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Lassen Sie Berichte über Gewalttätigkeiten nicht unwidersprochen durchgehen

Aus der März 1994-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wir Haben Eine Freundin, die aus dem ehemaligen Jugoslawien stammt. Als wir mit ihr sprachen, war sie ganz verzweifelt über die Nachrichten, die die Medien von dort brachten — vor allem über die schlimmen Zustände in Bosnien und Herzegowina. Auch wir waren sehr erschüttert, aber bei ihr ging es um die eigenen Landsleute, ja um ihre Verwandten und Bekannten, die in den umkämpften Gebieten wohnten. Es ging auch um ihr Entsetzen über die Grausamkeiten, von denen berichtet wurde. Meine Frau und ich versuchten, sie zu trösten, zu beruhigen. Wir legten ihr nahe, nicht passiv zu leiden, sondern durch ihr Gebet ihrerseits aktiv etwas für den Frienden zu tun. Sie versprach es unter Tränen.

Auch wir mußten beten. Man kann es angesichts solcher Schrecken nicht bei wohlmeinenden Worten bewenden lassen. Hilfreiches, wirksames Gebet wird hier gefordert. Unser Ausgangspunkt dabei ist die tiefverwurzelte Überzeugung, daß der Mensch, den Gott geschaffen hat, gut ist. Siehe 1. Mose 1:26, 27, 31. Durch die Christliche Wissenschaft haben wir gelernt, daß diese Wahrheit sich nich auf einen sterblichen, körperlichen Menschen bezieht, sondern auf unser eigentliches, geistiges Selbst. Wir beide haben durch unser Wissen um diese Wahrheit Heilungen erlebt. Da wir aus Erfahrung wissen, daß solches Gebet wirksam ist, hatten wir in diesem Sinn für Jugoslawien gebetet. Aber das Fernsehen brachte jeden Tag weitere Horrorbilder, und es war nicht leicht, die geistige Wahrheit über den Menschen zu behaupten. War es überhaupt richtig? fragte ich mich manchmal. Bedeutete es nicht, in gewissem Sinne vor Taten von schrecklicher Bösartigkeit die Augen zu verschließen?

Die Bibel gibt uns ein Beispiel für eine Situation, in der ein schweres Unrecht geschieht. Mit fadenscheinigen Argumenten hatten die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten erreicht, daß Christus Jesus von Pilatus zum Tode verurteilt wurde. Kaum war dieses Urteil ausgesprochen, da brach entfesselte Brutalität über Jesus herein. Die Soldaten im Prätorium schlugen „ihn mit einem Rohr auf das Haupt und spien ihn an". Mk 15:19. Sie hatten auch eine Dornenkrone angefertigt, deren Stachel sie ihm auf die Kopfhaut drückten. Dann wurde er auf eine besonders qualvolle Weise hingerichtet — durch Kreuzigung.

Ganz gewiß war diese Grausamkeit nicht gerechtfertigt, und manch einer hätte vielleicht erwartet, daß Opfer Opfer mit verständlichem Ärger gegen seine Verfolger aufbegehrte. Jesus aber sagte: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!" Lk 23:34.

Jesus hatte den Soldaten nichts angetan, aber das hemmte sie nicht. Sie ließen sich von dem Haß der Welt gegen die geistige Wahrheit beeinflussen wie auch von der irrigen Meinung, er habe es darauf abgesehen, „König der Juden" zu werden. Siehe Lk 23:1–37. Und das löste ihre Grausamkeit aus. So war es damals; so ist es noch heute. Von Wahnvorstellungen oder der haßerfüllten mentalen Atmosphäre ihrer Umgebung getrieben, wissen die Menschen oft nicht, „was sie tun".

Wie konnte Jesus dennoch Gott bitten, seinen Peinigern zu vergeben? Sollten sie nicht vielmehr bestraft werden? Die Antwort finden wir in dem geistigen Verständnis von Gott und dem Menschen, das Jesu Wirken zugrunde lag. Wenn Jesus die Kranken heilte, war er nicht von dem äußeren Bild beeinflußt, vielmehr sah er immer Gottes Ebenbild, den wahren Menschen, der von keiner Schwäche, keinem Leiden, keiner Unvollkommenheit beeinträchtigt werden kann. Er wußte, daß das angebliche Kranksein ein falsches Bild über den Menschen war. Es konnte durch das Wissen vertrieben werden, daß Gott gut ist, daß Er den Menschen liebt und daß der Mensch in seinem wirklichen Wesen geistig ist. Diese tiefe Erkenntnis der Wahrheit heilte die Kranken.

Im Laufe seines Wirkens hatte Jesus schlagende Beweise dafür geliefert, daß diese geistigen Tatsachen wahr sind. Als er persönlich angegriffen wurde, war er imstande, in seinen Peinigern die Verwirrung, das krankhafte Denken zu durchschauen. Trotz allem mußte ihm klar gewesen sein, daß ihr Verhalten niemals den gottgeschaffenen integren und guten Menschen berühren konnte.

