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„Ich kämpfte nicht darum, die Drogen aufzugeben; ich betete um mehr Verständnis”

Aus der September 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Reklametafeln, Fernsehwerbung, Schulen und Beratungsstellen warnen die Leute vor Drogen — und vor den Tragödien, die sie verursachen. Aber was ist zu tun, wenn man sich mitten in der Tragödie befindet? Kann man wirklich frei davon werden? Und kann man die Dinge hinter sich lassen, die einen ursprünglich dazu brachten, Drogen zu nehmen? In diesem Artikel berichtet eine junge Frau, wie sie von den Drogen loskam und wie sie dabei Freiheit und ein neues Selbstwertgefühl fand.

Als ich achtzehn oder neunzehn Jahre alt war, war ich völlig von Drogen abhängig. Es kam so weit, daß ich das Gefühl hatte, ich könne es nicht eine Stunde, geschweige denn einen Tag, ohne sie aushalten. Mein Arzt war freundschaftlich um mich besorgt und fürchtete, daß mein Leben ganz plötzlich durch Selbstmord oder Krankheit enden könne.

Alles hatte angefangen, als ich gerade dreizehn Jahre alt war. Ich war schrecklich niedergeschlagen gewesen wegen völlig zerrütteter Familienverhältnisse. Als meine Freunde anfingen, Pot zu rauchen, sah ich keinen Grund, dies abzulehnen. Es schien ganz harmlos zu sein, und schließlich verflog dabei auch die tiefe Traurigkeit, die ich empfand.

Ein paar Jahre später machte ich Bekanntschaft mit LSD, Speed, Haschisch und Alkohol. Als ich schließlich aufs College ging, hatte ich das Gefühl, daß mein Denken und Leben völlig außer Kontrolle geraten waren. Ich fühlte mich allein gelassen, wertlos und unerfüllt. Beständig suchte ich nach Zuwendung und Liebe. Ich nahm nun auch Kokain, trank noch häufiger und rauchte stark.

Schließlich brach ich das Studium ab und landete in einer Anstalt für psychisch Kranke. Damals begann die furchtbarste Form der Abhängigkeit. Über ein Jahr lang — sechs Monate davon war ich auf der Krankenstation — gab man und verschrieb man mir eine immer größere Dosis verschiedener Drogen. Ich verabscheute mich selbst, weil ich nicht ohne Drogen existieren konnte. Ich hatte fast keine Hoffnung mehr. Über fünfzehn Ärzte und Psychiater hatten mich behandelt. Es schien keinen Ausweg zu geben. Sie rieten vor allem dringend zu einem langen Krankenhausaufenthalt, weil sie glaubten, daß dadurch wenigstens ein Selbstmordversuch verhindert werden könnte.

In dieser Zeit äußerster Verzweiflung bot mir eine Bekannte aus einer anderen Stadt an, mich für einige Zeit bei sich aufzunehmen. Deshalb entließ man mich aus dem Krankenhaus. Kurz nach meiner Ankunft kamen mir meine Taschen abhanden, und als ich nicht an die Drogen konnte, geriet ich völlig durcheinander und wurde äußerst empfindlich gegen Lärm. Ich hatte panische Angst.

Meine Bekannte fragte mich, ob ich mit ihr zu einem Vortrag über die Christliche Wissenschaft gehen wolle, der in der Stadt gehalten wurde. Ich ging mit und hörte mit sehr willigem Herzen zu.

Worte können nicht zum Ausdruck bringen, was ich während dieser einen Stunde fühlte. Ich spürte eine untrügliche Heiligkeit und einen Trost, die meine Furcht und Hoffnungslosigkeit durchdrangen. Ich verstand keineswegs sofort alles. Aber im Innersten spürte ich, daß ich etwas hörte, was dem wahren Wesen Gottes und des Menschen näherkam als alles, was ich bisher geglaubt hatte. Der Vortragende sprach über das gottgegebene Recht des Menschen auf Freiheit im Gegensatz zu der herkömmlichen Auffassung, daß man mit Unfreiheit fertig werden oder mit ihr zu leben lernen müsse.

Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Alles, was den Menschen zum Sklaven macht, ist der göttlichen Regierung entgegengesetzt. Wahrheit macht den Menschen frei.” Ich sehnte mich danach, mehr über die Wahrheit zu wissen, die frei macht. Ich lehnte mich gegen die Schwachheit des Körpers und die Unfreiheit des Bewußtseins auf.

Nach dem Vortrag rief ich eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft an und bat sie, mir durch Gebet zu helfen. Meine Furcht war fast größer als mein Wunsch, geheilt zu werden. Ich wußte jedoch, daß ich irgendwo anfangen mußte. Ich fing mit dem Glauben an — ich akzeptierte, daß eine höhere Wahrheit existierte als das, was wir mit den körperlichen Sinnen wahrnehmen. Es war ein aktiver Entschluß, das Denken Gott zu öffnen. Während ich mich Ihm im Gebet zuwandte, las ich die biblische Verheißung aus Jakobus: „Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch.”

Das war der Anfang und, wie ich jetzt erkennen kann, ein ganz wesentlicher Schritt zur Heilung der Sucht und der Furcht.

Ich betete; mit anderen Worten, ich bat Gott, mich mehr über meine Beziehung zu Ihm zu lehren. Ich betete, um mich selbst so zu sehen, wie Gott mich geschaffen hatte. Ich kämpfte nicht darum, die Drogen aufzugeben; ich betete um mehr Verständnis. Nach der englischen Übersetzung des Neuen Testaments von J. B. Phillips heißt es im Brief an die Römer: „Denn das neue geistige Prinzip des Lebens, in‘ Christus Jesus hebt mich aus dem alten Teufelskreis der Sünde und des Todes heraus.” Ich wurde immer abhängiger von den geistigen Ideen, die von Gott kamen, und erkannte dabei, daß Unabhängigkeit von falschen Stimulanzien eine unausweichliche Konsequenz war.

