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Sich den Dingen verpflichten, die zählen

Aus der Mai 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Erschreckt Sie Das Wort Verpflichtung? Das geht nicht nur Ihnen so. Die Statistik zeigt, daß die meisten von uns sehr vorsichtig sind, wenn es darum geht, sich einer Sache zu verpflichten — einer Freundschaft, der Ehe, einem Beruf, der Kirche ... ja, sogar Gott.

Natürlich möchten wir alle das Gute erleben, das eine Verpflichtung mit sich bringt. Die Zuneigung und Wärme des Familienlebens, die Befriedigung, eine gute Arbeit zu leisten, die Gemeinschaft der Kirchenmitglieder, den geistigen Frieden eines auf Gott ausgerichteten Lebens.

Warum zögern wir dann, wenn es gilt, eine Verpflichtung einzugehen? Vielleicht fürchten wir uns vor dem, was eine Verpflichtung von uns fordern könnte, oder wir bezweifeln, daß wir unseren Pflichten gerecht werden können. Vielleicht haben wir Angst, daß wir verletzt werden, daß die Menschen, die wir lieben, uns verlassen oder daß wir unsere Arbeit verlieren. Oder wir fürchten sogar, daß Gott uns im Stich läßt.

Denken wir doch einmal darüber nach, was eine Verpflichtung wirklich bedeutet. Gehört nicht ein Vertrauen dazu oder ein Sichanvertrauen? Wir zweifeln vielleicht, ob wir wirklich irgend jemandem oder irgend etwas vertrauen können. Doch die Bibel sagt uns, daß wir einen Vater-Mutter Gott haben, dem wir immer vertrauen können, denn Gott ist die Quelle alles Guten in unserem Leben. Der Psalmist schreibt: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen.“ Ps 37:5.

Das bedeutet nicht, daß wir einem menschenähnlichen Gott vertrauen müssen, der auf einer Wolke sitzt und den Verkehr lenkt. Worauf wir aber vertrauen können, das ist die göttliche Liebe — die Liebe, von der wir im tiefsten Innern wissen, daß sie wirklich und ewig ist. Wir erkennen sie in der selbstlosen Fürsorge eines Familienmitglieds, der treuherzigen Zuneigung eines Kindes, dem wortlosen Verstehen zwischen guten Freunden.

Schließt unsere Verpflichtung Gott gegenüber andere Verpflichtungen aus? Ganz im Gegenteil. Sie fordert sogar, daß wir uns um andere kümmern. Der Apostel Johannes schrieb: „Wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, wie kann er Gott lieben, den er nicht sieht?“ 1. Joh 4:20.

Tatsächlich bereichert unsere Verpflichtung Gott gegenüber alle unsere anderen Verpflichtungen. Wenn wir der Quelle aller wirklichen Liebe näher kommen, muß uns das einfach als Freund, Ehepartner, Angestellter oder Kirchenmitglied mitfühlender und treuer machen. Mrs. Eddy schreibt in ihren Vermischten Schriften: „Der Christliche Wissenschafter liebt den Menschen mehr, weil er Gott über alles liebt.“ Verm., S. 100.

Die klare und unfehlbare Liebe, die von Gott kommt, ist ein Maßstab, an dem wir alle unsere anderen Verpflichtungen messen können. Wir sollten uns fragen: Ist die Zuneigung, die ich empfinde, rein, selbstlos, dauerhaft, versöhnlich — wie Gottes Liebe? Bringt sie mich näher zu Gott? Wenn ja, dann ist sie wirklich und gut und wird alle Beteiligten segnen.

Aber wie wissen wir, ob eine Beziehung, eine Arbeit, ein Anliegen unserer Hingabe nicht wert ist? Steht unser Bestreben im Widerspruch zu unserer Hauptverpflichtung Gott gegenüber, so ist das ein ziemlich gutes Zeichen dafür, daß es in die falsche Richtung geht. Die Bibel berichtet, daß Johannes einmal die Gemeinde in Ephesus rügte, weil gerade das dort der Fall war. Die Mitglieder hatten sich sehr bemüht, ihre Lehre rein zu halten und alle aus der Gemeinde auszuschließen, die nur vorgaben, Christen zu sein. Aber dabei hatten sie irgendwie ihre „erste Liebe“ zu Gott und zueinander verlassen. So forderte Johannes sie dringend auf, Buße zu tun, zurückzukehren zu ihrer wahren Mission, nämlich die Menschen zu heilen und zu retten. Siehe Off 2:1–5.

