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Wie können wir den ausgestoßenen Kindern unserer Gesellschaft helfen?

Aus der September 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eines Tages Stand urplötzlich ein vierzehnjähriger Junge bei einer Bekannten vor der Tür. Ihr Enkel war bei ihr zu Besuch; der hatte ihn mitgebracht und ihn eingeladen, bei ihm zu übernachten. Der Junge sagte, er heiße Trash (Abfall). Sein wirklicher Name war, wie er später zugab, David, aber seine Freunde nannten ihn Trash.

Wie kommt es, daß ein gutaussehender Junge so genannt wird?

Dieser Straßenjunge berichtete kurz, daß seine Mutter tot sei — ein Drogenopfer. Mehr wollte er nicht erzählen, aber es war offensichtlich, daß dieser junge Mensch sich für wertlos hielt, für ausgestoßen, zu nichts nütze.

Der Name, den man dem Jungen auf der Straße gegeben hatte, paßt heutzutage auch auf viele tausend andere junge Menschen. Sie sind die Ausgestoßenen einer Gesellschaft, die ihre moralischen und geistigen Werte und Prioritäten aus den Augen verloren hat.

Menschen, die soziale Verantwortung fühlen, — und geistige Denker ebenso — fragen sich: Was sind die wirklichen Ursachen dieser bedrückenden Phänomene, dieses Selbsthasses und des brutalen „Wegwerfens“ von Kindern?

Wir hören oft, daß das Problem in der Natur des Menschen selbst liege, der das Produkt der Evolution sei. Er habe sich aus Materie entwickelt und werde von dem sogenannten Gesetz der natürlichen Auslese regiert, demzufolge nur die Stärkeren überleben. Das Ergebnis ist ein Mensch, der weitgehend von tierischen Instinkten, Erbanlagen und der Umwelt beherrscht wird.

In der biblischen Allegorie von Adam, dem angeblichen Stammvater der Menschheit, haben wir es ebenfalls mit einem materiellen Menschen zu tun, aber einem, der sich in Ursprung und Entwicklung von dem Menschen der Evolutionstheorie unterscheidet. Er wurde von einem Stammesgott „aus Erde vom Acker” geformt und mit Lebensbedingungen ausgestattet, die geradezu paradiesisch waren. Doch dann übertraten er und seine aus seiner Rippe geschaffene Frau das Gebot, nicht mit der Erkenntnis des Bösen zu experimentieren. Für diesen Ungehorsam wurden sie aus dem Garten Eden vertrieben und dazu verdammt, ihren Lebensunterhalt dem Acker abzuringen. Seitdem lastet der Fluch von Sünde und Tod auf Adam und seinen Nachkommen.

Ob wir nun an die Evolution glauben oder an die Geschichte von Adam, beides sind Darstellungen vom Ursprung des Menschen, die uns alle Hoffnung nehmen, denn sie sind ganz und gar materiell, aller Sünde und allen biologischen Begrenzungen und Unzulänglichkeiten hilflos unterworfen. Beide führen zu Verzweiflung und letztlich zum Tod.

Der geistige Denker erkennt mit Hilfe der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr´istjen s´aiens), daß das Erdemensch-/Affenmensch-Dilemma nur durch ein höheres, richtigeres Verständnis von der Natur des Menschen überwunden werden kann. Dieses Dilemma löst sich für ihn in einem geistigen Verständnis der Schöpfung, die im ersten Kapitel des ersten Buches Mose beschrieben wird. Diese Schöpfung steht ihrer Natur und ihrem Wesen nach in vollkommenem Gegensatz zu der, in der es heißt, der Mensch sei „aus Erde vom Acker“ gemacht. Im Mittelpunkt dieses wahren Schöpfungsberichts steht der Mensch, der von Gott zu Seinem eigenen Bild und Gleichnis geschaffen wurde, ein Mensch, der Herrschaft hat und der in einem Universum lebt, das vom Schöpfer selbst als „sehr gut“ bezeichnet wurde.

Im Neuen Testament spricht der Apostel Paulus über das Problem dieser beiden gegensätzlichen Naturen des Menschen. Er schreibt in einem seiner Briefe an die Christen in Korinth: „Wie wir getragen haben das Bild des irdischen, so werden wir auch tragen das Bild des himmlischen.“ In dem Brief beschäftigt sich Paulus mit dem Geheimnis des Todes, der Auflösung des „Erdemenschen”. Er weist auf die Wirklichkeit eines Menschseins hin, das größer und beständiger ist als der materielle Körper — auf einen Menschen, der „unverweslich” ist, das heißt unzerstörbar und unsterblich. Natürlich gibt Paulus hier die Lehre Jesu von Nazareth weiter, des Mannes, der den von Gott, Geist, stammenden Menschen verkörperte. Jesus trug tatsächlich „das Bild des himmlischen” Menschen, seine geistige Identität, so vollkommen in sich und mit einer solchen Macht, daß man ihn seither als Christus Jesus oder Jesus den Gottgleichen kennt.

