsmittel, sondern wirkte als Berichtigungsgesetz „auf Erden” — in menschlichen Angelegenheiten. Seine Lehren waren nicht abstrakt. Er ließ das Himmelreich für die Menschheit greifbar werden. Und was er lehrte, ist noch heute von großer Bedeutung für uns. Wenn wir besser verstehen lernen, daß der Himmel des Menschen wahres Zuhause ist, wird unsere Erfahrung auf eine höhere Ebene gehoben, und unser Heim wird von den zerstörerischen Einflüssen freigehalten, die es untergraben möchten.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft
Christian Science (kr'istjən s'aiəns), schreibt in ihrem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Pilgrim auf Erden, deine Heimat ist der Himmel; Fremdling, du bist der Gast Gottes." Wissenschaft und Gesundheit, S. 254. Und im Glossarium dieses Buches erklärt sie den Himmel als „Harmonie; die Herrschaft des Geistes; Regierung durch das göttliche Prinzip; Geistigkeit; Glückseligkeit; die Atmosphäre der Seele." Ebd., S. 587; siehe auch die Definition des Himmelreichs auf S. 590.
Der Leser sollte wissen, daß „göttliches Prinzip”, „Seele” und „Geist” Begriffe sind, die Mrs. Eddy für Gott gebraucht. Diese Namen für Gott — sie werden im Deutschen durch fettgedruckte Anfangsbuchstaben gekennzeichnet — beschreiben Gottes Wesen. Eine Bedeutung von Prinzip ist „Ursprung, Ursache”. In dem wahren Zuhause des Menschen ist allein Gott ursächlich, nur Er regiert es. Nichts kann hier eintreten, was dem göttlichen Wesen entgegengesetzt ist; und Gott ist nur gut, Er hat keinen Gegenspieler.
Er ist daher leicht einzusehen, weshalb sich in diesem himmlischen Zuhause immer Frieden und Harmonie behaupten. Hier regiert nicht menschlicher Wille, sondern Gott. Die Herrschaft der Geistigkeit schließt die Beherrschung durch den Materialismus und dessen Sinnlichkeit, Selbstsucht und Begrenzungen aus. Unter der Herrschaft des Geistes besteht ungestörte Glückseligkeit.
Unserer wahren geistigen Natur zufolge leben wir in diesem Himmel. Jesus machte klar, daß das Himmelreich in uns ist. Da tatsächlich jeder von uns diesen Himmel oder dieses geistige Zuhause in seinem Bewußtsein mit sich trägt, können wir uns dessen durch Gebet bewußt werden und es in unserem Leben verwirklichen.
Wenn unser Zuhause ein Zufluchtsort sein soll, ein Ort, an dem wir Frieden empfinden können, dann sollten wir uns vor Augen führen, daß Gott ihn in Seinem Reich begründet hat, wo uns kein Leid erreichen kann. Der 91. Psalm versichert uns: „Da du deine Zuversicht auf den Herrn setzt, den Höchsten zu deiner Zuflucht gemacht hast, wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen.” Ps 91:9, 10 [nach der engl. King-James-Bibel]. Das ist einer der bekanntesten Psalme in der Bibel. Er versichert uns, daß sich in unserem „Hause” nichts Böses breitmachen kann. Eigentlich gibt es ja auch keine Gott entgegengesetzte Macht. Doch ist der Beweis dafür an eine Vorbedingung geknüpft: „Da du. .. den Höchsten zu deiner Zuflucht gemacht hast. . .” Unser „Haus” ist vor Bösem sicher, weil wir nicht zulassen, daß unser Denken vom Materialismus manipuliert wird, wir nicht bei Selbstsucht oder Sünde verweilen. Stattdessen machen wir uns klar, daß unser Zuhause von Gott erhalten wird und daß wir in Ihm leben.
Heißt das, daß erhalten wir beschützt sind, wenn wir nicht zu Hause sind? Denken wir einmal darüber nach! Wenn der Himmel unser Zuhause ist, dann ist unser Zuhause unendlich. Wie können wir uns je außerhalb der Unendlichkeit befinden? Ja, wir leben immer in Gott.
Ein Ehepaar mußte lernen, woraus ihr wahres Heim bestand. Die Familie galt als sehr liebevoll. Die Eheleute waren einander sehr zugetan. Sie liebten ihre Kinder, und alle kamen gut miteinander aus.
