Im vergangenen Dezember veranstalteten die Abteilung für Weiterbildung an der Medizinischen Fakultät der Harvard-Universität und das Mind/Body Medical Institute am Deaconess-Krankenhaus in Boston ihr zweites jährliches Symposium zum Thema „Spiritualität und Heilen in der Medizin — II". Daran nahmen tausende Ärzte, Psychologen, Krankenschwestern und Vertreter anderer Heilberufe teil, ferner Sozialarbeiter, Geistliche und andere, die einfach kamen, weil sie an der Beziehung zwischen Spiritualität und Heilen interessiert waren. Sie hörten Vorträge über afrikanische, buddhistische, jüdische, katholische, islamische, hispanischpentekostale und christlich-wissenschaftliche geistige Heilpraktiken und allgemeine Diskussionen über die Wirksamkeit geistigen Heilens und seinen Platz in der medizinischen Praxis heute. Der erste Teil unseres Berichts erschien im Mai.
Lesen Sie nun die leicht gekürzte Ansprache von
Sie ist Vorsitzende des Christian Science Vorstands und Mitglied des Lehrkörpers für diesen Fortbildungskurs. Der Kurs ist im wesentlichen der gleiche wie im letzten Jahr. Doch die Sprecher haben ihre Referate durch neue Informationen und Erkenntnisse ergänzt.Das geistige Heilverfahren der Christlichen Wissenschaft
Guten Tag, meine Damen und Herren! Es ist eine Freude und ein besonderes Vorrecht, mit so vielen Heilern in einen Gedankenaustausch zu treten! Nochmals vielen Dank, Herb Benson, dass Sie uns zum zweiten Mal zusammengerufen haben. Die vielen Anrufe, die ich von Teilnehmern der Tagung im letzten Jahr erhalten habe, sind ermutigend. Und die Zusammenkünfte, die ich in der Zwischenzeit mit mehreren Mitgliedern des Lehrkörpers gehabt habe, waren sehr erfreulich. Es ist wunderbar zu sehen, wie Spiritualität beim Heilen immer mehr akzeptiert wird.
Etwas Wichtiges ist heute im Gange. Wir sehen es an der Zahl der Storys in Zeitungen und Zeitschriften, der Bücher, Fernsehshows und Berichte in den Nachrichten — die alle auf ein wachsendes Interesse an Spiritualität oder Geistigkeit hinweisen. Gerade letzte Woche sah ich die Ergebnisse einer Umfrage unter Kunden von Buchhandlungen. Besonders beeindruckt hat mich, dass die Menschen mehr Zeit auf geistige Selbsterkenntnis und geistiges Wohlergehen verwenden. Zum Beispiel verbringt hier in Massachusetts mehr als die Hälfte der Frauen, die Bücher über Spiritualität lesen, zwanzig Minuten oder mehr am Tag damit, „geistige Gedanken zu denken", und eine von acht investiert mindestens zwei Stunden pro Tag in geistiges Denken. Massachusetts Science and Health Spirituality Survey (Summus Ltd. Research). Drei Viertel der Erwachsenen möchten ein „enges Verhältnis zu Gott" haben. Siehe Robert Bellah, et al., Habits of the Heart (New York: Harper & Row, 1985), S. 226. Neunzig Prozent beten ziemlich regelmäßig LIFE-Umfrage über Gebet (Gallup Organisation). Dezember 1993. und mehr als sieben von zehn Erwachsenen (73 Prozent) glauben, dass Gebet für andere zur Heilung von Krankheit beitragen kann.Time/CNN-Umfrage. Siehe Christian Science Sentinel, 16. Dezember 1996, S. 5. Die Menschen nehmen also Gebet durchaus ernst. Sie verlassen sich zunehmend in jedem Bereich ihres Lebens darauf.
