Vor ihrer Entdeckung von Christian Science erforschte Mary Baker Eddy jahrelang die Beziehung zwischen Körper und Gemüt. Sie kam zu dem Schluss, dass alle Gesundheit vom göttlichen Prinzip, Gott, hervorgebracht und dass der Körper harmonisch regiert wird durch den Gehorsam gegen Gemüt, durch das Vertrauen auf die Wahrheit, ein Vertrauen, das weit über bloßen Glauben hinausgeht und in einem absoluten Glauben und wissenschaftlichen Verständnis gipfelt — in der „Erkenntnis Gottes" Mary Baker Eddy, Rückblick und Einblick, S. 31. Siehe auch Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit, S. 107..
Von Kind auf hat Mrs. Eddy Einblicke in die geistige Tatsache der heilenden Gegenwart Gottes erhalten. Sie hatte andere geheilt und war selber durch Gebet und ein natürliches Vertrauen auf Gott geheilt worden. Doch sie fand in der Kirche ihrer Jugend keine dauerhafte Heilung für ihre chronischen Krankheiten und konnte auch ihre Nachbarn und Angehörigen nicht immer heilen. Daher wandten sich die junge Mary und ihre Familie den Heilmethoden ihrer Zeit zu, um gesundheitliche Hilfe zu finden. Mary stellte bald fest, dass sie „ein Sklave vorherrschender Gesundheitstheorien" Dokument zur Kirchengeschichte: V00801. Abteilung für Kirchengeschichte Der Mutterkirche. wurde, aber von den Krankheiten wurde sie dennoch nicht geheilt. Die Tatsache, dass die Medizin nicht in der Lage war sie zu heilen, und ihr tiefer Wunsch „göttliche Dinge" zu verstehen führten sie dazu, „eifrig nach der Erkenntnis Gottes zu trachten als der einen großen und immergegenwärtigen Erlösung von menschlichem Weh" Rückbl., S. 31..
So begann ihre Suche nach einem wirksamen Heilsystem, das Gottes große Gnade und die praktische Fürsorge berücksichtigte, die Seine Liebe zuteil werden lässt. Diese Suche sollte die junge Frau aus New Hampshire in eine wissenschaftliche Pionierin, Entdeckerin und Bahnbrecherin verwandeln, die die Höhen wissenschaftlichen mentalen Heilens erklomm. Als sie später auf diese Wanderung zurückblickte, fasste sie die Ergebnisse, zu denen sie gekommen war, in einer kraftvollen und kompromisslosen Schlussfolgerung zusammen: „Es gibt nur zwei Methoden zur Behandlung von Krankheit: die eine durch Materie, die andere durch Gemüt. Die eine ist ein materielles Verfahren; die andere ist eine geistige Methode oder das Wirken der Wahrheit auf Gemüt und Körper." Dokument zur Kirchengeschichte: A10585C. Die Entdeckerin von Christian Science weigerte sich, diese gengesetzten Methoden zu vermischen; unbeirrbar entschied sie sich, ihr christliches Heilsystem auf die absolute Macht des göttlichen Gemüts zu gründen.
Mrs. Eddy erklärte schon 1844, sie sei „überzeugt, dass das sterbliche Gemüt alle Krankheit verursacht und dass die verschiedenen medizinischen Systeme nicht im wahren Sinne wissenschaftlich sind" Rev. Mary Baker Eddy, „Mind-Healing History", The Christian Science Journal, Juni 1887, S. 116.. In diesem Jahr starb ihr Mann, Oberst George Glover, nach nur wenigen Monaten Ehe an einer plötzlich aufgetretenen Krankheit. Schwanger kehrte sie ins Elternhaus zurück und nach der Geburt ihres Kindes ging es mit ihrer Gesundheit bergab. In der Hoffnung, ihre Unabhängigkeit und Gesundheit wiederzuerlangen, und in dem Bestreben, die Gnade der heilenden Macht Gottes zu verstehen, versuchte sie „alle physischen Wirkungen auf eine gedankliche Ursache zurückzuführen" Rückbl., S. 24.. Bald fand sie in der Homöopathie eine „segensreiche Erleichterung" Mary Baker Eddy, Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 345. und machte einen Lehrgang in Medizin mit.
