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Der Einstieg in die Praxis des christlich-wissenschaftlichen Heilens

Ein Workshop

Aus der April 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Treffpunkt können Herold-Leser Erfahrungen und Erkenntnisse austauschen, die sie bei ihren geistigen Entdekkungen in der Kirche und in der Gemeinschaft, in der sie leben, gemacht haben.

Kürzlich sprachen wir mit mehreren Männern und Frauen, die vollberuflich in der öffentlichen Ausübung der Christlichen Wissenschaft stehen. Wir fragten sie über ihre ersten Jahre in diesem Dienst und was sie dazu führte, ihr Leben der Aufgabe zu widmen, anderen durch Gebet zu helfen.

Es sind Menschen aus den verschiedensten Lebensbereichen. Einige sind von Kindheit an Christliche Wissenschafter. Für andere war die Christliche Wissenschaft noch verhältnismäßig neu, als sie anderen durch das, was sie beim eigenen Studium lernten, zu helfen begannen. Wir sprachen mit einem früheren Handelsvertreter, einem ehemaligen Marinegeistlichen, einer Krankenschwester, einem Bankier, einer jungen Mutter von vier Kindern, die auch noch andere Kleinkinder betreute — sie lassen sich also durchaus nicht kategorisieren!

Eines aber haben sie gemein: Sie alle sprechen — jeder auf seine Art — davon, daß sie anderen Menschen helfen wollten. Dieses selbstlose Sehnen verdrängte nach und nach andere Ziele oder Karrieren, bis es zum Mittelpunkt ihres Lebens wurde.

Was sie sagten, weist auf gewisse Widersprüchlichkeiten in der öffentlichen Praxis hin. Zum Beispiel ist es zweifellos harte Arbeit (manchmal rund um die Uhr) — und doch erklärten unsere Gesprächsteilnehmer, daß ihnen nichts größere Freude bereite. Die Praxis ist untrennbar verwurzelt in der Heiltätigkeit eines einzelnen Galiläers, der vor zweittausend Jahren wirkte; und doch erweist sich die geistige Heilmethode, die er seine Nachfolger lehrte, auch heute als wirksam, denn sie heilt nicht nur die„ modernsten" physischen Krankheiten, sondern auch in die Brüche gegangene Beziehungen, Vorurteile, Sinnlichkeit, Hoffnungslosigkeit, Verletzungen.

Wir haben mit sechs Ausübern gesprochen. Die Arbeit an unseren Aufzeichnungen von den Gesprächen war aufschlußreich — wie überhaupt das Redigieren dieser Zeitschriften sehr lehrreich ist! Zunächst suchten wir natürlich nach Stellen, die hilfreich, lebendig, vielseitig, klar waren, und wir versuchten, die Aussagen so zu ordnen, daß sie ein natürliches Ganzes er gaben, das sich gut lesen ließ. Aber bei der Arbeit merkten wir, daß diese Berichte weit mehr waren als nur Worte über einen speziellen „ religiösen" Beruf. Diese Berichte zeigten, daß es am Vorabend des 21. Jahrhunderts durchaus möglich ist, ein Leben zu leben, das ganz der Realität des praktischen Christentums gewidmet ist.

Die Ausüber, mit denen wir sprachen, erwähnten alle, daß sie anderen Menschen helfen wollten.


„DIE ÜBERZEUGUNG, DASS MAN DIE WAHRHEIT GEFUNDEN HAT...“

Ich komme aus Südamerika, aber ich habe eine Zeitlang in England bei einer christlich-wissenschaftlichen Familie gelebt. Der Sohn war durch christlich-wissenschaftliche Behandlung von schweren Rückgratverletzungen geheilt worden, nachdem die Ärzte ihm keinerlei Hoffnung gemacht hatten, daß er je wieder werde laufen können. Als ich ihn kennenlernte, war er 19 Jahre alt; er war aktiv und ein begeisterter Radfahrer. Damals dachte ich: Wenn ich jemals in der Klemme bin, werde ich mich an diese Wissenschaft wenden! Aber ich nahm an, es sei nur eine Sache des Glaubens.

Als ich später wieder in meiner Heimat war, besuchte ich einen Vortrag über die Christliche Wissenschaft, aber ich verstand nicht viel. Dann bekam eine meiner Schwestern einen Gehirntumor. Der Arzt sagte, sie werde innerhalb von zwei Jahren erblinden und sterben.

