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Versorgung — und der „neue“ Ausüber der Christlichen Wissenschaft

Aus der September 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor Jahren, als ich die öffentliche Ausübung der Christlichen Wissenschaft aufgenommen hatte, lebte ich häufig in der Angst, nicht das nötige Haushaltsgeld aufbringen zu können. Wir hatten keine Ersparnisse; ein Kind ging zur Grundschule, und das andere war gerade in die Mittelschule gekommen. Wir hatten eine Hypothek, die Ausgaben für Lebensmittel, Gas, Strom und Wasser und außerdem Schulden von mehreren tausend Dollar, die wir uns aufgeladen hatten, bevor ich öffentlicher Ausüber der Christlichen Wissenschaft wurde.

Jedesmal wenn ich unter der Post einen Umschlag mit einer Rechnung entdeckte, bekam ich es mit der Angst zu tun. Oft legte ich diese Umschläge einfach in meine Schreibtischschublade in der Hoffnung, ich könne sie liegenlassen, bis bessere Zeiten kämen.

Eines Nachts wachte ich auf, sehr besorgt wegen meiner finanziellen Situation. Ich zog die Schublade mit all den ungeöffneten Umschlägen auf und begann, die Rechnungen zu sortieren. Es gab eine Menge Duplikate darunter, erste und zweite Mahnungen von Versorgungsbetrieben und — zu meinem Schrecken — eine dritte Mahnung wegen unserer unbezahlten Wasserrechnung. Ja, unser Wasser sollte an jenem Morgen um acht abgestellt werden, wenn die Rechnung bis dahin nicht bezahlt war. Ich schaute nach dem Betrag. Wir hatten gerade genug, um die Rechnung zu zahlen. Aber ich zögerte, das Geld auszugeben, denn die Angst redete mir ein, daß wir dann überhaupt keinen Pfennig mehr hätten.

Ich überwand mich, stieg ins Auto und raste zur Geschäftsstelle der Wasserwerke. Ich schrieb in großen roten Buchstaben auf den Umschlag mit meinem Scheck: „Inhalt: das Geld für die Wasserrechnung. Bitte stellen Sie uns das Wasser nicht ab!“ Dann warf ich den Umschlag in den Nachtbriefkasten.

Als ich wieder daheim war, schwor ich mir, daß ich mich nie wieder von Furcht abhalten lassen würde, meinen Verpflichtungen nachzukommen. Ich wollte mich nie wieder von der Angst dazu überreden lassen, mir selbst anzutun, was Furcht allein mir nicht antun konnte: mir meine Unschuld, Weisheit und Liebe als Gottes Kind zu nehmen.

Ich verbrachte die nächsten paar Stunden damit, die ganze ungeöffnete Post durchzugehen. Ich warf die Duplikate weg, ordnete die anderen Rechnungen nach ihrer Dringlichkeit, und dann betete ich, um die Furcht zu überwinden, daß ich diese Rechnungen nie würde bezahlen können. Ich fragte mich: „Kann Gott je an irgend etwas Mangel haben? Wenn Mangel kein Teil der Existenz Gottes ist, kann Er dann gerechterweise Seine Kinder so erschaffen, daß sie Mangel erleiden? Kann ich, ein Kind Gottes, jemals in eine Lage kommen, wo ich nicht über die praktischen Mittel verfüge, um zu beweisen, daß Mangel meine Existenz nicht beherrschen kann?“

Als ich um Verständnis und Führung betete, um zu wissen, wie ich meine Finanzen jetzt, wo ich kein geregeltes Einkommen mehr hatte, regeln könnte, wurde mir klar, daß es grundlegende Wahrheiten über Gott gibt, die (weit davon entfernt, kalte, rein theoretische Behauptungen zu sein) mir als gütige, liebevolle Hilfen zur Verfügung standen — und zwar jetzt, hier, an diesem Morgen. Zum Beispiel folgende Wahrheiten:
Gott ist der Eine — Er macht sich nicht selbst Konkurrenz;
Gott ist unendlich — ohne Anfang oder Ende;
Gott ist Gemüt — Weisheit und Intelligenz.

