Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Was Pflegen bedeuten kann

Aus der August 1993-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Herkunftswörterbuch Des Duden fand ich, daß das Verb „pflegen" ursprünglich bedeutet „für etwas einstehen, sich für etwas einsetzen". Aus dieser Definition klingt etwas von Standfestigkeit, Überzeugung, Treue, Verläßlichkeit und Ehrlichkeit hervor — Eigenschaften, die das Pflegen in der Christlichen Wissenschaft zu etwas ganz besonders Wertvollem machen können.

Im Handbuch Der Mutterkirche hat Mary Baker Eddy die Tätigkeit des christlich-wissenschaftlichen Pflegens vorgesehen. In Artikel VIII Abschnitt 31 heißt es unter anderen: „Ein Mitglied Der Mutterkirche, das sich als christlich-wissenschaftliche Pflegerin oder christlich-wissenschaftlicher Pfleger bezeichnet, muß eine Person sein, die eine demonstrierbare Kenntnis von der Ausübung der Christlichen Wissenschaft hat, die die im Krankenzimmer nötige praktische Weisheit besitzt und die Kranken angemessen betreuen kann." Die Idee Pflegen und die praktische Ausführung wird von dieser Bestimmung festgelegt und regiert. Die drei Säulen — demonstrierbare Kenntnis von der Ausübung der Christlichen Wissenschaft, praktische Weisheit und angemessene Betreuung — bauen aufeinander auf. Eine demonstrierbare Kenntnis führt automatisch zu praktischer Weisheit, und diese führt zu angemessener Betreuung.

Eine demonstrierbare Kenntnis von der Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist sozusagen der Eckstein wahrer Pflege. Wenn dieser Eckstein fehlt, wird nicht wahre Pflege im Sinne der Christlichen Wissenschaft erteilt. Ist diese Kenntnis aber vorhanden, werden die Früchte, derer die Christliche Wissenschaft fähig ist, also echte Heilungen, nicht ausbleiben.

Ein christlich-wissenschaftlicher Pfleger muß eine Kenntnis von der Ausübung der Christlichen Wissenschaft haben. Pflegen und solch eine heilende Ausübung gehen Hand in Hand. Das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, gibt folgenden Hinweis: „Wenn die Sterblichen durch die Kenntnis der Christlichen Wissenschaft zu einer höheren Anschauung gelangen, werden sie nicht von der Materie, sondern von dem göttlichen Prinzip, Gott, zu lernen suchen, wie sie den Christus, die Wahrheit, als die heilende und erlösende Macht demonstrieren können." Wissenschaft und Gesundheit, S. 285.

Der Erfolg der Ausbildung im Pflegen hängt nicht von Alter oder von Vorkenntnissen menschlicher Lehren ab. Es bedarf vielmehr der ehrlichen, aufrichtigen Willigkeit, von Gott zu lernen, von Ihm geführt und zurechtgewiesen zu werden. Das bedeutet oftmals, Überzeugungen, auf die man sich gestützt hat, aufzugeben, Neues zu wagen, mutig und treu zu sein, auch wenn's nicht einfach erscheint. Das ist schwieriger, als nur Handgriffe zu lernen und immer freundlich zu sein; aber allein dieser Weg führt zu erfüllter Tätigkeit, echter Freude und zu wahrer Heilung.

In dem zitierten Abschnitt aus Wissenschaft und Gesundheit wird der Christus, die Wahrheit, als das erlösende, heilende Element hervorgehoben. Dieser Christus — das von Gott stammende Verständnis von der unzerstörbaren, ewigen Einheit von Gott und Mensch als göttlichem Gemüt und seiner Idee — ist der wahre Pfleger. Diesen Christus, die Wahrheit, im Denken akzeptieren, ihm weiten Raum geben, ihn wertschätzen und in seiner Bedeutsamkeit erkennen, ihn über alles lieben und ihn auch gegen „Wenns" und „Abers" verteidigen — für ihn eintreten —, das befähigt den einzelnen, wahre Pflege auszudrücken.