Ich erinnerte mich daran, daß die Christliche Wissenschaft heilt. In der ganzen Stadt suchte ich nach dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy. In keiner Bücherei war es zu haben, aber schließlich fand ich jemanden, der mir das Buch gab. Beim Lesen begann ich die mentale Natur des sogenannten physischen Körpers zu erkennen. Es wurde mir klar, daß nichts wirklich geheilt ist, es sei denn, daß Gott der Heiler ist. Denn wenn Gott uns nicht heilt, dann ändert sich nur die Annahme. Wenn man zum Beispiel jemanden haßt und der Betreffende plötzlich nicht mehr da ist, dann ist der Haß immer noch da, bis er geheilt wird.

Meine Schwester wurde mit der Hilfe eines Ausübers von dem Tumor geheilt und lebte noch dreißig Jahre. Ein Neffe wurde durch die Arbeit eines Ausübers von schwarzen Pocken geheilt, die ein Arzt diagnostiziert hatte. Eine Nichte, die seit ihrer Kindheit an Asthma gelitten hatte, wurde geheilt. Ihre Eltern zogen dauernd um — wegen Klimawechsel usw. —, aber sie wurde erst gesund, als sie schließlich eine christlich-wissenschaftliche Sonntagsschule besuchte. Meine Mutter, die gern zur Kirche ging, aber die Christliche Wissenschaft nie ernsthaft studierte, wurde im Alter von 70 Jahren durch Gebet von Verstopfung geheilt, an der sie ihr ganzes Leben lang gelitten hatte.

Ich liebte die Christliche Wissenschaft. Als ich erkannte, daß sie die Wahrheit ist, wollte ich alles dafür tun, was in meiner Macht stand. Ich hatte so viel Zufriedenheit und Freude gefunden — ich Wollte einfach alles tun, was ich konnte. Mein einziger Wunsch war, die Christliche Wissenschaft zu studieren und auszuüben.

Ich versuchte, jedem zu helfen. Helfen und nochmal Helfen, darum ging es mir. Bald war ich in der öffentlichen Ausübung tätig, obwohl ich nicht sofort im Christian Science Journal und im Herold der Christlichen Wissenschaft eingetragen war. Ich lernte, daß die Praxis eine Aufgabe ist, die einen ganz in Anspruch nimmt — jeden Tag, auch sonnabends, sonntags und an Feiertagen. Von früh morgens bis spät in die Nacht konnte jemand anrufen. Ich reiste auch in andere Länder, um dort Menschen zu helfen, die um Hilfe gebeten hatten.

Ich habe die Ausübung der Christlichen Wissenschaft nicht nur wegen der physischen Heilung aufgenommen, sondern weil ich davon überzeugt bin, daß sie zur Erlösung der Menschheit führt. Die Überzeugung, daß man die Wahrheit gefunden hat, und der Wunsch, anderen zu helfen — das führt einen in die Ausübung.


„ICH WOLLTE IMMER HEILEN”

Was mich eigentlich zur Ausübung des Heilens gebracht hat, war die Liebe meiner Eltern zu Gott. Mein Großvater war methodistischer Geistlicher. Bei allem, was geschah, überlegte er — und das taten auch meine Eltern —: „Wie würde Gott das sehen?" Ich muß sagen, daß mich meine Eltern mit ihrer Lebensweise und der großen Liebe zu Gott, die sie zum Ausdruck brachten, tief beeindruckt haben.

Mein Vater besaß viele Bücher über geistiges Heilen. Ich wollte immer heilen. Von Kindheit an fühlte ich den Drang zum Heilen, obwohl ich nicht wußte, wie das zu bewerkstelligen war. Schließlich wurde ich Krankenschwester.

Mein Mann und ich besuchten viele verschiedene Kirchen. Dann hörte er durch einen Freund von der Christlichen Wissenschaft. Als die Ärzte meinem Mann eröffneten, er habe „Krebs im Endstadium", waren wir beide entschlossen, uns auf Gebet zu verlassen. Nach seiner vollständigen Heilung wurden meine Eltern, mein Mann und ich ernsthafte Christliche Wissenschafter. Später wurde mein Vater von einem besorgniserregenden jahreszeitlich bedingten Husten geheilt.

Die Christliche Wissenschaft ist das, wonach wir immer gesucht, immer ausgeschaut hatten — eine Heilmethode, die jeder anwenden kann. Ich erinnere mich an eine Ausüberin, die jedesmal, wenn ich sie telefonisch um Hilfe bat, sagte: „Erheben wir doch den Christus in unserem Bewußtsein.“ Das macht die Arbeit unpersönlicher — nicht wahr? Und der Weg zur Heilung öffnet sich.

