Viele haben es schon erlebt: Augenblicke, in denen die Furcht so groß ist, dass jeder Versuch sinnlos scheint, mit Vernunft dagegen anzugehen.
So ist es mir auch gegangen. Ich litt unter Flugangst und hatte etwa ein Jahr lang damit zu tun. Schon Wochen vor einem geplanten Flug fing es an, in mir zu arbeiten, und es wurde immer schlimmer, je näher der Reisetermin kam. Wenn das Flugzeug schließlich zum Start rollte, war ich immer nassgeschwitzt. Hätte mich jemand so k.o. geschlagen, dass ich erst bei der Landung wieder zu mir gekommen wäre — es wäre mir recht gewesen!
Es scheint so viele Dinge zu geben, die uns Angst machen. Und doch sind es nicht „Dinge", die Angst hervorrufen, sondern der Glaube an eine Macht neben Gott. In der Bibel wird jedoch erklärt, dass Gott unendliche, allmächtige und immergegenwärtige Liebe ist. Die Furcht mag durch die Umstände gerechtfertigt sein oder auch nicht. Aber immer ist sie eine falsche Auffassung von Gott und Seiner Schöpfung.
Die einzige echte Substanz und Kraft ist Gott. Es reicht nicht aus, Ihn nur als eine dem Bösen entgegengesetzte Kraft zu betrachten, selbst wenn wir Ihn für die stärkere Kraft halten, denn dann sind wir immer noch der falschen Meinung, dass das Böse ein schwieriger Gegner sei, der uns jederzeit schaden kann. Genauso wenig hilft es uns, bestimmte Befürchtungen für realistisch zu halten und andere als unbegründet anzusehen, denn Heilung ergibt sich aus dem Verständnis, dass die Regierung der göttlichen Liebe allmächtig ist und dass deshalb jede Art von Furcht tatsächlich keinerlei Grundlage hat. Dieses geistige Verständnis gibt uns ein dauerhaftes Gefühl der Sicherheit.
In dem Jahr, als ich diese panische Angst vor dem Fliegen hatte, suchte ich Hilfe bei Gott und es wurde mir klar, dass die Furcht vor einer dem Geist entgegengesetzten Kraft mir weder meine gottgegebene Bestimmung noch die geistige Gewissheit Seiner Gegenwart nehmen konnte. Ich hielt an den Worten aus dem Lied Nr. 53 im Liederbuch der Christlichen Wissenschaft fest:
So gewinnen wir die Höh';
Ird'sche Furcht erreicht
uns nicht. Uns umfaßt Sein starker
Arm,
Gott ist unsre Zuversicht.
Vor und während jeden Fluges betete ich unentwegt, um meine Sicherheit in der Allheit des Geistes zu finden und nicht in der Materie nach Sicherheit zu suchen. Die Materie in Form von festem Boden unter den Füßen ist eigentlich eine falsche menschliche Vorstellung von Substanz (denn Substanz ist tatsächlich etwas Geistiges) und konnte mir keine wirkliche Sicherheit bieten. Das konnten auch die viel zitierten Statistiken nicht, die aussagen, dass man in der Luft sicherer sei als am Boden. Ich wollte mich nicht den gefährlichen und falschen Einflüssen der Wahrscheinlichkeit und des Zufalls unterwerfen. Das göttliche Prinzip und Seine göttlichen Gesetze der Ordnung waren meine einzige Quelle der Sicherheit, und ich wusste, dass Gottes Gesetze ganz und gar zuverlässig sind!
Die panische Angst wich einer tiefen Gewissheit der göttlichen Herrschaft und allmächtigen Gegenwart des Geistes. Innerhalb eines Jahres war ich völlig frei von allen Furchtgedanken und in den zehn Jahren, die seit dieser Heilung vergangen sind, bin ich immer wieder ohne irgendwelche Bedenken geflogen.
Wie sollten wir auch nicht in Sicherheit sein, kann der Mensch doch nie außerhalb der Allheit der göttlichen Liebe sein. Jeder von uns ist das geliebte Kind Gottes. Ja, in Wirklichkeit ist der Mensch Seine geistige Idee, die zu Seinem Gleichnis geschaffen wurde und nur Seiner liebevollen Fürsorge und Seinem geistigen Einfluss unterliegt.
