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Wohlwollen

Aus der Juni 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ist Wohlwollen nicht ein interessantes Wort? Wenn man es hört, klingt es so „weich“. Aber wir können es uns eigentlich nicht leisten, noch dürfen wir es zulassen, daß unsere guten Taten den Beigeschmack erhalten, weich zu sein im Sinne von unpraktisch, unwirksam oder schwach. Wer Gutes tut, braucht Mumm, seien es Politiker, die unpopuläre Standpunkte vertreten, oder Eltern, die bei der Kindererziehung die üblichen Herausforderungen überwinden müssen.

Gute Taten bedeuten Stehvermögen. Sie bedeuten moralischen Mut. Sie bedeuten Stärke und Widerstandskraft. Wenn wir uns um diese Eigenschaften bemühen, entwickelt sich dabei oft unerwartet eine innere Stärke, die hart ist wie Stahl, aber sanft sein kann wie ein Freund, der durch seine wortlose Gegenwart einfach nur tröstet.

Selbst wenn wir befürchten, nicht die Kraft zu haben, um ein Problem zu bewältigen, können wir begreifen, daß eine geistige Macht existiert, auf die wir uns stützen können. Ich kenne eine Frau, die sich von der Übermacht der Herausforderungen fast überwältigt fühlte, als ihre kinder klein waren, ihr Mann arbeitslos und ihre eigene Mutter in großer Not war. Aber sie hielt durch, weil sie, wie sie sagte, sie alle so sehr liebte, daß sie einfach alles Erforderliche tun konnte, um diese schwere Zeit durchzustehen.

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