Was ist die eigentliche Ursache einer Sucht und wie kann sie überwunden werden? Das sind Fragen, mit denen ich mich einmal auseinandersetzen musste. Vierzehn Jahre lang habe ich Zigaretten geraucht.
Meine Abhängigkeit begann noch in der Schulzeit. Die Bilder in Filmen und Zeitungen ließen das Rauchen als etwas Männliches und Glamouröses erscheinen. Damals gab es noch nicht so viele öffentliche Diskussionen darüber, dass Tabakkonsum gesundheitsschädigend sei. Auch war mir nicht bewusst, dass das Rauchen — oder auch jede Sucht — eine Verletzung des Gebots darstellt, nur einen Gott zu haben und keiner zweiten Macht zu dienen. Ich rauchte zwei bis drei Packungen Zigaretten pro Tag. Jedes Mal wenn ich versuchte aufzuhören, rauchte ich hinterher noch mehr.
Als ich anfing mich mit der Christlichen Wissenschaft zu befassen, wurde mir bald klar, dass nichts unheilbar ist. Ich erkannte, dass Christi Jesu Worte „Bei den Menschen ist's unmöglich, aber nicht bei Gott: denn alle Dinge sind möglich bei Gott;" Mk 10:27.praktische Bedeutung für mein Leben hatten. Frühere Versuche, mir das Rauchen abzugewöhnen, waren fehlgeschlagen, weil sie sich auf Willenskraft gegründet hatten. Jetzt wusste ich, dass ich durch das Vertrauen auf Gott und das Verständnis meiner unzerstörbaren Beziehung zu Ihm geheilt werden und auch in Zukunft vor Versuchungen, die zur Sucht werden können, beschützt sein konnte.
Jetzt wusste ich, dass ich durch das Vertrauen auf Gott und das Verständnis meiner unzerstörbaren Beziehung zu Ihm geheilt werden und auch in Zukunft vor Versuchungen beschützt sein konnte.
Ich begann Gottes Liebe zu spüren und zu verstehen, dass Er allmächtiger Geist ist. Da der Mensch zu Gottes Gleichnis erschaffen ist, ist er in Wirklichkeit geistig — Sein vollkommener Ausdruck, der sich durch Reinheit und Vollständigkeit auszeichnet — und kein physisches Wesen, das einer Sucht unterworfen wäre. Nichts, was Gott so unähnlich ist, könnte in Seiner allmächtigen Gegenwart Bestand haben.
Verführerische Bilder, die die Medien unserem Denken präsentieren, ein Gefühl der Unzufriedenheit mit uns selbst und unseren Aussichten und all die anderen Zwänge und menschlichen Schwächen, die, wie man sagt, zur Süchtigkeit führen, haben ihren Ursprung im sogenannten menschlichen Gemüt — in der Vorstelung, wir hätten ein von Gott unabhängiges Leben eine von Ihm getrennte Intelligenz. Doch sie haben nicht wirklich die Macht, uns zu beeinflussen oder zu beeinträchtigen, weil Gott das eine und einzige Gemüt ist. Er teilt Seine Macht mit nichts anderem.
In dem aufrichtigen Bemühen, Wahrheiten wie diese zu verstehen und geheilt zu werden, studierte ich täglich mehrere Stunden die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy. Meine Beziehung zu Gott wurde viel lebendiger für mich. Ich lernte, auf meine Gedanken zu achten und durch dieses neue Verständnis jede Vorstellung von unheilbarer Sucht aus meinem Bewusstsein auszukehren.
Zwei Stellen aus Wissenschaft und Gesundheit sprachen mich besonders an. Die eine war folgende: „Sei fest in deinem Verständnis, daß das göttliche Gemüt regiert und daß in der Wissenschaft der Mensch Gottes Regierung widerspiegelt." Wissenschaft und Gesundheit, S. 393. Und die andere lautete: „Warte geduldig, bis die göttliche Liebe auf den Wassern des sterblichen Gemüts schwebt und den vollkommenen Begriff bildet. Geduld, aber soll ihr Werk tun bis ans Ende'." Ebd., S. 454.
Diese Gedanken erhellten mir die Worte aus der Bibel: „Meine lieben Brüder, erachtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallt, und wißt, daß euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt. Die Geduld aber soll ihr Werk tun bis ans Ende, damit ihr vollkommen und unversehrt seid und kein Mangel an euch sei. Wenn es aber jemandem unter euch an Weishet mangelt, so bitte er Gott, der jedermann gern gibt und niemanden schilt; so wird sie ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben und zweifle nicht: denn wer zweifelt, der gleicht einer Meereswoge, die vom Winde getrieben und bewegt wird. Ein solcher Mensch denke nicht, daß er etwas von dem Herrn empfangen werde. Ein Zweifler ist unbeständig auf allen seinen Wegen." Jak 1:2-8.