Man sagt manchmal, dass Furcht auch einen guten Zweck habe, wenn sie uns vor falschen oder törichten Handlungen bewahrt. Doch Furcht verursacht viel Elend und Leid. Durch geistiges Verständnis lernen wir, uns nur auf die Weisheit und Intelligenz Gottes, des göttlichen Gemüts, zu verlassen, um richtig geführt und vor Fehlern bewahrt zu werden. Die sterbliche Annahme oder das sterbliche Gemüt wird von allerlei Sünde und Furcht geplagt, wenn es sich selbst überlassen bleibt. Geben wir aber dieses falsche Denken auf und wenden wir uns an das göttliche Gemüt, an Gott, dann werden Sünde und Furcht besiegt.
Gottes göttlicher Einfluss, der Christus, schafft in uns die Überzeugung, dass wir dem Geist angehören und dass nichts uns aus dem herrlichen Reich Gottes vertreiben kann.
Das Böse und die Furcht davor sind nur für das falsche, materielle Denken wirklich, das die Materie statt des Geistes zur grundlegenden Wirklichkeit macht. Die Christliche Wissenschaft gibt uns die Einsicht, dass Geist, Gott, der Ursprung und das Wesen allen wahren Seins ist. Wenn wir uns nicht mehr von der Materie hinters Licht führen lassen, können wir erkennen, dass wir wirklich in Gott „leben, weben und sind", wie es in der Bibel heißt. Apg 17:28. Die Allheit des Geistes zerstört die eigentliche Grundlage des Bösen und die falsche Furcht vor dem Bösen weicht der freudigen Gewissheit von der Allmacht des Guten, Gottes.
Die Unendlichkeit des göttlichen Guten, Gottes, wird im Alten Testament angedeutet, wenn der Psalmist verkündet, dass es keinen Ort gibt, wo man nicht die liebende und beschützende Macht des Geistes findet. Sollte er sich in den furchterregendsten und schrecklichsten Umständen befinden, sagt er, „so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten. Spräche ich: Finsternis möge mich decken und Nacht statt Licht um mich sein —, so wäre auch Finsternis nicht finster bei dir, und die Nacht leuchtete wie der Tag." Ps 139:10-12.
Die Allheit der Liebe zu begreifen heißt sich in der Allmacht und Allgegenwart des Guten sicher zu fühlen. Die geistige Auffassung von Gott und dem Menschen als Seinem Bild löscht das materielle Sinnenzeugnis aus; wir klammern uns nicht mehr an die Materie und verlieren unsere Angst vor ihr. Mary Baker Eddy schreibt im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „In dem Verhältnis, wie die Materie für den menschlichen Begriff alle Wesenheit als Mensch verliert, in dem Verhältnis wird der Mensch ihr Herr. Er gelangt zu einem göttlicheren Begriff von den Tatsachen und begreift die Theologie Jesu, wie sie im Heilen der Kranken, im Erwecken der Toten und im Wandeln auf den Wogen demonstriert wurde. Alle diese Taten offenbarten Jesu Herrschaft über die Annahme, daß die Materie Substanz sei, daß sie der Schiedsrichter über das Leben oder der Erbauer irgendeiner Daseinsform sein könne."Wissenschaft und Gesundheit, S. 369.
Gottes göttlicher Einfluss, der Christus, schafft in uns die Überzeugung, dass wir dem Geist angehören und dass nichts uns aus dem herrlichen Reich Gottes vertreiben kann. Wir sind aus geistiger Substanz geschaffen und sie ist die grundlegende und endgültige Wirklichkeit in uns und um uns. Christus, Wahrheit, teilt dem menschlichen Denken auch heute diesen höheren Begriff von Wirklichkeit mit. Und Christus Jesus verstand und demonstrierte diese Wirklichkeit.
Die Erkenntnis der Allheit der Liebe macht die scheinbare Existenz und Kraft des Bösen zunichte. Wirklicher und zuverlässiger als jeder materielle Umstand ist die Tatsache, dass wir Gottes geistiger Mensch sind, der das furchtlose Gemüt Christi hat und sicher in der allmächtigen Liebe lebt.
Herausgeber: Die Christian Science Verlagsgesellschaft
One Norway Street, Boston, MA 02115, USA
Nachdruck nur mit Genehmigung © 1997