Ich habe Freunde in Algerien. Niemand, den ich persönlich kenne. Aber eine Menge Leute, mit denen ich mich identifiziere. Die meisten sind Moslems und ich bin Christ. Die meisten sind Araber und ich bin europäischer Abstammung. Doch wir haben etwas Wichtiges gemein — unsere Herzen schreien auf, wenn wir in den Nachrichten von Massakern in Algerien hören. Und wir reagieren darauf mit Gebet zu einer Gottheit, die ich Gott nenne und die sie Allah nennen.
Ich weiß nicht sehr viel darüber, wie meine algerischen Freunde beten. Aber ich kann ihre Gebete fühlen. Ich spüre, wenn sie um Befreiung beten — Befreiung von dem Alptraum der Furcht, wer das nächste Opfer der brutalen Gewalt sein wird und wann oder warum.
Diesen lieben Freunden und allen, die sich Gedanken machen wegen der bedrückenden Lage in Nordafrika, möchte ich etwas davon erzählen, wie ich jedes Mal bete, wenn ich den Namen Algerien in Verbindung mit Massakern höre, was in letzter Zeit so häufig passiert.
Ich bete, um die Dinge anders zu sehen. Ich bete, dass wir alle — die aus der Ferne zuschauen ebenso wie die, die sich inmitten der Verwüstung befinden — diese Situationen in einem neuen Licht sehen. Ich bete, dass genau da, wo unsere Gedanken verständlicherweise mit Leid und Kummer und Tod beschäftigt sind, mit Zerstörung und unglaublicher menschlicher Hartherzigkeit, wir stattdessen das Gegenteil bezeugen werden — das reine unverfälschte göttliche Leben, das ich als Gott kennen gelernt habe.
Die Dinge anders zu sehen — würde das nicht heißen, dass man die Welt durch eine rosarote Brille sieht? Nein. Aus langjähriger Erfahrung kann ich sagen, dass solches Gebet mir eine große Hilfe gewesen ist. Es hat mir die Wirklichkeit klarer gezeigt. Es hat mich von Krankheiten geheilt, die die Ärzte nicht heilen konnten. Es hat mir in bedrohlichen Situationen Schutz und Sicherheit gegeben. Und es hat mich überzeugt, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, wie wir die Dinge verstehen.
Das, was ich geistiges Sehen oder geistige Erkenntnis nennen würde, setzt voraus, dass wir innehalten, bevor wir automatisch als wirklich akzeptieren, was uns durch das physische Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Fühlen übermittelt wird. Es setzt ferner die Bereitschaft voraus anzuerkennen, dass wir beten können, um menschliche umstände zu verbessern, indem wir die Dinge auf eine Weise betrachten, die nicht physisch ist. Es ist eine Betrachtungsweise, die die geistige oder göttlich wissenschaftliche Auffassung vom Leben anerkennt. Dies ist Gottes Sicht auf seine Schöpfung, in der jeder Mann, jede Frau, jedes kind Ihn zum Ausdruck bringt, das heißt Leben zum Ausdruck bringt, das völlig gut und niemals schlecht ist, niemals eine Mischung aus gut und böse.
Wenn wir lange genug beten, um das Zeugnis der physischen Sinne als falsch zu erkennen und Gottes Sicht vom Leben in uns aufzunehmen, zeigen sich praktische Auswirkungen. Jeder kann auf diese Weise beten, wo immer er sich befindet. Selbst in Algerien. Oder für Algerien. Jeder kann sich mit den Menschen in Algerien vereinen in dem Verständnis, dass sie göttlich geschaffen sind, um Gott, der unsterbliches Leben ist, zu verherrlichen und zu demonstrieren. Aufgrund dieser Tatsache sind sie — wie wir auch — tatsächlich sicher vor Tod und Zerstörung.
Christus Jesus, den die Christen als ihren Erlöser und die Moslems als einen großen Propheten ansehen, zeigte, dass das Leben die Oberhand über den Tod hat. Er ging einmal durch eine feindliche Menschenmenge hindurch, die ihn umbringen wollte. Sein tiefes Verständnis vom Leben führte sogar zur Auferstehung aus dem Grab. Jesus bewies, dass der Gedanke und die Absicht zu töten machtlos sind in der Gegenwart von Gedanken, die geistige Beweise des ewigen Lebens aufnehmen. Im Christian Science Lehrbuch von Mary Baker Eddy wird erklärt: „Die Tatsache, dass der Christus oder Wahrheit den Tod überwunden hat und noch überwindet, beweist, dass der „König des Schreckens” nur ein sterblicher Glaube oder irrtum ist, den Wahrheit mit geistigen Beweisen des Lebens zerstört; und das zeigt, dass alles, was den Sinnen als Tod erscheint, nur eine sterbliche Illusion ist, denn für den wirklichen Menschen und für das wirkliche Universum gibt es keinen Todesvorgang.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 289.
Die unerträglichen Situationen, die sich in Algerien ausgebreitet haben, sind letztendlich illusorischer Natur, das Ergebnis des Bösen, das sich stark macht, um in unser aller Denken Akzeptanz zu finden. Doch durch standhaftes Gebet, das, wie Christian Science erklärt, die Gesetze Gottes und Seiner Macht offenbart, können wir uns zunehmend weigern, die Wirklichkeit von irgendetwas, was das Leben verneint, zu akzeptieren. In dem Maße, wie das getan wird, müssen praktische Beweise von Frieden und Gutem folgen. Dann werden wir erleben, wie unsere Freunde in Algerien das Leben verherrlichen und keinen Tod fürchten.
Prophezeiung
Es wird ein Tag kommen, wo der Krieg zwischen Paris und London, zwischen petersburg und Berlin, zwischen Wien und Turin ebenso töricht und unmöglich sein wird, wie heute zwischen Rouon und Amiens, zwischen Boston und Philadelphia. Es wird ein Tag kommen, wo ihr Nationen des Kontinents alle, ohne eure ruhmreiche Eigenart einzubüßen, die europäische Brüderlichkeit bilden werdet. Es wird ein Tag kommen, wo es keine anderen Schlachtfelder mehr geben wird, als die Märkte, die sich dem Handel, und die der Geister, die sich den Gedanken öffnen werden, ein Tag, wo die Kanonenkugeln und Bomben durch Abstimmungen der Völker durch das ehrwürdige Schiedsgericht ersetzt sein werden. Es wird ein Tag kommen, wo man in den Museen eine Kanone zeigen wird, wie man daselbst jetzt ein Folterwerkzeug zeigt, mit dem Staunen, wie dies jemals hat sein können. Es wird ein Tag kommen, wo man jene beiden ungeheuren Gruppen: die Vereinigten Staaten von Europa, sehen wird, wie sie sich die Hände über den Ozean hinüberreichen.
Eröffnungsrede zum Weltfriedens-
kongress in Paris, 21.August 1849
