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DIE BIBEL

BIBELNOTIZEN FÜR FEBRUAR 1998

Aus der Februar 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jede Lektionspredigt, die im Christian Science Vierteljahresheft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Christian Science Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.

1. Februar

LIEBE

Die Güte des Herrn ist's, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu, und deine Treue ist groß. Der Herr ist mein Teil, spricht meine Seele; darum will ich auf ihn hoffen. (Klgl 3:22-24)

Zunächst überrascht der poetische, hoffnungsfrohe Ton, der in diesen Versen zum Ausdruck kommt. Ist doch Gegenstand aller fünf Lieder die Bewältigung des Untergangs Jerusalems. Dies ist auch der Grund, weshalb die Klagelieder oft mit der Person Jeremias in Verbindung gebracht werden, dessen prophetische Berufung entscheidend mit den detaillierten Berichten im Zusammenhang mit dieser Stadt steht. Bruns weist auf das Fehlen eines Hinweises auf Jeremia in den Liedern hin und schließt daraus, dass sie nach der Eroberung Jerusalems im Jahr 586 v. Chr. entstanden und gesammelt wurden. Die unerschütterliche Treue des Volkes zu Gott kommt schon in der Überschrift des hebräischen Urtextes dieses dritten Kapitels zum Ausdruck: „Hoffnung trotz gebrochener Lebenskraft“ nach der WStB. Die Klage eines einzelnen Mannes schlägt in Dankbarkeit um und gibt — obwohl die äußeren Umstände etwas anderes sagen wollen — Zeugnis für die jeden Morgen aufs Neue bestätigte Treue Gottes. Er steht stellvertretend für sein ganzes Volk, „so betet und klagt er auch für das ganze Volk.

Zweifellos stellen die Verse 22-24 den theologischen Kristallisationspunkt nicht nur von Kap. 3. sondern des ganzen Buches dar. Im Unterschied zum uns vertrauten westlichen Denken, das den Glanzpunkt und die Lösung eines Buches am Schluss erwartet, ist der Aufbau der Klagelieder pyramidenartig um den Mittelpunkt von Kap. 3 und dieses wiederum konzentrisch um den Mittelpunkt der Verse 22-24 geordnet. Aus der schwarzen Nacht des Leids und der Verzweiflung nach dem Untergang Jerusalems erhebt sich das strahlende Licht der Hoffnung, das sich ausschließlich in Gottes ewige Gnadenzusage gründet. Menschliche Anhaltspunkte dafür sind keine vorhanden. Im Gegenteil, der unvermittelte Übergang von der erdrückenden Schilderung des Leids zum Ausdruck der Hoffnung und des Vertrauens kommt völlig überraschend. Die Dunkelheit ist aufgebrochen.. . .

Das Klagelied kann deshalb nicht als Jammern und Lamentieren eines wehleidigen Menschen missverstanden werden.. .. Im Zentrum des aufbrechenden Lichtstrahls steht das eine Wort, das sich durch das ganze AT hindurchzieht. ..: Gnade“ (WStB). Gottes Güte und Barmherzigkeit ist ohne Ende, ja „alle Morgen neu“. Wer eine solche Einsicht gewonnen hat, der muss Gott preisen und vor anderen seine unerschütterliche Treue bezeugen: „Der Herr ist mein Teil.“

Und sie kamen nach Jericho.. .. Da saß ein blinder Bettler am Wege, Bartimäus, der Sohn des Timäus. Und als er hörte, dass es Jesus von Nazareth war, fing er an, zu schreien und zu sagen: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! (Mk 10:46, 47)

