Jede Lektionspredigt, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold Veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
3. August
LIEBE
Die brüderliche Liebe untereinander sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor. (Röm 12:10)
Barclay schreibt zur brüderlichen Liebe: „ ... philostorgos, Storge ist die Liebe der Familienangehörigen untereinander. ... Wir sollen einander als Christen nicht fremd sein, noch viel weniger isolierte Einzelwesen, sondern wie Brüder und Schwestern, weil wir alle denselben Vater haben: Gott. ...
Einer komme den andern mit Ehrerbietung zuvor. Mehr als die Hälfte aller Schwierigkeiten innerhalb der Kirche betrifft irgendwelche Rechte, Vorrechte, Stellungen und Ansehen. Der eine oder andere glaubt übergangen zu sein, oder einen geringeren Platz als der andere erhalten zu haben, und schon gibt es Ärger. Dabei sind Demut und Bescheidenheit von jeher das Kennzeichen echter Christen gewesen. Es ist nicht leicht, hinter jemand anderem zurückzutreten, der natürliche Mensch in uns möchte, daß er zu seinem Recht kommt; doch als Christ wissen wir, daß wir keine Rechte, sondern nur Pflichten haben." In NJB lautet dieser Bibelvers: „Seid einander in brüderlicher Liebe zugetan, übertrefft euch in gegenseitiger Achtung!"
10. August
GEIST
Herr, unser Gott, du bist würdig, zu nehmen Preis und Ehre und Kraft; denn du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen waren sie und wurden sie geschaffen. (Off 4:11)
Wilckens übersetzt: „Würdig bist du, unser Herr und Gott, Preis und Ehre und Macht zu empfangen. Denn du hast das All geschaffen, und durch deinen Willen hat es seinen Bestand." Und in der Fußnote dazu erklärt er: „Der Seher sieht, wie auch die himmlische Gottesgemeinde zur Anbetung kommt. Im politischen Sprachgebrauch der damaligen Zeit fingen auch die feierlichen Begrüßungen des Kaisers genauso an:, Würdig bist du', und einer der Kaiser hat für sich diesen Namen, Unser Herr und Gott' eingeführt. Wir spüren, warum dem Seher dies Bild der ewigen Anbetung so gezeigt wird: Nicht irgendein Kaiser ist der Herr der Welt, sondern Gott, der Schöpfer und Erhalter des Alls. Das ist der starke Trost, der von diesem ersten Bild ausgeht: Hinter allem steht Gott selber."
Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haus-halter über Gottes Geheimnisse. Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als daß sie für treu befunden werden. (1. Kor 4:1, 2)
Paulus und Sosthenes legten großen Wert darauf, nicht persönlich verehrt zu werden, sie sahen sich als Haushalter. Dieser Begriff wird in Hfa übersetzt und mit speziellen Eigenschaften belegt: „Deshalb sollt ihr das in uns sehen, was wir wirklich sind, nämlich Diener Christi und Verwalter, die in seinem Auftrag den Menschen Gottes Geheimnisse verkündigen. Von Verwaltern verlangt man vor allem Zuverlässigkeit."
17. August
SEELE
Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? Meinst du, daß sich jemand so heimlich verbergen könne, daß ich ihn nicht sehe? spricht der Herr. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt? spricht der Herr. (Jer 23:23,24)
Die WStB zeigt auf, was die Bedingungen sind, um die Nähe Gottes zu erfahren: „Der V. 24 ist eine Erläuterung zu V. 23: Gottesferne meint nämlich nicht sein Entrücktsein, sein Nichtdabeisein, sondern vielmehr seine Allgegenwart! Die wiederum ist aber nicht eine harmlose, sondern: Gerade weil Gott überall ist, kann er uns aus unseren Verstecken hervorholen, d.h., weil Gott ein Gott auch, von ferne her' ist, kann seine Gegenwart gerade dann, wenn sie nicht vermutet wird, bedrängend werden; vgl. dazu Ps 139, 7–12.
Wir wollen das Ganze noch einmal in praktischer Zuspitzung formulieren: Der nahe Gott kann nur erfahren werden, wenn er der ferne bleibt, d. h.
