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Die Liebe zur Wahrheit vor alles andere stellen

Aus der Oktober 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft (Christian Science) zu studieren bedeutet, dem Stern von Bethlehem zu folgen, ja das Verlangen zu haben, die von Christus Jesus demonstrierte Wahrheit und Liebe zu verstehen. Die Christliche Wissenschaft heilt, und diejenigen, deren Leben durch sie umgewandelt wurde, wissen ihre heilende Macht zu schätzen. Doch jedesmal, wenn diese Wissenschaft nur um der Heilung — um der „Brote und Fische” — willen studiert wird, verleugnen wir im Grunde Christi Leben und Lehre. Bei jeder Gelegenheit für eine Heilung können wir uns fragen, ob wir diese Heilung um ihrer selbst willen suchen oder ob wir vor allem anderen die Wahrheit lieben.

Der Meister sagte: „Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.”  Mt 10:39. Das ist der springende Punkt für uns alle. Wenn es unser Lebenszweck ist, Christus, Wahrheit, zu folgen, müssen wir es aufgeben, irdischen Gewinn anzubeten. Es scheint paradox, aber wenn wir das gehorsam tun, können wir den göttlichen Einfluß fühlen, der uns die Kraft gibt, hier und jetzt Vollständigkeit auszudrücken und zu erleben.

Ein Leben völliger Hingabe mag scheinbar außer unserer Reichweite liegen. Doch wenn wir uns in Augenblicken der Herausforderung erheben und mehr auf die Wahrheit bedacht sind als auf alles andere, selbst dringend benötigte Heilung, dann finden wir nicht nur Heilung, sondern spüren Gottes Gegenwart so tiefgehend, daß wir einfach alle unsere Augenblicke in diesen Himmel bringen wollen. Jesus hatte Erbarmen angesichts unserer menschlichen Bedürfnisse und sagte: „Euer himmlischer Vater weiß, daß ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.”  Mt 6:32, 33.

Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß Jesu Verheißung wahr ist; die göttliche Wissenschaft kann jedem aufrichtigen Sucher helfen und tut es auch. Und doch können wir diese Wissenschaft nicht für bloße persönliche Ziele „benutzen” — so als ob die unendliche, ewige, allgegenwärtige Wahrheit für endliche Zwecke herangezogen werden könnte. Wahrheit muß gelebt, nicht benutzt, muß geliebt, nicht gemanagt werden. Sie ist das Reich, in dem wir leben, nicht ein Gegenstand, den wir im Schrank verwahren, bis er gebraucht wird. Es gilt, ihr hingebungsvoll zu folgen. Einige unserer kostbarsten Heilungen zeichnen im Grunde den Weg auf, über den wir von dem Bemühen um Heilung an sich zu echter Liebe zur Wahrheit gelangen. Vielleicht ist noch niemand an dem Punkt ständiger Inspiration angekommen, doch jede durch die göttliche Wissenschaft gewonnene Heilung bringt uns der Demonstration völliger Hingabe an die Wahrheit näher.

Ich habe Erlebnisse gehabt, bei denen — wie mir im nachhinein klar wurde — ich nicht klar die Notwendigkeit erkannte, über den bloßen Wunsch nach Heilung zu dem Punkt zu gelangen, wo ich mehr über die Wahrheit, über Gott, erfahren und mich aus echter Hingabe für die Wahrheit einsetzen wollte. Mir veranschaulicht dies, was Jesus mit dem Finden und Verlieren des Lebens meinte. Wir müssen bereit sein zu verlieren, was wir uns am meisten wünschen, nicht damit uns etwas Kostbares verlorengeht, sondern damit wir das finden, was wirklich das Kostbarste ist und was wir bereits besitzen — unser Leben, „verborgen mit Christus in Gott”  Kol 3:3.. Als ich in jenen Fällen Heilung suchte, hätte ich meine Liebe Gott völlig unterordnen sollen, der immer Harmonie für uns will, was sich in Gesundheit und Heilung äußert. Mary Baker Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „, Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.’ (2. Mose 20:3.) Das Erste Gebot ist mein Lieblings–spruch. Es demonstriert die Christliche Wissenschaft.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 340.

Wenn wir uns in Augenblicken der Herausforderung erheben und mehr auf die Wahrheit bedacht sind als auf alles andere, dann finden wir nicht nur Heilung. . .

Ein Erlebnis mit unserer Katze Tiger, bei dem ich zunächst große Furcht hatte, aber dann die Wahrheit lieben und ihr vertrauen lernte — gleich, was passiert —, zeigt mir immer noch, daß wir nicht nur die zu Recht ersehnte Heilung empfangen, sondern viel mehr, wenn wir die Liebe zur Wahrheit vor alles andere stellen.