Man kommt ganz natürlich in die Praxis. Die Heilung meines Mannes bewirkte, daß ich mich völlig darauf konzentrierte, zu lernen, wie ich mich und andere heilen konnte. Die Ausübung ist der Wunsch, Gott besser zu verstehen und anderen zu helfen, die den gleichen Wunsch haben. Dazu gehört auch das tägliche eingehende Studium der Bibel und der Wahrheit, die Punkt für Punkt in Wissenschaft und Gesundheit erklärt wird. Aber im Grunde ist die Ausübung Gebet.

Es ist so wichtig, daß wir diese Liebe haben, um anderen die Wahrheit näherbringen zu können. Ich denke oft daran, wie Mrs. Eddy bei einer Behandlung vorging. In dem Buch Wir kannten Mary Baker Eddy erinnert sich Abigail Dyer Thompson, daß Mrs. Eddy einmal sagte: „Ich sah, daß Gottes Liebe das ganze Universum und den Menschen umfaßt und allen Raum füllt, und diese göttliche Liebe durchdrang mein Bewußtsein so sehr, daß ich christusgleichem Mitgefühl alles liebte, was ich sah.“

Wenn wir eine Behandlung geben, erkennen wir, daß diese göttliche Liebe in jedem Augenblick unseres Lebens das ganze Universum umgibt und umfängt. Jede Idee muß in der Lieblichkeit und Vollkommenheit der geistigen Realität gesehen werden. Damit beginnt in gewissem Sinne jede Behandlung — mit der Erkenntnis, daß die göttliche Liebe allen Raum erfüllt, daß sie das Universum umfängt und erfüllt. Und daraus folgt, daß die göttliche Liebe jeden Augenblick unseres Lebens umfängt und erfüllt.

Die größten Fortschritte in der Praxis habe ich gemacht, als ich lernte, jeden Augenblick meines Tages besser zu nutzen und Dinge zu meiden, die zwar angebracht erscheinen, aber wenig zur Heilung beitragen — wie zum Beispiel lange Telefongespräche. Manchmal mußte ich, nachdem mich jemand in der Praxis besucht hatte, überrascht feststellen, daß die ganze Zeit mit Gespräch vergangen war und keine Zeit für stilles Gebet genutzt wurde. Ich glaube, wir brauchen die Stille des stillen Gebets — um das Böse zum Schweigen zu bringen, um zu umarmen, wie die göttliche Liebe umarmt.

Die Botschaft der Christlichen Wissenschaft, der Bibel und Gottes ist, daß wir uns alle hier und jetzt mitten im Himmelreich befinden, und unsere Aufgabe ist es, dies in unserem Leben zum Ausdruck zu bringen — hier und jetzt mit größerer Beharrlichkeit und Überzeugung das Universum sehen zu lernen, das Gott geschaffen hat.


„SCHON ALS KLEINES KIND WOLLTE ICH ANDEREN HELFEN“

Schon als kleines Kind wollte ich anderen helfen. Ich wünschte mir so sehr, daß alles Leid in der Welt gelindert werde. Später schloß ich mich der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten an und versuchte, anderen Menschen irgendwie zu helfen, ihre Freiheit zu erlangen. Auch sehnte ich mich danach, aus meinen eigenen Schwierigkeiten herauszufinden.

Ich war schon erwachsen, als ich von der Christlichen Wissenschaft hörte. Ich befaßte mich mit Literatur und betätigte mich schriftstellerisch. Ich hatte vier Kinder; das jüngste war noch ein Baby. Nachdem ich das Studium der Christlichen Wissenschaft begonnen hatte, erkannte ich, daß sie wie nichts anderes sonst der Welt Trost bringt und für die Probleme Lösungen bietet.

Dann hatte ich Klassenunterricht — einen zweiwöchigen Intensivkurs bei einem autorisierten Lehrer der Christlichen Wissenschaft. Und von da an wußte ich, daß ich in die öffentliche Praxis der Christlichen Wissenschaft gehen wollte.