Während man den „Affenmenschen” der Evolution oder den „Erdemenschen” aus dem ersten Buch Mose ohne weiteres mit den fünf Sinnen wahrnehmen kann, wird allgemein angenommen, daß der geistige Mensch etwas nicht Faßbares und Nebelhaftes sei. Alles, was Geist oder Gott angehört, liegt außerhalb des Bereichs der fünf Sinne, die dazu erzogen sind, sich in den Dimensionen von Raum und Zeit zu bewegen. Da liegt die Frage nahe, was denn mit dem Menschen geschehen ist, der im ersten Kapitel des ersten Buches Mose als Bild und Gleichnis Gottes beschrieben wird? Hat er seine Vollkommenheit verloren? Man könnte auch behaupten: Wenn wir diesen Menschen mit unseren physischen Sinnen nicht sehen, dann kann das doch nichts anderes bedeuten, als daß es einen solchen Menschen gar nicht gibt!

Wo ist dieses Bild oder dieser Mensch zu finden?

Im Licht göttlicher Offenbarung und Logik ist dieser Mensch dort, wo er immer war und immer sein wird, denn er ist seinem Wesen nach Bild, Widerspiegelung. Das Bild ist immer im göttlichen Gemüt, von dem es geschaffen wird. Daher ist der Mensch als Gottes Gleichnis immer eins mit seinem Ursprung. Er bringt das Wesen dieses Ursprungs zum Ausdruck, wird von ihm kontrolliert, und seine Offenbarwerdung, sein Leben, ist von ihm abhängig. Daraus folgt, daß das Ergebnis, die Idee des Geistes, von den materiellen Sinnen einfach nicht wahrgenommen wird, wohl aber vom geistigen Sinn.

Mary Baker Eddy, die entdeckte, daß der wissenschaftliche Status des Menschen und des Universums geistig ist, beleuchtet dieses Thema in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Sie schreibt: „Jesus lehrte, daß es nur einen Gott, nur einen Geist, gibt, der den Menschen zum Bild und Gleichnis Seiner selbst erschafft, nämlich zum Ebenbild des Geistes und nicht der Materie. Der Mensch spiegelt unendliche Wahrheit, unendliches Leben und unendliche Liebe wider. Das Wesen des Menschen, so aufgefaßt, schließt alles in sich, was die Ausdrücke, Bild‘ und, Gleichnis’ umfassen, wie sie in der Heiligen Schrift gebraucht werden.”

Doch Jesus lehrte uns nicht nur das wahre Wesen des Menschen, er kam vielmehr, um der ganzen Menschheit zu zeigen, wie man als gottähnlicher Mensch oder Christus-Mensch lebt. In unserer Zeit hat die Christliche Wissenschaft diese Erkenntnis von der geistigen Idee des Menschen und des Universums zu neuem Leben erweckt. Anhänger dieser Wissenschaft erleben, daß sie Krankheit und Sünde allein durch geistige Mittel heilen können, wenn sie das Christus-Ideal konsequent im Denken hochhalten und es leben. Auf diese Weise — durch Heilen — wird das offenkundige Dilemma der beiden gegensätzlichen Schöpfungsberichte (1. Mose, Kapitel 1 und 2) gelöst. Der erste hebt den zweiten auf und erweist sich so als allein gültig. Mit Jesu Worten: „[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.” Daraus folgt logisch, daß die Ursache der ganzen menschlichen Misere und Sklaverei darin liegt, daß die Menschheit die Wahrheit oder das wahre Wesen von Schöpfer und Schöpfung nicht erkennt. Die Wahrheit, die frei macht, offenbart, daß der Mensch auf ewig zu Gott gehört und bei Ihm daheim ist — daß er immer gut, schön und unzerstörbar ist.

Aber was ist nun mit unserem Jungen aus dem 20. Jahrhundert, der sich Trash nennt und der ein Zuhause braucht und die Gewißheit, daß er geliebt wird? Und was ist mit all den anderen von der Gesellschaft ausgestoßenen und benachteiligen Kindern? Was haben sie von all diesen tröstlichen Worten? Wie soll man sie ans Herz und an die Hand nehmen, und zwar so, daß sich für sie wirklich etwas ändert? Und wie rüttelt man andere auf, so daß sie sich aus ihrem Elend befreien können?