Die Katze war schwerkrank und schien dem Tod nahe. Ich wußte von Anfang an, daß ich mich auf Gott verlassen würde — daß dieses Vertrauen auf Gott die liebevollste Fürsorge für das Tier war —, und zu verschiedenen Zeiten bekam ich Hilfe, erst von einem, dann von einem anderen Ausüber der Christlichen Wissenschaft. Trotzdem aber sah ich mich massiv mit Furchtgedanken konfrontiert, darunter Furcht vor der Kritik anderer, weil ich meine Katze nicht zu einem Tierarzt brachte. Mir wurde klar, daß all diese Zweifel und Ängste einen mentalen Angriff auf das darstellten, was ich bisher über die Christliche Wissenschaft gelernt hatte.

Während ich die geistigen Wahrheiten von Gott und Seiner Schöpfung bekräftigte, die all solchen Furchtgedanken entgegenwirken, dachte ich auch an die wundervollen Männer und Frauen, bekannte und unbekannte, deren Selbstlosigkeit, Intelligenz und Hingabe an hochgehaltene geistige Werte unzählige Menschen und in gewisser Weise die Menschheit selbst erbaut und erhoben haben. Ganz gleich, welche Stellung oder welche Überzeugungen wir im Leben haben, wir sind alle verpflichtet, unserem höchsten Verständnis vom Rechten treu zu sein. Die Treue, die in diesen Tagen erforderlich war, auch wenn es mir manchmal sehr mühsam vorkam, erwies sich als unerläßlich — und trug Früchte. Es war die „Vorbereitung des Herzens”  Siehe Spr 16:1 (nach der King–James–Bibel)..

... sondern spüren Gottes Gegenwart so tiefgehend, daß wir einfach alle unsere Augenblicke in diesen Himmel bringen wollen.

Eines Morgens, als Tiger kraftlos auf meinem Schoß lag, fiel mir eine Bibelgeschichte ein — der Bericht von den drei hebräischen Männern, denen König Nebukadnezar befahl, niederzufallen und das riesige goldene Bild, das er hatte machen lassen, anzubeten, wenn sie nicht in den glühenden Ofen geworfen werden wollten. Die Geschichte schien keinen Bezug zu uns zu haben. Aber dann erinnerte ich mich an die Antwort, die die drei Männer auf diese Drohung gaben. Der erste Teil ihrer Antwort überraschte mich nicht. Sie sagten: „Wenn unser Gott, den wir verehren, will, so kann er uns erretten; aus dem glühenden Ofen und aus deiner Hand, o König, kann er erretten.” Aber sie beließen es nicht dabei, daß Gott sie erretten konnte. Sie fuhren fort: „Und wenn er’s nicht tun will, so sollst du dennoch wissen, daß wir deinen Gott nicht ehren und das goldene Bild, das du hast aufrichten lassen, nicht anbeten wollen.”  Dan 3:17, 18.

„Wenn ... nicht”! Das verblüffte mich, denn ich hatte diese Stelle immer so gelesen, als ob die Männer den Ausgang der Geschichte wüßten, als ob sie, so wie ich, wüßten, daß sie gerettet würden. Aber so war es gar nicht. Sie wußten nur, daß sie nichts Sterbliches oder Materielles anbeten und nur dem einen und einzigen Gott anhängen würden, ungeachtet der Drohungen. Sie wußten, daß sie dem inneren Lichtstrahl folgen — ihren höchsten Begriff von dem, was recht ist, in Ehren halten — mußten. Und das taten sie, indem sie ihre Liebe zu Gott dadurch zum Ausdruck brachten, daß sie ihr Vertrauen vor allem anderen in Ihn setzten.

Plötzlich wurde mir klar, daß auch ich mich nicht um den Ausgang zu sorgen brauchte. Durch die Christliche Wissenschaft verstand ich, daß die göttliche Liebe allmächtig ist und nur das allerliebevollste Gute für ihre Schöpfung will. Ich sah ein, daß Treue gegen diesen vertrauenswürdigen Gott der Kernpunkt des Lebens ist — Treue gegen die Wahrheit, daß Gott Geist ist und daß Seine Werke geistig und vollkommen sind, nicht materiell. Ich wußte, daß die Wahrheit, Gott, in Ehren gehalten werden mußte. Ich brauchte nicht vor einem Bild von Krankheit niederzufallen oder der materiellen Medizin kulturell verordnete Huldigung zu leisten.

Nichts, was Krankheit oder sogar der Tod vielleicht zu tun behaupteten — das erkannte ich ganz klar —, konnte das fortdauernde Leben dieses kostbaren Geschöpfes in irgendeiner Weise berühren. Ich bezog eine klare Stellung, wie die hebräischen Männer es getan hatten: „Unser Gott kann uns erretten.” Und ferner: „Aber wenn nicht, so sollst du wissen, du Todes–furcht, du Furcht vor Kritik, daß wir dich nicht anbeten werden. Wir werden Gott dienen.”

