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Der Fortbestand der Kirche

Aus der April 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Gesellschaftliche Einrichtungen kommen und gehen. Einige bestehen länger als andere. Ein Schnellimbiß kann seine Türen öffnen — und einige Wochen später wieder schließen. Eine von Bürgern geschaffene Einrichtung mag Jahrzehnte, sogar Generationen bestehen. Aber die meisten Organisationen haben eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer, wenn man sie über einen Zeitraum von Jahrhunderten betrachtet.

Die Kirche ist da eine Ausnahme. Sie gehört im allgemeinen zu denen, die überleben. Wenn sich eine Gemeinde auf einer gemeinsamen Grundlage zur Anbetung zusammenfindet, so führt das aus irgendeinem Grund oft dazu, daß sie tiefe Wurzeln schlägt. An den Straßenecken der ganzen Welt gibt es genügend Beweise dafür, daß Kirchen ein beachtliches Stehvermögen besitzen können — sogar über Jahrhunderte.

Warum sollte aber eine kirchenorganisation dauerhafter sein als ein Schnellimbiß, eine städtische Einrichtung oder gar die Regierung eines Landes? Die Antwort liegt in einem Wort, und das ist Gott. Die mächtigste motivierende Kraft in einer Kirche ist das gemeinsame Verlangen, Gott in den Mittelpunkt unseres Seins zu stellen.

Jede menschliche Tätigkeit hat einen bestimmten Schwerpunkt. Das ist das Wesen einer Organisation. Die Menschen schließen sich zusammen, um ein Ziel zu verfolgen. Aber an die Standhaftigkeit einer Kirche kommt nichts heran, denn welches Ziel auch im Mittelpunkt einer anderen Organisation stehen mag, es ist auf alle Fälle kurzlebiger als die Unsterblichkeit Gottes.

Das soll nun nicht heißen, daß es falsch ist, wenn eine Gesellschaft ihre unzähligen weltlichen Angelegenheiten auf geordnete Art und Weise erledigt. Es bedeutet nur, daß solche Einrichtungen in der Regel von materiellen Gegebenheiten ausgehen. Und von Natur aus ist die Materialität begrenzt. Sie vergeht. Geist ist von Natur aus nicht begrenzt. Er ist beständig.

Welche praktische Bedeutung hat dies alles für die Kirchenmitglieder? Es bedeutet zunächst, daß eine Kirchenorganisation zum Teil auf die gleichen Grenzen stoßen kann wie eine mehr auf menschlichen Grundlagen beruhende Einrichtung, wenn die Mitglieder sich in Streitereien verwickeln lassen über menschliche Persönlichkeiten, Geld, Grundbesitz, die Ausübung von Macht und Autorität oder sonstige materielle Umstände.

Gleichwohl überlebt eine Kirche, weil ihr ursprünglicher Zweck so gut verwurzelt ist. Gott ist der Mittelpunkt und die Seele ihrer Tätigkeiten. In einer Kirche geht es nicht um Macht und Geld. Und wenn die Kirchenmitglieder uneingeschränkt anerkennen, daß Gott der wahre Grund für ihren Entschluß war, sich zu einer Gemeinde zusammenzuschließen — wenn der Schwerpunkt des Denkens sich von materiellen auf geistige Faktoren zurückverlagert, von der Materie auf den Geist —, dann kehrt die Harmonie dorthin zurück, wo Uneinigkeit oder Begrenzungen möglicherweise an Boden gewonnen haben.

Angenommen, es gäbe in einer Kirche einige besonders schwierige Fragen zu klären. Weicht man diesen Fragen aus, wenn man sich dazu entschließt, sich einfach an Gott zu wenden — zu beten? Geht man denn, wenn man sich bei der Zubereitung eines Mittagessens an das Kochbuch hält, dem eigentlichen Problem aus dem Weg? Gott ist es, um den sich in der Kirche alles dreht. Je mehr wir unser Denken wieder auf das Wesen Gottes richten, um so mehr werden wir geführt und finden Harmonie in der Kirche. Natürlich führt jede Kirche auf der Erde in gewissem Umfang menschliche Vorhaben aus und braucht Geld. Wie die Menschen sich jedoch verhalten, wie man sich um die Finanzen kümmert und Versammlungen leitet, das sollte in der Kirche das Ergebnis unserer Beziehung zu Gott sein, es ist nicht die Substanz der Kirche selber.

Wenn wir wirklich über die eigentliche Bedeutung der Kirche nachdenken, dann wird uns klar, daß es hier um sehr viel mehr geht als nur um ein geistiges und physisches Zuhause für eine Gemeinde und ihre Bemühungen, Gott näherzukommen. Als Mary Baker Eddy die Kirche Christi, WissenschafterChurch of Christ, Scientist, gründete, dachte sie gründlich darüber nach, was der menschlichen Einrichtung zugrunde liegt.