Was jeder einzelne von uns ganz praktisch tun kann, hängt natürlich jeweils von den Umständen ab. Aber unsere Hilfe muß sich nicht auf allgemeine Philantrophie und milde Gaben beschränken, so notwendig diese im Einzelfall auch sein mögen. Wir können beten in dem Wissen, daß Gottes Güte die Lösungen in sich trägt, wo immer und wann immer sie gebraucht werden. Geistige Klarsicht ist nötig, um über die schwierige menschliche Situation hinauszuschauen. Diese geistige Schau gewinnen wir durch Gemeinschaft mit Gott und durch ein Leben, das im Gehorsam gegen Gott, Geist, gelebt wird. Um aber das sich weltweit bietende Bild von Not und Elend auszulöschen, bedarf es der geistigen Gesinnung und der Gebete von mehr als nur einigen wenigen. Wir werden Schritt für Schritt vorwärtsgehen müssen. Zwar kann niemand die Erlösung für einen anderen ausarbeiten, doch jeder kann und muß den individuellen wie den kollektiven Problemen, denen wir uns gegenübersehen, mit wahrer geistiger Erkenntnis entgegentreten. Geistige Erkenntnis, die sich aus Gebet speist, führt zu Heilung und zu den konkreten menschlichen Schritten, die aus einer menschlichen Notlage herausführen.

Hier ist es von höchster Wichtigkeit, das Bild Gottes im Denken hochzuhalten. Nur wenn wir das geistige Ideal lieben und konsequent in Übereinstimmung mit ihm leben, können wir die Inspiration oder die richtige Idee finden, die anderen hilft und sie heilt. Wir können nicht alle Kinder auf der Welt persönlich kennen, doch wer sie auch sind und wo sie auch leben mögen — wir können für sie beten. Wir können sie als das sehen, was sie in Wirklichkeit sind: Söhne und Töchter des unendlich guten Gottes.

Auch wenn wir kein einziges notleidendes Kind kennen, so berührt schon jetzt in diesem Augenblick unsere reine, geistige Erkenntnis, daß der Mensch Gottes Kind ist, jedes empfängliche Herz, wo und in welcher Situation es sich auch befinden mag. Es ist die Botschaft des Christus, daß jeder einzelne Mensch eine heilige Aufgabe hat — die Aufgabe, Gott auszudrücken. Jede Vorstellung, der Mensch könne von seinem Ursprung, Gott, getrennt sein, jedes Bild eines „Abfall”-Menschen oder einer minderwertigen Identität muß der Erkenntnis dieser geistigen Idee und des geistigen Idealismus weichen.

Solches Gebet ist ein Licht in dieser Welt; es wirkt erneuernd auf das Leben all der Kinder, die sich wie Trash in der Wüste der Umstände allein und verlassen fühlen. Aus ihrem tiefen Verständnis der Wirkungsweise des göttlichen Gesetzes heraus schreibt Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft: „Es wäre eine grausame Ungerechtigkeit, wenn ein unschuldiges Kind als lebenslänglich Leidender geboren würde, weil seine Eltern gefehlt oder gesündigt haben. Die Wissenschaft verwirft den Menschen als Schöpfer und entfaltet die ewigen Harmonien des einzig lebendigen und wahren Ursprungs, Gottes” (Vermischte Schriften).

Das Denken, das von den Ideen des Geistes durchdrungen ist, bewirkt das, was das menschliche Gemüt „Wunder” nennt, und segnet sowohl den, der diese Gedanken hat, wie den, auf dem sie ruhen. Nicht die Worte, die wir sagen, auch nicht die Ansichten, die wir hegen, wandeln das menschliche Bewußtsein um und ändern die Umstände. Was heilt, ist die geistige Inspiration, die aus all den Herzen quillt, die sich Gfott zuwenden in dem Verlangen, so zu lieben, wie sie geliebt werden, und so zu segnen, wie sie gesegnet werden.

Die inbrünstigen Gebete und guten Taten derer, die ihre Liebe zu Gott durch ihre Liebe zu ihren Mitmenschen zeigen, werden wie Leuchttürme sein für die Erdenwanderer und sie zur Erkenntnis eines höheren, heiligeren Seins — und damit auch zu einer sicheren irdischen Wohnstatt — führen.

Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen?
Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater.
Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupt alle gezählt.
Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge.

Matthäus 10:29–31

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