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Demokratie — in unserer Familie?

Aus der Mai 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


So Wie In weiten Teilen der Welt der Ruf nach Demokratie, nach Selbstbestimmung und Gleichberechtigung von Minderheiten in der Gesellschaft laut geworden ist, so wird seit geraumer Zeit dieselbe Entwicklungstendenz auch im Umgang der einzelnen miteinander spürbar.

Im Laufe der Jahre hat es einen Wandel gegeben von der autoritären Kindererziehung hin zu einem Miteinander der Generationen. Viele Familien bemühen sich um gegenseitige Achtung, um Verständnis für die individuellen Bedürfnisse und Neigungen des einzelnen und die Bereitschaft zu konstruktivem Zusammenleben. Doch trotz aller guten Vorsätze kommt es manchmal zu großen Meinungsverschiedenheiten zwischen uns und unseren Kindern. Sei es in wichtigen Entscheidungen wie etwa der Berufswahl oder in ganz alltäglichen Kleinigkeiten, wie der Frage, ob das Spielzeug nun sofort oder später aufgeräumt werden sollte: oft bleiben nach solchen zumeist fruchtlosen Auseinandersetzungen Traurigkeit und Enttäuschung zurück.

Können hier die Ideale der Demokratie in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern eine Rolle spielen? Können die Rechte des einzelnen in einer Familie praktiziert werden? Obwohl Demokratie nicht unbedingt auf die Rolle der Eltern als Beschützer und Lehrer anwendbar ist, kann das demokratische Verständnis vom Wert des einzelnen für die Harmonisierung des Familienlebens sehr hilfreich sein. Wenn wir es geistig betrachten, steht es für den Wert des Menschen als das Kind Gottes.

Gewiß heißt Demokratie nicht rücksichtsloses Ausleben der Interessen der Stärkeren auf Kosten der Schwächeren in der Gemeinschaft oder in der Familie. Sie bedeutet aber auch nicht den Verzicht der Mehrheit auf völlig natürliche, ganz legitime Ansprüche, nur weil die Minderheit glaubt, ihre Ansprüche jederzeit und unter allen Umständen geltend machen zu müssen. Ein höheres Verständnis von Demokratie wird erreicht, wenn die Wahrung der Integrität aller Beteiligten zunehmend respektiert wird.

Gottes Liebe zu Seinem Kind ist gewiß der schönste und höchste Respekt für die Integrität des einzelnen. Gott, unser aller Vater-Mutter, liebt uns alle gleich. Jedes Familienmitglied ist es wert, von uns geliebt und respektiert zu werden, denn es ist in Wirklichkeit der Sprößling Gottes. Ein bockiges Kind, diktatorische Eltern — dieses Etikettieren ist vollkommen sterblich. Es kann den Menschen nicht einmal annähernd als das geistige Bild und Gleichnis der göttlichen Liebe, Gottes, beschreiben.

Um die sterbliche Tarnung — die Konflikte und Unstimmigkeiten — zu durchbrechen, bedürfen wir einer inspirierten Anschauung voneinander. Die Christliche Wissenschaft
Christian Science (kr’istjen s’aiens) bietet den Familien Heilung, indem sie uns zu der Erkenntnis verhilft, daß das Böse weder in Gott noch in Seinem Ebenbild einen legitimen Platz hat. Das Gebet in der Christlichen Wissenschaft schließt die Bereitschaft ein, die göttliche Anschauung vom Menschen anzuerkennen. Der von Gott, dem unendlichen göttlichen Gemüt, geschaffene Mensch kann keine Individualität besitzen, die mit der eines anderen Gotteskindes in Konflikt steht. Die wahre, geistige Identität des Menschen spiegelt das Leben, die Liebe und Harmonie wider, die seinem Schöpfer eigen sind. Dadurch, daß wir die Vielfalt der geistigen Individualität ausdrücken, die Gott dem Menschen verleiht, können wir uns nur gegenseitig bereichern.

Für gewöhnlich springen uns störende Faktoren zu Hause regelrecht ins Auge und nehmen uns ganz in Anspruch, so wie das Auge sich sofort an einen kleinen roten Punkt heftet, der auf ein großes weißes Blatt Papier gezeichnet ist, ohne daß man das Papier selbst so recht zur Kenntnis nimmt. Es liegt gewiß in der Natur des Unharmonischen, daß es auffällt. So fällt unsere Aufmerksamkeit auf einen störenden Umstand, als sei er das einzig noch Existierende. Doch in Wirklichkeit sind Gottes Regierung und Seine weltumfassende Familie gegenwärtig. Da Harmonie für den Geist normal und natürlich ist, ist sie auch für die Idee des Geistes, den Menschen, natürlich. Das heißt nicht, daß wir das Falsche ignorieren sollen. Doch wenn wir lernen, daß das Wesen des Menschen völlig gut ist, werden die Schwächen, die behaupten, Teil von uns oder unseren Kindern zu sein, ihre scheinbare Macht oder Wirklichkeit verlieren. Die Überzeugung, daß unserem Kind gute Eigenschaften und Fähigkeiten zu eigen sind, und die Freude daran werden unser Bewußtsein erfüllen und umwandeln und in zunehmendem Maße die Sorgen und den Ärger vertreiben. Jedes einzelne Familienmitglied hat das Recht, auf die Führung und Regierung Gottes in seinem Leben anzusprechen. Wenn wir lernen, Gottes Allmacht zu vertrauen, wird die Harmonie in der Familie auf ein stärkeres Fundament gehoben.

