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Darauf vertrauen, daß sich das Gute immer weiter entfaltet

Aus der Juni 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vom menschlichen Standpunkt aus gesehen ist das Leben eine Mischung aus Gut und Böse, ein ständiges Auf und Ab.

Gott aber sieht das ganz anders; gleich zu Beginn erfahren wir in der Bibel: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ 1. Mose 1:31. Und in den Psalmen heißt es: „Seine Güte währet ewiglich.“ Ps 106:1. Worin besteht diese immerwährende Güte Gottes? Wie wirkt sie sich in unserem Leben aus? Warum ist es so wichtig, daß wir sie verstehen? Wie kann jemand, der Schweres durchmacht, nicht zu dem Schluß kommen, daß er von Gottes Güte getrennt sei?

Wenn wir die Bibel heranziehen, können wir auf diese tiefgehenden Fragen Antworten finden. Nehmen wir zum Beispiel die Geschichte von Josef. Siehe 1. Mose 37:3 - 45:15.

Als Josef ein junger Mann war, waren seine Brüder auf ihn eifersüchtig, weil ihr Vater ihn bevorzugte. Eines Tages warfen sie ihn in eine ausgetrocknete Grube. Als eine Gruppe Kaufleute vorbeizog, verkauften sie ihnen den eigenen Bruder. Diese Kaufleute nahmen Josef mit nach Ägypten, wo sie ihn als Sklaven an einen reichen Mann weiterverkauften.

Viele, wenn nicht gar die meisten Menschen würden bei derart schweren Schicksalsschlägen all ihr Vertrauen auf Gott verlieren und in Selbstmitleid versinken. Doch nicht Josef. Die Bibel beschreibt ihn als einen Mann, „dem alles glückte"; mit anderen Worten, er war erfolgreich bei allem, was man ihm zu tun gab. Sein Herr erkannte, daß Gott mit dem jungen Hebräer war, und er übertrug ihm die Aufsicht über seinen gesamten Haushalt. Weiter wird uns berichtet, daß Josef „hübsch von Angesicht“ war — daß er gut aussah. Leider bestätigt uns das die Frau seines Herrn, denn sie versuchte, Ehebruch mit ihm zu begehen! Als aber Josef das rundweg ablehnte, bezichtigte sie ihn der Annäherungsversuche, und so wurde er ins Gefängnis geworfen.

Doch trotz dieser großen Ungerechtigkeit machte Josef weiterhin Fortschritt. Aufgrund seiner Nähe zu Gott und der Weisheit, die er ausdrückte, bot sich ihm die Gelegenheit, die Träume des Pharao zu deuten. Der Pharao war so mit seiner Deutung zufrieden, daß er Josef aus dem Gefängnis befreite und ihn auf einen Posten berief, auf dem er nach dem Pharao der zweitmächtigste Mann wurde.

Jahre später kamen Josefs Brüder nach Ägypten, um Getreide zu kaufen, als in ihrem Lande eine schlimme Hungersnot ausgebrochen war. Josef war nun ein mächtiger Mann und ihm oblag die Getreideausgabe. Er erkannte seine Brüder, sie erkannten ihn aber erst, als er sich ihnen offenbarte. Da sich Josef völlig im klaren darüber war, daß er die Entfaltung des Guten nach Gottes Plan erlebt hatte, sagte er zu ihnen: „Und nun bekümmert euch nicht und denkt nicht, daß ich darum zürne, daß ihr mich hierher verkauft habt; denn um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch hergesandt.“ 1. Mose 45:5.

Diese Geschichte zeigt, daß Josef trotz des Auf und Ab in seinem Leben unerschütterlich fest auf Gott vertraute. Sie betont auch, wie notwendig es ist, daß wir unsere Beziehung zu Gott verstehen und schätzen lernen.