Vielleicht sind wir wie die Epheser in gutem Glauben eine falsche Verpflichtung eingegangen. Oder wir haben jemanden mit Liebe überschüttet, der uns dann das Herz gebrochen hat. Doch solche Enttäuschungen sind manchmal gerade der Anstoß, der uns zu unserer „ersten Liebe“ zu Gott zurückbringt. Wir können uns damit trösten, daß jeder Impuls selbstloser Liebe, den wir jemals gefühlt haben — auch wenn er in die falsche Richtung ging —, uns neue Erkenntnisse über Gottes nie versagende Liebe gebracht hat. Mrs. Eddy drückt das in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift so aus: „Menschliche Herzenswärme wird nicht vergeblich ausgeströmt, selbst wenn sie keine Erwiderung findet. Liebe bereichert die menschliche Natur, erweitert, reinigt und erhebt sie.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 57.

Natürlich scheuen wir uns manchmal, uns einer Sache zu verpflichten, weil sie uns eine Verantwortung auflädt. So erging es mir einmal in bezug auf Kirchenarbeit. Ich hatte — zusätzlich zu meinen häuslichen Pflichten (ein Ehemann und zwei kleine Kinder) — verschiedene Verpflichtungen auf mich genommen: Ich setzte mein Studium fort, unterrichtete das ganze Jahr hindurch und engagierte mich für das Gemeinwesen. Ich besuchte die Gottesdienste und nahm alles auf, wie ein Schwamm, ... aber gab nichts ab. Jedesmal wenn man mir in der Kirche eine Aufgabe übertragen wollte, schreckte ich innerlich zurück.

Schließlich war ich in meinem Beruf an einem toten Punkt angelangt. Obwohl ich alle erforderlichen Voraussetzungen für eine Lehrtätigkeit am College erfüllte, konnte ich einfach keine Ganztagsstelle finden. Und, glauben Sie mir, ich suchte! Damit wir mit unseren Einkünften auskamen, nahm ich Teilzeitstellungen in drei verschiedenen Landkreisen an. Die Arbeitsstunden waren lang, die Korrekturen der schriftlichen Arbeiten häuften sich zu Bergen, und die Bezahlung war schlecht.

Dann schlug ein Familienmitglied vor, ich solle doch in der Zeit, die ich als Pendler im Auto verbrachte, beten, anstatt Radio zu hören oder mich selbst zu bemitleiden. Das verlangte Disziplin, gegen die ich mich zunächst auflehnte. Aber dann wurden diese Stunden stiller Gemeinschaft mit Gott mehr und mehr zum Angelpunkt jeden Tages. Ich besann mich auf meine Vollkommenheit als Gottes geistiges Ebenbild — dem nichts mangelt, weil der unerschöpflichen göttlichen Liebe nichts mangelt. Mein Leben begann sich um Gott zu drehen, nicht um meine Karriere. Man könnte sagen, daß ich mein Leben von neuem Gott weihte.

Ungefähr zur gleichen Zeit wählten mich die Mitglieder meiner Kirche in ein verantwortungsvolles Kirchenamt, das jede Woche viele Stunden in Anspruch nahm. Aber ich übernahm diese Verpflichtung voll Freude; ich betrachtete sie als eine Gelegenheit, die neue Liebe zu Gott, die ich fühlte, auszudrücken.

Innerhalb einer Woche hatte ich nicht nur ein, sondern zwei Angebote für eine Vollzeitstelle! Begeistert nahm ich eine davon an. Aber soviel mir auch meine neue Lehrtätigkeit bedeutete (und es war absolut mein damaliger Traumjob!), so betrachtete ich doch mein Kirchenamt wirklich als meinen Hauptberuf. Es war eine Rückkehr zu meiner „ersten Liebe“.

Verpflichtungen, die mit unserer Liebe zu Gott in Einklang stehen, können uns einfach nicht schaden oder mehr von uns verlangen, als wir leisten können. Sie mögen von uns fordern, daß wir geistig vorwärtsschreiten — und das mitunter schnell. Wir müssen dabei vielleicht sogar harte Stöße einstecken. Aber unser lieber Vater-Mutter Gott steht uns zur Seite — der Freund, der uns nie im Stich läßt. Und Er wird es uns ermöglichen, unseren Verpflichtungen nachzukommen und ein Christlicher Wissenschafter zu sein, wie ihn Mrs. Eddy in den Vermischten Schriften beschreibt: „In dunklen Stunden stehen weise Christliche Wissenschafter fester denn je in ihrer Treue zu Gott. Weisheit wird ihrer Liebe vermählt, und ihre Herzen sind nicht beunruhigt.“ Verm., S. 276.

Eine solche Verpflichtung rettet Ehen, heilt ein zerrüttetes Leben und erhellt die Kirchen mit dem Eifer ihrer „ersten Liebe“.

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