Und als die Wahrheit und die Intelligenz dieser Erkenntnis mir so richtig einleuchteten, spürte ich im gleichen Moment die Ruhe und Freude der wärmenden Arme der Liebe, die Tiger und mich umgaben und uns in Gottes Obhut ruhen ließen; ich erlebte den Frieden absoluter Geborgenheit an diesem sanften Ort. Ich wußte, daß der sterbliche Begriff vom Leben falsch war, daß das Geistige wirklich ist. Ich wußte, daß mein geliebter Kater immer eine lebendige und vollkommene Idee Gottes sein würde. Die Ewigkeit seines Lebens, seiner Identität, völlig unbeeinflußt von den Behauptungen des Bösen, stand mir ganz lebendig vor Augen. Und das war nicht etwas, was ich über Tiger nur dachte. Mein Denken wurde so vergeistigt, daß ich ihn buchstäblich mit neuen Augen, auf neue Weise, sah. Diese wundervolle ehrfurchterregende Sicht auf Tiger befreite mich, so daß ich zu Gott einfach sagen konnte: „Ich will nur Dich anbeten und sonst niemand.” Mir war klar, daß durch solche Einstellung niemand je in irgendeiner Weise Schaden erleiden könnte. Ich beugte mich nicht mehr vor den mentalen Drohungen des sterblichen Sinnes; davon war ich frei geworden. Auch fürchtete ich nicht mehr, daß Tiger ihnen ausgesetzt sei. Von diesem Augenblick an wußte ich, daß es Tiger sichtlich besser gehen würde. Das geschah, und er lebte noch viele Jahre.

Ein Erlebnis mit unserer Katze zeigt mir immer noch, daß wir nicht nur die zu Recht ersehnte Heilung empfangen, sondern viel mehr, wenn wir die Liebe zur Wahrheit vor alles andere stellen.

Bei dieser Erfahrung ging es nicht nur um die Katze, sondern um das göttliche Gesetz und um die göttliche Liebe, die, wie Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit schreibt, „unparteiisch und allumfassend in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben” Wissenschaft und Gesundheit, S. 13. ist. Ich selbst war völlig geheilt worden von jedem Glauben an das krasse Bild von Krankheit, das sich mir darstellte. Dieses Erlebnis der konkreten Gegenwart und Güte Gottes ist und bleibt von unschätzbarem Wert für mich. Und ich lerne immer noch mehr über das, was es mich so anschaulich gelehrt hat — daß es bei unseren täglichen Herausforderungen nicht darum geht, die menschlichen Umstände zu verbessern; es geht darum, die Wahrheit um ihrer selbst willen zu lieben und ihr zu folgen.

Im Buch der Offenbarung erfahren wir, daß die Gemeinde in Ephesus ihre Werke noch hatte, aber ihre „erste Liebe” verlassen hatte. Siehe Offb 2:2, 4. Suchte sie vielleicht die „Brote und Fische”, anstatt Christus zu folgen? Zäumte sie das Pferd beim Schwanz auf?

Könnte man wohl sagen, daß die „erste Liebe” eines Christen Gott und Sein Christus sein muß? Wenn wir unsere Liebe zu Gott rein halten, folgen Heilungswerke. Wollen wir aber Gottes Macht mehr zu unserem Vorteil nutzen, als daß wir die Wahrheit selbst lieben und nach ihr trachten, dann leugnen wir unbewußt alles, was der Meister gelehrt hat, und seine Lehren leugnen heißt den Meister selber verleugnen.

Natürlich würden wir uns in Zeiten der Not nicht auf die Christliche Wissenschaft verlassen, wenn sie nicht heilte. Wir wollen, ja wir müssen, geheilt werden. Christus Jesus machte klar, daß es richtig ist, geheilt zu werden, und er gebot uns zu heilen. Wissenschaft und Gesundheit verschafft uns Zugang zu Jesu Methoden. Wir können heilen und geheilt werden. Doch unsere Liebe zu Gott muß zuerst kommen.

Wir alle müssen für unsere „erste Liebe” Zeugnis ablegen. Die Güte Gottes, die wir spüren, wenn wir Ihm folgen und uns Ihm unterordnen, löst die Fesseln und hebt den Christus auf den Thron. Dieser Sieg der Wahrheit und Liebe über all die fadenscheinigen Behauptungen der Materie ist im strahlenden Glanz des Sterns von Bethlehem inbegriffen. Der gleiche Stern leuchtet über der Verheißung von geistigem Verständnis in unserem eigenen Herzen. Das ist der Stern, den weise Männer und weise Frauen suchen.

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