Ich denke oft an ein für mich sehr lebendiges und historisches Beispiel für die Macht des Gebets. Es ereignete sich vor sieben Jahren, als ich in Leipzig, damals noch DDR, war. Ich war schon vorher einmal dort gewesen, aber diesmal war es anders. Mein Besuch fiel in die Tage unmittelbar vor dem Fall der Berliner Mauer. Es herrschte eine Stille in der Stadt, und doch war eine Dringlichkeit im Geist der Menschen zu spüren.
Am Spätnachmittag jenes Novembertages besuchte ich den Pastor der alten Nikolaikirche, der Kirche, wo die berühmten Friedensmärsche begannen. Wir setzten uns auf die Kirchenbänke. Wir unterhielten uns und beteten über das, was sich ereignete. Der letzte und größte Montagabend-Friedensmarsch sollte in Kürze stattfinden. Als der Pastor mich in die Vorhalle begleitete, um sich von mir zu verabschieden, hatten sich dort bereits die ersten Leute versammelt. Es waren einfache, natürliche und ernste Menschen. Sie kamen leise herein. Es waren viele Väter darunter, die Hand in Hand mit ihren Kindern gingen und Kerzen durch die dunklen Straßen trugen.
Gebet, still und kraftvoll, hüllte nach und nach die Stadt ein, bewegte das Denken und überwand tief verwurzelte Unterdrückung. Man konnte es in den Gesichtern sehen und man konnte es an der Atmosphäre spüren. Nichts wurde dirigiert. Es gab keine große Strategie. Nur Gebetswachen und Kerzen. Kerzen, die angezündet waren, weil die Überzeugung wuchs, dass Freiheit für jedermann da ist. Ich glaube, sie wussten, dass Freiheit auch für sie da war. Denn sie ist von Natur aus vorhanden, von Gott gegeben, unauslöschbar.
Millionen wenden sich Gebet und Spiritualität zu. Sie bitten Angehörige, Freunde und Geistliche, ihre Ärzte, Krankenschwestern und Hospizpfleger — mit ihnen und für sie zu beten.
Das Denken wandelte sich — als die Menschen den Mut fanden zu marschieren und öffentlich ihr angeborenes Recht auf Freiheit zu beanspruchen. Wie wir alle wissen, vollzog sich der Wandel in Ostdeutschland ohne Gewalt und sehr schnell.
Ein Film über diese Ereignisse wurde dieses Jahr in Deutschland herausgebracht. Darin schaut der örtliche Stasi-Chef auf die Menge der über siebzigtausend Menschen und sagt: „Wir waren auf alles vorbereitet — nur nicht auf Kerzen und Gebet."
Ich habe im vergangenen Jahr Elemente dieser Leipziger Märsche gesehen. Ich sehe sie heute auch hier. Alle von uns, was immer unsere Berufung ist, sind in dem Bestreben vereint, Krankheit und Leiden zu überwinden. In gewisser Weise hat jeder von uns hier eine Kerze angezündet. Wir befinden uns auf einem stillen Freiheitsmarsch gegen die Unterdrückung von Furcht, Schmerzen und Leid. Millionen andere sind im Geist heute bei uns. Es sind unsere Patienten, unsere Schüler, unsere Kollegen und unsere zukünftigen Patienten. Auch sie tragen mit uns zusammen Kerzen. Sie wenden sich Gebet und Spiritualität zu. Sie bitten Angehörige, Freunde und Geistliche, ihre Ärzte, Krankenschwestern und Hospizpfleger — mit ihnen und für sie zu beten.
Warum? Weil Gebet etwas bewirkt.
Warum? Weil Gebet etwas bewirkt.
Als Ausüberin und Lehrerin der Christlichen Wissenschaft kann ich das bezeugen. Es wenden sich regelmäßig Menschen an mich mit der Bitte, für sie zu beten, und Heilungen sind die Folge.
