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Die göttliche Liebe ist unsere sichere Zuflucht

Aus der April 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Jahre 1989 veröffentlichte die Internationale Arbeitsorganisation, eine Unterorganisation der Vereinten Nationen, eine Studie, nach der schätzungsweise 35 Millionen Afrikaner außerhalb ihres Heimatlandes leben. Die Studie stellte fest, daß jeder fünfte Gastarbeiter aus Afrika ein Flüchtling und daß weltweit jeder zweite Flüchtling Afrikaner ist. In Anbetracht dessen, was sich seit dieser Studie auf unserem Globus zugetragen hat, lägen neue Zahlen zweifellos noch höher.

Die Not der Menschen, die überall auf der Welt vor Gewalt, Hunger und politischen Unruhen fliehen, geht uns alle an, auch dann, wenn wir in Regionen leben, die ökonomisch relativ stabil sind und in denen weitgehende politische Freiheit herrscht. Hilfsorganisationen, Regierungen und private Verbände unternehmen oft geradezu heroische Versuche, die Not der Flüchtlinge zu lindern. Doch selbst diese dringend notwendigen Bemühungen reichen nur selten aus, um die Millionen zu versorgen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Gibt es dann Grund zu glauben, daß wir als einzelne zu der gewaltigen Heilung beitragen können, die hier vor sich gehen muß? Wo finden wir Schutz und einen sicheren Hafen für uns alle?

Diese Fragen sind für mich alles andere als Theorie. Während einer Zeit politischer Unruhen in meinem Land entdeckte ich, daß die biblische Verheißung von Gottes unmittelbarer Hilfe keineswegs nur religiöse Rhetorik ist.

Im Jahre 1982 stürmte eine Gruppe von kommunisten angeführter Soldaten mein im vierten Stock gelegenes Büro. Weil ich mich gegen die offizielle Politik gestellt hatte, nahmen sie mich gefangen und zerrten mich an den Beinen acht Treppen hinunter, wobei mein Kopf auf jede einzelne Stufe aufschlug. Unten wurde ich schwer geschlagen und anschließend zum Verhör in eine Kaserne gebracht. Dort wurde ich weiter gefoltert.

Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Christliche Wissenschaft noch nicht sehr lange. Aber was mich aufrechthielt, war die feste geistige Überzeugung, daß Gott, das Gute, eine immergegenwärtige Kraft in Zeiten der Not ist — eine Überzeugung, die ich während der vorausgegangenen drei Jahre gewonnen hatte, in denen ich täglich die Bibellektionen aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft studiert hatte.

Nach knapp 24 Stunden wurde ich freigelassen. Einige Tage später, als meine Verletzungen durch Gebet völlig geheilt waren, kehrte ich ohne Furcht ins Büro zurück. Später am gleichen Tag aber wurde ich erneut abgeholt. Mir wurden die Augen verbunden, und ich wurde auf einen Friedhof gebracht. Dort fesselten mich meine Peiniger an eine Grabstätte und sagten, sie würden am Morgen zurückkommen. Dann ließen sie mich in der Dunkelheit allein.

Mir war klar, daß dies eine Art psychologische Folter sein sollte. Was sie nicht wußten, war, daß der allgemeine starke Aberglaube in meinem Land in bezug auf Friedhöfe und Gespenster mich nicht berührte. Seit ich Christlicher Wissenschafter geworden war, war ich solchen Annahmen entwachsen. Ich wußte, daß es keine Macht neben der Macht Gottes gibt. Böse Geister oder Gespenster sind Produkte menschlicher Phantasie und beruhen auf unbegründeten Ängsten und auf Unwissenheit. Ein Studium der Christlichen Wissenschaft zerstört all solche irrigen Vorstellungen.

Da mir klar war, daß auf Grund dieser Tabus kein Passant auf meine Hilferufe reagieren würde, wandte ich mich rückhaltlos an Gott und machte mir Seine Allgegenwart und Allmacht bewußt. Bis heute weiß ich nicht, wie es mir gelang, mich von den so fest angelegten Fesseln zu befreien. Nach diesem Vorfall verließ ich mein Land und ging ins Exil.

Doch im Laufe der Zeit hörte ich, daß Mitglieder meiner Familie wegen meiner Flucht Schwierigkeiten hatten, und das beunruhigte mich sehr. Ich besuchte einen Leseraum der Christlichen Wissenschaft in meinem Gastland, und dort lernte ich eine gütige Dame kennen, die mir versicherte, daß der Mensch zu jeder Zeit im Reich Gottes daheim ist, in dem Reich, das, wie Jesus lehrte, so nahe, ja, inwendig in jedem von uns ist. Sie sagte mir, wenn ich mir die Gegenwart Gottes vergegenwärtigte und bewußt darin beharrte, würde nicht nur ich sicher und beschützt sein, sondern die geistigen Wahrheitsgedanken, an denen ich festhielt, würden auch meinen Verwandten helfen. Dies befreite mich von der Furcht, und innerhalb kurzer Zeit fand ich eine Arbeit, bei der mir auch eine Unterkunft gestellt wurde. Und für meine Verwandten wurde ebenfalls gesorgt.