Sie begann ihre Studien 1849, indem sie Vorlesungen über Allopathie bei einem Dr. Whidden in Warner, New Hampshire, hörte, den sie teils wegen Behandlung und Heilung aufgesucht hatte. Dokumente zur Kirchengeschichte: A 10994, L13931. Dr. Whidden konnte sie nicht kurieren, was vielleicht nicht verwunderlich ist, denn, wie Mrs. Eddy sagt, hatte sie so viele Arzneien geschluckt, „bis sie keine Wirkung mehr" hatten. Siehe Verschiedenes, S. 345. Ihr Studium der Allopathie hat sie anscheinend für einen weiterführenden Kurs in Homöopathie qualifiziert, durch die sie einen Weg zur Gesundheit für sich und andere zu finden hoffte. Dokument zur Kirchengeschichte: A11035. Siehe auch Rückbl., S. 30.
Die Homöopathie war zu der Zeit ein ziemlich neues Feld. zu den Begründern der Homöopathie in Concord, New Hampshire, gehörte ein Cousin von Mrs. Eddy, Dr. Alpheus Morrill, und dieser war bereit, seine junge Cousine zu behandeln und zu beraten. Dokumente zur Kirchengeschichte: A11156, L08899. Auch der Mann, mit dem Mrs. Eddy in zweiter Ehe verheiratet war, Dr. Daniel Patterson, beschäftigte sich nebenbei mit homöopathischen Praktiken. Siehe Sibyl Wilbur, The Life of Mary Baker Eddy (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1976), S. 55-56. Beide Männer verschafften ihr Linderung, Siehe Michael Meehan, Mrs. Eddy and the Late Suit in Equity (Concord, N.H.: privater Druck, 1908), S. 160. Siehe auch Wilbur, S. 55-56. und naturgemäß versuchte sie die Ursache dieser Wirkungen zu verstehen. Unter der Anleitung eines Homöopathen wurde sie als homöopathische Ärztin ausgebildet. Über diese Ausbildung schreibt sie: „Ich habe kein Diplom erhalten. Furchtsamkeit hielt mich davon ab, einen Seziersaal zu betreten. Bis dahin war noch nie eine Frau als Mitglied in die Ärzteschaft aufgenommen worden. Ich habe vor der Entdeckung der Christian Science oder des metaphysischen Heilens mehrere Jahre lang Medizin praktiziert." Dokumente zur Kirchengeschichte: A10219, L13931, A10994.
In den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren praktizierte Mrs. Eddy (die damals Mrs. Patterson hieß) Homöopathie unter den Frauen und Kindern in ihrer Umgebung, obgleich es ihr selber gesundheitlich nicht gut ging. Sie fing an mit homöopathischen Dosen zu experimentieren und entdeckte nach und nach für sich selbst, was wir heute als Placeboeffekt bezeichnen. Siehe Meehan, S. 237. Siehe auch Myra Smith Wilsons Erinnerungen, Abt. für Kirchengeschichte, S. 1. In der Homöopathie werden die Mittel als die stärksten betrachtet, in denen die Arznei am meisten verdünnt ist. Die Arznei war häufig sogar so sehr verdünnt, dass Mrs. Eddy überzeugt war, in der Dosis war nichts davon übrig geblieben. Um diese Vermutung bestätigt zu bekommen, ließ sie einige ihrer Präparate chemisch analysieren. Keine Spur der Arznei war mehr vorhanden. Siehe Meehan, S. 160. Siehe auch Mary Baker Eddy, Vier Botschaften an Die Mutterkirche, S. 50, und Verschiedenes, S. 107-108. „Doch ich stellte fest", bemerkte Mrs. Eddy später, „daß, wenn ich völlig arzneilose Pillen verschrieb, sie genauso wirksam waren und die Kranken heilten."Verschiedenes, S. 345. Das führte sie zu der „endgültigen Schlußfolgerung. . ., daß die sterbliche Annahme und nicht die Arznei die Wirkung materieller Heilmittel bestimmt"Rückbl., S. 33..