Manchmal haben wir vielleicht das Gefühl, die Eltern seien allein schuld an jeglicher Auseinandersetzung mit dem Kind, weil sie negative Gedanken über das Kind hegen. Obwohl wir sicherlich den weitestgehenden Einfluß auf unsere Kinder haben können, werden sie jedoch auch mehr oder minder von den Gedanken der Menschen um sie herum wie auch von der allgemeinen öffentlichen Meinung über Kinder beeinflußt. Wir können aufhören, uns fast schon verzweifelt zu fragen: „Was haben wir denn nun wieder verkehrt gemacht?“ Wir brauchen Probleme nicht als dauernden Bestandteil unseres Lebens mit Kindern zu akzeptieren, sondern können uns entschlossen daran machen, die Beziehung der Kinder zum göttlichen Prinzip, zu Gott, und ihren Gehorsam gegen dieses Prinzip zu entdecken; damit werfen wir unseren Einfluß in die Waagschale des Guten.

Wenn wir einmal einige Schritte auf diesem vielleicht schwierig anmutenden Weg gegangen sind, können wir mit Erstaunen feststellen, daß wir uns auf einer wunderbaren Entdeckungsreise befinden. Wir können unser Kind in einem ganz neuen Licht sehen lernen — mit einem geistigen Verständnis, das heilt. Möglicherweise kann so manche Eigenart, die unser Kind besitzt, eine neue Bewertung erfahren. Vielleicht stellen wir fest, daß seine Art nicht nur seinem geistigen Wesen entspricht, sondern auch den Bedürfnissen seiner Mitmenschen, etwa der Geschwister oder Freunde, durchaus Rechnung trägt — nur eben in einer von uns überhaupt nicht vorhersehbaren Weise. Wenn wir uns ganz bewußt dem Gesetz des Mose in den Zehn Geboten unterstellen: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen“  2. Mose 20:4., dann werden wir bereit sein, das menschliche Bild, in dem wir befangen und begrenzt sind — das Bild von unseren Kindern als unreife Sterbliche —, aufzugeben.

Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift über Christus Jesus: „Die entgegengesetzten und falschen Ansichten der Leute hielten die Gottessohnschaft Christi vor ihren Sinnen verborgen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 315. Wenn wir einmal erfaßt haben, welch außerordentliche Bedeutung unsere Ansichten über unsere Kinder für die Harmonie in der Familie haben, werden wir aufgeschlossener sein für geistigere Ansichten über unsere Kinder. Es wird dann vielleicht sogar Zeiten geben, in denen unsere Liebe und unser Respekt für ein Kind unsere Haltung so verändert, daß wir die Dinge mehr von seinem Blickwinkel aus betrachten können. Bei dieser Zusammenarbeit kann es sehr hilfreich sein, unsere Beweggründe ehrlich zu überprüfen. In der Bibel heißt es: „Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.“  Phil 2:13. Haben wir uns dessen versichert, daß uns nur rechtes Wollen treibt — also nur der Wunsch, ausschließlich Gottes vollkommene Idee im anderen und in uns selbst ausgedrückt zu sehen —, dann können wir getrost menschliche Überzeugungen aus der Auseinandersetzung heraushalten und Gott das Feld überlassen. Wir haben uns die geistige Macht zunutze gemacht, die mit einer richtigen Identifizierung unserer Kinder als Gottes Ausdruck einhergeht. Wir können freudig und gelassen der folgenden Wahrheit aus Wissenschaft und Gesundheit vertrauen: „Der Glaube an die Überlegenheit geistiger Macht über materiellen Widerstand hat göttliche Autorität.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 134.

Indem wir die Gottesebenbildlichkeit unserer Kinder anerkennen, stellen wir fest, daß jedes Familienmitglied das Recht und die Fähigkeit hat, auf Gott anzusprechen. Unser Heim kann zu einem Beispiel dafür werden, wie ein neues Verständnis von geistiger Gleichberechtigung ganz individuell Heilung und Frieden bringen kann.

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