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Der Geist, der Heilung bringt

Aus der Juli 1990-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir erleben vieles im Leben. Einiges ist so lehrreich, daß man es nicht in ein paar Worten wiedergeben kann. Ein Beispiel dafür — und darin werden die meisten von uns übereinstimmen — ist sicherlich die Geburt eines Kindes. Für mich brachte jedoch die Nacht, in der unser Sohn geboren wurde, eine zusätzliche, unerwartete Lehre. Ich stürzte mehrere Betonstufen hinab, als ich den Hauseingang vom Schnee freischaufelte, ehe der Arzt kam, der der Geburt beiwohnen sollte. Durch Gebet war ich schnell geheilt, und die Erfahrung half mir sehr, zu erkennen, daß wir uns nicht außerhalb Gottes Fürsorge befinden — eine bedeutende Lektion für alle frischgebakkenen Eltern.

Ich erinnere mich gut an einen Sonntagsschüler, der beim Radfahren ernstlich verletzt wurde. Ein wichtiger Teil des Heilungsvorganges bestand darin, daß die Familienmitglieder sich näherkamen und untereinander größere Zärtlichkeit zum Ausdruck brachten.

Wir erleben aber auch andere Fälle, die sich nicht so schnell lösen und die unseren Glauben an Gottes Macht untergraben mögen. Das menschliche Leben bietet ein gewaltiges Spektrum.

Ein junger Mann war festgenommen und inhaftiert worden. Er war streitsüchtig und versuchte Selbstmord zu begehen, so daß er schließlich in eine besondere Zelle verlegt wurde. Als Militärgeistlicher wurde ich gebeten, ihn zu besuchen. Er war auf alle zornig und hatte jede Hoffnung aufgegeben. Sein Leben war ein Scherbenhaufen; er stand mit der ganzen Welt auf Kriegsfuß; und in seinen Augen gehörte ich zu den Feinden. Ich konnte wenig sagen, aber im Verlauf der Wochen ließ die Feindseligkeit nach. Ich glaube, daß ich die Fähigkeit jenes Mannes zur Umwandlung und Veränderung erst voll begriff, als schließlich über seinen Fall entschieden wurde. Als er mich jedoch an jenem Tag besuchte, sprach er davon, wieviel es ihm bedeutet habe, daß ich ihn nicht einfach aufgegeben hatte. Diese Erfahrung half mir, ein wichtiges Kapitel im Lehrbuch der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns), Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, besser zu verstehen.

Ich habe mich immer wieder zu dem Kapitel „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft“ hingezogen gefühlt. Es beginnt mit einer Geschichte aus dem Lukasevangelium und schildert die christliche Heilkunst. Christus Jesus ist bei einem einflußreichen Gemeindeführer zu Tisch geladen. Während des Essens tritt ungebeten eine Frau herein, die offensichtlich nicht in diese Kreise gehört; sie will zu Jesus. Anscheinend wird sie als unrein angesehen. Aber Jesus behandelt sie mit Erbarmen und Güte. Er sagt den anderen Gästen, daß ihr viel vergeben wird, weil sie viel Liebe gezeigt hat.

Hier finden wir das Vorbild für die Heiltätigkeit in der Christlichen Wissenschaft. Eigentlich ist es ein doppeltes Vorbild. Es verbindet das Erbarmen, die Reinheit und das geistige Feingefühl des Meisters mit der Reue, der Demut und dem Mut der Magdalena.

In bezug auf Christliche Wissenschafter stellt Mrs. Eddy die Frage: „Zeigen sie ... ihre Ehrfurcht vor der Wahrheit, oder dem Christus, wie diese Frau, durch echte Buße, durch zerknirschte Herzen, die in Sanftmut und Menschenliebe zum Ausdruck kommen?“ Im weiteren führt sie dann aus: „Besitzt der Wissenschafter christliche Liebe genug, um seine eigene Vergebung und solches Lob zu gewinnen, wie der Magdalena von Jesus zuteil wurde, dann ist er Christ genug, um sich wissenschaftlich zu betätigen und mit seinen Patienten erbarmungsvoll zu verfahren, und das Ergebnis wird mit dem geistigen Vorhaben übereinstimmen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 364, 365.

