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Diskussion oder Kon-kussion?

Aus der Juli 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


aus Hennef bei Bonn hat viel zum Thema Kommunikation zu sagen. Er ist mit einer Französin verheiratet und hat sich mit kulturellen und sprachlichen Unterschieden auseinandersetzen müssen. Er sprach im Radio-Herold über seine Erfahrungen aus seiner Ehe. Er erzählte auch von Erlebnissen am Arbeitsplatz und wie Respekt und Liebe nicht nur einen Einfluss auf privater Basis, sondern auch auf die ganze Gesellschaft haben.

Im Wörterbuch steht unter Kommunikation: „Im Zusammenhang stehen, Gedankenaustausch." Und unter kommunikativ fand ich: „mitteilsam, offenherzig". Diese Begrife fand ich sehr schön und vielsagend.

Gerade heute ist die Kommunikation unter Menschen so wichtig, wo uns doch so viele Medien bestürmen und viele eigentlich allein mit den Medien sind und nicht wirklich mit einem anderen Menschen in Verbindung treten.

Also, diese Informationsflut, die auf uns einströmt durch die Medien, ist noch nicht Kommunikation.

Nein, man bekommt nur einseitig etwas vorgesetzt. Den vielen Kindern vor den Fernsehschirmen wird z. B. vorgegaukelt, sie erlebten etwas, aber eigentlich erleben sie nichts, denn ihr eigener Reichtum, ihre Phantasie, die sich im echten Spielen ausdrückt — wird überhaupt nicht gefordert.

Gedankenaustausch ist gefragt. Wie viele Missverständnisse entstehen, weil wir einander einfach nicht zuhören oder einander nicht verstehen. Es gibt verschiedene Sprachen, Kulturen, Mentalitäten, Denk weisen oder auch nur verschiedene soziale Umfelder. Das alles führt oft dazu, dass die Menschen nebeneinanderher leben, aber sich nicht wirklich begegnen, nämlich auf der Ebene, wo der echte Mensch ist.

Ich denke da an die Bibelgeschichte vom Turmbau zu Babel aus dem ersten Buch Mose, wo das Werk aufgegeben werden musste, weil sich die Menschen nicht mehr verstehen konnten. Wenn wir gemeinsam an einer Sache bauen wollen — zum Beispiel Kirche —, dann müssen wir lernen uns besser zu verstehen, und zwar so verstehen, wie wir wirklich sind: als Kinder Gottes.

Was müssen wir da tun, um uns gegenseitig nicht nur zu hören, sondern uns wirklich zu verstehen?

Ich denke, es ist zunächst wichtig, sich selbst zu verstehen: Wer bin ich wirklich? Was ist meine wahre Identität? Und dann kommt man unwillkürlich zu der Idee vom Bild Gleichnis Gottes als Widerspiegelung der göttlichen Intelligenz, der göttlichen Liebe. Und wenn ich mich selbst so sehe, dann fällt es mir auch leichter, den anderen so zu sehen.

Man wird aber immer wieder der allgemeinen falschen Vorstellung gegenübergestellt, es gäbe sechs Milliarden (oder wie viele auch immer) einzelne Gemüter, persönliche Egos und Meinungen, die alle miteinander konkurrieren, und man müsste versuchen, sich dagegen durchzusetzen.

Näher betrachtet hieße das aber ebenso viele Schöpfer oder Götter. Und doch spricht die Bibel von nur einem Vater!

Worauf gründet sich dann letztlich die Einheit unter den Menschen, wenn es nicht eine biologische Einheit sein kann?

Wenn wir den Menschen als Ausdruck Gottes sehen, als Bild und Gleichnis Gottes, dann ist es so wie die Sonnenstrahlen, die immer in Harmonie miteinander stehen, weil sie von der gleichen Quelle ausgehen. Und die einzelnen Strahlen können nur über die Sonne kommunizieren. Sie können nicht auf der Erde miteinander in Verbindung treten; es muss immer über die gemeinsame Quelle gehen.

In diesem Zusammenhang kann ich von einer kleinen Erfahrung aus meinem ersten Ehejahr berichten. Meine Frau stammt aus dem französischen Kulturkreis. Der ist zwar sehr nahe, aber wie ich feststellen musste, auch sehr verschieden vom deutschen — in der Mentalität. Wir gerieten anfangs immer wieder aneinander, weil wir uns verbal einfach nicht verstanden — und das lag nicht nur an der Sprache.

Es hatte wieder einmal gekracht, doch auf einmal kam ein Engelsgedanke, der mir sagte: Sie ist doch ein intelligenter Mensch, und wenn sie etwas Dummes sagt, verstehe ich es vielleicht nur falsch!

Jetzt fing ich an nachzufragen. Wenn ich etwas für dumm und falsch hielt, fragte ich: „Meinst du das so?" und formulierte es dann mit meinen Worten, so wie ich es verstanden hatte. Empört kam die Antwort: „Wieso, natürlich nicht!" Drehte ich es dann so, wie ich es als richtig empfand, rief sie aus: „Ja, das sage ich doch die ganze Zeit!" Der Streit war also nur ein Missverständnis, ein Irrtum, gewesen.

Ich denke, dass die Kommunikation unter Partnern — gerade in der Ehe oder in eheähnlichen Beziehungen — zu den größten Problembereichen unserer Gesellschaft zählt. Offenherzig sein heißt ein offenes Herz für den anderen zu haben und ihm wirklich „von Herzen" zuzuhören.