Das Gute, das Gott uns allen gibt, wird offenbar in der Entwicklung latenter Fähigkeiten, die uns leistungsfähiger machen, in der Wachsamkeit, mit der wir Versuchungen aufdecken, und in der moralischen Stärke, mit der wir ihnen widerstehen. Wir reagieren nicht mehr so empfindlich, wenn wir schlecht behandelt werden, und sind eher bereit zu vergeben. Furcht, Hoffnungslosigkeit und Unsicherheit weichen innerem Frieden. Wir erwarten vertrauensvoll das Gute.

Darauf zu vertrauen, daß Gott das Gute entfaltet, ist etwas ganz anderes als nach „der Schokoladenseite“ auszuschauen, was ja darauf schließen ließe, daß es eine andere, eine weniger süße Seite gebe, oder „zu versuchen, das Beste daraus zu machen“, was darauf hindeuten würde, daß nichts vollkommen ist. Diese mentalen Krücken, Vermächtnis einer sterblichen Lebensauffassung, haben nichts mit der Entfaltung des Guten gemein, so wie es Christus Jesus lehrte und anwandte. Hätte der Meister ohne unerschütterliches Vertrauen auf die Gegenwart des Guten Ereignisse vorhersehen können, die Menge heilen und speisen, die Sünde zurechtweisen und ihr widerstehen können? Haben wir dasselbe Vertrauen, daß dieses Gute unmittelbar dort ist, wo wir sind?

Mrs. Eddy hatte dieses Vertrauen auf die Entfaltung des Guten. Sie schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft Wissenschaft und Gesundheit: „Jede weitere Stufe der Erfahrung entfaltet neue Ausblicke der göttlichen Güte und Liebe.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 66.

Wie können wir ein solches Vertrauen erlangen und beibehalten, insbesondere wenn sich Probleme hinziehen und die Probleme, vor denen wir stehen, so wirklich erscheinen? Gerade dann sollten wir nicht der Apathie erliegen, sondern zu Gott beten und in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit studieren, damit wir das notwendige geistige Verständnis erlangen.

Vor einigen Jahren stand ich vor drei ganz unterschiedlichen Geschäftsproblemen, für die sich über einen längeren Zeitraum keine Lösung abzeichnete. Ich sehnte mich so sehr nach geistiger Inspiration, daß ich zunächst fälschlicherweise meine menschliche Vorstellung davon, wie die Lösung aussehen sollte, für Gottes Führung hielt. Das funktionierte aber nicht.

Bald wurde mir klar, daß das sterbliche oder fleischliche Gemüt sehr raffiniert sein kann! Immer wieder sagte ich mir, daß eigenwilliges menschliches Argumentieren, Planen und Urteilen nichts mit Gottes Gedanken und der Entfaltung Seines Planes gemein haben. Die folgende Offenbarung aus dem Buch Jesaja hat mir sehr geholfen: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ Jes 55:8, 9. Wie sehnen wir uns doch alle danach, die höheren Wege und Gedanken Gottes intuitiv zu erfassen!

Obwohl ich bisweilen entmutigt war, gab ich nie auf. Als ich eines Tages in ziemlich gedrückter Stimmung die Bibellektion Im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft. las, wurde mein Blick mit einem Mal auf eine Vase auf dem Tisch gelenkt, auf den das Sonnenlicht durch das Erkerfenster fiel, zu meiner großen Freude hatten sich an den Zweigen, die in der Vase standen, einige Knospen geöffnet; an den Spitzen der dicht zusammengepreßten Blütenblätter zeigte sich das erste zarte Rot und Weiß. Andere Knospen enthüllten winzige, vollkommen geformte grüne Blätter, die sich noch nicht ganz geöffnet hatten. An einem oder zwei Zweigen hatte sich noch nichts getan.