In der sachkundigen Ausübung der Christlichen Wissenschaft liegt gewiß eine Methode. Es ist eine Methode, die von uns verlangt, an der Allmacht und Allgegenwart Gottes und an der tiefen geistigen Tatsache festzuhalten, daß der Mensch Gottes unendlich gutes und vollkommenes Wesen widerspiegelt. Wenn wir diese geistige Wirklichkeit zu akzeptieren beginnen, entdecken wir jedoch auch, daß ein christlicher Geist dieser Überzeugung Kraft verleiht. Dieser christliche Geist ist die moralische Kraft, die es dem geistigen Heiler ermöglicht, das Böse, das die Menschen überwältigen möchte, zu bekämpfen. Und gerade dieser Geist der Wahrheit und Liebe — der ja von Gott kommt —, machte den Meister zu einem so weisen Freund und wirkungsvollen Heiler menschlicher Leiden. Der Geist der Wahrheit und Liebe öffnet Gemüter und Herzen für die absolute Wahrheit, daß der Mensch geistig und eins mit Gott ist.

In dem Maße, wie unser geistiges Sehnen und unsere Christlichkeit zunehmen, erkennen wir, wie wichtig das Heilen ist. Wir zeigen mehr Liebe, und unsere geistige Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen wird stärker. Ohne entscheidenden christlichen Prinzipien untreu zu werden, kann solche Zuneigung und Weisheit auch gerade das rechte Maß an Mitgefühl — ja sogar Toleranz — bringen, das das Heilen unterstützt und uns demütig erkennen läßt, welche Umwandlung Gott von jedem von uns verlangt.

In den Briefen des Johannes im Neuen Testament ist diese reine christliche Liebe und Barmherzigkeit verewigt. Für den Verfasser der Briefe war es undenkbar, daß der Gläubige einen starken Glauben an Christus haben konnte, ohne zugleich echte christliche Liebe zu zeigen. Er schrieb, daß die Liebe Gottes in uns vollkommen ist, wenn wir den Lehren des Meisters treu bleiben. Siehe 1. Joh 2:5. Der Verfasser wußte auch, daß „die Lust“ der Welt — und der Geist des „Antichrist“ — unsere geistige Sicht verdunkeln und dazu führen konnte, daß wir Gott aus den Augen verlieren und damit auch den Wert unserer Mitmenschen.

Die Liebe, von der Johannes spricht, ist natürlich keine wahllose oder blinde Liebe. Sie ist eine Zuneigung, die so weise ist, daß sie „prüft die Geister, ob sie von Gott sind“ 1. Joh 4:1.. Sie ist ferner die Entschlossenheit, das Rechte zu tun und das eigentliche geistige Wesen des Menschen wahrzunehmen. Solche Motivierung beschleunigt die Heilung.

Die Worte der Christlichen Wissenschaft fallen uns verhältnismäßig leicht. Aber müssen wir nicht ernsthaft beten, um mehr von ihrem christlichen Geist erfüllt zu sein? Das ist zweifellos eines der wichtigsten Themen im Neuen Testament wie auch in Wissenschaft und Gesundheit. Wir werden diese Lektion auf die verschiedenste Weise lernen, wenn wir uns bewußt werden, wie sehr Heilung im menschlichen Leben nötig ist — geistige Heilung, die das wahre Wesen des Menschen als Bild und Gleichnis Gottes offenbart. Dieses geistige Verständnis und diese geistige Offenbarung zeigen uns nicht nur die Vergänglichkeit des Bösen, sondern auch das ewige Wesen des Menschen, der Gottes vollkommenes Kind ist, und zwar jetzt.

Die Christliche Wissenschaft heilt nicht nur den Körper, sondern erneuert auch unsere Zuneigung, unser Erbarmen und unser Verständnis für andere. Sie gibt uns die Zuversicht, daß die menschliche Rasse erlöst werden kann, und läßt uns die folgende Tatsache über Gott, das wahre Gemüt des Menschen, verstehen: „Die Notwendigkeit, das Menschengeschlecht zu heben, ist der Vater der Tatsache, daß Gemüt dies zu tun vermag, denn Gemüt kann Reinheit anstatt Unreinheit, Stärke anstatt Schwachheit und Gesundheit anstatt Krankheit verleihen. Wahrheit ist ein Mittel, das den ganzen Organismus umwandelt und, den ganzen Menschen ... gesund‘ machen kann.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 371. Diese Wahrheit kann unser Leben erfüllen und den christlichen Geist entwickeln, der Heilung bringt.

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