Was ich von Gottes Einheit verstand, ließ mich erkennen, daß es nicht zwei Universen gibt: das geistige und das, in dem ich scheinbar zur Zeit lebte. Es gibt nur das geistige Universum, Gottes Universum. Und je klarer wir Gott als göttliches Prinzip erkennen und je fester wir aufgrund dieser Erkenntnis in Ihn vertrauen, desto mehr sehen wir von Gottes gütiger und gerechter Herrschaft.

Ich erkannte auch, daß man in Seinem Universum nicht zwischen miteinander konkurrierenden Alternativen wählen muß. Jeder Aspekt der Schöpfung Gottes muß von Wert sein. Jedes Wesen muß alles besitzen, was es zum Leben braucht. Und dieses Leben ist nicht armselig, sondern vollständig. Es ist nicht davon abhängig, daß ein anderes Glied der Schöpfung einen Teil seines Platzes oder seiner Versorgung aufgibt. Menschlich gesehen konnte ich also erwarten, daß alle meine Rechnungen bezahlt würden.

Die Unendlichkeit der Liebe Gottes zeigte mir, daß geistige Versorgung — die Grundlage für das, was wir menschlich als die Stillung unserer Nöte sehen — aus einem unendlichen Gott hervorgeht. Was auch immer nötig ist, um das geistige Universum ewiglich im Gleichgewicht zu halten, steht zur Verfügung, und es ist unmöglich, daß es sich erschöpfen oder verringern könnte.

Die Tatsache, daß Gott Gemüt ist, ließ mich erkennen, daß es in Seinem Universum keine Verschwendung gibt. Ja, es gibt reiche Fülle. Weisheit und Intelligenz bestimmen jedoch, daß diese Fülle alle Nöte stillt, nicht aber Verschwendung oder Mißbrauch zuläßt. Als ich das verstand, konnte ich besser unterscheiden zwischen berechtigten Bedürfnissen und selbstsüchtigen Wünschen.

Ich begann ferner einzusehen, daß Gott, ebenso wie Er die Quelle meiner Versorgung ist, auch die Quelle der Versorgung für alle meine Gläubiger ist. Ich wollte damit keinesfalls versuchen, mich vor rechtmäßigen Verpflichtungen zu drücken, sondern ich bemühte mich, ein falsches Verantwortungsgefühl aufzugeben, damit ich meine Gedanken auf das richten konnte, was geistig wahr ist.

Jener Morgen war für mich der Wendepunkt in unserer Demonstration von Versorgung. Die Dinge änderten sich nicht über Nacht, aber sie änderten sich. Im Laufe der nächsten paar Jahre holten wir die ausstehenden Rechnungen auf, und die großen Schulden zahlten wir völlig ab.

Ich mußte während dieser Zeit daran festhalten, daß meine Familie und ich nicht Menschen zweiter Klasse waren, weil wir uns entschieden hatten, auf Gott zu vertrauen. Wie konnten wir denn dafür bestraft werden, daß wir der fundamentalen Lehre der Bibel folgten, die besagt, daß Gott über alles regiert, daß Gott gut ist und daß Gott die Quelle alles Guten ist?

„So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Diese Worte aus dem Römerbrief wurden für mich zum Stab, auf den ich mich viele Male stützte.

Als ich in den nächsten Tagen weiter darum betete, mehr über Würde zu verstehen, kam mir der Gedanke, unseren Gläubigern zu schreiben und ihnen zu erklären, was ich tat — daß ich durchaus nicht beabsichtigte, mich meinen Verpflichtungen zu entziehen, und daß ich alle Schulden voll und ganz abtragen würde. Ihre Antworten überraschten mich. Es kamen ein paar vorgefertigte Computerbriefe, aber wir erhielten auch persönliche Briefe und Anrufe von Leuten, die voller Verständnis waren und mich ermutigten und ihre Hilfe anboten, wo immer es ihnen möglich war. Ich begann, etwas von der Vollständigkeit des Universums Gottes zu begreifen, das ein zusammenwirkendes Ganzes ist. Die Lüge, wir hätten Würde und Integrität verloren, begann sich aufzulösen, und wir machten noch schnellere Fortschritte.