Die meisten Menschen werden in dem Glauben erzogen, daß Ursache und Wirkung rein materiell seien. Vererbung, so sagt man, sei schuld an einer Neigung zur Abhängigkeit von chemischen Stoffen. Streß soll dazu führen, daß man sein Heil im Alkohol sucht, Furcht sei der Grund zur Flucht in die Droge — und so weiter. Diese Annahmen führen auf den Pfad der Unterwerfung unter die sogenannten Gesetze der Materie. Zum ersten Mal wurde ich jetzt aufgefordert, Ursache und Wirkung von einer höheren Warte aus zu betrachten — Gott, die einzige Ursache oder der Allwissende, und der Mensch als die Wirkung Seiner Güte, Harmonie und Liebe.

Ich kann nicht beschreiben, wie standhaft ich nun betete. Augenblick für Augenblick wandte ich mich von ganzem Herzen an Gott. Jeden Tag versuchte ich, mehr von Gottes Güte und Ordnung zu erkennen. Konsequent schrieb ich für jeden Beweis des Guten Worte des Dankes nieder. Und das war keine bloß menschliche Verstandesübung, sondern eine Anerkennung der Gegenwart und Herrschaft Gottes.

Meistens fielen mir gerade die einfachsten und banalsten Dinge am schwersten. Aus dem Haus oder unter die Menschen zu gehen, das machte mich halb verrückt vor Angst. Ich fühlte mich so anomal im Vergleich zu Gleichaltrigen und meinen Geschwistern, die mit ihrem Alltag zurechtkamen.

Zurückblickend erkenne ich, wie Gottes Engelsbotschaften mir Halt gaben. Meine Gebete waren einfach und aufrichtig. Inmitten großer Dunkelheit schrieb ich: „Danke, Gott, für Deine sanfte, liebevolle Fürsorge. Gott, ich möchte nur Liebe zum Ausdruck bringen, jeden segnen und Frieden finden.” Als mein Verständnis wuchs, wurde ich dem Irrtum gegenüber weniger duldsam. Später schrieb ich: „Mein Bewußtsein kann nur von reinen, furchtlosen, klaren und liebevollen Gedanken erfüllt sein. Ich, Gottes Bild und Gleichnis, bin kein Mittel für die Zwecke des Bösen. Böse Gedanken jeder Art sind eine Abweichung und Verzerrung von dem, was Gott über mich weiß. Sie haben keine Macht und keine Herrschaft.”

Mrs. Eddy schreibt in den Vermischten Schriften: „Den menschlichen Hilferuf aus der Trostlosigkeit menschlicher Anschauungen vernimmt die göttliche Liebe und antwortet ihm.” Mein Ruf wurde beantwortet, und meine geistige Überzeugung vertiefte sich ständig.

Innerhalb weniger Wochen nachdem ich eine Ausüberin angerufen hatte, war ich vollkommen frei von allen Drogen, von Alkohol und Zigaretten.

Aber das Freiwerden von Drogen war nur der Anfang. Fast ein Jahr lang betete ich täglich zusammen mit einer sehr geduldigen Ausüberin, um Herr zu werden über Furcht, Depressionen und Entmutigung. Ich hielt mich an die Worte aus der zweiten Chronik: „Nicht ihr kämpft, sondern Gott.”

Ich begriff, daß Beten nicht heißt, sich selbst irgendein Ideal einzureden. Gott offenbarte mir, was ich für diese Heilung wissen mußte. Zusammen mit Seiner Offenbarung kam die Kraft, die Furcht zu zerstören, die mich gefangenhielt. Ich lernte, mich nicht mit den niederdrückenden Gedanken herumzuschlagen, sondern mich statt dessen beständing dem Licht des Christus, der Wahrheit, zuzuwenden.

Ich werde niemals jene kostbaren Augenblicke neu gefundener Unschuld, Liebe und Freude vergessen. Schließlich war ich so weit Herr der Situation, daß ich in einen anderen Teil des Landes ziehen konnte, um meine Ausbildung fortzusetzen und meine beruflichen Interessen zu verfolgen. Eine Frau, für die ich tätig war, sagte, sie habe nie mit einer Studentin zusammengearbeitet, die ein so reifes Denken, so viel Ausgeglichenheit und einen solch wundervollen Sinn für Freude besessen habe. Sie konnte nicht wissen, was diese Worte für jemanden bedeuteten, der durch solche Tiefen gegangen war. Am wichtigsten aber war mein tiefer Wunsch, anderen zu helfen und einfach nur zu geben. Ich fing an, unentgeltlich mit mißbrauchten Kindern zu arbeiten, und stellte dabei fest, daß Gebet von unschätzbarem Vorteil ist, wenn man helfen möchte, sie zu heilen.

Ich weiß, daß es für jeden eine Lösung gibt, der das Gefühl hat, seine Lage sei hoffnungslos und dunkel. Da jeder einzelne von uns das geistige Bild und Gleichnis Gottes ist, können wir Zuflucht finden in einem höheren, geistigeren Verständnis von uns selbst. Dieses Verständnis erlangen wir, wenn wir Gott als immergegenwärtige Liebe, als göttliches Prinzip, Geist, als unseren Vater und unsere Mutter erkennen. Es kann sein, daß das beharrliche Anstrengungen von uns fordert, aber unsere Freiheit ist eine Verheißung von Gott.

Denn das Gesetz des Geistes,
der lebendig macht in Christus Jesus,
hat dich frei gemacht von dem Gesetz der
Sünde und des Todes.

Römer 8:2

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