In meinem eigenen Leben gab es ein Erlebnis, das mich zutiefst aufgerüttelt hat. Letztendlich hat es dazu geführt, dass ich die Heilarbeit zu meiner Lebensaufgabe gemacht habe. Aber vor allem hat es mich gezwungen, besser zu verstehen, was Gott ist. Vor zwanzig Jahren hatte ich einen schweren Autounfall. Ich war in einem demolierten Wagen eingeklemmt. Ich brauchte sofort Hilfe, und da bedeutete mir Gebet alles. Mein erster Gedanke war ein Gebet an Gott um Hilfe, um zu verstehen, dass Gott in dem Augenblick bei mir war und — da Er Gott ist — mich liebte und für mich und alle Betroffenen sorgte, auch die Menschen in den anderen Fahrzeugen. Selbst in den ersten schreckerfüllten Minuten fühlte ich mich versorgt; ich spürte Gottes Liebe. Es war eine Kraft, die mich aufrecht hielt. Sie hielt mich bei Bewusstsein, als ich instinktmäßig loslassen oder in Panik geraten wollte.
Man brachte mich in die Notaufnahme eines Krankenhauses. Als mein Mann kam, sagten ihm die Ärzte, sie glaubten aufgrund meiner Verletzungen nicht, dass ich eine Überlebenschance hätte. Ich verlor immer wieder das Bewusstsein, aber zwischendurch hörte ich, wie die Ärzte und mein Mann über meine Aussichten auf Wiederherstellung sprachen. Ich dachte an meine drei kleinen Jungen zu Hause. Ich wollte sie aufwachsen sehen. Ich wusste, mein Mann und ich mussten eine lebenswichtige Entscheidung über die Form der Behandlung treffen, die ich haben sollte. Ich entschied mich für Gebet.
Warum wollte ich all die verfügbare Medizintechnik und die Kunst der Ärzte nicht nutzen? Ich habe große Achtung vor den Ärzten und ihrer Arbeit, und dennoch wusste ich, dass Gebet für mich das Richtige war.
Doch warum wollte ich all die verfügbare Medizintechnik und die Kunst der Ärzte nicht nutzen? Ich habe große Achtung vor den Ärzten und ihrer Arbeit und dennoch wusste ich, dass Gebet für mich das Richtige war. Ich hatte ein tiefes Vertrauen zu Gott, das sich auf lebenslange Erfahrung gründete. Es war kein bloßer Glaube an einen Gott irgendwo „da draußen", sondern es war das, was ich über Gott als göttliche Liebe, als die einzige Macht verstehen gelernt hatte. Es war auch das, was ich über mich selbst als Gottes geliebtes Geschöpf wusste. Und letztlich war mir bewusst, dass der Mensch eine unzerbrechliche Beziehung zu Gott hat und das auch für mich galt.
In Wirklichkeit ging es nicht darum, eine Wahl zwischen Glauben oder Medizin zu treffen. Es ging nicht um blinden Glauben, sondern um die Überzeugung, die mit der Erfahrung kommt. Ich wusste, dass ich eine Heilmethode wählte, die einen auf Vernunft basierenden Glauben mit geistigen Gesetzen verband und vorhersehbare Heilungsergebnisse erzielte.
Während ich noch in der Notaufnahme lag, rief mein Mann einen Ausüber der Christlichen Wissenschaft an und bat ihn, mich durch Gebet zu behandeln. Dann unterschrieb er eine Enthaftungserklärung und ich wurde im Krankenwagen nach Hause gebracht. Obwohl ich etwa drei Tage lang große Schmerzen hatte, kann ich ehrlich sagen, dass es eine besondere Zeit war, eine Zeit voll aufrichtigen Gebets seitens der ganzen Familie und erfüllt von dem Bewusstsein, dass Gott mich liebte. Am zweiten Tag jedoch gab es eine Krise — eine Zeitlang glaubte ich zu sterben. Der mentale Sog, das Leben loszulassen, war sehr stark. Doch ich spürte ganz deutlich, wie Gottes Liebe und Gegenwart mich hielt, mich stärkte. Ich wusste, diese Liebe ist die größte Kraft, die es gibt — sie hat die größere Anziehungskraft — und sie ist tatsächlich die einzige Macht, die existiert. Die Bibel vermittelt uns die Botschaft, dass Gott Leben ist. Ich wusste, dass Gott mein Leben war! Der Sog loszulassen — zu sterben — nahm ab und hörte dann ganz auf. Das war für mich der Wendepunkt! Ich hatte wieder sicheren Boden unter den Füßen. Und von da an ging es aufwärts mit mir. Ich wusste, ich konnte geheilt werden.
