Nirgendwo konnte man besser spielen als bei Godfreys.
Frieder und Bastian waren immer mit so vielen interessanten Dingen beschäftigt und ließen sich gern von ihren Freunden dabei helfen. Im Sommer hatten sie im Garten riesige Sonnenblumen; im Winter verwandelten sie ihren Hof in eine Schlittschuhbahn.
Einmal fällten Arbeiter bei ihnen einen riesigen Baum und rissen den Baumstumpf mit der Wurzel aus. Hinterher kamen alle Kinder aus der Nachbarschaft, um in dem tiefen Loch „bis nach China“ zu graben. Im Keller war Frieder dabei, ein Modell von dem Ozeandampfer Queen Mary zu basteln. Ein altes Bügelbrett aus Holz benutzte er als Schiffsboden, und es schwamm sogar, als sie es mit an den See nahmen.
Sören war froh, daß Godfreys nahebei wohnten. Er war oft bei ihnen. Ganz besonders gefiel ihm Frieders kleiner grüner Traktor. Er hatte genau die richtige Größe für ihn. Wenn er in die Pedale trat, setzten sich die Räder in Bewegung, und das Fahren machte richtig Spaß.
Eines späten Nachmittags ereignete sich bei Godfreys etwas, was gar nicht so schön war. Sören fuhr fröhlich auf dem Traktor die Auffahrt entlang, als der Traktor plötzlich umkippte. Sören schlug mit dem Kopf auf dem Kies auf und biß sich dabei tief in die Backen. Herr Godfrey eilte ihm zu Hilfe, doch Sören wollte nur nach Hause. Er war sehr tapfer, aber als seine Mutter die Tür öffnete, fing er an zu weinen.
„Es sieht schlimm aus“, sagte Herr Godfrey leise, als er der Mutter Sörens Mund zeigte. „Es muß vielleicht genäht werden, wenn die Wunden nicht schnell zuheilen.“
Die Mutter und Sören gingen ins Wohnzimmer und setzten sich auf die Couch, wo sie einander in die Arme schlossen. Die Mutter betete still, bis Sören aufhörte zu weinen. Sie war so dankbar, daß Herr Godfrey so leibevoll um Sören besorgt war. Sie wußte, daß Liebe von Gott kommt und daß Liebe deshalb auch zu seiner Heilung beitragen würde. Die Mutter fragte nicht nach den Einzelheiten des Unfalls, sondern ging davon aus, daß alles, was bei Godfreys geschehen war, richtig und gut war.
„Sören“, sagte die Mutter ruhig, „nenne mir doch ein paar Gründe, warum du so gern bei Frieder spielst.“
Sören konnte es in dem Moment nicht so genau erklären, aber er sagte: „Wir tun dort lauter Dinge, die Spaß machen.“
„Sind es gute Dinge?“ fragte die Mutter.
„Ja“, antwortete Sören. Nach einer Pause setzte er sich plötzlich auf und sagte strahlend: „Und wenn man etwas tut, was wirklich gut ist, kann man sich nicht verletzen!“
Sören sagte das mit großer Überzeugung. Die Mutter wußte, daß er einen wichtigen geistigen Gedanken entdeckt hatte.
Sie dachten nach über das, was Sören gesagt hatte, und sprachen darüber. Mit Freunden zu spielen ist gut, wenn dabei die Güte Gottes zum Ausdruck kommt. Alle Ideen, die uns bei unseren Tätigkeiten helfen, kommen vom göttlichen Gemüt. Vergnügtsein und Lachen kommen vom Geist. Fairneß beim Spiel kommt von der Wahrheit. Die göttliche Liebe spiegelt sich in freundschaftlichem Verhalten wider; und die geistige Macht ist immer da und lenkt die Kinder beim Spielen.
Wenn sich etwas Schlimmes ereignet, das das Gute zu unterbrechen droht, können wir beten und daran denken, daß sich unsere geistige Beziehung zu Gott nicht verändern kann. Wir müssen aufmerksam auf Gott lauschen, und das erfordert Ausdauer und Mut. Aber Beten macht auch Spaß, genausoviel Spaß, wie wenn man mit Freunden spielt. Ja, man fühlt sich frei und glücklich, wenn man Gott und Seine Liebe versteht.
Eine Verletzung durch einen Sturz kann nicht wirklich wahr sein, weil die Güte Gottes durch nichts aufgehalten werden kann. Das wollten die Mutter und Sören beweisen.
Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit, daß wir geistige Sinne besitzen, die uns über Gottes Güte berichten. „Die Sinne des Geistes sind ohne Schmerz und haben immerdar Frieden. Nichts kann die Harmonie aller Dinge und die Macht und Fortdauer der Wahrheit vor ihnen verborgen halten.“
Plötzlich ertönte der Summer am Backofen. Das Abendessen war fertig. Sie hatten ungefähr eine halbe Stunde lang auf der Couch gesessen. Sören hatte sich beruhigt, und so hatte die Mutter Zeit, das Abendessen aufzutragen. Es gab einen würzigen Hackbraten, etwas, was Sören besonders gern mochte. Die Mutter zögerte einen Moment und fragte sich, ob er mit der Wunde im Mund überhaupt essen sollte.
Die Mutter betete weiter, um Gottes Güte zu erkennen. Sie war dankbar, daß Sören nicht länger betrübt war. Sie wußte, daß sie beide überzeugt waren von Gottes Gegenwart und von Seiner heilenden Macht. Die Mutter beschloß, auf ihre Gedanken zu achten, denn Besorgnis, auch um das, was man essen sollte, kam nicht von Gott.
Sören kam fröhlich angesprungen, als der Rest der Familie bereits am Tisch saß und die Mutter das Essen auftat.
„Oh, Mann, Hackbraten!“ sagte er, und die Mutter entschloß sich, ihm doch eine Portion zu geben.
Als Tischgebet sprach die Familie folgenden Vers aus der Bibel: „Hoffe auf den Herrn und tu Gutes, bleibe im Lande und nähre dich redlich.“ Jeder erzählte, wofür er an jenem Tag dankbar war. Sören sagte, er war dankbar, daß er bei Godfreys spielen konnte. Dann aß er alles auf und ließ sich sogar noch einmal von dem Hackbraten nachgeben.
Nach dem Zähneputzen am nächsten Morgen rannte Sören die Treppe hinunter: „Mutti, schau, mein Mund ist ganz verheilt.“ Und so war es auch; von der Wunde, die er sich am Nachmittag zuvor zugezogen hatte, war keine Spur mehr zu sehen.