Nach der damaligen Erfahrung mit meiner Frau hat sich das Verhältnis grundlegend gewandelt. Wir verstanden uns immer tiefer.

Wenn man wirklich alles wörtlich nimmt, dann ist man eigentlich auch bereit, vom anderen etwas Schlechtes zu erwarten, oder dass er weniger Intelligenz ausdrückt oder vielleicht sogar verkehrte Motive hat, anstatt dass man eine höhere Meinung vom anderen hat.

Ja, wenn man den anderen wirklich respektiert, dann wird man keine schlechte Meinung von ihm haben. Denn ohne Liebe, die ja auch Respekt bedeutet, gibt es kein menschliches Zusammenleben. Lieben heißt den andern sehen, wie er wirklich ist, und auch nichts anderes zu erwarten. Wie es im Christian Science Lehrbuch, Wissenschaft und Gesundheit, an einer Stelle heißt: „Es käme uns sonderbar vor, wenn uns ein Freund jemals anders als schön erschiene" (S. 248). So können wir im anderen immer das Gute erwarten. Und natürlich ist es da. Wir möchten ja auch, dass das Gute in uns erwartet und gesehen wird.

Meine Frau sagte am Anfang unserer Ehe, wenn wir uns unterhielten, dann sollte dies das Wichtigste in diesem Augenblick sein. Nun, ich war von zu Hause nicht an eine so intensive Kommunikation gewöhnt, sagte aber bereitwillig zu. Und das ist die Grundlage unserer sehr glücklichen Ehe geworden. Wir stehen in allen Dingen „in Zusammenhang", und tauschen uns sehr oft über geistige Ideen aus. Dadurch sind wir beide sehr bereichert worden.

Wir haben dann oft erlebt, wenn wir abends spazieren gingen und uns über die geistige Lösung eines anstehenden Problems unterhielten, dass jeder seine Ideen einbrachte und die Gedanken immer näher zur Quelle, zu Gott, empordrangen. Plötzlich war die Lösung, die richtige Idee da und keiner wusste, wer sie gehabt hatte. Das ist sozusagen das Gegenteil von Dis-kussion — wo es oft gegeneinander geht, man den anderen überzeugen will —, also eine Art Kon-kussion, ein Miteinander und Füreinander.

Wenn man den anderen wirklich respektiert, dann wird man keine schlechte Meinung von ihm haben. Denn ohne Liebe, die ja auch Respekt bedeutet, gibt es kein menschliches Zusammenleben. Lieben heißt den andern sehen, wie er wirklich ist, und auch nichts anderes zu erwarten.

Sie haben eigentlich eine immer höhere Form von Kommunikation in Ihrer Ehe entfaltet. Zuerst haben Sie auf einer sehr wörtlichen Ebene kommuniziert und dabei gab's Missverständnisse. Und dann haben Sie durch Ihre gegenseitige geistige Wertschätzung und Liebe doch eine wirkliche effektive Kommunikation erlebt. Inzwischen kann ich mir vielleicht vorstellen, dass Sie gar nicht mehr so viele Worte zu wechseln brauchen, um etwas zu erklären, weil Sie mehr und mehr geistige Wertschätzung und Liebe füreinander bekommen haben.

Ja, die Sache mit den Worten ist eine zweiscneidige Angelegenheit, denn Worte sind dem Missverstehen ausgesetzt. Sie sind sozusagen nur ein Vehikel, das Bedeutungen oder Ideen transportiert, doch die Wahrheit liegt immer jenseits aller Worte. Besteht die Verbindung über das Zentrum, über Gott, da wird die Kommunikation immer bereichernd und segnend sein, egal, welche Worte gebraucht werden. Gott spricht ja in Wirklichkeit zu uns, und je mehr wir lauschen, umso klarer erkennen wir, was der andere braucht und verstehen kann.

Ich wollte noch einen letzten Punkt einbringen, und zwar gibt es oft zwischen verschiedenen Gruppen Missverständnisse oder Auseinandersetzungen, was der richtige Weg sei. Ob es nun Amerika und Irak ist oder ob es um Kircheninternes geht, um Diskussionen in Verbänden. ..

Ob der Euro kommen soll oder nicht. . .

Wir haben da einmal eine Erfahrung gemacht mit einem Kollegen, wo es schließlich sehr gegeneinander ging. Dann kam uns auch wieder im Gespräch — in der Kon-kussion — der Gedanke, dass jeder eigentlich das Beste, das Gute möchte. Nur denkt jeder, sein Weg, das Gute zu erreichen, wäre der richtige. Wenn aber alle das Gute wollen, dann sind ja alle auf der gleichen Seite und nicht gegeneinander. Dann können wir uns miteinander verbünden, um gegen das, was uns trennt, zu kämpfen — und das gemeinsam.

In dieser Gemeinsamkeit sehen wir nur das wahre Ziel, die geistige Idee, das Gute, das wir alle anstreben. Und wir erkennen dann, dass der Feind der persönliche Sinn und die egoistische Meinung ist, auch wenn sie noch so gut durchdacht ist. Wenn man diese ausschließt und nur sieht: Wir wollen das Gute und das Gute ist Gott, dann ist nur eins da — nur das Wahre —, dann kann es nichts Trennendes mehr geben, es verschwindet. Gott wird es auslöschen und korrigieren.

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