Als sie in späteren Jahren diese Erfahrungen beschrieb und Vorträge darüber hielt, sagte sie: „. .. die höchste Verdünnung, die wir in der Homöopathie je herstellten, war, den Zucker unvermischt und ohne Spur einer Arznei zu lassen und dann den Zucker als die Arznei zu verabreichen; mit diesem originalen Mittel haben wir einen schweren Fall von Wassersucht geheilt." Dokument zur Kirchengeschichte: A10082. 20 Dokument zur Kirchengeschichte: A10361. In einem anderen Vortrag fügte sie hinzu: „Dies war meine letzte materielle Medizin. Ich tat dann einen Schritt vorwärts, nicht von der Materie zum Gemüt, sondern vom Gemüt zum Gemüt, denn ich hatte gelernt, dass die Homöopathie der Schrittstein zur Metaphysik war." Mary Baker Eddy, Christliches Heilen, S. 13. An anderer Stelle folgert sie: „Nach diesen Experimenten ist es nicht verwunderlich, daß wir die vorgetäuschte Arznei völlig aufgaben und ehrlicherweise Gemüt als das allein heilende Prinzip anwandten." 21
Die Heilung dieses Falls von Wassersucht Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 156. war für Mrs. Eddy zu einem „fallenden Apfel" auf dem Weg zu ihrer Entdeckung geworden. Es machte ihr klar, „dass Gemüt die ganze Frage der Genesung [des Patienten] regiert" Robert Peel, Mary Baker Eddy: The Years of Discovery (Boston: The Christian Science Publishing Society, urspr. hrsg. von Holt, Rinehart and Winston, 1966), S. 136.. Diese Erkenntnis führte sie unmittelbar zur nächsten Phase ihrer Suche, denn, wie sie selbst bemerkt: „Als sie [Mrs. Eddy] zu dem Schluss gelangte, dass Krankheit mental ist und dass Gemüt die Heilung vollbringt, wollte sie wissen, welches Gemüt — das menschliche oder das Gemüt Christi." Dokument zur Kirchengeschichte: A11021. Siehe auch Mary Baker Eddy, Vermischte Schriften, S. 379, und Meehan, S. 165. Diese wichtige Unterscheidung traf sie zeit ihres Lebens bei der Auseinandersetzung mit verschiedenen Heilverfahren, wobei sie selbst schließlich dahin kam, ihr eigenes Heilsystem fest auf das göttliche Gemüt zu gründen.
„Als Mrs. Eddy zu dem Schluss gelangte, dass Krankheit mental ist und dass Gemüt die Heilung vollbringt, wollte sie wissen, welches Gemüt — das menschliche oder das Gemüt Christi."
Während jener Zeit trat die religiöse Natur ihrer Suche immer mehr in den Vordergrund. „Um 1857", so erzählte sie später Calvin Frye, „während einer schweren Krankheit, die sie über längere Zeit ans Bett fesselte, versprach sie Gott, dass sie, wenn Er sie gesund machen würde, ihre restlichen Lebensjahre der Aufgabe widmen würde, der kranken und leidenden Menschheit zu helfen." Dokument zur Kirchengeschichte: L10106. Als sie angefangen hatte, Patienten mit arzneilosen Pillen zu heilen, verließ sie sich auf ihren festen Glauben an Gottes Weisheit und Liebe. Dokument zur Kirchengeschichte: A10403. Sie studierte die Bibel. Als eines Tages ein Fläschchen voll homöopathischer Pillen versehentlich zerbrach, blieb sie unbesorgt und meinte nur, sie seien ja wertlos. Wilsons Erinnerungen, S. 3.
In diese Zeit fiel ein Ereignis, das Mrs. Eddys Glauben an Gott bestätigte und sie in die Richtung wahren mentalen Heilens wies. Eine Mutter brachte ihre ein Kind, dessen Augen völlig entzündet waren — weder Pupille noch Iris waren zu sehen. Da Mrs. Eddy von keinem materiellen Mittel wusste, das Heilung bringen konnte, nahm sie das Kind auf den Schoß. „Ich gab dem Kind keine Arznei — ich hielt es einen Augenblick in den Armen und erhob mein Denken zu Gott. Dann gab ich der Mutter das Baby geheilt zurück." Dokument zur Kirchengeschichte: A10402, S. 13. Diese Heilung lieferte einen überzeugenden Beweis dafür, dass das Heilmittel für alle Krankheit im göttlichen Gemüt zu finden ist, dem Gemüt, das auch in Christus Jesus war, dem Gemüt, das Gott ist. Obwohl Mrs. Eddy noch nicht erklären konnte, wie solche Heilungen zustande kamen, hatte sie doch sichere Beweise, dass solche Heilungen möglich waren.