In einer Predigt zur Einweihung Der Mutterkirche wies sie auf deren Schönheit hin. Aber dann lenkte sie die Aufmerksamkeit der Zuhörer deutlich von der materiellen Bedeutung der Kirche zur geistigen Auffassung hin. Sie betonte: „Das wirkliche Haus, in dem wir, leben, weben und sind’, ist Geist, Gott, die ewige Harmonie der unendlichen Seele.“ Weiter hob sie hervor, daß „unser wahrer Tempel kein menschliches Machwerk ist, sondern der Bau der Wahrheit, der auf der Grundlage der Liebe errichtet ist und im Leben gipfelt. Wenn das seine Beschaffenheit ist, wie kann dann unser göttlicher Tempel überhaupt beschädigt oder auch nur gestört werden? ... Unsere Sicherheit beruht auf unserem Vertrauen, daß wir tatsächlich in der Wahrheit und Liebe weilen, der ewigen Wohnstätte des Menschen.“ Kanzel und Presse, S. 2, 3.

Mrs. Eddys Blick ging sehr weit über die menschliche Auffassung von der Kirche hinaus. Die Kirche, die sie gründete, lebt fort, weil Mrs. Eddy die Kirche im Wesen Gottes verankert sah. Nur wenn wir meinen, die Kirche sei in materieller Persönlichkeit, Macht und Tätigkeit verwurzelt, gerät unser Begriff von der Kirche ins Wanken.

In ihrer Predigt anläßlich der Fertigstellung des Kirchengebäudes zeigt Mrs. Eddy, wie sehr ihr bewußt war, daß der Materialismus versuchen würde, die wahre Anschauung von der Kirche auszulöschen. Und sie verwies auf Christi Jesu Verheißung: „Brecht diesen Tempel ab, und in drei Tagen will ich ihn aufrichten.“ Joh 2:19. Wir alle haben wohl Zeiten, in denen wir lernen, unser Verständnis von der Wiederauferstehung auf unsere Kirche anzuwenden. Vielleicht ist die Besucherzahl kleiner geworden. Oder die Kirche muß sich finanziell anstrengen. Oder es gibt persönliche Unstimmigkeiten.

Was auch immer versuchen möchte, Ihnen den Frieden in der Kirche zu zerstören oder zu nehmen, die Antwort liegt nicht darin, sich gebannt auf das menschliche Bild zu konzentrieren. Noch wird die Antwort dadurch gefunden, daß man sich lediglich über die materiellen Umstände streitet — ein Streit, wie er in anderen Organisationen vorstellbar ist. Die Antwort erhält man, wenn man Gott besser als die einzige Substanz der Kirche erkennt, des „Baus der Wahrheit, der auf der Grundlage der Liebe errichtet ist“.

Mrs. Eddy mußte selber die tiefere Bedeutung der Auferstehung begreifen, als ihre junge Kirche 1881 einen schweren Schlag erlitt, der einer Kreuzigung gleichkam. Und doch stand Gott so sehr im Mittelpunkt ihres Lebens, daß die neue Kirche überlebte. Der entscheidende Augenblick kam, als Mrs. Eddy sich von der sterblichen Szene abwandte, die wirkliche Gegenwart Gottes fühlte und die unsterbliche Natur des göttlichen Wesens besser erkannte.

Wenn uns klarer wird, daß Gottes Wirklichkeit immer noch die Substanz unserer Kirche ist, können wir alle erwarten, daß im Leben aller Mitglieder eine Umwandlung stattfindet. Die wachsende Liebe zu Gottes Gegenwart verändert die Haltung der Menschen, ihre Handlungen, ihre Gefühle. Diese Vergeistigung des Denkens ist wahrhaftig ein Auferstehungserlebnis. So lehrte Christus Jesus uns, mit menschlichen Problemen umzugehen.

Eine Kirche überlebt, weil die Mitglieder wissen, daß allein Gottes Wesen den Kern der Kirche ausmacht. Ihre Liebe zu Gott in der Kirche führt zu einem Leben, das liebevolle Fürsorge und Einigkeit zum Ausdruck bringt sowie das ernsthafte Verlangen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

In aller Kürze: wenn wir die Kirche nur wie alle anderen Einrichtungen betrachten, sind wir anfällig für die gleiche Unbeständigkeit. Sehen wir aber mehr und mehr Wahrheit und Liebe im Mittelpunkt unserer Kirche, werden ihre menschlichen Tätigkeiten an Beständigkeit gewinnen und Fortschritt offenbaren.

Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen:
Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt,
damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst,
du und deine Nachkommen, indem ihr den Herrn, euren Gott,
liebt und seiner Stimme gehorcht und ihm anhanget.
Denn das bedeutet für dich, daß du lebst und alt wirst.

5. Mose 30:19, 20

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