Kürzlich veröffentlichte die Zeitung The Christian Science Monitor unter dem Titel „Christliches Heilen in der heutigen Zeit“ Weltweite Wochenausgabe des Monitors vom 4.—10., 11.—17., 18.—24., 25.—31. Januar 1988, 1.—7. Februar 1988. eine Artikelserie, in der das wiedererwachte Interesse vieler Kirchen unterschiedlicher Glaubensrichtungen am christlichen Heilen hervorgehoben wurde. Es wurde darin auch auf die Schwierigkeiten verwiesen, auf die sie stoßen, wenn sie dem Gebot Jesu treu sein und die Kranken heilen wollen. In dieser Serie wurde von dem wachsenden Hunger der Menschen nach einer geistigen Wirklichkeit im Leben gesprochen. In einer Welt, in der Hungersnot, Umweltverschmutzung, Krankheit und Krieg zu den traurigen täglichen Erfahrungen zählen, suchen die Menschen jetzt offensichtlich ernsthafter nach einem festen Bezugspunkt.
Vor über hundert Jahren stellte Mary Baker Eddy fest: „Die göttliche Idee nimmt in verschiedenen Zeitaltern verschiedene Formen an, je nach den Bedürfnissen der Menschheit. In diesem Zeitalter nimmt sie, weiser denn je, die Form des christlichen Heilens an. Das ist das Kindlein, das wir liebhaben wollen. Das ist das Kindlein, das seine Arme liebend um den Hals der Allmacht Gottes schlingt und Seinem liebenden Herzen unendliche Fürsorge entströmen läßt.“ Vermischte Schriften, S. 370.
Wir alle wissen, wieviel Zuwendung, Zuneigung und Pflege ein kleines Kind braucht, und wenn wir selbstlos die erforderlichen Dinge tun, erwächst aus unserer Liebe zu dem Kind echte Hingabe und Verantwortungsgefühl. Als praktizierende Christliche Wissenschafter haben wir alle die Verpflichtung, das Heranwachsen dieses Kindleins des christlichen Heilens, dessen die Welt so sehr bedarf, in unserem eigenen Herzen zu hegen, zu pflegen und zu fördern.
Wenn wir durch tägliches Studium und Gebet Gott, den allmächtigen Geist, besser verstehen lernen und im täglichen Leben mehr christliche Liebe zum Ausdruck bringen, kann vielen geholfen werden. Auch wir werden Gottes liebevolle Fürsorge spüren, die uns bei allen unseren Bemühungen unterstützt. Unser Leben wird unermeßlich bereichert, wenn wir uns in den Dienst unserer Kirche stellen und heilen.
Großen Respekt empfinden wir dafür, daß sich Mrs. Eddy so aufopfernd für das Kindlein des christlichen Heilens eingesetzt hat. Für sie war Christus Jesus das Vorbild für moralisches Verhalten und praktisches Heilen. Daher studierte sie eifrig die Bibel. Sie stellte dabei fest, daß es heutzutage möglich ist, das christliche Heilen zu praktizieren. Die Ergebnisse ihres Forschens, ihrer Gebete und ihrer Erfahrungen teilt sie uns in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift mit. Dieses Buch enthält auch ein einundachtzig Seiten langes Kapitel mit der Überschrift „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft“. Jeder, der sich damit befaßt, wird beim Lesen dieses Kapitels immer wieder in reichem Maße Inspiration und Unterweisung finden.
Unsere Führerin arbeitete unermüdlich für die Gründung einer Kirche, in deren Mittelpunkt die Verpflichtung zum christlichen Heilen steht. Auf Mrs. Eddys Antrag hin beschloß die Vereinigung Christlicher Wissenschafter 1879, „eine Kirche zu gründen, die den Zweck haben sollte, die Worte und Werke unseres Meisters in Erinnerung zu bringen und dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen“ Handbuch Der Mutterkirche, S. 17..
Christus Jesus ist noch heute unser Vorbild. Wir wenden uns den Berichten der Evangelien zu und finden dort die tröstliche Gewißheit, daß, gleichgültig wie ernst auch ein Fall war, den unser Meister heilen sollte, er sich doch in seinem Verständnis nicht erschüttern ließ, daß Gott liebevoll für alle Seine Ideen sorgt. Wo Jesus auch hinging, die Menschen, die ihn umdrängten, spürten die Kraft des Christus, der Wahrheit, die er verkörperte, und sie wurden geheilt.
In dem Bericht über die Heilung des zwölfjährigen Mädchens wird besonders deutlich, wie Jesus beim Heilen jede Einzelheit beachtete und sich erbarmungsvoll jedem Betroffenen zuwandte. Siehe Mk 5:22–43. (Stellen Sie sich vor, Sie wären einer der Jünger gewesen, die an jenem Tage beobachteten, wie der Meister heilte!) Jairus, ein Vorsteher in der Synagoge, hatte Jesus darum gebeten, seiner Tochter zu helfen. Sie war ernstlich erkrankt. Sofort machte sich Jesus mit ihm auf den Weg zu dem Kind. Doch unterwegs heilte er mit großem Erbarmen eine Frau, die schon seit zwölf Jahren an einer Krankheit gelitten hatte. Dann traf vom Hause des Jairus die Nachricht ein, daß das Mädchen, das geheilt werden sollte, gestorben sei. Sofort sprach der Meister dem Vater Mut zu und bestärkte ihn in seinem Glauben mit den Worten: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“
Als Jesus das Haus erreichte, trauerten dort bereits alle um den Tod des Kindes. Er versicherte ihnen, daß das Kind nicht gestorben sei, sondern schlafe. Sie verlachten ihn nur. Aber mit göttlicher Autorität schickte er alle diese Leute mit ihren Befürchtungen und ihren Zweifeln hinaus. Nur die Eltern des Kindes und drei seiner Jünger nahm er mit hinein in das Zimmer.