Diese aufrüttelnden Worte wurden nach und nach zum regelmäßigen Bestandteil meines Denkens. Sie waren eine scharfe Mahnung, dass Gottes Regierung allerhaben ist und dass ich Seine Regierung in allem, was ich tat, widerspiegeln musste. Die Vorstellung, Materie bringe Freude und Befriedigung, stammte nicht von Gott; daher wollte ich mich nicht davon beherrschen lassen. Aber geduldig mehr über meine unzerstörbare Beziehung zu Gott als Sein geliebtes Kind zu lernen, das musste und würde Heilung bringen. Davon war ich überzeugt. Dass in meinem Leben — oder in dem eines anderen — eine Sucht mächtiger sein konnte als Gott, war für mich undenkbar geworden. Und nachdem ich einige Monate auf diese Weise studiert und gebetet hatte, kam die Heilung.
Ich bin jetzt seit vielen Jahren vom Rauchen frei.
An einem sonnigen Herbstnachmittag in der Erntezeit parkte ich mein Auto am Rande einer Landstraße. Ich hatte noch etwas Zeit bis zu einer Verabredung auf einem nahegelegenen Bauernhof und während ich wartete, las ich einen Christian Science Sentinel. Mir wurde bewusst, dass jetzt die Zeit für die Heilung gekommen war. Ich stieg aus dem Auto, nahm die Schachtel Zigaretten, die ich in meiner Tasche hatte, und schleuderte sie ins Maisfeld. Dann brannte ich alle restlichen Streichhölzer ab.
Als ich auf dem Bauernhof ankam, zündete sich der junge Bauer, mit dem ich mich getroffen hatte, eine Zigarette an und ich fühlte, wie ich schwach wurde. Doch dann sagte er, es sei die letzte Zigarette im Haus, und da wusste ich, dass es keinen Weg zurück gab. Einige Wochen lang hatte ich im Auto noch eine Pfeife und Tabak bei mir für den Fall, dass mich das Verlangen nach Tabak wieder überkommen würde, aber nichts dergleichen geschah. Ich war vollständig geheilt. Ich bin jetzt seit vielen Jahren vom Rauchen frei.
Hätte ich schneller von dieser Abhängigkeit frei werden können? Wahrscheinlich ja. Aber wichtig ist für mich, was ich dabei gelernt habe, und es sind vor allem zwei Dinge, die mir seitdem immer wieder geholfen haben. Erstens: Wir sind in Wirklichkeit das Kind Gottes, des Geistes, nicht der Materie. Wir sind nicht auf Materie angewiesen, um Befriedigung zu finden. Eine Sucht kann keine Wirklichkeit außerhalb des sogenannten menschlichen Gemüts beanspruchen. Vielmehr ist Gott das einzige Gemüt — unendlich, allerhaben und unkörperlich. Daher gibt es in Wirklichkeit keine entgegengesetzte Intelligenz oder Macht; und echte Befriedigung kommt nur von Gott.
Zweitens: Geduldige Beharrlichkeit ist unerlässlich. Das geistige Verständnis von der unzerstörbaren Beziehung des Menschen zu Gott bringt immer Heilung. Doch wie wir es bei einem Samen machen, der im Verborgenen keimt und wächst, bevor seine Triebe sichtbar werden, so müssen wir sorgfältig unser Wachstum im Verständnis von Gott pflegen und erwarten, sichtbare Ergebnisse im Leben zu sehen.
Diese Wahrheiten sind universal. Im Geiste von Christi Jesu Gebot, dass wir einander lieben sollen, können sich selbst diejenigen, die nie nach einer materiellen Substanz süchtig gewesen sind, beim Beten für ihre Mitmenschen auf diese Wahrheiten verlassen. Ob eine Sucht als verhältnismäßig harmlos gilt, wie die Sucht nach bestimmten Nahrungsmitteln, oder als gefährlich, wie die Sucht nach harten Drogen, oder ob die Sucht als Krankheit betrachtet wird oder als erbliche Veranlagung, sie weicht Gottes Gesetz der Liebe. Dass dies wahr ist, hat Jesus mit seinem Heilungswerk bewiesen. Menschliche Übel und Nöte aller Art heilte er durch das Verständnis, dass Gott die alleinige Ursache und der Mensch Gottes Kind ist.
Es ist normal für uns, voll und ganz und auf Dauer von jeder Sucht frei zu sein — allein auf Gott angewiesen zu sein, um Gutes zu erlangen. Keine materielle Abhängigkeit, Substanz oder Tätigkeit kann in die Allmacht Gottes eindringen, in der wir immer leben.