Vor einiger Zeit sagte eine Frau zu mir, die Christian Science lächerlich machen wollte: „Wenn Sie auf der Straße Löcher feststellen, dann ignorieren sie diese und glauben, dass sie dadurch verschwinden. Das kann doch kein vernünftiger Mensch glauben.“ Ich erwiderte nur: „Das glaube ich auch nicht.“ Ein Christlicher Wissenschaftler ignoriert ein Problem nicht, sondern anerkennt die geistige Tatsache, also das, was auf der Grundlage der göttlichen Wirklichkeit beruht und leugnet deshalb die vermeintliche Wirklichkeit des materiellen Augenscheins.
Inwieweit wir Probleme lösen können, hängt ganz entscheidend von unserer Bereitschaft ab, eine geistige Sichtweise zu akzeptieren.
Ich möchte dies an einem Beispiel klarmachen. Wenn ich nach Hause komme und finde meine Tür geöffnet und stelle fest, dass einige Gegenstände fehlen, so kann ich diese Situation nicht ignorieren, aber ich kann in meinen Gedanken bekräftigen, dass Gott keinen Einbrecher geschaffen hat, und kann anerkennen, dass Gottes Kinder, Seine Schöpfung, gut, ja vollkommen sind, wie Gott es selbst im ersten Kapitel der Bibel feststellte: „Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ 1. Mose 1:31.. Und wenn ich außerdem mit voller Überzeugung erkläre, dass Gott allmächtig und der einzige Schöpfer ist und dass dies die einzige Wirklichkeit ist, in der kein Einbrecher existieren kann, dann werden die fehlenden Gegenstände in irgendeiner Weise zurückkommen oder der Verlust wird auf eine andere Weise ausgeglichen, wie schon viele gut verbürgte Beispiele, die in dieser Zeitschrift veröffentlicht wurden, berichtet haben.
Ich möchte dies durch eine eigene Erfahrung untermauern. Wenn ich aus dem Hause gehe, erkläre ich gewöhnlich im Stillen, dass ich keinem Straßenräuber begegnen kann, weil Gott keinen geschaffen hat. Ich erfreue mich an dem Wissen, dass alle Menschen, denen ich begegne, Gottes vollkommene Kinder sind. Meine Freude über diesen Gedanken veranlasst mich oft, innerlich vor Freude zu singen. Doch eines Tages kam plötzlich von hinten ein Bursche und wollte mir meine Armbanduhr wegnehmen. Das Armband bestand aus beweglichen Gliedern, sodass es für ihn leicht gewesen wäre, die Uhr über meine Hand zu streifen. Aber er zog sie nur bis zu meinem Handrücken und schob sie dann auf meinen Arm zurück und schaute mich dabei an, als ob er mich fragen wollte, warum er mir die Uhr nicht wegnehmen könne. Dann rannte er weg. Ich empfand mit großer Gewissheit, warum er sie nicht wegnehmen konnte: weil mein Bewusstsein so von der Unschuld meines Nächsten erfüllt war, dass er dementsprechend handeln musste.
Ignorieren bedeutet, wie ein Wörterbuch erklärt: „absichtlich etwas übersehen; unbeachtet lassen; etwas nicht wissen oder nicht kennen wollen“. Probleme zu ignorieren wäre eine Form der Heuchelei, auch Feigheit, und hat nichts mit Christian Science zu tun. Wenn wir etwas Unvollkommenes, etwas Schlechtes oder eine Krankheit feststellen, wenden wir uns mental von dem durch die körperlichen Sinne gewonnenen Augenschein ab und zu Gott hin und anerkennen Seine Allmacht, Seine Güte und die Vollkommenheit der Schöpfung. So verneinen wir das täuschende Bild des Augenscheins.
Wenn wir Verlust, Diebstahl, Krankheit oder sonst etwas Böses leugen, so tun wir es, weil wir Gott, Geist, den Vollkommenen, als die einzige Wirklichkeit anerkennen und somit alles scheinbar Böse, das nichts als die Auswirkung eines verkehrten Bewusstseins ist, wirkungslos machen. Jeder kann sich bewusst sein, dass wir in Gott „leben, weben und sind“ Apg 17:28., wie uns der Apostel Paulus sagt und nicht in einem materiellen Bewusstseinszustand mit seinen vielfachen Problemen.
Wenn wir überzeugt anerkennen, dass Gottes Mittel uns zu schützen immer vollkommen sind — wir denken dabei natürlich an die geistigen Möglichkeiten —, so werden auf der materiellen Ebene geeignete Maßnahmen getroffen, um Mängel auszumerzen.
Inwieweit wir Probleme lösen können, hängt ganz entscheidend von unserer Bereitschaft ab, eine geistige Sichtweise zu akzeptieren, so wie es für Christus Jesus möglich war, mit ein paar Broten und Fischen Tausende zu sättigen. Er hatte sich weder von der großen Zahl der Hungernden erschrecken lassen noch die Tatsache angezweifelt, dass alle Menschen versorgt sind.
Wir können mutig den Problemen entgegentreten und mit einem unerschütterlichen Glauben an die göttliche Wahrheit handeln, mögen die Probleme noch so groß erscheinen! Sagt uns Christus Jesus doch, dass die Wahrheit uns frei macht. Und Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin von Christian Science, drückt es folgendermaßen aus: „Im gleichen Verhältnis, wie wir die Wahrheit begreifen, sind wir stark...“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 80.
Darum können wir mehr und mehr die geistigen Tatsachen als die einzige Wirklichkeit anerkennen, und so werden Probleme immer mehr verschwinden.