Ich begann, Kleinkinder in Tagespflege zu nehmen, um etwas zu verdienen. Aber einen Vormittag in der Woche hielt ich mir frei, um über Weltprobleme zu beten. In diesen Stunden schob ich alles weg, was mich persönlich beunruhigte, und betete nur über die Probleme, über die in der Zeitung, im Christian Science Monitor, berichtet wurde, und über das, was ich in meiner eigenen Stadt sah und hörte. Nachdem ich damit angefangen hatte, kamen Leute zu mir und baten mich, ihnen mit ihren Problemen zu helfen. Und um ihnen zu helfen, wandte ich an, was ich von der Christlichen Wissenschaft wußte.

Zuerst fand ich es schwierig, mir für die öffentliche Praxis Zeit zu nehmen, weil ich so viel anderes zu tun hatte, so viele Pflichten. Aber ich ließ mich nicht davon abbringen, diese paar Stunden jede Woche der Ausübung zu widmen, und der Weg öffnete sich, so daß ich alles tun konnte, was ich als meine persönliche Verpflichtung Gott gegenüber betrachtete.

Heute sehe ich, wie mich die Demut, die ich für die Arbeit mit Kindern brauchte, dafür vorbereitet hat. Wissen Sie, im Kapitel „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft“ in Wissenschaft und Gesundheit wird doch Bezug genommen auf die Geschichte von Maria Magdalena, die Christus Jesus die Füße wusch. In der Ausübung christlichen Heilens kann es nicht den leisesten Schatten von Ehrgeiz oder Eigennutz geben. Die Versuchung tritt an jeden heran. Was ich aber brauchte, war die Reinigung, die Taufe, die Demut. Demut ist so wichtig in der Praxis. Durch Demut lernen wir, auf Gottes heilende Antworten zu lauschen.

„Ich wünschte mir so sehr, daß alles Leid in der Welt gelindert werde. Später schloß ich mich der Bürgerrechtsbewegung an und versuchte, anderen Menschen irgendwie zu helfen, ihre Freiheit zu erlangen... Ich erkannte, daß die Christliche Wissenschaft wie nichts anderes sonst der Welt Trost bringt und für die Probleme Lösungen bietet.“

Als ich meine Praxis begann, hatte ich weder einen schönen Schreibtisch noch ein nettes Büro, noch eine Aktentasche, um etwas ins Büro zu tragen. Bei der Praxis geht es nicht um weltlichen Lohn, vielmehr verlangt sie harte Arbeit, völlig selbstlose Arbeit, die Bereitwilligkeit, sich, wie Jesus zu Petrus sagte, „sieben“ zu lassen. Es Wäre unmöglich, den Sturm und die Hitze zu ertragen, mit denen das fleischliche Gemüt dieser Arbeit entgegenwirkt, wenn diese Bereitwilligkeit nicht da wäre und nicht genug Demut, um Gott völlig zu vertrauen.

Praxis bedeutet nicht, daß man schick gekleidet an einem Mahagonischreibtisch sitzt. Es bedeutet, daß man sich in aller Demut der Macht des Geistes zuwendet. Das eigene menschliche Leben wird so umgewandelt, daß man neu gestaltet, mit neuen Fähigkeiten ausgerüstet wird. Was nicht so wichtig ist, fällt ab. Der Tagesablauf ändert sich. Ich habe gelernt, disziplinierter zu arbeiten, ruhiger und nicht so empfindlich zu sein und weniger zu reagieren, um die notwendige geistige Kraft zu haben. Dann ist man nicht mehr so beeindruckt von Krankheit oder Sünde, und man kann sehen, wie Gott die Situation heilt.

Mein Mann ist kein Christlicher Wissenschafter, und wir mußten zu einer Verständigung gelangen, denn ich brauchte seine Unterstützung bei etwas, was er nicht ganz verstand. Wir brauchten das Einkommen aus meiner Arbeit, und es gab Zeiten, die finanziell sehr schwierig waren. Man lernt, sich auf Gott zu verlassen. Es ist ein Lernprozeß — und dazu gehört, glücklich zu sein, auch wenn man verfolgt wird! Es gibt keine größere Freude, als zu sehen, wie andere geheilt werden, und die allumfassende Liebe Gottes zu fühlen.

Eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Praxis ist, daß man dazu bereit ist. Ich war weder ein „brillanter Metaphysiker" noch ein Christlicher Wissenschafter mit jahrzehntelanger Erfahrung. Ja, ich hatte die Wissenschaft erst vier oder fünf Jahre studiert. Aber wenn man willens und bereit ist, sich von Gott bilden und für die Arbeit ausrüsten zu lassen, dann wird man sie auch tun können.