~ wenn ständig mit seinem Vermögen gerechnet wird, als Richter ordnend und scheidend in unser Leben einzugreifen;
~ wenn das Gebet mitsamt unseren konkreten Anliegen getragen wird von der Bitte:, Dein Wille geschehe';
~ wenn unser Leben mit Gott nicht durchzogen ist von einem, Benutzen' Gottes für unsere eigenen, engen Bedürfnisse ..., sondern von den wunderbaren und uns immer wieder fremdartig anmutenden Wegen Gottes;
~ wenn alle Gottesgaben nicht als geistliche Genußmittel, sondern als Hilfen zum Gehorsam angenommen werden."
24. August
GEMÜT
Und die Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit. Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Was hat euch Mose geboten? ... Jesus aber sprach zu ihnen: Um eures Herzens Härte willen hat er euch dieses Gebot geschrieben ... Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden. (Mk 10:2–9)
Barclay fragt, warum die Pharisäer diese Frage nach Scheidung und Wiederverheiratung an Jesus stellten. Wollten sie seine Rechtgläubigkeit testen oder wollten sie ihn in eine Feindschaft gegen Herodes verwickeln, der seine Frau entlassen und eine andere geheiratet hatte? Hofften Sie, er werde dem Gesetz des Mose widersprechen, damit sie ihn anklagen konnten, oder wollten sie letztlich doch seine Meinung zu dieser aktuellen Frage hören? Barclay erklärt: „Dabei ist Verschiedenes zu beachten. Jesus führte zwar die mosaische Vorschrift an, fügte aber hinzu, dieses Gebot sei nur geschrieben worden, um der Härtigkeit eurer Herzen willen'. Das kann zweierlei bedeuten: Entweder, daß Mose das Gebot aufstellte, weil er es so für das Beste hielt für die Menschen, denen er die Gesetze gab, oder aber, daß Mose damit einer Situation begegnen wollte, in der sich bereits Entartungserscheinungen bemerkbar machten. In letzterem Falle handelt es sich dann also weniger um die Zulässigkeit der Scheidung als vielmehr um den Versuch, eine gewisse Kontrolle über die Möglichkeiten der Scheidung zu erreichen, indem diese dadurch erschwert wurde, daß eine Art Gesetz darüber entschied. Auf jeden Fall ließ Jesus keinen Zweifel daran, daß er der Ansicht war, 5. Mose 24,1 sei eine Bestimmung, mit der einer bestimmten Situation hatte begegnet werden sollen, nicht jedoch eine solche, die grundsätzlich und auf immer bindend sei. ...
Entscheidend an diesem Abschnitt ist, daß Jesus unmißverständlich betonte, die lockere Geschlechtsmoral seiner Zeit müsse sich ändern. Alle, die nur aus Eigenliebe eine Ehe eingingen, müßten daran erinnert werden, daß die Ehe Verantwortung mit sich bringe; alle, die in der Ehe nur ein Mittel zur Befriedigung körperlicher Bedürfnisse sähen, müßten daran erinnert werden, daß die Ehe eine leibseelische Einheit darstelle. Jesus wollte Ehe und Familie mit einem Schutzwall umgeben."
31. August
Christus Jesus
Als sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! (Luk 24:36)
In diesem Vers wird davon berichtet, wie Jesus seinen Jüngern und anderen Versammelten nach seiner Kreuzigung erschien. Auf dem Weg nach Emmaus hatte er sich bereits zweien der Jünger offenbart. Obwohl sie mit ihm gesprochen hatten, erkannten sie ihn erst daran, daß er das Brot brach, dankte und es ihnen gab. HdE stellt die Frage in den Raum, warum Jesus nicht sofort erkannt wurde: „Es kann nicht bezweifelt werden, daß das Neue Testament eine leibliche Auferstehung Jesu von den Toten lehrt. Die Zeugen bestanden darauf, nicht lediglich mit einem Gespenst gesprochen zu haben. Jesus aß in ihrer Gegenwart. ...
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
HdE = Handbuch der Evangelien
Hfa = Hoffnung für alle
NJB = Neue Jerusalemer Bibel
Wilckens = Ulrich Wilckens, Das Nue Testament
WStB = Wuppertaler Studienbibel