Wenn wir also Grausamkeiten beobachten oder selbst zu solchem Verhalten neigen, können wir es dem Meister nachtun und uns niemals vom blinden Zorn überwältigen lassen. Unsere Gedanken, unsere Gebete, sollten bei Gott und dem wahren Menschen, dem wirklichen Wesen eines jeden, beharren. Nur dann werden sie heilend sein.

Wie solches Gebet heilen und uns die Kraft geben kann, uns mental der ganzen Welt zuzuwenden, zeigt folgendes Beispiel. Auf einer Mittwochabend-Zeugnisversammlung in einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, erzählte eine Teilnehmerin, wie sie angesichts wiederholter, schwerer Krankheitsfälle in ihrer Verwandtschaft gebetet hatte. Sie hatte darum gebetet, besser zu erkennen, daß der Mensch wirklich geistig ist und daß alle dahinterstehenden Annahmen über die Vorherrschaft der Materie aus ihrem eigenen Denken und aus ihren Gedanken über ihre Verwandten entfernt würden. Sie hatte an der Vorherrschaft der göttlichen Liebe in jeder Notlage festgehalten. In kurzer Zeit waren die Gesundheitsprobleme überwunden. Die Zeugnisgeberin zog daraus folgenden Schluß: „Wenn sich diese Situation verändern konnte, dann weiß ich auch, daß meine Gebete für bestimmte Weltsituationen wirken werden." Diese Erkenntnis, so sagte sie, hatte ihr einen neuen Impuls gegeben, täglich gewissenhaft für die Welt zu beten.

Regelmäßiges Gebet dieser Art ist dringend notwendig, damit wir wirklich helfen können, wenn wir Berichte von Leid, Krieg und Rache lesen oder hören. Manchmal mag es sogar den Anschein haben, als übte das Böse einen starken, unwiderstehlichen Einfluß auf unser Denken aus.

Auch hier können wir uns um Führung an Christi Jesu Leben wenden. Er konnte einen scharfen Unterschied machen zwischen dem Menschen und dem unpersönlichen Bösen. Jesus nannte den Ungeist, der ihn töten wollte, „den Teufel". Über dieses unpersönliche Böse sagte Jesus: „Der ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit, denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so spricht er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge." Joh 8:44.

Der Ungeist, den wir heute an vielen Stellen des Erdballs am Werk sehen, verkleidet sich unter anderem als egozentrischer Nationalismus. Aber was auch immer versucht, Terror und Totschlag zu rechtfertigen, wir sollten es nie billigen — auch nicht Rache! Unsere aufrichtigen Gebete, in denen wir die Geistigkeit des Menschen und seine Empfänglichkeit für das Gute bekräftigen, werden uns und unseren Regierungen auf den richtigen Weg helfen.

Unser Gebet könnte mit der Erkenntnis beginnen, daß Gottes Macht mehr als ausreichend ist, um sowohl die Unterdrückten als auch die Unterdrücker zu befreien, und daß die immer verfügbare göttliche Liebe Frieden in jede Situation bringen kann. Solches Gebet ist keine belastende Mühe, vielmehr bekräftigt es unser wahres, geistiges Wesen. Es gibt uns Inspiration. Wenn wir mit dem einen göttlichen Gemüt in Gemeinschaft stehen, werden klarsichtige, machtvolle Gedanken, die uns in unserer Überzeugung stärken, daß Gott in der Welt und in unserem Leben gegenwärtig ist, nicht ausbleiben. Beim Hinhören auf Gottes Führung werden uns Ideen zuströmen, die spezifisch und hilfreich sind. Wir werden die richtigen Worte und die richtige Herzenseinstellung finden, um Güte und Frieden unter den Menschen zu fördern.

Niemand sollte die Macht des friedenbringenden Gebets unterschätzen. Mrs. Eddy unterschätzte sie nie. Ja, während des russisch-japanischen Krieges rief sie die Christlichen Wissenschafter zu einer Gebetsaktion für den Frieden auf. Siehe Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 279. Nicht lange danach sprach sie davon, wie wichtig es ist, darum zu beten, daß Gott alles lenkt. Sie schrieb: „Uneingeschränkter Glaube, der sich zur Horebshöhe emporschwingt, bringt unendliche Segnungen mit sich, und der Geist dieses Gebets ist die Frucht der Rechtschaffenheit —, Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen'." Ebd., S. 281.

Die Medien mögen uns weiterhin beunruhigende Nachrichten und Bilder bringen, doch unsere Gebete werden die Ereignisse nicht unwidersprochen durchgehen lassen. Solange es solche Probleme in der Welt gibt, sind sie Anlässe, unser Denken zu berichtigen, und wir sollten es niemals versäumen, diesen dringenden Aufforderungen zu liebevollem Gebet aus hilfsbereitem Herzen Folge zu leisten.

Haltet Frieden untereinander.
Seht zu, daß keiner dem andern
Böses mit Bösem vergelte,
sondern jagt allezeit dem Guten nach
untereinander und gegen jedermann.
Betet ohne Unterlaß.

1. Thessalonicher 5:13, 15, 17

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