„ICH WOLLTE EINFACH GOTT AUF DIESE WEISE DIENEN”

Die Liebe zur Christlichen Wissenschaft brachte mich in die Praxis — ich erkannte, wie viele Möglichkeiten sie bietet, anderen zu helfen, und mir wurde bewußt, daß ich ihr mein ganzes Leben widmen konnte.

Nach meinem Collegeabschluß war ich im Verkauf tätig. Ich hatte Erfolg in meinem Beruf, aber er füllte mich nicht aus. Dann wurde ich zum Militär eingezogen. Ich betete, daß Gott mir nach meiner Entlassung den nächsten Schritt zeigen möge.

Langsam gelangte ich zu der Überzeugung, daß ich nicht endlos warten mußte, ehe ich die Heiltätigkeit vollberuflich aufnahm. Vorher hatte ich immer gedacht, daß die Praxis ein ganz natürlicher Schritt wäre, nachdem ich etliche Jahre in meinem Beruf gearbeitet hatte und dann in Rente ging. Aber nun erkannte ich, daß ich nicht zu warten brauchte und mich dem Studium und der Heilarbeit, die ich liebte, jetzt widmen konnte, daß die Welt dies mehr als alles andere brauchte.

Der springende Punkt für mich war, daß ich lernte, mich auf das göttliche Gemüt zu verlassen, um Ideen zu empfangen. Ich bete um die geistigen Ideen, die dann in Hilfe für andere umgewandelt werden können. Das Ziel ist einzig und allein, zu dienen. Wenn jemand in die öffentliche Praxis gehen möchte und darüber nachdenkt, wie er helfen und dienen kann, dann findet er ganz natürlich seinen Weg in die Heilarbeit, und andere, die Hilfe brauchen, fühlen sich zu ihm hingezogen.

Ich erinnere mich an die Anfangszeit meiner Praxis. Mein Einkommen war damals nicht gerade glänzend! Wenn ich ins Büro kam, schaute ich zunächst nicht nach der Post, denn ich wollte es vermeiden, nach einem Scheck zu suchen. Statt dessen bat ich das göttliche Gemüt um Ideen, die ich gebrauchen konnte, um anderen zu helfen und Gutes zu tun. Nachdem ich knapp über ein Jahr als Ausüber gearbeitet hatte — ich war noch nicht im Journal eingetragen —, nahm ich für anderthalb Jahre eine Teilzeitarbeit an. Nach diesen achtzehn Monaten hatte ich meine alten Schulden abgezahlt, und die Praxis ernährte mich.

Als ich die Ausübertätigkeit aufnahm, war ich so davon erfüllt, daß es mir gleich gewesen wäre, was ich hätte tun müssen, um dabei zu bleiben — Fußböden schrubben oder was auch immer. Ich wollte einfach diese Arbeit tun, einfach Gott auf diese Weise dienen. Nichts — buchstäblich nichts anderes — bedeutete mir etwas. Ich glaube, diese große Hingabe war ausschlaggebend.


„WIR MÜSSEN DIESE ARBEIT VON GANZEM HERZEN LIEBEN”

Als ich Anfang zwanzig war, wurde ich sehr krank. Ich wurde durch Gebet geheilt, und danach wollte ich mein Leben der Ausübung des geistigen Heilens widmen. Wenn man solch eine Erfahrung mitmacht — und von einer schweren Krankheit geheilt wird — dann begreift man, daß es nichts Wirkliches gibt außer Gott und Seiner Allheit.

Etwas Wichtiges, was ich lernen mußte, war, was der Körper wirklich ist, daß der Mensch nicht vom physischen Körper definiert wird. Ausüber und Patient arbeiten nicht in erster Linie daran, einen materiellen Körper zu verändern, sondern daran, das Denken zum geistigen Sein zu erwecken. Der Körper spricht auf die Änderung im Denken an. Wir müssen für die Macht des Geistes, Gottes, transparent sein, um in allen Bereichen unseres Lebens Heilung zu erfahren.

Man muß sein ganzes Herz der Heilarbeit hingeben und sie lieben. Mrs. Eddy schreibt im Handbuch Der Mutterkirche:Gott verlangt unser ganzes Herz. .. " Und wirklich hat mich seit meiner Heilung nichts anderes interessiert, als Gott und dem Menschen zu dienen. Als mich einmal eine Frau anrief und um Hilfe bat, antwortete ich: „Ich helfe Ihnen von Herzen gern." Darauf folgte ein langes Schweigen. Schließlich fragte ich, ob sie noch am Apparat sei. Und die Frau sagte nur: „Ich glaube, daß Sie das wirklich meinen." Diese Arbeit von ganzem Herzen zu lieben — das ist wirklich die Substanz der Ausübertätigkeit.