Ich hatte ein tiefes Vertrauen zu Gott, das sich auf lebenslange Erfahrung gründete.
Während der nächsten Tage las ich stundenlang in der Bible und dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy. Drei wichtige Punkte gab es jeden Tag für mich beim Beten:
erstens: zu wissen, was Gott ist — dass Er allmächtig ist, der eine allmächtige und liebevolle Vater-Mutter, der immer gegenwärtig ist;
zweitens: die angeborene Geistigkeit des Menschen zu erkennen — ein gesundes, vollständiges geistiges Wesen;
und drittens: die Verbundenheit von Gott und Mensch zu verstehen — die Beziehung, die jeder von uns zu Gott hat. Zu wissen, dass es eine dauerhafte Beziehung ist, die nicht durch Verletzung oder Schmerzen in die Brüche gehen kann. Ich war mit Gott verbunden, wie ein Sonnenstrahl mit der Sonne verbunden ist.
Diese drei Punkte — zu wissen, was Gott ist, die angeborene Geistigkeit des Menschen zu erkennen und die Verbundenheit von Gott und Mensch zu verstehen — sind grundlegend für alles christlich-wissenschaftliche Heilen. Wenn sie durch Gebet verstanden und angewandt werden, besitzen sie die natürliche Kraft des göttlichen Gesetzes.
Innerhalb von zwei Wochen war ich vollkommen geheilt. Ich konnte aufstehen, meine Familie versorgen und die Jungen zur Schule fahren. Ich hatte deutlich mehr über Gott und Seine unmittelbare und ununterbrochene Fürsorge für mich und andere gelernt.
Nicht lange danach begann ich mit der öffentlichen Ausübung der Christlichen Wissenschaft. Ich wollte anderen helfen die Gesundheit und Freiheit zu finden, die sie, wie ich wusste, von Natur aus besaßen.
Die christlich-wissenschaftliche Heilpraxis — auf die ich mich damals verlassen habe und über die ich heute berichte — begann vor über 125 Jahren hier in der Bostoner Gegend. Die Neuengländerin Mary Baker Eddy entdeckte, dass es eine Wissenschaft des Geistes gibt, geistige Gesetze, die, wenn angewandt, Krankheit heilen.
Wie kam eine Frau des 19. Jahrhunderts dazu, ein Buch über Geistigkeit und Heilen zu schreiben? Ein Buch, von dem seither über neun Millionen Exemplare verkauft worden sind und das für Hunderttausende, nicht nur hier in Neuengland, sondern in aller Welt, ein Lehrer und Heiler gewesen ist. Was in ihrer Erfahrung, auf ihrer Suche, auf ihrem Lebensweg veranlasste sie dazu? Einer, der sie dazu ermutigte, war ein Arzt, ein gewisser Dr. Davis aus Manchester, New Hampshire. Siehe Herold, Januar 1996, S. 29. Nachdem Dr. Davis erlebt hatte, wie Mrs. Eddy einen seiner Patienten, der an Lungenentzündung erkrankt war und im Sterben lag, durch Gebet heilte, fragte er: „Wie haben Sie das gemacht? Was haben Sie gemacht?" Dann drängte er sie ein Buch zu schreiben und ihre Entdeckung zu erklären.
Innerhalb von zwei Wochen war ich vollkommen geheilt.