In diesem Sinne pflegen heißt, sich beständig gegen aggressive mentale Suggestionen zu schützen, daß Leben und Substanz materiell seien — nicht aus Furcht vor diesen Suggestionen, sondern aus Liebe zur Wahrheit. Diese mentalen Suggestionen haben keine Macht; sie sind nur Vorschläge, die sich dem Denken anbieten und die ohne Zustimmung völlig wirkungslos bleiben. Das Bewußtsein, das beständig für die Wahrheit eintritt, kann derartige Täuschungsversuche sofort erkennen und als wirkungslos demonstrieren. Eine solche Atmosphäre der Fürsorge und Unterstützung kann nur zu Heilung führen.

Der „Lügner", das Böse oder Zeugnis der materiellen Sinne, plädiert durch viele verschiedene Bilder für einen vermeintlichen Fall des Menschen in ein materielles Chaos und möchte den Pfleger dazu bringen, diesen Irrtum anzuerkennen und dieses Unheil dann mit allen Wahrheiten der Bibel zu pflegen. Doch der Pfleger, der sich an die beständig führende, erleuchtende Wahrheit wendet, kann sich ein klares Bewußtsein bewahren, weil er weiß, daß das Bild des Bösen nicht Gottes Wirklichkeit repräsentiert. Dieses geistige Bewußtsein ist zum Pflegen fähig.

Wenn nötig, können wir mit Autorität mental zu Schwamm und Bürste greifen, um den Glauben an die Materie als Leben, Substanz, Gesetzgeber, Ursache oder Wirkung gründlich von unserem eigenen Denken „abzuwaschen". Dann können wir unser Denken mit Dankbarkeit, Freude, Hingabe und Nächstenliebe „salben". Danach sind wir imstande, mit Fluten geistiger Inspiration erfrischt und gestärkt, wahre Pfleger zu sein, immun gegen Apathie, Enttäuschung, Müdigkeit, Erschöpfung oder Routinedenken.

Im Lukasevangelium zeigt Christus Jesus deutlich, was uns wirklich not tut. Jesus besucht zwei Schwestern, Marta und Maria. Für Marta ist Jesus eine wertgeachtete Person, die optimal versorgt werden sollte. Als Marta ihn bedient, fühlt sie sich überlastet und knurrt, daß Maria ihr nicht hilft. Marta meint es sehr gut. Maria hat inzwischen die wahre Größe des Besuchers erkannt und hört ihm zu; sie bleibt ihm zu Füßen sitzen. Jesus sagt: „Marta, Marta, du hast viel Sorge und Mühe. Eins aber ist not. Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden." Lk 10:41, 42. Jesus verdammt Marta nicht, auch sagt er nicht, daß Martas Arbeit überflüssig sei, aber er macht sie auf Prioritäten aufmerksam. Geistiges Verstehen kommt zuerst.

Es ist der menschliche Wille, der beständig im Streß und leicht reizbar ist; ihm erscheint die Unordnung seines Gedankenwirrwars, und er sieht überall Unvollkommenheit. Ihm kann man nichts recht machen, er sieht ein ungemachtes Bett und muß es sofort in Ordnung bringen, um dann das nächste zum Aufräumen zu finden. Wenn dieser üble Zustand nicht im Denken überwunden ist, kann es passieren, daß man den ganzen Tag schwer beschäftigt ist und doch nichts wirklich Sinnvolles vollbringt. Außerdem erscheint einem die Arbeit anstrengend und mühsam und bringt wenig Freude. Meistens ist eine solche Gedankenhaltung bestens über die Mängel anderer informiert und voll schweigender Kritik und Selbstgerechtigkeit.

Reinheit und Unschuld können diese mentalen Suggestionen überwinden. Es ist nicht hilfreich, uns zu rechtfertigen oder andere anzugreifen; und wir sollten auch keine Kompromisse eingehen. Geistige, intelligente Liebe befähigt zu weisen Handlungen.

