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Geborgenheit? In den Armen der Mutter

Aus der Juni 1989-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als mein Sohn JASON noch ziemlich klein war, überreichte er mir eines Tages ein Gedicht, das er gerade geschrieben hatte. Es war gekritzelt und voller Rechtschreibfehler, und es lautete:

Umarmt werd' ich am Morgen,
umarmt werd' ich zur Nacht;
mir wird's in einem Sandwich
ganz wohlig gemacht.

Davon abgesehen, daß das meiner Ansicht nach ein tolles Gedicht war für so einen kleinen Jungen, erkannte ich sofort, daß er damit ein Gefühl der Geborgenheit ausdrückte, das er empfand, weil ich ihn gewöhnlich am Anfang und Ende eines jeden Tages ein paar Minuten liebevoll in die Arme nahm.

Ich war dankbar zu wissen, daß ich auf gewisse Weise zu seinem Gefühl der Geborgenheit beigetragen hatte. Und ich hoffte, daß die Welt nicht allzu schnell auf ihn eindringen und ihm diese Sicherheit entreißen würde.

Eines Morgens, während einer solchen Umarmung, schlief mein Sohn in meinen Armen ein. Als ich so meinen Gedanken nachhing, bewunderte ich wieder seinen Frieden und seine Sicherheit, und ich wünschte, daß auch wir Erwachsenen, deren menschliche Mütter nicht mehr da sind und uns nicht mehr in die Arme nehmen können, uns irgendwie dieses Gefühl der Sicherheit bewahren könnten. Ein stechendes Gefühl des Mitleids für alle Erwachsenen dieser Welt — mich eingeschlossen — überkam mich. Wo war unser Friede? Wo war unsere Sicherheit?

An diesem Punkt meiner Träumerei fing mein Sohn an zu wimmern. Offensichtlich quälte ihn etwas. Wahrscheinlich sei in seinem Traum etwas Furchterregendes geschehen und habe seinen Frieden gestört, dachte ich. Oder vielleicht habe er unbewußt meine momentane Verzweiflung wahrgenommen. Was auch immer der Grund für seine Unruhe war, ich wußte, was ich zu tun hatte. Ich schüttelte ihn — ganz sanft — und drückte ihn fester an mich, um ihn daran zu erinnern, wo er in Wirklichkeit war, und um ihm erneut das Gefühl zu geben, daß ich bei ihm war. Er beruhigte sich wieder, atmete leichter, und sein Gesichtsausdruck war wieder friedlich.

Er wachte nicht ein einziges Mal auf; dennoch wußte ich, daß der Traum gebrochen war. Sein Bewußtseinszustand hatte sich geändert, weil ich ihn sanft daran erinnert hatte, wo er in Wirklichkeit war und wer bei ihm war.

Noch während dieser festen Umarmung erkannte ich eine Parallele zu all denen, die ich gerade mit solchem Mitleid betrachtet hatte. Wie oft, fragte ich mich, weist uns die göttliche Liebe zärtlich darauf hin, daß sie bei uns ist, und erinnert uns an unsere wahre, geistige Identität, wenn wir uns in unserem Leben in einer bedrohlichen Situation befinden?

Wie oft war ich in meinem eigenen Leben — ganz sanft — wieder in Verbindung gebracht worden mit der wirklichen Situation: meinem Sein als Gottes Kind das immer von Ihm umsorgt wird? Wie oft war durch diese Erkenntnis von der Fürsorge der göttlichen Liebe mein eigner „Wachtraum" vom materiellen Leben gebrochen und mein Verständnis vom wahren Leben, das geistig ist, wiederhergestellt worden?

Das menschliche Leben scheint voller Gefahr. In jedem Schatten scheint scheint Unheil zu lauern. Aber durch das Studium der Christlichen Wissenschaft, der wahren Wissenschaft des Lebens die Christus Jesus lebte und lehrte, beginnen wir zu verstehen, daß das gesamte materielle Bild eine Lüge, eine Täuschung, ein Traum ist — denn die Wirklichkeit ist geistig. Die materielle Vorstellung von der Umwelt verschleiert lediglich die wahre Schöpfung und die ganze Harmonie, die sie beinhaltet. Diese materielle Täuschung ist ein Traum — ein Traum den wir mit Hilfe der göttlichen Wissenschaft als das erkennen lerne, was er ist, und den wir für die große Wahrheit über das Leben im Geist fahrenlassen.

Wenn wir inmitten einer bedrohlichen Phase oder Situation den Glauben an das Böse und an das, was wirklich zu sein scheint, aufgeben für das Bewußtsein von Gottes Gegenwart und für das, was wirklich ist, wird der Wachtraum gebrochen. Es ist wichtig, die wahren geistigen Umstände bewußt zu erkenne, wenn wir auf der menschlichen Ebene Harmonie erleben wollen. Zuerst kommt die Erkenntnis, dann Umwandlung. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Durch Heilen der Kranken und Sündigen arbeitete Jesus bis ins kleinste die Tatsache aus, daß die heilende Wirkung dem Verständnis des göttlichen Prinzips und les Christusgeistes folgt, die den körperlichen Jesus regierten. " Wissenschaft und Gesundheit, S. 141. Und so konnte auch ich sehen, daß die heilende Wirkung auf die menschlichen Umstände dem Verständnis der göttlichen Wirklichkeit folgte.