Und worin bestand die Entdeckung? Im wesentlichen war es eine völlig neue Anschauung über die Beziehung, die Gott zur Gesundheit des menschlichen Geistes und Körpers hat. Jahrelang hatte Mrs. Eddy nach einem Heilmittel für ihren sehr schlechten Gesundheitszustand gesucht und sie ging dabei Wege, die vielen von Ihnen hier vertraut sind. Sie suchte nach der Beziehung zwischen Geist und Körper. Sie befasste sich mit der Homöopathie und stellte fest, dass Tabletten ohne Arzneistoffe sogar schwierige Fälle kurieren konnten. Sie erforschte die damals praktizierte allopathische Medizin und sah sich andere gängige Methoden wie Spiritualismus, Hydropathie und Mesmerismus an. Aber keine davon brachte ihr dauerhafte Heilung. Obwohl diese Praktiken sie einer rein mentalen Medizin näherbrachten, verwarf sie sie schließlich, weil sie Gott aus dem Spiel ließen.
Im Leben der Mary Baker Eddy hatte Gott immer eine wesentliche Rolle gespielt. Die Bible war ihr ständiger Begleiter, ein wichtiger Zeuge für die heilende und erlösende Gegenwart Gottes und eine lebendige Erinnerung daran. Die Heilungsberichte in der Bibel waren für sie eine lebendige Wirklichkeit — die Heilung des epileptischen Jungen, des sterbenden Mädchens, der Frau, die zwölf Jahre unter Blutungen gelitten hatte, des leprakranken Befehlshabers und vieler anderer. Nach einem Sturz, bei dem sie lebensgefährliche Verletzungen erlitt, kam es zu einem Durchbruch in ihrer Heilarbeit. Als sie einige Tage nach dem Sturz dem Tod nahe war, bat sie um ihre Bibel. Beim Lesen der Berichte über Jesu Heilungswerke im Neuen Testament, kam ihr eine tiefe geistige Erkenntnis. Und sie war augenblicklich geheilt. Dieses Erlebnis veränderte ihr Weltbild und gab ihrem Forschen eine eindeutige Richtung. Sie suchte nach einer Erklärung für das Prinzip des Heilens und erforschte dazu die Bibel noch gründlicher. Sie erprobte, was sie herausfand, indem sie andere heilte.
Wie kam eine Frau des 19. Jahrhunderts dazu, ein Buch über Geistigkeit und Heilen zu schreiben? Und worin bestand die Entdeckung?
Bis dahin war sie von der herkömmlichen Meinung ausgegangen, das menschliche Gemüt sei ein Derivat der physischen Welt. Nun kam sie zu der Einsicht, dass die materielle Welt ein Produkt des menschlichen Gemüts ist. Anstatt das Denken als Phänomen der Materie zu betrachten, erkannte sie, dass die Materie ein Phänomen des Denkens ist.
Vor ihrer Entdeckung hielt sie den mentalen Zustand eines Patienten lediglich für einen Faktor bei der Behandlung. Nach ihrer Entdeckung erkannte sie, dass das Denken der einzige Patient ist.
Das Denken ist also der Schauplatz, auf dem die Veränderung stattfinden muss, damit sich eine Heilung ereignen kann. Diese Veränderung ergibt sich aus dem Verständnis, dass es einen Gott, ein Gemüt, gibt. Gemüt ist ein Wort, das die Christlichen Wissenschafter oft als Synonym für Gott verwenden. Mit Gemüt in diesem Sinne ist nie ein menschliches Gemüt gemeint, sondern immer das göttliche Gemüt. Die Bible weist darauf hin, dass Gott die Quelle aller wahren Weisheit und Intelligenz ist.
Wenn die heutige Tagung zu Mary Baker Eddys Zeiten stattgefunden hätte, wäre sie bestimmt hier gewesen, um ihre eigenen Experimente und Erkenntnisse, Beobachtungen und Entdeckungen zu erklären. Sie sah eine zukünftige Welt, die die Verbindung zwischen Spiritualität und Heilen akzeptieren würde.