Wenn jemand den Wunsch verspürt, in der christlich-wissenschaftlichen Pflege tätig zu sein, so kann er sicher sein, daß ebendieser liebevolle Beweggrund ihn zu den Erfahrungen leiten wird, die ihn lehren, wie er die Kranken „angemessen betreuen" kann. Man kann auch sicher sein, daß er der lehrenden Erfahrung nicht entgehen kann. Die Idee Pflegen beruht auf geistigem Gesetz. Geistiges Gesetz ist die Tätigkeit des göttlichen Prinzips und schützt einen vor Mißbrauch, Fehlentscheidung oder Versagen. Auf dieser Basis ist die angemessene Betreuung selbstverständlich, nicht Vernachlässigung. Und ein christlich-wissenschaftlicher Pfleger ist sicher vor Anklagen, wenn er kompromißlos an der Wahrheit bleibt, sie in seinem Denken verteidigt und für sie eintritt.

Eine Pflegeschülerin erzählte, wie sie eines Morgens in ihrem Gebet dazu geführt worden war, spezifisch den Anspruch zurückzuweisen, daß der Mensch schuldig sei und Strafe verdiene. Sie arbeitete zu der Zeit in einem Pflegeheim für Christliche Wissenschafter. Als die Pflegeschülerin an jenem Tag einem Gast eine Bitte erfüllte, sprach die Frau fortwährend von „ihrem" schmerzhaften Problem. Es kam der Schülerin recht abrupt, ihr zu sagen, daß es weder „ihr" Irrtum sei, noch der irgendeines anderen. So verließ sie den Gast. Einige Zeit später klingelte die Frau erneut, um freudestrahlend zu berichten, daß sie geheilt sei. Sie habe klar erkannt, daß der Irrtum nicht ihr persönlicher Besitz war und daß sie in Wahrheit als Gottes vollkommene Idee frei und unschuldig war. Diese kostbare Erfahrung zeigt, welche Pflichten und Verheißungen echte Pflege in sich schließt.

Es ist Zeit, tief in die geistige Bedeutung von Pflegen zu schauen und es von der begrenzenden Vorstellung einer rein manuellen, menschlichen Tätigkeit zu befreien. Wenn jemand eine Heilung ausarbeitet, ist es, als gehe er eine Treppe hoch. Er erhebt sich aus materiellen Anschauungen und erreicht neue geistige Erkenntnisse. Der geistige Durchbruch, der die Normalisierung des Zustandes herbeiführt, kommt vielleicht auf der zweiten, vierten oder siebten Stufe geistigen Erwachens. Manchmal kann der Aufstieg durch ein Treppengeländer erleichtert werden. Treppe und Geländer dienen dem Höhersteigen, und genauso ist es mit dem Ausüben und Pflegen. Sie sind sich ergänzende Ideen auf dem Weg zur Heilung.

Da das Pflegen im Kirchenhandbuch verankert ist, ist es nicht auf eine Personengruppe bezogen, sondern Teil der Kirchentätigkeit, die jedes Mitglied betrifft. Unsere Welt bittet um geistig fundierte Pflege. Als Christliche Wissenschafter können wir die Menschheit pflegen und heilen. Was tun Sie, wenn Sie die Nachrichten sehen? Die leidenden Menschen bedauern, die die heilende Macht des Christus, der Wahrheit, vielleicht nicht kennen? Wir können mehr tun; wir können uns mental erheben, dem Irrtum unsere Zustimmung entziehen und für die Wahrheit einstehen, indem wir uns für das Heilen einsetzen. Dies fängt den Geist wahren Pflegens ein, und es erfüllt die Forderung, die an uns alle heute ergeht, so wie sie damals an Petrus erging: „Weide meine Lämmer!" Joh 21:15.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / August 1993

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.