Wie ein Blitz durchzuckte mich der Gedanke: „Als dir deine Freundin diese Zweige gab, die von verschiedenen Sträuchern und Bäumen aus ihrem Garten stammen, waren die Knospen noch kaum zu erkennen gewesen, aber hattest du oder hatte sie deshalb daran gezweifelt, daß sich diese Blüten und Blätter ganz ordnungsgemäß entfalten würden? Machst du dir darüber Sorgen, was in den noch geschlossenen Knospen vor sich geht? Glaubst du, daß sie auf eigenes Geheiß wachsen?“ Mir kam folgende Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit in den Sinn: „Durch eigenes Wollen sprießt kein Grashalm hervor, knospet kein Strauch im Tal, entfaltet kein Blatt seine schönen Umrisse, kommt keine Blume aus ihrer klösterlichen Zelle hervor.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 191.

Ohne daß wir viel darüber nachdenken, vertrauen wir darauf, daß sich die Blüten und Blätter entfalten, weil wir das immer wieder so erlebt haben. Aber, so dachte ich weiter, ihre ordnungsgemäße Entwicklung ist nur ein Symbol für die göttliche Ordnung — für die Entfaltung unendlicher, unzerstörbarer geistiger Ideen, deren Ursprung in Gemüt, in Gott, liegt. Ist es dann nicht logisch, daß wir der ewigen, unzerstörbaren Quelle mehr vertrauen als den materiellen Symbolen? Für diese Erleuchtung war ich tief dankbar; mir war klar, daß sie von Gott gekommen war.

Eine Last schien von mir abzufallen. Ich war bereit, den biblischen Rat zu befolgen: „So demütigt euch unter die gewaltige Hand Gottes, damit er euch erhöhe zu seiner Zeit. Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.“ 1. Pet 5:6, 7.

In dieser gedanklichen Verfassung freute ich mich auf Lösungen, die alle Beteiligten zufriedenstellen würden, da ja die Entfaltung des Guten für jeden Menschen gilt. Obwohl sich die Lösungen nicht umgehend zeigten, blieb mein Denken erhoben, vergleichbar einem Vogel der sich hoch in die Lüfte emporgeschwungen hat und dort seine Kreise zieht.

Besonders interessant war für mich, wie sich das eine Problem löste.

Ich mußte Geld beschaffen, um die Rechnung eines Bauunternehmers zu bezahlen; der Betrag lag weit über dem Kostenvoranschlag. Ich hatte zuvor versucht, um einen Kredit zu einem hohen Zinssatz herumzukommen, doch vergebens. Als ich jedoch der Entfaltung des Guten vollständig vertraute, kam mir wiederholt der Gedanke, den Bauunternehmer nochmals zu fragen, ob ich den Betrag nicht in Raten abzahlen könne, und ihm sogleich darzulegen, wann und wieviel ich zahlen könne. Diesmal ging er darauf ein. Er berechnete keine Zinsen, noch verlangte er eine schriftliche Vereinbarung. Man sagte mir einfach: „Wir vertrauen Ihnen.“ Er hatte die Vertrauenswürdigkeit und Zuverlässigkeit schätzen gelernt, die ich immer auszudrücken versucht hatte, und reagierte dementsprechend. Niemand kann die Entfaltung des Guten unterbrechen oder zerstören.

So bitter oder hoffnungslos die Lage auch sein mag, in der wir uns befinden (man denke nur an Josef): wir lernen, daß wir vertrauen können, wenn wir Gott an die erste Stelle setzen — das heißt, wenn wir uns mit der Wahrheit befassen, die wir in der Bibel und in Mrs. Eddys Schriften finden, und über sie nachdenken. Dann erleben wir, daß sich das Gute genau dort entfaltet, wo wir sind. Es zeigt sich vielleicht in einer kleinen Besserung der Verhältnisse, in unvorhergesehenen neuen Chancen, in weitreichenderen Möglichkeiten oder in besserer Gesundheit aufgrund einer klareren Sicht der eigenen Ganzheit. Wenn wir hinter die Fassade des Auf und Ab all unserer Erlebnisse gucken und auf das Wirkliche und Ewige schauen, eröffnen sich uns immer öfter „neue Ausblicke der göttlichen Güte und Liebe".

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