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Warum die Schule zu Ende machen?

Aus der August 1997-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das ist eine Frage, die die meisten von uns einmal gestellt haben. Und für Eltern und Lehrer ist es nicht leicht, eine gute Antwort darauf zu geben. Die meisten Kinder sind nicht zufrieden mit Antworten wie: „Weil du, mein Kind, in dieser Welt eine gute Schulbildung brauchst." Oder: „Du gehst zur Schule, weil ich es dir sage — und wenn du es nicht tust, wirst du kein Taschengeld mehr zu sehen bekommen!"

Natürlich haben wir alle Zeiten gehabt, als wir glaubten, dass es richtig und sogar wundervoll ist, zur Schule zu gehen und einen Schulabschluss zu machen. Zum Beispiel damals, wo deine Mutter bei der Abschlussfeier in der Grundschule zu Tränen gerührt war, als du bei der Aufführung ein Lied vorgesungen hast. Oder als dein Mathematiklehrer es schaffte, dir trotz allem die Bruchrechnung schmackhaft zu machen.

In meinem ersten Studienjahr an der Hochschule war es mein Englischdozent, der mir half zu erkennen, warum Bildung und Ausbildung so wichtig sind. Eines Tages fragte er mich, was ich denn mit meinem Leben anfangen wollte. „Oh", sagte ich begeistert, „ich möchte schreiben!"

Er schien nicht beeindruckt. „Und worüber werden Sie schreiben?" fragte er. Ich stotterte, wie ich mich erinnere, ein wenig herum und sagte im wesentlichen, ich wüsste es nicht. Seine Lippen verzogen sich zu einem trockenen Lächeln, als er sagte: „Ich würde Ihnen raten, Miss Metzner, dass Sie nicht eher anfangen zu schreiben, als bis Sie wirklich etwas zu sagen haben. Es gibt schon zu viele Schreiber, die nichts zu sagen haben." Dann fügte er freundlich hinzu: „Vielleicht können Sie Ihre Jahre hier dazu nutzen, etwas zu finden, worüber Sie schreiben können."

Etwas, worüber ich schreiben kann... Hieß das nicht im Grunde: etwas, worüber es sich lohnte zu schreiben? Etwas, was dazu beitrug, die Welt besser zu machen? Plötzlich wurde mir bewusst, was einer der wichtigsten Gründe ist, warum man zur Schule geht oder ein Buch liest oder überhaupt etwas lernt. Bildung dient im besten Fall dazu, uns bewusster zu machen, was im Leben wirklich zählt, was wirklich gut ist im Leben, — und dann dazu, dieses Gute an Menschen weiterzugeben, deren Wohl uns am Herzen liegt.

Es passierte nicht auf einmal, doch nach dem Gespräch mit meinem Dozenten, bekam Bildung eine umfassendere Bedeutung für mich. Ich war nicht mehr nur darauf aus, Fakten zu sammeln oder mir Fertigkeiten anzueignen. Ich betrachtete Bildung nicht mehr als etwas, was sich nur in Schulen und Universitäten abspielt (es kann nämlich überall stattfinden und jeder kann es erleben!) Ich begann Bildung als das Ausschauen nach Gutem und die Wertschätzung von Gutem zu schätzen — Gutes in den Geisteswissenschaften, den Naturwissenschaften, der Literatur, der Sprachwissenschaft, Architektur, Technik und in allem, was wir tun.

Wenn man etwas Gutes, Reines, Schönes oder Lohnendes in einem besonderen Fachbereich findet, findet man dort tatsächlich Beweise für Gott. Warum? Weil Gott gut ist. Er ist der eine und einzige Urheber von jedem bisschen Guten, das wir je auf irgendeinem Gebiet oder bei irgendeinem Vorhaben entdecken könnten.

Natürlich brauchen wir für die beste Art von Bildung auch eine moralische Sensibilität und zumindest eine gewisse Erkenntnis der Allerhabenheit des einen Gottes. Das hilft uns, die Fähigkeit zu entwickeln, in der akademischen Welt zwischen Wertvollem und nicht Wertvollem, zwischen Wahrem und Unwahrem zu unterscheiden. Und dann können wir diese Fähigkeit dazu nutzen, Lehren aus der menschlichen Geschichte zu ziehen, Probleme zu durchdenken und zu lösen, das Entwürdigende vom Erbauenden im menschlichen Wissen zu trennen.

Mary Baker Eddy hatte zwar nicht die schulische Ausbildung die vielen Frauen heute offensteht, aber sie war eine Denkerin und hat ihr Leben lang nicht aufgehört zu lernen. Und obgleich sie sich der flüchtigen Natur des menschlichen Wissens bewusst war, erkannte sie doch die Nützlichkeit menschlicher Bildung an. Sie schrieb einmal: „Was auch immer den Schein einer Idee liefert, die von ihrem Prinzip regiert wird, gibt dem Gedanken Nahrung. Durch die Astronomie, Naturgeschichte, Chemie, Musik und Mathematik geht der Gedanke naturgemäß von der Wirkung auf die Ursache zurück."

