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Pflegen

Aus der April 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Unter Einer Pflegerin bzw. einem Pfleger stellt man sich normalerweise jemanden in weißer Arbeitskleidung vor, der sich selbstlos und fachkundig um Kranke kümmert, Tag und Nacht bereit zu helfen. Eine der wichtigsten Aufgaben einer christlich-wissenschaftlichen Pflegerin oder eines christlich-wissenschaftlichen Pflegers ist es, im Krankenzimmer eine Atmosphäre zu schaffen, die der Heilung förderlich ist. Von der Pflegerin wird ferner erwartet, daß sie fröhlich und liebevoll bleibt und aufmerksam auf die Bedürfnisse des Patienten eingeht. Dies erfordert ein enormes geistiges Engagement und eine tiefe geistige Liebe zur Medizin des Gemüts.

Das Verb pflegen kann all diese Aspekte einschließen und noch mehr. Pflegen bedeutet hegen, fördern, nähren, beistehen. Das Wort bezieht sich insbesondere auf die Fürsorge für einen kranken Patienten, kann jedoch weiter gefaßt werden. Zum Beispiel kann eine Pflegerin auch jemand sein, der kleine Kinder betreut. Im Englischen wird „pflegen“ (to nurse) außerdem im Geschäftsbereich gebraucht. „To nurse along an enterprise“ bedeutet unter anderem, ein Geschäftsprojekt auszuweiten und weiterzuentwickeln. Auch bei dem behutsamen Ausbalancieren einer Volkswirtschaft könnte man beinahe von „pflegen“ sprechen; und ganz sicher bedarf es im sorgsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen pflegerischer Elemente.

Pflegerische Eigenschaften sind in jeder Beziehung eine große Bereicherung. Und eigentlich jeder von uns kann lernen, sie zu entwickeln — ob er Volkswirtschaftler ist oder Erzieher, Arbeiter, Manager, Künstler, Schriftsteller oder Hausfrau bzw. -mann. Diese Eigenschaften haben ihren Ursprung im göttlichen Gemüt oder der göttlichen Liebe, und sie sind der natürliche Ausdruck der Vater- und Mutterschaft Gottes.

Der große hebräische Führer Mose zum Beispiel lernte viel über Versorgen und Pflegen dadurch, daß er Geduld, Mut und Ideenreichtum zum Ausdruck brachte, als er die Kinder Israel durch die Wüste Sinai in das Gelobte Land führte. Eine seiner Hauptsorgen war, wie er die vielen Menschen in der Wildnis, wo es kaum Nahrung gab, versorgen sollte. Er wandte sich beständig im Gebet an Gott, um von Ihm die Weisheit und Führung zu erhalten, die er brauchte, um ihren Bedürfnissen Rechnung tragen zu können. Trotzdem war das Volk oft unzufrieden und kam mit Beschwerden zu ihm.

Wir bekommen eine Ahnung davon, wie niedergeschlagen Mose ist und wie schwer er an seiner Verantwortung trägt, als er sich an Gott wendet und ihn erneut bittet, der Not des Volkes abzuhelfen: „Hab ich denn all das Volk empfangen oder geboren, daß du zu mir sagen könntest: Trag es in deinen Armen, wie eine Amme ihr Kind trägt, in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast?“ (4. Mose) Sein drängendes Flehen wird erhört. Doch die wesentliche Lektion, die Mose lernte, war, daß er in seiner Sorge um das Volk nicht auf sich allein gestellt war. Als liebender Vater sorgt Gott bereits für Seine Kinder.

Auch wir fühlen uns vielleicht manchmal überfordert durch eine Aufgabe, die uns übertragen wird; doch Liebe, Intelligenz und Weisheit sind göttliche Eigenschaften, und die göttliche Liebe kann sich nicht erschöpfen, noch kann sie überfordert werden. Durch Widerspiegelung werden diese Eigenschaften zu unseren Eigenschaften. Wir gewinnen die Stärke und Weisheit, die wir für unsere Aufgaben brauchen, indem wir Gottes Gegenwart und Macht bezeugen und Seine geistige Schöpfung anerkennen und lieben.

