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Fallende Grenzen — neue Möglichkeiten

Aus der Mai 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Europa Macht Schlagzeilen. Zeitungsartikel künden von fallenden Grenzen, von erzielten Fortschritten hin zu größerer wirtschaftlicher Einheit.

Aber es wird auch Sorge laut. Gerät die Identität des eigenen Landes in Gefahr? Ist nicht Vorsicht geboten vor unbekannten, fremden Einflüssen? Werden aus nationalen Mehrheiten plötzlich Minderheiten?

Was wird aus Europa werden? Wenn wir beten und uns der Bibel zuwenden, können wir Antworten auf unsere Fragen finden — Antworten, die jenseits von Spekulation und Furcht liegen.

Im ersten Buch Mose finden wir einen Bericht, der uns einige praktische Anregungen gibt. Wir erfahren dort, daß Josef von seinen Brüdern in die Sklaverei verkauft wurde und diese viele Jahre später seine Rache fürchteten, als er in Ägypten eine Machtstellung erlangt hatte. Offensichtlich waren sie unsicher, was die Zukunft bringen würde. Doch Josef war sich der Gegenwart und Weisheit Gottes bewußt, und so konnte er trotz allem, was seine Brüder ihm angetan hatten, Vergebung zeigen. Er sagte zu ihnen: „Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen ... So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen.“ 1. Mose 50:20, 21.

Josefs Vision ging über eine kurzsichtige, persönliche Betrachtungsweise hinaus; er konnte Gottes Willen und Seinen intelligenten Plan wahrnehmen. Wir können uns also Josef zum Vorbild machen, wenn wir über die Entwicklungen in Europa — und in unserem eigenen Leben — nachdenken.

Wie kann unser Beitrag für ein zusammenwachsendes Europa aussehen? Unser Engagement kann die unterschiedlichsten Formen annehmen, doch eines wird unbedingt gebraucht: Gebet. Gebet kann aus möglichen mittelmäßigen Entwicklungen gute Entwicklungen machen. Durch Gebet tun sich mühelos Lösungen auf, die manchem Experten, der an einem Detail verzweifeln mag, vielleicht nicht kommen.

Es wird viel über ein Europa ohne Grenzen gesprochen — Grenzen, die vielen Menschen sehr vertraut sind, Grenzen, die man womöglich liebgewonnen hat, in denen man Schutz erwartet und Geborgenheit vermutet hat. Grenzen werden manchmal als Einteilungen betrachtet, die das Leben überschaubar machen; doch sie können uns auch Begrenzungen auferlegen und uns die Sicht auf das Größere nehmen. Sie können Produkte von Furcht, Unsicherheit, Eigensinn und Vorurteilen sein.

Manche Grenzen akzeptieren wir einfach nicht. Wenn zum Beispiel jemand sagen würde: „Sie sind aber dumm“, wäre unser Widerspruch augenblicklich zu vernehmen. Aber wir akzeptieren vielleicht ohne weiteres andere begrenzende Gedanken, wie etwa: „Ich kann das nicht tun, weil ich zu alt, zu jung, zu krank bin.“ Eine solche Begründung kann sehr überzeugend klingen, besonders wenn wir sie schon lange akzeptiert haben. Doch eine klarere Auffassung vom Wesen Gottes und von unserem eigenen Wesen als Seinem Ebenbild läßt uns zu einem anderen Schluß kommen.

Durch Gebet können wir die mentalen Grenzen überschreiten, die uns oft einengen. Gebet, das etwas von der Allerhabenheit der göttlichen Liebe und ihrer vollkommenen Herrschaft erkennt, löst die irrige Vorstellung auf, wir seien von unserem Schöpfer getrennt und seien Furcht und Begrenzungen ausgesetzt. Es öffnet unser Denken, so daß uns bewußt wird, wer wir in Wirklichkeit sind — das geistige Ebenbild der Liebe, geborgen in ihrer Obhut.

Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, daß Veränderungen ihren Schrecken verlieren, wenn wir auf diese Weise beten, ja wenn wir darum beten, daß uns die göttliche Liebe neue Gelegenheiten einräumen möge, ihre Allmacht zu beweisen. Wir gehen dann erwartungsfroh in den Tag. Wenn wir entdecken, daß Grenzen erst im Bewußtsein akzeptiert werden müssen, ehe sie unser Leben beeinflussen können, haben wir zugleich den Weg offengelegt, wie wir diese Grenzen überwinden können.

Vor einigen Jahren hatte ich eine Arbeit angenommen, die mich, wie mir Freunde berichteten, mehrere Monate in Anspruch nehmen würde. Ein zeitlicher Rahmen von etwa vier Monaten schien mir durchaus akzeptabel zu sein. Tatsächlich aber standen mir nur genau zwei Wochen zur Verfügung! Augenblicklich mußte ich entscheiden, ob ich diesen zeitlichen Rahmen als Grenze sehen wollte, die mich beherrschen würde, als etwas, was mich unter Druck setzen und Streß und Unzufriedenheit verursachen konnte.

Ich wählte statt dessen die Freiheit. Ich stellte mich in den Dienst Gottes; ich war bereit, all die Talente zu pflegen, die für die betreffende Arbeit gebraucht würden. Und ich war bereit, neue Talente zu entdecken — mehr von meiner unbegrenzten geistigen Individualität zu erkennen.

Dadurch, daß ich mich von Gott führen ließ, fand ich überraschende Lösungen und schnelle Antworten auf Fragen. Ich erfreute mich nie versiegender Inspiration, die mir jeden Tag zuteil wurde. Ja, ich betete, wie Christus Jesus es gelehrt hat: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“ Mt 6:11. Das Heute war wichtig, und ich bekam täglich „frisches Brot“ — frische Ideen von Gott —, weil ich die Grenzen von einengenden Befürchtungen und Vergleichen nicht akzeptiert hatte. Unnötig zu sagen, daß die Arbeit pünktlich, in großer Ruhe und mit noch mehr Freude abgeschlossen werden konnte.

Wenn wir für Europa beten, brauchen wir den Fehler, den Josefs Brüder gemacht haben, nicht zu wiederholen. Sie hatten, mit Unwissenheit und Schuld beladen, das verheißungsvolle Licht des Christus, der Wahrheit, außer acht gelassen und mit dem Schlimmsten — mit Josefs Rache — gerechnet.

Wir dürfen die erneuernde Macht der göttlichen Liebe nicht unterschätzen. Durch Gebet werden wir zu neuen Möglichkeiten, erweiterten Fähigkeiten und weiterreichenden Aufgaben geführt, und zwar als einzelne wie auch als Kontinent.

Mrs. Eddy sagt uns in ihrer Predigt Christliches Heilen: „Das Unendliche kann weder aus Begrenzungen hervorgehen noch zu ihnen zurückkehren oder auch nur einen Augenblick in ihnen verharren. Wir müssen dem Denken zunächst einen freieren Ausblick gewähren, ehe wir die Ergebnisse eines unendlichen Prinzips ermessen können — die Wirkung der unendlichen Liebe, den Bereich des unendlichen Lebens, die Macht der unendlichen Wahrheit.“ Heilen, S. 4.

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