Es war eine völlig neue Anschauung über die Beziehung, die Gott zur Gesundheit des menschlichen Geistes und Körpers hat.
Wissenschaft und Gesundheit enthält die Darlegung der Wissenschaft, die Mary Baker Eddy entdeckt hat. Durch das Lesen dieses Buches sind Tausende geheilt worden. Jeder kann durch das Lesen dieses Buches lernen, wie man andere durch Gebet heilt. Dadurch, dass Mrs. Eddy ihre eigene Freiheit gesucht und gefunden hatte, fand sie auch einen Weg der Freiheit für andere. In Wissenschaft und Gesund heil ertönt der Ruf ihres Herzens — ein Schlachtruf für unser eigenes kommendes Jahrhundert: „, Entrinnt der Knechtschaft von Krankheit, Sünde und Tod!' Jesus zeichnete den Weg vor. Bürger der Welt, nehmt die herrliche, Freiheit der Kinder Gottes' an und seid frei! Das ist euer göttliches Recht." Wissenschaft und Gesundheit, S. 227.
In meiner Funktion als Vorsitzende des Vorstands der Christlichen Wissenschaft habe ich einen Überblick über das, was im Bereich der geistigen Gesundheitsversorgung und der öffentlichen Heilpraxis in aller Welt vor sich geht. Christliche Wissenschafter gibt es in gut 120 Ländern und Kirchen in etwa 70 Ländern. Seit über Jahren heilen Christliche Wissenschafter sich und andere.
Seit den achtziger Jahren des 19. Jahrhunderts wird in den monatlich und wöchentlich erscheinenden christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, dem Christian Science Journal, Christian Science Sentinel und dem Christian Science Herold regelmäßig über Heilungen berichtet. An statistischen Daten mangelt es nicht. In jüngster Vergangenheit wurden beispielsweise über einen Zeitraum von Zwanzig Jahren mehr als 10 000 Heilungen Veröffentlicht, die fast die ganze Bandbreite der medizinischen Pathologie decken. Etwa ein Viertel davon waren Heilungen, bei denen der Zustand von einem Arzt diagnostiziert worden war.
In jüngster Vergangenheit wurden über einen Zeitraum von zwanzig Jahren mehr als 10 000 Heilungen veröffentlicht, die fast die ganze Bandbreite der medizinischen Pathologie decken.
Viele weitere Heilungsberichte werden spontan jeden Mittwoch auf Zeugnisversammlungen abgegeben, die in den christlich-wissenschaftlichen Kirchen abgehalten werden. Jeder kann dort hingehen. In gewisser Weise ähneln sie den Kleingruppen-Treffen, von denen George Gallup gestern sprach. Die Leute dort reden offen darüber, wie sie inspiriert und geheilt wurden und was ihnen Gott im Leben bedeutet. Es werden Kirchenlieder gesungen und die Besucher beten still für sich und für die Anwesenden. Der Leser, ein Laie, beginnt die Versammlung mit einer Lesung aus der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, zum Beispiel über einen Aspekt des Heilens oder Gebets oder über ein aktuelles Thema wie Harmonie unter den Rassen oder Frieden. Es ist im Grunde ein System Zur Unter stützung von Spiritualität und Heilung im Gemeinwesen.
Diese Heilungen werden nicht als phänomenale Ereignisse oder Wunder betrachtet. Sie werden auf das Prinzip des Heilens zurückgeführt, das jeden Tag und überall im Leben gewöhnlicher Menschen am Wirken ist. In Wirklichkeit ist es die Macht der göttlichen Liebe, Gottes, die den Einzelnen erweckt und befreit, so dass er das gottgegebene Erbe und die gottgegebene Freiheit des Menschen erleben kann.
