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Autorität aus Gottes Herrschaft

Aus der August 1997-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Einer fängt an und geht jetzt ins Bad!" tönte es übermütig aus dem Kinderzimmer, gefolgt von ausgelassenem Gekicher. Mir ein Echo zu sein machte ihnen großen Spaß, aber ins Bett zu gehen schien ihnen völlig fern zu liegen. Dabei war es spät genug. Ich selbst hätte mich sofort hineinfallen lassen können, aber sie benutzten es johlend als Trampolin. Half da nur ein autoritäres Machtwort, um das Insbettgehen herbeizuführen, was dann aber leicht mit Tränen für die Kinder und Unfrieden für mich enden konnte? Nein, ich wusste, ich konnte etwas Besseres tun. Ein Bibelvers sagt es ganz deutlich: „Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. Entrüste dich nicht über den, dem es gut geht, der seinen Mutwillen treibt."

„Der seinen Mutwillen treibt" — waren damit die Kinder gemeint? Die Kinder, das wusste ich ja, waren lieb und allgemein bestrebt, gut zu sein. War das, was sich hier abspielte, nicht vielmehr Ausdruck einer aufgekratzten Stimmung, die gar nicht zum wahren Wesen der Kinder gehörte?

Jesus wies einmal seine Jünger zurecht, indem er sie fragte, welch Geistes Kind sie seien. Damit machte er klar, dass er nicht die Personen meinte, sondern das, wovon sie sich hatten beeinflussen lassen und was die Bibel oft einen „bösen Geist" nennt. Und Jesus sagte von sich selbst, dass er die bösen Geister durch den Geist Gottes austrieb. Ich hatte das eindeutige Gefühl, jetzt klarer zu wissen, womit ich es an diesem Abend zu tun hatte. Gleichzeitig erkannte ich auch, wie ich zur Herrschaft kommen sollte, nämlich durch den göttlichen Geist. Und der wiederum würde mir durch inneres Stillesein zuteil werden, wie es in dem Bibelvers heißt. Die biblische Bezeichnung „der Herr" erklärt Mary Baker Eddy in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift als „göttliche Liebe". Diese Liebe drückt sich dem Menschen gegenüber in väterlichen und mütterlichen Eigenschaften aus. Von diesen elterlichen Wesenszügen spricht sie u. a. folgendermaßen: „Die göttliche Liebe weist den Menschen zurecht und regiert ihn." Wissenschaft und Gesundheit, S. 6.

Ins Bett zu gehen schien den Kindern völlig fern zu liegen. Johlend benutzten sie mein Bett als Trampolin. Half da nur ein autoritäres Machtwort? Nein, ich musste meinem Denken entschieden eine andere Richtung geben.

Der Ratschlag aus dem Bibelvers bedeutete also, die göttliche Herrschaft über die Situation anzuerkennen und dann zu lauschen, wie ich ihr Folge leisten sollte. Ich sollte also weder selbst autoritär eingreifen (abgesehen davon, dass ich mich dazu gar nicht in der Lage fühlte) noch auf ein Wunder warten, sondern meinem Denken entschieden eine andere Richtung geben: „Sei stille der weisen und liebevollen göttlichen Macht, die die Kinder zu regieren und zurechtzuweisen vermag, indem du mit deinen Gefühlen persönlicher Verantwortung und Hilflosigkeit aufhörst. Lass keinerlei Furcht oder Ärger dir deine Sicherheit nehmen."

Wie es aus dieser Einstellung heraus in ganz kurzer Zeit zu dem gewünschten Ergebnis kam, war dann ganz wunderbar zu erleben. In vollem Vertrauen darauf, dass der göttliche Geist die Lage beherrschen würde, nachdem ich mich ihm selbst ganz unterstellt hatte, ging ich Richtung Badezimmer. An der Tür angekommen, erwischte ich die Jüngste, als sie aus dem Kinderzimmer rennend ins Esszimmer wollte. Bestimmt, aber liebevoll (sonst hätte ich selbst nicht mehr auf die Stimme der Weisheit lauschen können), zog ich sie ins Bad auf den Hocker und begegnete dem Trotz und Widerwillen, ob der Enttäuschung, vom Vergnügen der anderen ausgeschlossen zu sein, mit einem leisen, vertraulichen Plaudern über einige Tagesereignisse. Kein ungeduldiges „Na, mach schon!" und „Jetzt wird's aber Zeit", auch keine Spur von selbstgerechter Erleichterung darüber, dass meine ach so schwierige Aufgabe ein Stück weiter gediehen war. Stattdessen stille Freude bei mir über diese Eingebung, als ich ungestört fortfuhr, die schönen Ereignisse des Tages an uns vorbeiziehen zu lassen. Der Widerstand war bald gebrochen und verwandelte sich in ein Eingeständnis der Müdigkeit. Der Wunsch im Bettchen zu liegen beflügelte das Ausziehen und Waschen. Von der fröhlichen Atmosphäre angezogen, erschienen die beiden anderen im Bad, um es ihr nachzutun, und ehe ich mich versah, lagen drei müde und insgeheim dankbare Kinder im Bett, selig schlafend.

War ich noch einmal davongekommen? Nein, das war keine zufällige Begebenheit am Rande eines Kinder-alltags, sondern eine wertvolle Lektion darüber, dass Herrschaft und Autorität auf göttlicher Führung beruhen. Ich hatte gelernt, dass ich mir selbst die Rolle persönlicher Verantwortung absprechen musste, um sie statt dessen demütig dem Vater-Mutter Gemüt zuzugestehen, dem wir selbst — besonders als sogenannte Autoritätspersonen — Folge zu leisten haben.

Machtmissbrauch und Gewalt gegenüber Kindern werden abnehmen, wenn zunehmend erkannt wird, dass echte Autorität nicht auf menschlicher Überlegenheit und Willenskraft beruht, sondern auf der Unterordnung unter die göttliche Regierung.

In Wissenschaft und Gesundheit beschreibt ein Abschnitt diese Struktur von Befehl und Gehorsam ganz einfach. Es heißt dort: „Gott ist das Eltern-Gemüt und der Mensch ist Gottes geistiger Sprößling." Ebd., S. 336. An einer anderen Stelle wird erklärt, wie man diese geistige Tatsache umsetzen kann: „Diese Tatsache sehen und anerkennen, dieser Macht sich ergeben und den Führungen der Wahrheit folgen, das ist der gerade und schmale Weg." Ebd., S. 151.

Die Autorität, die aus solch einer Hingabe entsteht, kann niemals missbraucht werden, eben weil sie der göttlichen Weisheit und Liebe entstammt. Machtmissbrauch und Gewalt gegenüber Kindern werden abnehmen, wenn zunehmend erkannt wird, dass echte Autorität nicht auf menschlicher Überlegenheit und Willenskraft beruht, sondern auf der Unterordnung unter die göttliche Regierung. Wie nötig braucht unsere Welt diese Erkenntnis! Setzen wir sie in die Tat um — in unseren eigenen Kinderzimmern können wir beginnen.

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