Ich dachte über viele Stellen in der Bibel nach und über die metaphysischen Erklärungen dazu in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy. Dadurch wurde mir die Wahrheit von Paulus’ Worten, daß wir von Gott untrennbar sind, stärker bewußt. In welcher Notlage sich der Apostel auch befand — Schiffbruch, Einkerkerung, Folter, Hunger —, er wußte, daß er niemals außerhalb der unendlichen Fürsorge Gottes, der allumfassenden Liebe, sein konnte. Zu den Athenern sagte er: „In ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.“  Apg 17:28.

Wenn wir in Gott, dem unendlichen, unkörperlichen Geist, „leben“ und „weben“, dann „sind“ wir zweifellos nicht das, was die physischen Sinne uns zeigen. Unser wahres Wesen als Kinder des einen, all-guten Geistes muß geistig sein, nicht materiell. Haben wir diese grundlegende wissenschaftliche Tatsache erst einmal verstanden, so können wir beweisen, daß Gott, die göttliche Liebe, unsere sichere Wohnstatt ist, in der es keine Vertreibung noch Furcht vor Vertreibung geben kann. Durch Gebet, das uns die Wirklichkeit der Gegenwart und Macht Gottes vor Augen führt, lernen wir verstehen, daß Er kein Gott der Unordnung ist. Güte, das Wesen der Liebe, enthält keinen Mißklang, der die unversehrte Beziehung des Menschen zu seinem Schöpfer unterbrechen könnte.

Ein klares Bewußtsein der Gegenwart unseres liebenden Vater-Mutter Gottes gibt uns Zuversicht und Sicherheit, wenn wir in Schwierigkeiten kommen. Da Disharmonie jeder Art nicht im Einklang mit Gottes Willen oder Wesen steht, werden wir von Ihm ermächtigt, uns gegen das Falsche zur Wehr zu setzen und die Harmonie in unserem Leben wiederherzustellen. Die göttliche Liebe macht es uns möglich, jeden Groll, jedes Bedauern und jede Selbstverdammung zu überwinden, die sich in irgendwelchen Winkeln unseres Denkens verbergen. Diese unparteiische Liebe drängt uns auch zum Gehorsam gegen das königliche Gebot, auf das Jesus so großes Gewicht legte: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“  Mt 19:19.

Wenn wir konsequent auf diese Weise beten, dann läßt nicht nur unsere Besorgnis wegen des Flüchtlingsproblems (oder sonst einer beunruhigenden Situation) nach, sondern wir tragen auch gleichzeitig dazu bei, die Kräfte auf der Welt zu zerstören, die die Menschen unterdrücken, in Schrecken versetzen und in die Flucht jagen. Wenn wir christliche, brüderliche Liebe umfassender, konsequenter und mit größerem Verständnis leben, werden diktatorische Regime der Freiheit und Zusammenarbeit weichen.

Denken Sie immer daran: Wo Sie sind, ist Gott bei Ihnen. In Ihm finden wir Zuflucht und in Ihm werden alle unsere Bedürfnisse gestillt. Wissenschaft und Gesundheit wirft geistiges Licht auf die zeitlose Botschaft des 23. Psalms, die mit den Worten endet: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn [dem Bewußtsein der Liebe] immerdar.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 578.

Sollten Bedrohungen oder Kriege uns zwingen, unsere Heimat zu verlassen, können wir durch die Erkenntnis der Allmacht der göttlichen Liebe — der immergegenwärtigen geistigen Wirklichkeit — sicher wissen, daß wir in Wirklichkeit unseres Vaters Haus nie verlassen haben und daß der Mensch in diesem Haus vor Eindringlingen, vor Schikanen und vor Vertreibung sicher ist. Wenn wir im Bewußtsein der Liebe bleiben, erleben wir, daß keine andere Macht uns unser gottgegebenes Recht auf Freiheit und ein sinnvolles Leben, auf Gesundheit und Freude nehmen kann.

Um mit dem sterblichen Gefühl der Trennung fertig zu werden und auch um denen zu helfen, die traurig sind, weil ihre Lieben nicht bei ihnen sind, können wir darum beten, mehr von der geistigen Einheit des Menschen mit Gott, der immergegenwärtigen Liebe, verstehen zu lernen. In Ihm kann jeder Asyl finden. Die Verheißung in den folgenden Zeilen aus einem Gedicht von Mary Baker Eddy bedeutet mir mehr, als ich sagen kann:

Liebe beut Zuflucht; nur mein Auge wähnt,
daß Schlingen lauern und die Grube gähnt;
Sein Wohnort hehr ist hier, ist überall;
Sein Arm umgibt die Meinen, mich, uns all’.Vermischte Schriften, S. 389.

In welcher Lage wir uns auch befinden mögen, die gute Nachricht ist, daß die göttliche Liebe immer unsere sichere Zuflucht ist, hier und überall.

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