Weiter sagte sie: „Akademische Bildung rechter Art ist vonnöten. Beobachtung, Erfindung, Studium und schöpferisches Denken erweitern den Horizont; sie sollten dazu beitragen, daß das sterbliche Gemüt über sich selbst hinauswächst, über alles, was sterblich ist."Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 195.

In ihrer Jugend studierte Mrs. Eddy die großen Werke der Literatur und wandte sich wissbegierig an ihren Bruder Albert (ein studierter Anwalt) als eine Art Mentor beim Erlernen der Grundprinzipien der Rechtswissenschaft und verschiedener Sprachen. Als junge Frau traf sie das Unglück früher Witwenschaft, sie litt unter schlechter Gesundheit, unter der Trennung von ihrem Sohn und einer ihr viel Kummer bereitenden zweiten Ehe. Ihre Suche nach Erkenntnis bekam zunehmend einen geistigen Antrieb. Letztlich konzentrierte sich dann ihre Suche nach der Wahrheit nur noch auf Gott.

Das alles führte zu einer großartigen Entdeckung, der Entdeckung dessen, was hinter dem ursprünglichen Christentum stand, wie Jesus es lehrte. Mit einem Wort, Mrs. Eddy entdeckte die Christliche Wissenschaft — Christian Science —, das heißt die Gesetze Gottes, die Jesu heilender Mission zu Grunde lagen. Sie entdeckte, dass die Orientierung an diesen Gesetzen — nämlich wenn man sie im Herzen bewahrt und alles Denken und Handeln davon bestimmen lässt — jedermanns Leben in eine christusgleiche heilende Mission verwandelt. Und je mehr sie selber über die Wissenschaft des Christentums lernte, indem sie sich in die Bibel vertiefte und die biblischen Wahrheiten beim Heilen aller möglichen Krankheiten und Schwierigkeiten erprobte, umso mehr wuchs ihre Überzeugung, dass ihre Entdeckung ein grenzenloses Potential besaß — und die Menschheit sogar retten konnte.

Mrs. Eddy fand etwas unendlich Bedeutsames, über das sie schreiben konnte. Und sie schrieb darüber in Wissenschaft und Gesundheit, dem Buch, das die Wissenschaft des Christentums so klar und einleuchtend erklärt, dass selbst Kinder es verstehen und anwenden können.

Die Suche nach Wahrheit, die zu Mrs. Eddys Entdeckung von Christian Science — und der darauffolgenden weiteren Erforschung dieser Wissenschaft — führte, war kein egozentrisches oder intellektuelles Bestreben. Vielmehr war es eine schrittweise Offenbarung dessen, was Gott ist und wer wir sind, die wir „seines Geschlechts" Apg 17:28. sind, wie die Bibel es ausdrückt, und daher rein, geistig und vollkommen. Mrs. Eddy schrieb Folgendes über ihr jahrelanges intensives Forschen in der Bibel: „Das Forschen war lieblich, ruhevoll und von Hoffnung getragen, weder selbstisch noch niederdrückend."Wissenschaft und Gesundheit, S. 109.

Und das kann Bildung bestenfalls für uns alle sein. Es kann geistige Entdeckung und Selbst-Entdeckung bedeuten. Bildung kann alles sein, was wir aus ihr machen, alles, was wir von ihr verlangen. Bestenfalls, nämlich wenn geistig inspiriert, ist Bildung wie ein Feuerwerk von geistigem Licht, das mit göttlichem Glanz in jeden Winkel des menschlichen Lebens hineinleuchtet. Wenn es unser erstes Anliegen ist, alles über Gott und unser eigenes geistiges Sein zu lernen, was wir nur können, dann werden die Jahre, die wir mit Schulbildung und Hochschulstudium verbringen, von einem alles durchdringenden Zweck und einer klaren Richtung bestimmt sein.

Schule und Ausbildung zu Ende machen ist also wichtig. Und jeder hat eine Wahl zu treffen in Bezug auf die Art der Bildung und Ausbildung, die er bekommt — wie ich selber während meines Studiums festgestellt habe und auch später als Dozentin für Anglistik. In den Jahren, in denen ich unter-richtet habe, versuchte ich immer daran zu denken, was ich selber Jahre zuvor gelernt hatte: Wenn man den Studenten beibringt, gut zu schreiben, gibt man ihnen eine nützliche Fertigkeit. Aber wenn man ihnen hilft, über etwas zu schreiben — ja nachzudenken —, was wirklich Substanz hat, dann vermittelt man ihnen eine Bildung.

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