Ich möchte an dieser Stelle einige wichtige Punkte über die Reichweite des christlich-wissenschaftlichen Heilens hinzufügen. Ich sprach vorher von der „öffentlichen Ausübung" oder „Praxis". Christlich-wissenschaftliche Behandlung steht jedermann zur Verfügung — man braucht kein Mitglied der Kirche zu sein. Jeder kann einen Christian Science Praktiker anrufen oder im Büro aufsuchen. Praktiker oder Ausüber behandeln Menschen aus den verschiedensten Glaubensgemeinschaften und auch solche, die religiös nicht gebunden sind.
Es kommt auch vor, dass ein Christian Science Praktiker mit jemandem, der in ärztlicher Behandlung ist, Gespräche führt — ihn aber nicht behandelt. Aus ethischen Gründen wird selbstverständlich der vom Arzt bestimmte Behandlungsablauf geachtet und es besteht kein Verlangen sich einzumischen. Christian Science Praktiker stehen jedoch zur Verfügung, um mit jemandem, der medizinische Behandlung empfängt, zu sprechen, ihn zu ermutigen, ihm geistige Einsichten zu vermitteln und es ihm zu ermöglichen, die Segnungen der Liebe Gottes zu spüren.
Wir alle, die wir direkt mit Patienten zu tun haben, kennen nur allzu gut die negativen Auswirkungen von Furcht und chronischer Angst auf die Gesundheit. In Wissenschaft und Gesundheit wird dieses Thema behandelt. Es heißt dort: „Die bewirkende Ursache und Grundlage aller Krankheit ist Furcht, Unwissenheit oder Sünde." Und dann wird die Anweisung gegeben: „Fange deine Behandlung stets damit an, daß du die Furcht der Patienten beschwichtigst." Ebd., S. 411.
Bei einer christlich-wissenschaftlichen Behandlung wird Furcht durch zunehmende Geistigkeit überwunden — durch das Verständnis, dass Gott Geist ist, die Quelle der Geistigkeit.
Furcht lähmt das Denken und das Tun. Furcht muss vermindert oder ausgelöscht werden, damit das Denken des Patienten klar angesprochen werden kann. In der Bibel erklärt der Apostel Johannes, dass Furcht „mit Strafe" rechnet. Aber er verschreibt auch das Gegenmittel: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.. .. Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus." 1. Joh 4:16, 18. Wir könnten nun fragen: „Aber wie können wir es verhindern, dass sich in unserem Denken oder dem unseres Patienten Furcht breitmacht?"
Bei einer christlich-wissenschaftlichen Behandlung wird Furcht durch zunehmende Geistigkeit überwunden — durch das Verständnis, dass Gott Geist ist, die Quelle der Geistigkeit. Durch die Erkenntnis, und sei sie auch noch so gering, was es bedeutet, von Gott geliebt zu werden — jene Verbundenheit mit Ihm zu spüren und zu fühlen, dass wir geborgen sind, vollständig und in Frieden. So etwa wie ich es gespürt habe, als ich in dem Wagen eingeklemmt war.
Wenn Gottes zärtliche Liebe das Denken erfüllt, beschwichtigt sie die Furcht und ersetzt sie durch Hoffnung, durch Mut und Freude, die schließlich im menschlichen Bewusstsein keinen Raum mehr lassen für Gedanken von Furcht oder Schmerzen oder Krankheit. In dem Maße, wie Gottes Gegenwart und Macht im Denken aufdämmern, weichen Furcht und der Glaube an Krankheit und Verletzung dem, was Gott über jeden von uns als Sein geistiges Kind weiß. Das Denken des Patienten ist also der Schauplatz, auf dem eine Veränderung stattfinden muss, damit Heilung eintreten kann — angefangen bei der Heilung von Furcht, die im Grunde die Heilung einer tiefsitzenden Unbehaglichkeit oder Besorgnis ist. Gebet bringt die notwendigen Veränderungen im menschlichen Bewusstsein hervor, wenn der Einzelne die ihnen innewohnende Vollständigkeit und Freiheit erkennt.