Am meisten half es mir in jener Zeit, wenn ich mein Denken konsequent prüfte. Jedesmal wenn sich mir Suggestionen von Armut, Ungerechtigkeit, Schikane oder vergeblicher Mühe aufdrängen wollten, nahm ich mir sofort die Zeit, diese Gedanken, die ja nicht von Gott kamen, zu berichtigen. Ich betete, um klarer zu erkennen, daß das, was über Gott wahr sein muß, auch über den Menschen wahr ist, Sein Bild und Gleichnis — das meine wahre Identität war und ist. Wenn die sterbliche Logik sagte, ich hätte Zeit, über eine Suggestion nachzudenken, die nicht von Gott kam, dann wußte ich, daß ich auch die Zeit hatte, diese Suggestion mit der Wahrheit Gottes zu korrigieren — ganz gleich, wo ich war oder was ich tat.

Ich begann zu spüren, daß, geistig gesehen, Angebot und Nachfrage oder Versorgung und Bedürfnis immer im Gleichgewicht sind. Sie sind zwei Aspekte der gleichen Sache: der Wirklichkeit Gottes. Gott ist! Das kann man mit Versorgung gleichsetzen. Gott kann nicht anders, als das zu sein, was Er ist! Das kann man mit Bedürfnis vergleichen. Gott ist Liebe. Die göttliche Liebe kann gar nicht anders, als zu lieben. Die göttliche Liebe und das Lieben dieser Liebe sind immer im Gleichgewicht.

Der geistige Mensch ist die volle Darstellung Gottes, der Seele; und so begann ich ein wenig davon zu begreifen, wie der Mensch in Beziehung zu diesem Gleichgewicht zwischen Versorgung und Bedürfnis steht. Geistig gesehen muß die Versorgung des Menschen alles einschließen, was den Menschen zum vollen Vertreter Gottes macht. Mir wurde klar, daß ich gerade dann, wenn das Argument des Mangels am lautesten schrie, verstehen mußte, daß ich bereits Gottes vollständiger Ausdruck war. Ich mußte mir bewußt werden, daß diese Wahrheit sich hier und jetzt auf praktische Weise bei der Regelung meiner finanziellen Angelegenheiten kundtat. Es war klar, daß mein Vater-Mutter Gott mich als wahren Zeugen Seiner selbst brauchte. „Gott gibt euch Seine geistigen Ideen, und sie wiederum geben euch, was ihr täglich braucht“, schreibt Mrs. Eddy in den Vermischten Schriften.

Als ich das verstand, erschienen nach und nach die Mittel, so daß meine Familie ordentlich essen und sich kleiden konnte, wir mit der Bezahlung der Rechnungen beginnen und unser Haus behalten konnten. Manchmal zeigte sich dadurch Hilfe, daß wir dazu geführt wurden, etwas zu tun. Und als ich falschen Stolz und ein falsches Ichgefühl aufzugeben lernte, kam auch Hilfe durch die Fürsorge eines liebevollen Nachbarn, eines Freundes oder eines Kirchenmitglieds.

Während dieser Zeit geistigen Wachstums erkannte ich auch, daß viele Mißverständnisse über Versorgung und die menschliche Form, in der sich Versorgung zeigte, berichtigt werden mußten.

So lernte ich zum Beispiel, daß Versorgung und Furcht nicht Hand in Hand gehen. Es mag angebracht sein, ein Sparkonto, angelegte Gelder oder eine Altersversorgung zu haben; aber solch ein Planen der Versorgung sollte nie der Furcht entspringen, daß Gott vielleicht morgen nicht mehr da wäre, um unsere Nöte zu stillen.

Das war etwas, was die Israeliten lernen mußten, als sie ihre Wanderung durch die Wüste begannen, nachdem Mose sie aus der Knechtschaft geführt hatte. Sie mußten lernen, sich Schritt für Schritt auf Gott zu verlassen. Die Israeliten konnten die Wachteln oder das Manna nicht einlagern. Sie mußten darauf vertrauen, daß Gott sie am Abend und am folgenden Morgen ebenso versorgen würde, wie Er sie bereits an jedem Abend und Morgen versorgt hatte. Weisheit, nicht die Furcht, daß Gott morgen oder im nächsten Jahr nicht mehr da sein könnte, sollte die Basis für die richtige Verwaltung unserer Finanzen sein.