Vorsichtig begann Mrs. Eddy andere Heilmethoden ihrer Zeit zu erforschen. Sie befasste sich vorübergehend mit dem Spiritismus (den man für fähig hielt, die Krankheiten eines Patienten zu diagnostizieren und angebrachte Heilmittel zu verschreiben), stellte jedoch fest, dass es sich zum größten Teil um einen Schwindel handelte. Für kurze Zeit wandte sie sich auch der Hydropathie zu, der sogenannten Wasserkur, doch in jenem Heilbad verschlechterte sich ihre Gesundheit.
Dann stieß sie 1862 noch auf eine weitere Heilmethode — den Mesmerismus, mit dem sie schon in ihrer Jugend kurz Bekanntschaft gemacht hatte. Dokument zur Kirchengeschichte: V00392. Ein Bekannter von Mrs. Eddy war geheilt nach Hause zurückgekehrt nach einer Behandlung durch Phineas P. Quimby, einen Arzt, der in Portland, Maine, Mesmerismus praktizierte. Quimby verließ sich auf eine Kombination von Methoden, die man heute unter der Bezeichnung Hypnotismus und therapeutische Handbestreichungen kennt. Tatsächlich war er ein fähiger Hypnotiseur, der zum Beispiel größere Gruppen von Menschen dazu bringen konnte zu husten oder zu niesen. Siehe Peel, Mary Baker Eddy: The Years of Trial (Boston: The Christian Science Publishing Society, urspr. hrsg. von Holt, Rinehart and Winston, 1971), S. 343, Anmerkung 32. Insbesondere aber wandte er seine Methode bei einzelnen Patienten an. Dabei betonte er seinen Glauben, dass ein Strom natürlicher Elektrizität von den Händen des Arztes auf den Körper des Patienten übergehe und eine heilende Wirkung habe. Dieser Vorgang erzeugte ein Gefühl, das so ähnlich gewesen sein soll, wie wenn man eine elektrische Batterie in der Hand hält. Siehe „Mind-Healing History", S. 110-111
„Ich gab dem Kind keine Arznei — ich hielt es einen Augenblick in den Armen und erhob mein Denken zu Gott. Dann gab ich der Mutter das Baby geheilt zurück." Diese Heilung lieferte einen überzeugenden Beweis dafür, dass das Heilmittel für alle Krankheit im göttlichen Gemüt zu finden ist.
Anfangs begegnete Mrs. Eddy den Methoden Quimbys mit Skepsis, doch sie entschloss sich „ihre Wirksamkeit zu erproben" Dokument zur Kirchengeschichte: A10408.. Als ihre Gesundheit sich dramatisch verbesserte, war sie überzeugt, endlich eine wissenschaftliche Methode mentalen Heilens gefunden zu haben. Doch Quimby hatte sie nicht geheilt. All ihre Beschwerden stellten sich erneut ein, manchmal sogar in verstärkter Form. Obwohl sie sich im Laufe der nächsten paar Jahre weiter auf Quimby um Heilung verließ und seine „ungewöhnliche Menschenfreundlichkeit" Verm., S. 379. Siehe auch Dokument zur Kirchengeschichte: L09659. achtete, wurde ihr schließlich klar, dass seinem Hypnotismus nie eine Wissenschaft zu Grunde gelegen hatte — er konnte seine Methode weder erklären, lehren noch belegen. Dokument zur Kirchengeschichte: L09659. Ja, sie erkannte, dass die Verbesserung ihres gesundheitlichen Zustands teils auf ihren „Glauben an den Arzt" Dokument zur Kirchengeschichte: A10408. zurückzuführen war sowie auf ihre gutgläubige Bereitschaft, ihr eigenes Denken der hypnotischen Herrschaft eines anderen menschlichen Gemüts zu unterwerfen. Siehe „Mind- Healing History", S. 116. Letztendlich stufte sie Quimbys Methode als materialistisches System ein, das sich auf Elektrizität und Handbestreichungen verließ anstatt auf den Glauben an Gott. Ihre Enttäuschung über Quimby veranlasste sie, sich noch mehr ihrer Bibel und dem Gebet zuzuwenden. Dokument zur Kirchengeschichte: A 11021.
