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Hat Religion noch eine Zukunft?

Aus der April 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie Wichtig Ist Religion überhaupt?

Mit Religion baut man keine Häuser. Das tun Architekten, Ingenieure, Stahlbauer.

Die Religion macht keine Erfindungen, wie zum Beispiel den Computer oder das Fernsehen.

Im überwiegenden Teil der Welt hat die Religion weder die Regierungs- noch die gesetzgebende Gewalt. Die wird von Parlamenten, gesetzgebenden Versammlungen, Senaten und Präsidenten ausgeübt.

Viele Menschen würden sagen, daß ihre Religion auf ihre körperliche und geistige Verfassung oder auf die Harmonie ihrer Ehe wenig Einfluß hat, daß demgegenüber aber Ärzte, Psychologen und Eheberater große Bedeutung haben.

Was also bleibt? Gelegentliche private und öffentliche Gebete. Hin und wieder ein Kirchenbesuch. Beisetzungen und tröstende Worte. Hochzeiten und kirchliche Zeremonien. Ist Religion auf dieser Grundlage noch eine lebendige Kraft in unserer Gesellschaft? Hat sie eine Zukunft?

An diesem Punkt werden sich wahrscheinlich viele gegen solcherlei Fragen zur Wehr setzen wollen. Was soll das? Wozu diese Fragen?

Die Antwort lautet: Wenn Religion überleben und dabei mehr sein soll als ein museales Relikt, dann müssen wir heute sehr viel ernsthafter über Religion und ihre Bedeutung für uns nachdenken.

Die sichtbaren und unsichtbaren Zwänge des Materialismus sind heutzutage beträchtlich. Sie halten uns unaufhörlich vor Augen, daß der Mensch im wesentlichen ein materieller Mechanismus sei, der auf der Grundlage seelenloser Gesetze funktioniert. Nicht nur der Körper, ja das gesamte Verhalten des Menschen wird in zunehmendem Maße als tierisch und evolutionär gedeutet. Oft scheinen amoralische Kräfte, Geld und Macht in der Politik und der Wirtschaft zu regieren. Die Rechtsprechung tendiert neuerdings dahin, es als strafbare Handlung zu werten, wenn Eltern sich wegen Heilung ihres Kindes auf Gebet verlassen und es dabei stirbt — kurz gesagt, der wird bestraft, der von der Religion etwas Praktisches erwartet.

Welche Bedeutung hat aber dann Religion in der heutigen Zeit? Welche kann sie haben? Ich muß da an den Fall eines guten Freundes denken. Im Alter von drei oder vier Jahren wurde er von seiner ledigen Mutter verlassen. Er erlebte als Kind verschiedene Formen von Mißhandlung, wurde auch sexuell mißbraucht. Er mußte hungern, ihm fehlten menschliche Wärme und Nähe.

Als er heranwuchs, war er schwächlich, und später hieß es, seine Lernfähigkeit sei so stark beeinträchtigt, daß er kaum fähig sei, den Boden zu fegen. Durch Gebet und Studium der Christlichen Wissenschaft fand er heraus, daß der Mensch seine Intelligenz und seine Gesundheit in Wirklichkeit von Gott, Geist, hat. Heute hat er eine normale Konstitution. Er hat gerade einen auf fünf Jahre festgesetzten beruflichen Fortbildungslehrgang in nur zweieinhalb Jahren abgeschlossen, und das mit hervorragenden Noten. Man könnte sagen: Sein geistiger und moralischer Fortschritt — seine Religion — hat ihm eine Zukunft gegeben.

Das ist kein Einzelfall. Das Verständnis der Güte und Macht Gottes und Seines Gesetzes hat im Leben vieler tausend anderer Menschen ähnliche Umwandlung und Heilung bewirkt. Überall dort, wo man auf die Geistigkeit und die Liebe zu Gott trifft, die die wunderbare Wirklichkeit des göttlich Guten — ja Gott — dem menschlichen Denken näherbringen, zeigt sich ein Wandel zum Besseren und Heilung.

Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft begründet hat, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „In der Geschichte der neunzehn Jahrhunderte gibt es viele Sekten, aber nicht genug Christentum...

Ein höheres und praktischeres Christentum, das Gerechtigkeit demonstriert und die Bedürfnisse der Sterblichen in Krankheit und Gesundheit befriedigt, steht an der Pforte dieser Zeit und klopft, Einlaß begehrend, an.“ So wie sie es sah, war die Christliche Wissenschaft mit ihrer heilenden Theologie dieses praktische Christentum. Aber ein Christentum, das heilt, so glaubte sie, war jedem zugänglich. Es würde sich unausweichlich weiter ausbreiten, und zwar in dem Maße, wie der Gesellschaft die praktische Bedeutung der Religion bewußter wurde.

Wenn die typischen falschen Vorstellungen, die die Religion so oft behindert haben und die sie als Ritual und überholte Tradition erscheinen ließen, ausgeräumt worden sind, dann werden die positiven Veränderungen sichtbar werden, die sie im menschlichen Leben bewirken kann. Eine Wirkung der Religion kann sein, daß der ganz praktische Wert der Moral und ihrer Notwendigkeit erkannt wird. Eine andere kann physisches Heilen sein. Und beide zusammen können uns erneut die Gewißheit geben, daß Güte, Ehrlichkeit und Liebe bedeutsame Eigenschaften sind, etwas, was wir intuitiv schon geglaubt haben. Die Menschen beginnen einzusehen, wie irreführend die Annahme ist, daß der Ursprung des Menschen rein materiell sei. Sie entdecken die wahre Natur des Menschen, der Bild und Ausdruck Gottes ist — sozusagen die Wissenschaft vom Menschen —, und begreifen daher ein wenig besser die geistige Bestimmung des Menschen.

„Was ist der Mensch, daß du seiner gedenkst?“ fragt die Bibel. „Mit Ehre und Herrlichkeit hast du ihn gekrönt. Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk.“

Religion errichtet keine Gebäude im buchstäblichen Sinn. In ihrer reinsten Form baut sie Menschen auf. Sie zeigt ihnen besser als alles andere ihre wahre Identität und Individualität.

Die Gesellschaft wird durch das praktische Christentum gesegnet. Christi Christentum hat eine Zukunft, eben weil es nicht etwas aus der Vergangenheit ist. Wo immer wahre Geistigkeit und Liebe zu Gott und den Menschen in den vergangenen Jahrhunderten anzutreffen waren, wiesen sie darauf was kommen wird, wenn die Menschheit sich in vollerem Maße bewußt wird, welch praktischen Wert es hat, etwas über die geistige Natur des Seins zu lernen.

Was kann wahre Religion leisten? Sie kann das Licht im Leben der Menschen erhalten. Ohne die Anerkennung der geistigen Realität wäre das Leben ohne neue Horizonte: begrenzt, dunkel und erdrückend. Doch mit einer frischen Erkenntnis über Gott und Seinen geistigen Menschen erleben wir wieder die Begeisterung und den praktischen Nutzen des Urchristentums. Außerdem erleuchtet es uns den Weg in einer Zeit, die immer mehr als eine geistige Ära angesehen wird.

Das Volk, das im Finstern wandelt,
sieht ein großes Licht,
und über denen, die da wohnen
im finstern Lande, scheint es hell.
Seine Herrschaft [wird] groß...
und des Friedens kein Ende
auf dem Thron Davids und in seinem Königreich,
daß er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit
von nun an bis in Ewigkeit.
Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth.

Jesaja 9:1, 6

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