Geradezu pathetisch wird uns Bartimäus an einer Stelle als derjenige vorgestellt, der für sein „Sehvermögen des Herzens“ das Sehvermögen seiner Augen zurückerhielt (Who). Barclay verweist auf dessen Hartnäckigkeit; dabei vergisst er nicht zu betonen, dass das kein „verschwommen-sentimentaler Wunsch“ war, sondern inneres Verlangen. „Bartimäus hatte sehr unzulängliche Vorstellungen von Jesus; er nannte ihn beharrlich Sohn Davids. Das war zwar ein messianischer Titel; doch lag darin die Vorstellung vom siegreich einherziehenden Messias, von dem König aus Davids Geschlecht, der Israel zu nationaler Größe führen würde. Nichtsdestoweniger besaß Bartimäus Vertrauen, er glaubte an Jesus, und das machte die Unangemessenheit seiner Gottesvorstellungen hundertfältig wett. Am Schluss zeigt sich noch ein sehr schöner Zug an Bartimäus.. .. Er ging also nicht, was nahegelegen hätte, seiner Wege, sondern zeigte Dankbarkeit und weiterhin Treue, Treue gegenüber Jesus."

8. Februar

GEIST

Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? (Ps 139:7)

Dieser Vers fokussiert unser geistiges Auge auf die Bedeutung der Allgegenwart Gottes. „Der 139. Psalm ist ein klassisches Beispiel dafür, dass für das biblische Denken Glaube und Erkenntnis nur dann wirklich sind, wenn sie Leben und Handeln des Menschen erfassen und bestimmen.. .. Grundlegend für das ganze Lied ist die Ich-Du-Beziehung. Durch seinen Geist ist Gott überall gegenwärtig.. .. Die Allgegenwart ist Segenswirklichkeit. Geist und Angesicht sind Umschreibungen der machtvollen Gegenwart Gottes“ (BKB II). Der Geist wird hier als der „Mittler des göttlichen Willens“ (BKB I), als zwischen Gott und Seiner Schöpfung verstanden. Geist hat — wie im übrigen Alten Testament — seinen Ursprung in Gott. Der Geist Gottes ist immer aktiv, handelnd, belebend, befreiend, vorwärts gehend. Geist ist Gott zugehörig zu sehen, er besitzt alle Eigenschaften Gottes. Der Psalmist drückt in diesem Vers sein ganzes Verständnis für diese einfache Wahrheit aus, nämlich: „Wo der Geist gegenwärtig ist, ist Gott gegenwärtig“ (BKB II).

Wohl dem Menschen, dem der Herr die Schuld nicht zurechnet, in dessen Geist kein Trug ist! (Ps 32:2)

Die befreiende Erfahrung der Allgegenwart des Geistes kommt in der Übersetzung dieses Dankliedes von Bruns noch viel erhebender zum Ausdruck: „Glücklich zu preisen, wem der Herr die Schuld durchgestrichen hat, wer in seinem Herzen aufrichtig (vor Gott) ist"! In einer Fußnote ergänzt er diesen Aspekt, indem darauf hinweist, dass der Sänger nur von den Taten Gottes spricht, „mit keinem Wort spricht er von irgendeinem Verdienst seinerseits, nur eins unterstreicht er: die völlige Ehrlichkeit.“

15. Februar

SEELE

Selig sind. . .— Die Seligpreisungen (Mt 5:1-10)

Die Seligpreisungen sind das absolute Highlight der Bergpredigt (Kap. 5-7), das „die umfassendste Zusammenstellung des Lehrvortrages Jesu an einem Stück“ (LBe) darstellt.

Obwohl Seele und Seligkeit etymologisch unterschiedlichen Ursprungs sind, erfahren sie durch das Christentum eine inhaltliche Annäherung: als die Zuwendung Gottes zum Menschen, als „Gottes Gabe, die dem Menschen Anteil gibt an seiner überströmenden Herrlichkeit und Seligkeit“ (CB). Ihre abschließende Bedeutungsfülle erfährt Seele in Christian Science, wo Seele synonym oder gleichbedeutend für Gott verstanden wird; was auch aus dem Thema dieser Lektionspredigt hervorgeht.