Jeder hungert danach, geliebt zu werden — Gottes Liebe zu spüren. Und die, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, sind gesegnet!


„DIE HEILARBEIT IST DIE LOHNENDSTE ARBEIT DER WELT”

Ich fühlte mich zur Praxis hingezogen, weil ich anderen helfen wollte. Nachdem ich bei einem Lehrer der Christlichen Wissenschaft Klassenunterricht genommen hatte, wandten sich Freunde, Kollegen aus der Bank und Familienmitglieder an mich um Hilfe durch Gebet. Drei Jahre nach meinem Collegeabschluß, wurde ich dann zum Ersten Leser in meiner Zweigkirche gewählt. Und bei der Vorbereitung auf die Gottesdienste dachte ich oft: „Ich wünschte, ich könnte mein Leben ganz diesem Gebet und diesem Studium widmen.“

Später diente ich während des Krieges in der US-Marine als Seelsorger. In meinen dreizehn Jahren bei der Marine hatte ich reichlich Gelegenheit für Heilarbeit. Kaum war ich am Standort angekommen, da wurde ich schon um Behandlung gebeten. Die geistigen Heilungen, die ich in dieser Zeit sah — Heilungen von Tuberkulose, Brustkrebs, Lungenentzündung, Ehe- und Berufsproblemen und vielem anderen —, legten das Fundament für meine spätere hauptberufliche Ausübung der Christlichen Wissenschaft.

Ich mußte die Wirksamkeit des göttlichen Gesetzes sehen, der Heilkraft, die der Arbeit zugrunde liegt, der Welt. Bei dieser Arbeit erkennen wir durch Gebet die Kraft Gottes.

Für mich führte der Weg zur Praxis über die Läuterung und Vergeistigung meiner Gedanken. Und dann ließ ich die Ausübertätigkeit Seite an Seite mit meinen anderen täglichen Aufgaben wachsen, bis sie alle anderen Verpflichtungen verdrängte. Es gibt ein Gesetz Gottes, das jeden zu seiner richtigen Arbeit führt. Wenn wir uns unter dieses Gesetz stellen und nicht glauben, wir seien persönlich für etwas verantwortlich oder zu etwas fähig, dann erfolgt Heilung.

Eine besonders wichtige Lektion für mich war, den Weg aus dem Labyrinth des menschlichen Widerstands zu finden und zusammen mit Gott für die Praxis einzustehen, ohne die Mittel für den Lebensunterhalt zu haben. Ich mußte die unerschöpflichen Reichtümer des Geistes als die Kraft erkennen, die hinter der Entwicklung der Praxis stand. Als ich aus der Marine ausschied, um vollberuflicher Ausüber zu werden, und damit ein Gehalt und die Aussicht auf eine Pension aufgab, da konnte ich auf Geist vertrauen und daran festhalten, daß ich durch die Ausübertätigkeit meinen Begriff davon erweiterte, was es bedeutet, Gott zu dienen. Ich wußte, ich konnte mich darauf verlassen, daß Gott mir den Weg zeigen und meine Familie versorgen würde. Es dauerte etwa zwei Jahre, ehe ich konkrete Beweise dafür sah.

Als uns einmal in diesen ersten Jahren das Geld ausging, kam Hilfe in Form einer Anleihe bei einer der größten Banken der Stadt. Der Bankangestellte sagte zu mir: „Junger Mann, Sie haben weder Einnahmen noch Sicherheiten. Ich muß Ihnen diese Anleihe auf Ihr ehrliches Gesicht hin geben." Und das tat er auch.

Die angeblichen Begrenzungen der Materialität verschwinden, wenn wir einen geistigen Standpunkt einnehmen. Diesen geistigen Standpunkt zu erreichen kann eine Auferstehungserfahrung sein. Mrs. Eddy macht das in Wissenschaft und Gesundheit klar, wenn sie von den Auswirkungen spricht, die Jesu Auferstehung auf die Jünger hatte. „Sie half ihnen, sich und andere aus geistiger Stumpfheit und aus dem blinden Glauben an Gott zu der Erkenntnis unendlicher Möglichkeiten zu erwecken." Das ist eine machtvolle Aussage über geistiges Heilen und über die Wirklichkeit des Lebens.

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