Doch dann wurde plötzlich der häusliche Frieden zerstört. Es stellte sich heraus, daß der halbwüchsige Sohn zu harten Drogen und Alkohol griff. Eine Hiobsbotschaft nach der anderen traf bei ihnen zu Hause ein. Der Junge mußte mehrmals auf der Polizei abgeholt werden. Er war in Verkehrsunfälle verwickelt, bei denen es um Trunkenheit am Steuer ging; er schwänzte die Schule, log, um sein Tun zu verheimlichen. Wenn früher in jenem Heim Frieden geherrscht hatte, so war nun ständig alles in Aufruhr. Den Eltern wollte es so scheinen, als brodelte in ihrem Haus ein Vulkan, der mindestens einmal täglich ausbrach.
Die Eltern sprachen ausführlich und lange über die Situation. Sie fragten sich, was sie wohl falsch gemacht hätten. Der Junge war zur Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gegangen, er war bei den Pfadfindern gewesen und dort mit Auszeichnungen überschüttet worden — und jetzt auf einmal so etwas!
Schließlich kamen sie überein, daß sie täglich auch für ihr Heim beten sollten. Sie mußten sich klarer darüber werden, was ein Heim wirklich bedeutet. Sie sahen ein, daß alle Familienmitglieder Gottes Kinder waren, Mitglieder Seines Haushalts, und daß sie in Seinem Reich lebten. Freudig erkannten sie, daß alles, was ihnen wertvoll war, alles, was gut und gottgleich war, ewiglich in diesem Zuhause beschützt war. Ihnen wurde klar, daß sie mit all ihrem Gegrübele aus dem Bösen in ihrem Denken eine Wirklichkeit machten.
Sie mußten achtgeben, daß sie nicht in eine berüchtigte Falle tappten. Sie konnten nicht einerseits die Unantastbarkeit ihres Heims in seiner geistigen Beschaffenheit anerkennen und dann den Ehepartner, ein Kind oder einen Verwandten für eine Bedrohung des Friedens in diesem Heim halten. Sie wußten, daß das Böse keinen Platz im wahren Zuhause des Menschen hat. Diesen Gedanken verfolgten sie konsequent weiter und erkannten, daß das Böse kein Werkzeug findet, mit dem es sich ihrer Familie aufdrängen konnte. Sie erkannten, daß sie dem Bösen ein Werkzeug an die Hand gegeben hatten mit ihren Gedanken über den Sohn. Ihnen wurde bewußt, daß sie alle von Gottes Liebe abhingen, in Sein ewiges Zuhause gehörten und von allen Täuschungen frei waren.
Als die Eltern beharrlich weiterbeteten, kehrten nach und nach wieder Frieden und Harmonie in ihr Heim ein, und damit wurde auch das Wohlergehen eines jeden Familienmitglieds wiederhergestellt. Doch zuerst mußte erkannt werden, was das wahre Zuhause ausmacht. Und der Sohn, der den Drogen verfallen war, überwand schließlich diese Sucht durch sein Gebet.
Gottes Himmel ist unendlich; es gibt da keinen Außenbezirk, von dem aus das Böse eindringen könnte, und innerhalb des Himmels muß alles aus dem göttlichen Prinzip hervorgehen. Wenn sich Gebet auf dieses Verständnis gründet, ist ein glücklicheres und stabileres Zuhause die Folge. Gebet wird der Unterminierung des Familienlebens von innen und der zerstörerischen Einmischung von außen vorbeugen. Rücksicht, Erbarmen, Verständnis und Liebe werden dann — als Ausdruck dauerhafter göttlicher Eigenschaften — unser Leben bestimmen; und wir werden erkennen, daß Materialismus, Selbstsucht, Unehrlichkeit und Sinnlichkeit ein Schwindel sind, keine Grundlage in Gottes Realität besitzen, kein Werkzeug haben und keinen Zugang zu unserem Zuhause finden noch darin Platz haben. Solche ungöttlichen Eigenschaften entspringen niemals unseren wahren Gedanken, und wenn wir wirklich wachsam beten, können wir sie aufdecken und besiegen. In Wahrheit leben wir — du wie ich — im Himmelreich, und dort ist Gott allerhaben. Die Unantastbarkeit unseres wahren Heims ist für immer gewährleistet.