Ferner mußte ich darauf achten, daß ich nicht versehentlich anfing, mich auf das Einkommen aus der Praxis, auf Investitionen oder staatliche Unterstützung zu verlassen, wenn ich mich doch allein auf Gott verlassen sollte. Gott ist immer die Quelle alles Wirklichen und Guten. Geld, aus welcher Quelle es auch kommt, ist lediglich ein Symbol der Fürsorge Gottes für uns.

Ein anderer dummer Gedanke, dem ich nicht nachgeben durfte, war, daß die Versorgung wie durch Zauberei erscheinen würde. Natürlich erwartete ich nicht, daß in meinem Vorgarten plötzlich ein Geldbaum wachsen würde! Und ich konnte auch nicht untätig die Hände in den Schoß legen und erwarten, für Nichtstun versorgt zu werden. Ich mußte aktiv arbeiten und alle meine Fähigkeiten nutzen — in meinem Fall bedeutete das, mein Verständnis von Gott durch die Ausübung der Christlichen Wissenschaft auszudrücken —, um die Fürsorge Gottes zu erfahren.

Versorgung erscheint zwar auf menschlicher Ebene oft in Form von Geld, aber ich mußte mich davor hüten, nicht in die Gewohnheit zu verfallen, Versorgung nur in Form von Geld zu erwarten. Mir wurde folgendes klar: Wenn ich der sterblichen Vernunft statt Gott vertraute, wenn ich mir genaue Vorstellungen davon machte, wie die richtige Lösung aussehen sollte, wenn ich dem Stolz oder einem falschen Verantwortungsbewußtsein nachgab, dann würde ich die Anwendung geistiger Gesetze auf ein Problem begrenzen und dadurch blind werden für eine göttlich inspirierte Lösung, die unsere Bedürfnisse viel besser stillen würde als alles, was ich menschlich voraussehen konnte. Ich durfte nicht vergessen, daß Versorgung auf menschlicher Ebene auch als Lebensmittel, Wohnung, Stipendien, Beihilfen, Tauschgeschäfte und vieles andere erscheinen kann.

Das letzte große Mißverständnis, das damals aus dem Weg geräumt wurde, war das Argument, die Menge unserer materiellen Besitztümer sei ein Gradmesser des relativen Wertes der Liebe Gottes zu uns — wer mehr hat, wird mehr geliebt; oder wer mehr hat, versteht mehr.

Gott liebt jedes Seiner Geschöpfe gleichermaßen; darum ist der relative Begriff mehr (oder weniger) im geistigen Bewußtsein bedeutungslos. Jeder von uns hat als vollständige Idee, die den einen Gott widerspiegelt, alles, was dieser eine Gott hat — niemand hat mehr, niemand hat weniger. Alter, Herkunft, Bildung und geographischer Ort spielen keine Rolle bei der Demonstration der geistigen Gesetze Gottes.

In den Vermischten Schriften schreibt Mrs. Eddy: „Gott ist allumfassend, an keinen Ort gebunden, durch kein Dogma bestimmt, keiner Sekte ausschließlich zu eigen. Für einen nicht mehr als für alle ist Gott als göttliches Leben, göttliche Wahrheit und göttliche Liebe demonstrierbar; und Sein Volk sind jene, die Ihn widerspiegeln — die die Liebe widerspiegeln. . . Er behütet, führt, nährt und umhegt die Schafe Seiner Weide; und ihre Ohren hören auf Seinen Ruf.“

Unser Wasser wurde an jenem Morgen vor vielen Jahren nicht abgestellt. Aber ich habe gelernt, daß ich es mir nicht leisten kann, in ein falsches Sicherheitsgefühl zu verfallen, als ob „ich meine Versorgung demonstriert“ hätte. Versorgung ist einer der Begriffe, die sich nicht für eine einmalige Demonstration eignen. Dieser Begriff schließt so viel in sich, daß wir damit arbeiten und unser Verständnis seiner Quelle täglich vertiefen müssen.

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