Noch ein Punkt in bezug auf den Traum meines Sohnes und die menschliche Erfahrung wurde mir klar. Während seins beunruhigenden Erlebnisses im Traum drang ich nicht in seinen Traum ein und brachte alles für ihn in Ordnung; statt dessen rüttelte ich ihn sanft und ließ ihn spüren, daß ich da war. Er erwachte nicht völlig aus seinem Traumzustand, doch mußte sein Bewußtsein von meiner Gegenwart zumindest ein nichtbedrohliches Bild in ihm wachgerufen haben. Die göttliche Liebe dringt nicht in unseren Traum von materiellem Leben und materiellen Umständen ein. In Wissenschaft und Gesundheit lesen wir: „Gänzlich getrennt von der Annahme und dem Traum des materiellen Lebens ist das göttliche Leben, das geistiges Leben, das geistiges Verständnis und das Bewußtsein von der Herrschaft des Menschen über die ganze Erde offenbart. " Ebd., S. 14. Wenn wir diese Wahrheit als das für unsere Erfahrung geltende Gesetz anerkennen, können wir von allem, was uns bedrückt, frei werden, und der menschliche Zustand gleicht sich immer mehr dem göttlichen an.

Das Leben und die Umstände in der Materie sind Traum. Von Anfang (Geburt) bis Ende (Tod) sind sie ein Traum. Christus Jesus sagte von Lazarus, der gestorben war: „Lazarus, unser Freund, schläft, aber ich gehe hin, ihn aufzuwecken. " Joh 11:11. In bezug auf diesen materiellen Zustand, den wir Tod nennen, erklärt Wissenschaft und Gesundheit: „Der Tod ist nur eine andere Phase des Traums, daß das Dasein materiell sein könne. " Wissenschaft und Gesundheit, S. 427.

Leben und Tod in der Materie sind Träume, weil die Materie selbst ein Traum ist. Sie ist eine Illusion — eine falsche Vorstellung von dem, was tatsächlich in geistiger Form, Farbe und Qualität hier ist. Personen, Lokalitäten und Zustände bringen nur in dem Verhältnis die Wirklichkeit zum Ausdruck, wie sie das wahre Gute verkörpern. Tatsächlich gibt es keine materiellen Situationen, keine materiellen Umstände. Unser Dasein ist geistig. Das Ziel des Heilens ist nicht, materielle Situationen so zu ändern, daß sie mit dem übereinstimmen, was wir wollen, sondern uns geistig aufzuwecken, damit wir erkennen, daß wir in Wahrheit niemals von dem unendlichen Guten oder der göttlichen Liebe getrennt sein können, ganz gleich, wo wir, menschlich gesehen, zu sein scheinen. Von diesem Standpunkt aus können wir unsere Freiheit von widrigen Umständen beanspruche, indem wir verstehen, daß wir uns als Ideen der Liebe überhaupt niemals in widrigen Umständen befanden, weil sie eine Illusion sind.

Wenn wir uns mit einer bedrohlichen Situation auseinandersetzen, indem wir sie einfach erdulden, akzeptieren wir den Irrtum, weil wir unsere Freiheit von dem materiellen Traum nicht kennen. Aber wenn wir uns in einer aus menschlicher Sicht gefährlichen Situation befinden und, erfüllt von dem klaren Bewußtsein der Gegenwart, Macht und Allheit Gottes, die Wahrheit verstehen, wird die Gefahr aus unserer Erfahrung vertrieben. Warum? Weil die Bedrohung von Anfang an keine Grundlage in der Wahrheit hatte.

Die ganze Erfahrung vom Leben in der Materie ist ein Traum. Und selbst wenn der Traum bedrohlich oder grausam und häßlich wird, bleibt er doch immer ein Traum. Diese Erkenntnis ist der erste Schritt aus ihm heraus. Gottes Gegenwart, Macht und Allerhabenheit — und unser Einssein mit Ihm als Seine Kinder — sind die Wirklichkeit. Das Vertrauen auf diese geistige Tatsache schließt das Erscheinen des Bösen aus und öffnet unsere Augen für die Harmonie und das Gute. Gottes Gegenwart und Macht und die Allerhabenheit Seiner göttlichen Herrschaft sind die einzigen Umstände, die uns tatsächlich berühren können. Und da das Bewußtsein der Schlüssel zu unserer Erfahrung ist, müssen wir unser eigenes Bewußtsein dazu erziehen, bei der Wahrheit — der göttlichen Natur und Substanz von allem — zu bleiben und sie zu demonstrieren. Dann wird die Gefahr, die der sterbliche Traum darstellt, abnehmen, bis der ganze Traum verschwindet.

Wir erwachen aus dem Traum vom Leben in der Materie in dem Maße, wie unser menschliches Leben beständiger den göttlichen Anforderungen entspricht — nämlich Wahrheit und Liebe ausdrückt. Dann können wir uns in dem Wissen um Gottes Gegenwart und Herrschaft sicher fühlen. Wenn wir unsere wahre Geborgenheit in Gott finden, fühlen wir immer deutlicher, wie uns die Arme unserer himmlischen Mutter sanft, aber fest umschließen.

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