Zeitungen überall in der Welt haben in den letzten Monaten über die Probleme berichtet, denen sich Asylanten und andere Ausländer in Deutschland gegenübersehen. Die Moderatoren der Radiosendungen des Herolds der Christlichen Wissenschaft sprachen unlängst mit Harald Breter, einem Ausüber der Christlichen Wissenschaft aus Bremen, über dieses Thema. hat sich intensiv damit beschäftigt, welche Rolle Gebet spielt bei der Lösung des „Ausländerproblems“, wie es oft genannt wird.
Folgendes ist ein Auszug aus dieser Sendung.
: Herr Breter, wie sehen Sie dieses Problem?
: Es ist dem Augenschein nach im Moment durchaus ein großes Problem in Deutschland. Die Grundlage für die Suche nach einer Lösung ist natürlich immer die Bibel. Und es genügt nicht, den äußeren Wortlaut der Bibel anzuwenden, sondern wir müssen einen tieferen Einblick, ein geistigeres Verständnis von der Bibel finden. Und das finden wir durch das ernsthafte Studium der Christlichen Wissenschaft. Wenn es um dieses Asylantenproblem geht, dann komme ich immer auf den Satz Jesu: „Richtet nicht nach dem, was vor Augen ist, sondern richtet gerecht.“ Joh 7:24.
: Was verstehen Sie hier unter „gerecht richten“?
Breter: Wenn wir das Problem christlich lösen wollen, dann müssen wir uns von den menschlichen Ansichten distanzieren. Wir dürfen nicht auf den äußeren Augenschein hereinfallen, der uns ein Bild von Arbeitslosigkeit, Mangel an Geld usw. vorgaukelt. Wir müssen beginnen, die Dinge in ihrem richtigen Licht zu sehen. In Wissenschaft und Gesundheit sagt Mrs. Eddy: „Um richtig folgern zu können, sollten wir nur eine Tatsache vor Augen haben, nämlich das geistige Dasein.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 492.
Schacht: Nun, angewandt auf dieses Problem, wie könnte unser Gebet aussehen?
Breter: Hier beginnt das Gebet mit dem Sichbewußtwerden der Wirklichkeit, wie sie in der Bibel im ersten Kapitel des ersten Buches Mose beschrieben wird. Dort heißt es: „Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde ..., und siehe, es war sehr gut.“ 1. Mose 1:27, 31. Das ist unser Ausgangspunkt. Und hier zeigt sich das, was den Sinnen, der herkömmlichen Daseinsauffassung, als Weltproblem oder materielles Problem erscheint, in einem ganz anderen Licht. Nationalismus, politische Ideologien, persönliche Interessen, Neid, Haß, Mißgunst — all das deutet ja darauf hin, daß es sich um ein gedankliches Problem handelt, das sich nach außen hin auf eine materielle Weise bekundet. Die Ausländer sind nicht das Problem. Das Problem sind diese mentalen Einflüsse, und diese müssen geheilt werden.
Pabst: Ja, und wie können wir das tun?
Breter: Indem wir die menschlichen Ansichten zurückstellen und uns auf dieses Reich Gottes inwendig in uns besinnen. Paulus sagte in seinem Brief an die Galater: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ Gal 3:28. Und Mrs. Eddy bezieht sich darauf, wenn sie sagt: „Das Prinzip, nicht die Person, nimmt die erste Stelle ein: in unserem Herzen, auf unseren Lippen und in unserem Leben.“ Vermischte Schriften, S. 135. Wenn das die Grundlage unseres Gebets ist oder die Grundlage unserer Einstellung, dann kommt dieses Prinzip — das auch ein Synonym für Gott ist — in unserem Leben, in unserer Haltung, zum Ausdruck.
Schacht: Wenn Sie das Wort Prinzip erwähnen, dann denke ich an Stärke und an Kraft. Und mir wird klar, daß in dem Maße, wie wir diesem Prinzip vertrauen, wir auch die Wirkung dieser Macht erleben können.
Breter: Ja, das sehe ich auch so. Wir beginnen einen geistigen Sinn zu entfalten, das geistig Gute zu erkennen. Und dieses Erkennen des geistig Guten ist ja immer mit Liebe verbunden. Dieses Bewußtsein der Liebe ist ein Bewußtsein, das in sich selbst ruht, sich seiner Vollkommenheit, sich des Guten bewußt ist. Und das macht ja eigentlich den Menschen aus. Das Gebet kann also die Vollkommenheit des Seins nicht ändern, aber es ändert uns, indem es uns mit diesem geistigen Sein, mit diesem Sichbewußtsein der Liebe in Einklang bringt. Und damit sehen wir alle Umstände in einem völlig neuen Licht. Und ich glaube auch, daß das die Hilfe ist, die die Welt braucht. Die Welt braucht Menschen, denen die Wahrheit in höherem Maße bewußt ist, die ein höheres Verständnis von der Liebe haben. Und das ist es, was das ganze Denken der Menschheit reinigt, so daß mehr von dieser geistigen Wirklichkeit durchkommt und das menschliche Denken umwandelt, die Probleme löst.
Pabst: Können Sie vielleicht noch ein wenig ausführen, wie uns diese Einstellung auch davor schützen kann, ausgenutzt zu werden?
Breter: Ja. Sehen Sie, wenn wir diese Liebe — die ja unpersönlich, also göttlich ist — in uns aufgehen lassen, dann ist diese Liebe unser Schutz. Denn in der Liebe sind wir uns ja des Guten bewußt. Diese Fragen nach Ausbeutung usw. sind völlig unbekannt und darum auch nicht Teil der Erfahrung.
Pabst: Dann stimmt es also, was in der Bibel im ersten Johannesbrief gesagt wird, nämlich daß die vollkommene Liebe die Furcht austreibt. Siehe 1. Joh 4:18.
Breter: Ja. Das tut sie deshalb, weil man sich in der Liebe dieser Furcht gar nicht bewußt ist. Man sieht in der Liebe das Gute. Wenn alles gut ist in der Erfahrung, wo ist dann Furcht?
Schacht: Dann kommt mir auch der Gedanke, daß wir vielleicht die guten Bestrebungen in Europa, zu einer Einheit zu kommen, mit mehr Wachsamkeit gebetvoll unterstützen sollten.
Breter: Ja. Jeder hat ja denselben Gott, dieselbe Liebe, dieselbe Wahrheit. Und ich glaube, daß dieses Einheitsstreben in Europa schon die Wirkung des Betens ist. Wenn wir das anerkennen, dann brauchen wir nicht zu befürchten, daß irgendwelche Hindernisse auftreten könnten. Das menschliche Denken ist dazu erzogen worden, auf äußere Dinge zu reagieren. Aber Jesus wußte, daß das, was die Augen wahrnehmen und die Ohren hören, ein viel zu begrenztes Bild ist, um daraus folgern zu können. Wir müssen immer von der Wahrheit ausgehen, so wie wir sie heute verstehen.
Der Herr wird dir seinen guten Schatz auftun,
den Himmel, daß er deinem Land Regen gebe zur rechten Zeit
und daß er segne alle Werke deiner Hände.
5. Mose 28:12