Moses Erfahrung kann Eltern in der Sorge um ihre Kinder ebenso eine Hilfe sein wie Geschäftsleuten, die sich — in einem größeren Rahmen — bemühen, sorgsam mit den Ressourcen ihres Betriebes umzugehen, um seine Produktivität und Nützlichkeit zu steigern. Wenn wir erkennen, daß Gott, das göttliche Gemüt, die Quelle alles Guten ist, wenden wir uns vertrauensvoll im Gebet an Ihn, und die nötigen Ressourcen werden sich uns auf rechtem Wege erschließen. Die geistige Wirklichkeit ist, daß Germüt uns stets mit produktiven Ideen versorgt, und wenn wir auf Gott lauschen, erkennen wir, wie wir handeln müssen.

Auch in den Evangelien finden wir anschauliche Beispiele dafür, wie Gottes Liebe für die menschlichen Bedürfnisse Sorge trägt. Johannes zum Beispiel gibt uns ein bewegendes Bild von dem Wirken der göttlichen Liebe.

Einige treue Anhänger Jesu hielten bei ihm Wache, als ihr Meister, allein mit Gott, für alle Menchen die Macht des Guten über das Böse und den Triumph des Lebens über den Tod demonstrierte.

Im Johannesevangelium heißt es: „Es standen aber bei dem Kreuz Jesu seine Mutter und seiner Mutter Schwester, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala. Als nun Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn!“ Weiter wird berichtet, daß Johannes die Mutter Jesu „von der Stunde an“ in sein Haus nahm.

Mutig trugen später zwei andere Jünger Jesu, Josef von Arimathäa und Nikodemus, dafür Sorge, daß Jesus nach der Kreuzigung begraben wurde.

Was gab diesen Männern und Frauen diesen enormen Mut und diese große geistige Stärke, in der dunkelsten Stunde der menschlichen Geschichte nicht zu wanken und für Christus, Wahrheit, zu zeugen? Zweifellos stützten sie sich auf die gleiche Macht, die Jesus als die Quelle des Seins erkannt hatte. Durch sein Leben hatte der Meister die Jünger die Gotteskindschaft des Menschen gelehrt, und diese Wahrheit hielt sie aufrecht. Ihr Glaube wurde belohnt, als sie ihren Meister nach seiner Auferstehung aus dem Grab wiedersahen. Sie gewannen ein umfassenderes Verständnis von der Unzerstörbarkeit des Lebens, das Gott ist.

Wenn wir selber krank sind oder anderen in langen Stunden selbstlosen Einsatzes beistehen, können auch wir die Macht des Christus durch Gebet und rückhaltloses Vertrauen auf Gott in Anspruch nehmen und gestützt und gestärkt werden. Ein tiefes Bewußtsein von Gottes Gegenwart und Seiner Liebe ermöglicht es uns, jedem, der mit Furcht oder Schwäche ringt, Trost und den Beistand der Liebe zu bringen. Die göttliche Liebe hat buchstäblich die Wirkung, Leiden zu lindern und zu heilen.

Mrs. Eddy widmete ihr Leben der Linderung der menschlichen Leiden durch geistige Mittel. In Wissenschaft und Gesundheit schreibt sie: „Das arme, leidende Herz bedarf seiner rechtmäßigen Nahrung wie Frieden, Geduld in Trübsal und einen unschätzbaren Sinn von des lieben Vaters liebevoller Freundlichkeit.“

Wir sehen also, daß Pflegen in seiner geistigen Bedeutung eine Aufgabe für jeden Christlichen Wissenschafter ist. Es ist ein Aufruf, durch Gebet, das zu praktischem Handeln führt, die Wunden derer, die Hilfe brauchen, zu verbinden. Ob wir nun unseren Mitmenschen im Krankenzimmer dienen oder auf andere Weise an unserem Arbeitsplatz oder zu Hause, wenn wir demütig zu Gott beten, erkennen wir, daß Christus, Wahrheit, immer gegenwärtig ist, um zu erleuchten und zu heilen.

Die ganze Welt braucht unsere dienende Liebe. In dem Maße, wie wir in uns pflegerische Eigenschaften wie Güte, Erbarmen und Intuition entwickeln und sie täglich leben, tragen wir dazu bei, den schweren Übeln der Welt praktische, geistige Lösungen entgegenzusetzen sowie die ruhige Gewißheit von Gottes allmächtiger Liebe.

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