Inzwischen hatte Mrs. Eddy ihre eigenen Anstrengungen verstärkt, eine Wissenschaft rein mentalen Heilens zu entdecken und zu praktizieren. Dokument zur Kirchengeschichte: V03350. Schon 1862 begann sie ihre Erkenntnisse über die Heilige Schrift niederzuschreiben und diese Schriften unter ihren Freunden zu verteilen. Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. VIII. Auch hatte sie einigen Erfolg beim Heilen und heilte gelegentlich Fälle, mit denen Quimby selbst nicht fertig wurde (manchmal geradezu zur Verzweiflung des guten Mannes). Dokumente zur Kirchengeschichte: A10342, A10225, A11043. Diese Heilungen gingen über den bloßen Placeboeffekt hinaus; in einem Fall zum Beispiel wuchsen gebrochene Knochen sehr schnell wieder zusammen, in einem anderen wurde jemand von Schwindsucht geheilt ohne den Gebrauch von Arzneien, ohne materielle Handbestreichungen oder therapeutische Hilfsmittel. Siehe Dokumente zur Kirchengeschichte: Irving C. Tomlinsons Erinnerungen, AB 97, S. 3, und Clara Shannons Erinnerungen, S. 22. Doch 1864 hob ein neuer Impuls ihre Demonstration noch höher. Das Ergebnis waren weitere Heilungen, darunter die Heilung eines weiteren Falls von Schwindsucht (beschrieben in Wissenschaft und Gesundheit auf Seite 184-185) und die Wiederherstellung einer Frau, deren Gesicht durch Schwefelsäure verbrannt worden war Tomlinsons Erinnerungen, S. 100, und Dokument zur Kirchengeschichte: L13994.. Trotz ihrer vielfältigen Erfolge als christliche Heilerin konnte Mrs. Eddy noch keine wissenschaftliche Erklärung für solche Wunder finden.
Im Jahre 1866 ereignete sich dann etwas, was Mrs. Eddy zur Entdeckung einer wissenschaftlichen Methode mentalen Heilens führte, die sich weder auf materielle Mittel noch auf das menschliche Gemüt stützt. Zu diesem Zeitpunkt erholte sie sich — durch Gebet — ganz plötzlich von den Folgen eines Unfalls, die als „sehr ernst" diagnostiziert worden waren. Siehe Discovery, S. 195-197. Durch diese Heilung gewann sie endlich einen tieferen Einblick in das Prinzip und die Wissenschaft des Christentums. Dokument zur Kirchengeschichte: A10301.
Die Heilung hatte zwar sehr plötzlich stattgefunden, aber eine intensive Zeit der Selbstaufopferung, Entdeckung und Offenbarung war nötig, um zu verstehen, was dahinter gestanden hatte. Siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. !08-109, und Rückbl., S. 24, 28. Die nächsten drei Jahre verbrachte Mrs. Eddy damit, die Bibel zu studieren und in ihren Seiten Belege für die göttliche Wissenschaft zu suchen, die das Heilen über eine Annahme oder bloßen Glauben ins Reich des Verständnisses erhebt, — „die Wissenschaft der göttlichen Metaphysik"Vier Botschaften, S. 43.. Sie dokumentierte ihre Entdeckungen und schrieb die Wahrheit auf, die sich ihr offenbarte. Zugleich war sie bestrebt, ihre Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, damit sie die Richtigkeit des sich ihr entfaltenden Verständnisses vom Gesetz des Geistes beweisen konnte. Siehe Rückbl., S. 22. Sie bewirkte bemerkenswerte Heilungen, beispielsweise Heilungen von Darmkrankheit, Fieber, Klumpfuß, Nagelbetteiterung, einer verrenkten Hüfte und Geisteskrankheit. Siehe Discovery, S. 215, 228, 201; Journal, April 1995, S. 20; Trial, S. 351, Anmerkung 10. Über eine dieser Heilungen schreibt Mrs. Eddy: „[Ich] habe Schwindsucht im letzten Stadium geheilt, die die Ärzte nach dem Befund des Stethoskops und der Schulen für unheilbar erklärten, weil die Lunge fast völlig zerstört war." Dokument zur Kirchengeschichte: A10293B.