Barclay hilft uns durch seine fundierte historisch-linguistische Analyse mehr von dieser Bedeutungsfülle zu erfassen, wenn er schreibt: „Alle Seligpreisungen stimmen der Form nach überein. Sie beginnen alle: Selig sind. Dazu ist zu sagen, dass dieses Wort im griechischen Text nicht auftaucht und im Deutschen hinzugefügt wurde, um den Sinn des Satzes richtig erkennen zu lassen. Die Seligpreisungen enthielten ursprünglich überhaupt kein Verb, kein sind.. .. Das liegt daran, daß Jesus nicht griechisch, sondern aramäisch sprach.. .. Die aramäische und hebräische Sprache sind eng verwandt, und beide kennen einen Ausdruck, der bedeutet:, Wohl dem, der. . .' In der gleichen Weise hat auch Jesus die Seligpreisungen gesprochen.. . .

Das ist deswegen so wichtig, weil darin zum Ausdruck kommt, dass es sich bei den Seligpreisungen nicht um fromme Wünsche, nicht um inbrünstige, aber verschwommene Prophezeiungen zukünftiger Seligkeiten handelt, sondern hier werden die Menschen zu etwas beglückwünscht, was ist. Die christliche Seligkeit gehört nicht einer fernen Welt der Herrlichkeit an, sondern ist jetzt und hier bereits vorhanden. Sie ist nicht etwas, das Christen erlangen werden, sondern etwas, was sie bereits haben.. .. Die Seligpreisungen besagen in Wirklichkeit nichts anderes als:, Welche Seligkeit, Christ sein zu dürfen!'. .. Schon aus der Form der Seligpreisungen geht hervor, welche Freude, welche Fröhlichkeit es bedeutet, ein christliches Leben zu führen.

Das Wort selig [griech. makarios], das in allen Seligpreisungen vorkommt, ist kennzeichnend für jene innerliche Freudigkeit, die sich durch nichts ihre heitere Gelassenheit nehmen lässt und in sich selbst ruht, für jene Fröhlichkeit, die vollständig unabhängig von allen Zufällen und Wechselfällen des Lebens ist.. . .

Die irdischen Freuden sind vergänglich. . . . Das Großartige an den Seligpreisungen ist, dass es sich dabei nicht um sehnsuchts-volle Ausblicke auf eine bessere Zukunft handelt, nicht um Versprechungen künftiger Herrlichkeit, sondern um triumphierende Jubelrufe und den Ausdruck einer unvergänglichen Freude.“

22. Februar

GEMÜT

Kommt dann zu ihm ein Engel, ein Mittler, einer aus tausend, kundzutun dem Menschen, was für ihn recht ist, so wird er ihm gnädig sein und sagen: „Erlöse ihn, dass er nicht hinunterfahre zu den Toten; denn ich habe ein Lösegeld gefunden.“ (Hiob 33:23, 24)

Elihus Rede zeigt dem klagenden Hiob die Aufgabe des Mittlers, des Engels auf, nämlich Gottes Botschaft dem Menschen kundzutun, d. h. die Erlösung von allen falschen Vorstellungen über die Beziehung von Gott und dem Menschen. Das Lösegeld ist die Umkehr oder Akzeptanz dieser befreienden Tatsache. In diesem Zusammenhang mag der erhellende Hinweis des CB nützlich sein, dass man aufgrund der Rechtsordnungen Israels in einzelnen Fällen von kultischen oder sozialen Verpflichtungen durch ein Lösegeld freigekauft, „erlöst“ werden konnte. Das war zunächst die Angelegenheit des Nächststehenden, des „Lösers“. Im AT geht Erlösung mit Versöhnung einher, wobei bei Hiob der Erlöser zusätzlich „den Sinn des Rechtsbeistands in letzter Instanz hat“ (CB).

Abkürzungen:

Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
BKB = Brockhaus, Kommentar zur Bibel
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
CB = Calwer Bibellexikon
LBe = Lutherbibel erklärt
StEB = Stuttgarter Erklärungsbibel
Who = Who's who in der Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel

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