Er ergriff die Hand des Mädchens und rief: „Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ Sie reagierte augenblicklich. Sie stand auf und ging umher, und Jesus bat darum, daß man ihr etwas zu essen gebe. Was für eine wunderbare Erfahrung war das für die Jünger, die sich gewissermaßen in der Ausbildung befanden. Sie waren Zeuge der Macht und der Natürlichkeit des Christus-Heilens geworden! Petrus, der mit dabei gewesen war, muß die Lektion verstanden haben, denn später wandte er das gleiche Verfahren an, als er Tabita von den Toten erweckte (siehe Apg 9:36-41).
Auch wir können viel aus diesem Bericht lernen. Er zeigt, wie wir jemanden stützen können, wenn er sich völlig auf Gott, auf die göttliche Wahrheit, Leben und Liebe, verläßt. Ob wir nun mit dem Patienten verwandt sind, er ein Freund von uns ist oder wir der Ausüber sind oder der Pfleger, der sich um die Bedürfnisse des Patienten kümmert, uns fällt die wichtige Aufgabe zu, den festen Standpunkt dieses lieben Menschen, der sich für eine Heilung durch die Christliche Wissenschaft ausgesprochen hat, zu stärken. Wir respektieren in unseren jeweiligen Funktionen das Recht des einzelnen, sich für die Behandlung zu entscheiden, die für die Heilung notwendig ist. Durch erbarmungsvolle, christliche Zuwendung fördern wir auch den geistigen Fortschritt unserer Kirche.
Wenn wir ein Krankenzimmer betreten, stehen wir unter dem Gebot Christi: „Fürchte dich nicht, glaube nur!“ Wir lassen uns nicht täuschen durch das, was die materiellen Sinne wahrnehmen; mit dem Christus, der Wahrheit, bezeugen wir, daß sich Gottes Kind, Sein reiner geistiger Ausdruck, immer in Seiner Obhut befindet und ewiglich vom göttlichen Gesetz der Liebe umfangen wird.
Unsere Führerin gibt uns in Wissenschaft und Gesundheit die Anweisung: „Halte beständig folgenden Gedanken fest — daß es die geistige Idee, der Heilige Geist und Christus ist, der dich befähigt, die Regel des Heilens mit wissenschaftlicher Gewißheit zu demonstrieren, die Regel, die sich auf ihr göttliches Prinzip, Liebe, gründet, das allem wahren Sein zugrunde liegt, es bedeckt und es umschließt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 496. Wenn wir diese Anweisung treu befolgen, sind wir fähig, selbst Heilung und Erneuerung zu erleben, und das Tag für Tag. Dieser Gehorsam fördert unser geistiges Wachstum.
Verteidigen wir doch unser Denken gegen die raffinierten Übergriffe des fleischlichen Gemüts, das uns nahelegen möchte, wir hätten nicht genug Zeit oder Verständnis zum Heilen, und sollten diese Arbeit lieber jemand anders überlassen, der darin erfahrener sei. Es mag sogar behaupten, daß wir mit dieser Heiltätigkeit gar nichts zu tun haben wollen. Diese hinterhältigen Einflüsterungen können wir mit großer Bestimmtheit aus unserem Denken ausmerzen, wenn wir erkennen, daß sie völlig verkehrt sind. Schließlich sind wir nicht persönlich für das Heilen verantwortlich.
Es ist nur natürlich, daß wir jemandem helfen wollen, der sich in Not befindet; und oft kommen schnelle Heilungen einfach dadurch zustande, daß man zur Hilfe bereit ist. (Siehe auch das erste Zeugnis im Herold der Christlichen Wissenschaft vom März 1989.) „Die geistige Idee, der Heilige Geist und Christus. .. befähigt“ uns, die Gesetze des Heilens zu nutzen, wenn wir demütig zu Gott beten und Seine allumfassende Liebe empfinden.
Derselbe „Geist der Wahrheit“, der in den frühen Tagen des Christentums den Jüngern Jesu die kraft gab, so entscheidende Heilungen zu vollbringen, ist immer noch bei uns. Er ist die göttliche Wissenschaft — der Tröster —, den der Meister verheißen hatte. Er wirkt heute im menschlichen Bewußtsein. Wenn wir das Kindlein des christlichen Heilens liebevoll in unserem Herzen hegen und im täglichen Leben treu den Christus bezeugen, dann werden auch andere gewahr werden, daß der Tröster unter ihnen ist, und sie werden gestärkt und gesegnet werden.