Mrs. Eddy war ihr Leben lang auf einer wissenschaftlichen Entdeckungsreise gewesen und endlich gab sie nun die Früchte ihrer Erfahrungen an die Welt weiter.
Trotz zunehmendem Erfolg ruhte sie nicht, denn sie hatte ihre Entdeckung noch nicht gründlich genug verstanden und dokumentiert. Dann geschah folgendes. „Um das Jahr 1869", so schreibt sie, „wurde ich telegrafisch gebeten, der Patientin eines hervorragenden Arztes, des verstorbenen Dr. Davis in Manchester, N.H., beizustehen. Es hieß, die Patientin liege an Lungenentzündung im Sterben und atme stoßweise im Todeskampf. Ihr Arzt, der an ihrem Bett stand, erklärte, daß sie nicht länger leben könne. Als er sie augenblicklich ohne materielle Hilfsmittel durch mich wiederhergestellt sah, fragte er ernsthaft, ob ich ein Werk besäße, das mein Heilungssystem beschreibe. Als ich verneinte, drang er in mich, unverzüglich ein Buch zu schreiben, um der Welt mein System des metaphysischen Heilens zu erklären." Verschiedenes, S. 105.
Mrs. Eddy nahm diese Herausforderung an und verbrachte die nächsten sechs Jahre damit, ihre Entdeckung zu erläutern. Sie fuhr dabei mit ihrer Heilarbeit fort, die sie als christliche Pflicht betrachtete. Zu den Heilungen, die sie in dieser Zeit vollbrachte, zählt eine Heilung von kariösen Knochen und von Krebs.Wissenschaft und Gesundheit, S. 192-193, und Dokument zur Kirchengeschichte: 163CH214. 1875 schließlich veröffentlichte sie die erste Ausgabe ihres bekanntesten Buches, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft.
Mrs. Eddy war ihr Leben lang auf einer wissenschaftlichen Entdeckungsreise gewesen und endlich gab sie nun die Früchte ihrer Erfahrungen an die Welt weiter. Nach der Veröffentlichung von Wissenschaft und Gesundheit war sie den Rest ihres Lebens damit beschäftigt, ihr eigenes Verständnis „der geistigen Wissenschaft des Gemüts-Heilens" Rückbl., S. 34. zu vertiefen und diese Wissenschaft klarer darzulegen sowie anderen beizubringen, wie man nach der Art von Christus Jesus heilt, und Einrichtungen zu gründen, die ihre Entdeckung schützen und erhalten würden. Sie widmete sich auch der Aufgabe, das „Gegenteil der Christlichen Wissenschaft" Verm., S. 31. zu verstehen und bloßzustellen — die mentale Malpraxis, die einen anderen verletzt und wissenschaftlichem heilendem Gebet entgegengesetzt ist.
Der wissenschaftliche Höhepunkt von Mrs. Eddys Pionierarbeit lässt sich am besten mit Worten zusammenfassen, die sie selber sorgfältig in eine ihrer viel gelesenen Bibeln schrieb: „Zuerst gab ich der Welt die Wahrheit, das Leben und die Liebe, die sich mir offenbarte. Jetzt gebe ich der Welt die Wahrheit, das Leben und die Liebe, die ich erlebe. Zunächst verstand ich nicht, konnte aber erkennen, was sich offenbarte. Nun verstehe ich und kann es aus der Erfahrung bezeugen. Das Heilen, das ich zuerst tat, war eine Offenbarwerdung der göttlichen Macht, die ich nicht verstand. Das Heilen, das ich jetzt tue, ist die Offenbarwerdung von Gnade und geistigem Verständnis.
Mary" Dokument zur Kirchengeschichte: AA17.
