Als Unser Erstes Kind geboren wurde, schien es uns am besten, daß ich — der Vater — das Aufziehen des Kindes übernahm, weil meine Frau die besseren Chancen auf dem Arbeitsmarkt hatte. Meine Frau und ich nahmen unsere jeweiligen Rollen bereitwillig an. Und auch jetzt, wo unsere Kinder größer sind (unser Jüngster ist sieben) und ich einen Beruf ausübe, bin ich derjenige, der tagsüber überwiegend für die Kinder da ist. In immer mehr Familien sieht es heute ähnlich aus. Doch ganz gleich, ob der Vater bei den Kindern zu Hause ist oder nicht, er sollte für seine Kinder da sein — ein starker und zärtlicher Vater zugleich.
Die Bibel erteilt klugen Rat, was die Rolle eines Vaters angeht. Diesen Rat brauchen wir in den 90ern ebenso wie zu jeder anderen Zeit. Christus Jesus sagte einmal: „Ihr sollt niemanden unter euch Vater nennen auf Erden; denn einer ist euer Vater, der im Himmel ist.“ Mt 23:9. Könnte es für einen Vater einen besseren Grundsatz geben? Wenn wir ernst nehmen, daß Gott der universale Schöpfer ist, wird uns klar, daß Er der Vater aller ist. Und der Mensch ist in Wirklichkeit Sein geistiges Kind oder Ebenbild.
Die Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy, schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Vater-Mutter ist der Name für die Gottheit, der ihr zärtliches Verhältnis zu ihrer geistigen Schöpfung andeutet.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 322. Und an einer anderen Stelle in diesem Buch schreibt sie: „Beide Geschlechter sollten liebevoll, rein, gütig und stark sein.“ Ebd., S. 57. Jedes Kind Gottes wurde dazu geschaffen, diese geistigen Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen.
Eigentlich ist es doch so: Wenn wir ein guter Mensch sind, sind wir auch ein guter Vater. Kinder brauchen ein Rollenvorbild, das ihnen wahre Männlichkeit vorlebt — Eigenschaften wie Güte, Liebe und Reinheit, und nicht die falschen Vorbilder, wie sie den Kindern durch Kinofilme, Werbung und Nachrichten ständig vor Augen geführt werden, in denen Männlichkeit gleichgesetzt wird mit Distanziertheit, Sexualität oder sogar Gewalttätigkeit.
Gibt es ein besseres Beispiel für Männlichkeit als Christus Jesus? Jesus hatte zwar keine Kinder, doch sein Verhältnis zu den Jüngern gleicht in vieler Hinsicht einer Vater-Sohn-Beziehung. Jesus liebte diese Jünger. Er hatte Erbarmen mit ihnen, half und diente ihnen ohne Zögern in der ganzen Zeit seines Wirkens. Er verlangte diszipliniertes Denken und Handeln von ihnen. Wenn nötig, wies er sie zurecht, und er bereitete sie unablässig auf den Tag vor, von dem an sie ihren Weg allein gehen würden.
Kinder brauchen ein Rollenvorbild, das ihnen wahre Männlichkeit vorlebt — Eigenschaften wie Güte, Liebe und Reinheit.
Christus — der Geist der Liebe und Wahrheit, den Jesus verkörperte — ist auch heute noch bei uns und führt uns. Der Gedanke, daß Christus unser Haushaltsvorstand ist, hat mir geholfen, ein guter Vater zu sein. Ich muß da ganz besonders an eine Erfahrung denken. Als unsere Tochter in die Schule kam, glaubte sie, alles besser zu wissen als ihr älterer Bruder. Es kam deshalb gelegentlich zu Streitereien. Ich war mir bewußt, daß solche Streitereien das Familienleben empfindlich beeinträchtigen können, wenn nichts dagegen unternommen wird. Daher griff ich anfangs sofort ein und „beendete“ diese Auseinandersetzungen sehr schnell. Sie wissen schon: „Schluß jetzt damit!“ Doch nach einer Weile ließen sich die Streitereien damit nicht mehr beenden. Der Streit schwelte unter der Oberfläche weiter, nur um später erneut aufzuflammen.
Jetzt begann ich Christus als das Oberhaupt unserer Familie anzuerkennen. Ich machte mir klar, daß die Kinder das Rechte lieben und ein Empfinden dafür haben und somit die Eigenschaften bereits in sich trugen, die nötig waren, um diese Auseinandersetzungen auch ohne mein Eingreifen zu beenden. Meine Aufgabe war es, für die beständige Gegenwart und Tätigkeit des Christus zu zeugen.
Das heißt nun nicht, daß es ab sofort keine Streitereien mehr gab. Doch sie ließen allmählich nach, und sie waren weniger aggressiv. Die ganze Zeit über machte ich mir beständig die Gegenwart der vom Himmel kommenden Weisheit, Geduld und Güte bewußt. Wenn ich mir jetzt das Verhältnis zwischen den beiden ansehe, so kann ich sagen, daß es heute nur noch wenige Auseinandersetzungen zwischen ihnen gibt.
Die Bibel verkündet freudig die Botschaft: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit.“ Hebr 13:8. Das, so scheint mir, ist die erlösende Botschaft für die Väter in jedem Zeitalter!