Vor einigen Jahren hörte ich, wie ein Experte für alte Sprachen erklärte, der 46. Psalm „Seid stille und erkennet, daß ich Gott bin!“ könne auch folgendermaßen übersetzt werden: „Laßt los und erkennet, daß ich Gott bin!“ Diese biblische Aufforderung bedeutete mir viel, als mir vor einigen Jahren der Kummer über eine in die Brüche gegangene Ehe lange zu schaffen machte.
Meine Frau hatte mich verlassen und wieder geheiratet. In großer seelischer Not wandte ich mich an die Christliche Wissenschaft, die ich ungefähr dreißig Jahre weitgehend ignoriert hatte. Ich bat einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft, für mich und mit mir zu beten, und begann ein intensives Studium der Bibel und der Schriften Mrs. Eddys.
Ich war absolut davon überzeugt, daß meine Frau irgendwie wieder zurückkehren und daß mein Elend beendet würde, wenn ich die Sache „richtig“ ausarbeitete. Dann hörte ich die obenzitierte Übersetzung des Bibelverses. Es war ein großer Schock für mich, aber ich erkannte sofort, daß ich meine eigene Vorstellung davon aufgeben mußte, wie das Problem gelöst werden sollte. Ich mußte die Ansicht aufgeben, daß meine Frau mein ganzes Glück darstellte — ja, ich mußte sie in meinem Denken loslassen.
Es gab viele andere Dinge, die ich ebenfalls loslassen mußte, wie zum Beispiel Groll, Haß, Egoismus sowie Aggressivität und Grausamkeit, die ich während meines Militärdienstes in mein Denken eingelassen hatte. All das mußte weichen. Langsam wurde mir ein Punkt klar, den Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit verdeutlicht: „Das Lebenselement, das Herz und die Seele der Christlichen Wissenschaft, ist Liebe.“ Ich mußte mehr lieben und weniger an mich denken. Als ich diese Ideen in die Tat umsetzte, lösten sich die Probleme nach und nach, wenn auch nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Meine Frau kam nicht zurück. Doch es gab viele wunderbare Erfahrungen, wie neue Freundschaften, einen neuen Arbeitsplatz, ein neues Hobby und schließlich auch eine neue Ehe, die den Test der Zeit überstanden und viel Fortschritt und Glück mit sich gebracht hat.
Was ich damals alles lernte, war mir einige Jahre später eine große Stütze, als mir ohne Vorwarnung von meiner Firma gekündigt wurde. Wieder mußte ich loslassen und Gott besser verstehen. Diesmal mußten Groll und das Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein, abgelegt werden. Ich sagte dem Direktor, der mich entließ, daß es kein böses Blut meinerseits gebe und ich meinem Nachfolger gern behilflich sei, sollte dies erwünscht sein. Ich mußte auch von Panik frei werden und aufhören, meine finanziellen Reserven zu zählen. Ich mußte mich von dem Gedanken lösen, sofort eine andere Arbeitsstelle finden zu müssen, und die Traurigkeit überwinden, die ich empfand, weil ich eine Firma verließ, die ich mit aufgebaut hatte und in der ich sehr glücklich gewesen war.
All das war eine schwere Last, die ich mit mir herumtrug. Doch im Hebräerbrief lesen wir: „Laßt uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns ständig umstrickt, und laßt uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist.“ Mrs. Eddy führt dies in Wissenschaft und Gesundheit weiter aus: „ ... laßt uns das materielle Selbst und den materiellen Sinn ablegen und das göttliche Prinzip und die Wissenschaft allen Heilens suchen.“
Inzwischen hatte ich genug gelernt, um dieser Weisung zu folgen. Aber wieder einmal entwickelte sich die Situation nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Vier Jahre lang fand ich keine Arbeit, und dennoch wurden alle meine Bedürfnisse in reichem Maße gedeckt. Eine Zeitlang durfte ich den Firmenwagen meines alten Betriebs weiter benutzen; auch bekam ich eine gute finanzielle Abfindung — mehr als gesetzlich vorgeschrieben war. Selbst das Finanzamt half mir, indem es mir eine große Summe überzahlter Steuern zurückerstattete! Zwei vormalige Arbeitgeber gewährten mir eine Rente; nach einiger Zeit stand mir auch eine staatliche Rente zu, und außerdem war ich als Redner sehr gefragt.
All das bedeutete, daß ich meine Ersparnisse nicht anzutasten brauchte. Inzwischen habe ich eine Beschäftigung, bei der mein Arbeitgeber meine Erfahrung nutzt und ich weiterhin versuche, die mir von Gott geschenkten Eigenschaften wie Integrität und Zuverlässigkeit auszudrücken.
In einer Zeit offensichtlicher Verwirrung, Rezession, Arbeitslosigkeit, Unmoral, Korruption und Angst wie der heutigen können wir uns von dem Gedanken trennen, daß unsere Sicherheit von Geld, unser Glück von der Gegenwart oder Liebe einer anderen Person und unsere Gesundheit von körperlicher Bewegung oder Diät abhängt. Ferner können wir die Vorstellung verwerfen, daß Alter uns von nützlicher Beschäftigung abhalten kann, daß die Zukunft unserer Kinder unsicher ausschaut, daß mit zunehmendem Alter unsere Fähigkeiten abnehmen oder daß andere Völker und Kulturen eine Gefahr für uns darstellen.
Ich kann für das Leben Christi Jesu und die inspirierten Schriften Mrs. Eddys gar nicht dankbar genug sein. Sie haben mir den Frieden und die Sicherheit gebracht, die ich jetzt genieße. Ich muß auch meiner Dankbarkeit für den Christian Science Sentinel Ausdruck verleihen. Die wunderbaren Artikel, die Woche für Woche darin erscheinen, sind mir eine große Hilfe, seit ich die Christliche Wissenschaft wieder studiere und anwende.
Cobham, Surrey, England