Wie steht es mit Fällen, wo das Problem eher mental ist? Etwa wenn jemand ein zwanghaftes oder selbstzerstörerisches Verhalten zeigt? Ich habe bei solchen Fällen, die ich selber behandelt habe, festgestellt, dass es wichtig ist zu verstehen, dass Gott die einzige Macht ist. Und es ist notwendig zu verstehen, dass der Patient nicht verletzlich, kein Opfer ist. Durch diese Überzeugung und die Gewissheit, dass sie gottgegebenen Wert und gottgegebene Würde besitzen, fühlen die Patienten sich stärker. Es macht ihr Denken frei und ermöglicht es ihnen, sich Gottes Macht unterzuordnen, Seine Liebe zu spüren. Und das hilft, um sich aus dem Griff zwanghaften Verhaltens zu befreien.
Menschen, die Leid oder Schmerzen zu ertragen haben, fühlen sich oft isoliert, einsam, machtlos, entmutigt, in gewisser Weise von Gott getrennt. Die Krankheit kann ihre ganze Welt darstellen und sie völlig absorbieren. Für viele Menschen wird sie zu einem Teil ihrer Identität. Sie sprechen von „meinem Krebs" oder „meinem Rheuma", „meinen Rückenschmerzen" oder „meiner Depression".
Gebet ist keine strategische Offensive gegen etwas, was dem Patienten gehört. Es ist das demütige Erkennen und Erforschen dessen, was Jesus schlicht „das Reich Gottes inwendig in [uns]" Lk 17:21. nannte. Es ist das Entdecken der dem Menschen angeborenen geistigen Gesundheit. Wissenschaft und Gesundheit drückt es so aus: „Gebet kann die Wissenschaft des Seins nicht ändern, aber es dient dazu, uns mit ihr in Einklang zu bringen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 2.
Gesundheit ist also nicht etwas, was wir bekommen, etwas, was wir haben oder was andere nicht haben, was wir erlangen oder verlieren können. Und es ist auf keinen Fall nur eine Verschnaufpause zwischen Krankheiten. Gesundheit ist ein Aspekt dessen, was wir in unserer wahren und ewigen Natur als Gottes geistiges Kind sind; sie ist der natürliche Ausdruck wahren Frauseins und Mannseins. Wenn Gesundheit durch Gebet erkannt wird, wird sie die Norm, der Standard unseres Denkens und Seins, der Beweis einer höheren Autorität. Das Bewusstsein von Gesundheit, wenn es einmal demonstriert ist, verhindert eine Rückkehr zu alten Modellen — Modellen, nach denen Krankheit normal oder natürlich ist.
Ich hoffe, ich habe Ihnen zumindest einen Schimmer von der Freiheit gegeben, die Gebet mir und Hunderttausenden gegeben hat, die sich auf Gott verlassen haben, um physische Heilung zu erlangen.
Gebet, wie es in Christian Science praktiziert wird, schließt also drei grundlegende Bestandteile ein:
• verstehen, was Gott ist;
• die angeborene Geistigkeit des Menschen erkennen;
• die Verbundenheit von Gott und Mensch verstehen.
Diese drei Punkte sind die Trikolore auf dem Banner der Freiheit, das — wenn es im Bewusstsein von Patienten wie Praktikern hoch gehoben wird — den Weg in die Freiheit führt. Freiheit von Furcht, von Schmerzen, von zwanghaftem Verhalten, von Krankheit, von Sünde und, wie in meinem Fall, von Todesgefahr.
Seit Mary Baker Eddys Zeiten haben Generationen fest gestanden mit diesem Banner der Freiheit — diesem Standard von Gesundheit und Vollständigkeit als etwas ganz Normalem. Sie haben seine befreiende Macht erlebt. Und wenn sie diese einmal erlebt haben, erkennen sie, dass für sie kein anderer Standard mehr gut genug ist. Wie Martin Luther einst sagte: „Hier stehe ich; ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen." Rede vor dem Reichstag zu Worms, 18. April 1521.