Ich bin sehr dankbar, die Gelegenheit zu haben, über Gottes Wunderwerke zu erzählen. Eine Erfahrung, über die ich berichten möchte, liegt viele Jahre zurück, als ich am Anfang meines Studiums von Christian Science war. Also bis heute, wenn es manchmal so aussieht, dass eine bestimmte Situation sehr schwierig oder fast unmöglich zu lösen ist, denke ich an jene Tage zurück, lege den Finger auf die Lippen und denke an meine Segnungen, wie es in Wissenschaft und Gesundheit steht.
Ich war damals ungefähr sechzehn Jahre alt und wohnte in meinem Elternhaus in einem schönen Hafenstädtchen namens Itajai, das am Atlantischen Ozean gelegen ist. An zwei Wochentagen ging ich nachmittags zum englischen Unterricht, ganz im Stadtzentrum. Eines Tages gab mir mein Vater auf diesen Weg eine große Summe Geld mit, um etwas Bestimmtes einzukaufen. Ich steckte das Geld sorgfältig in meine Geldtasche. Als der Unterricht zu Ende war, wollte ich es einkaufen; ich fand aber diese Ware nicht und ging dann ganz gemütlich wieder nach Hause.
Aber als ich da ankam, merkte ich zum großen Leid und Schrecken, dass ich meine kleine Geldtasche verloren hatte.
Rita, wie hast du dir in dieser Situation geholfen?
Ja, da kamen viele Ideen, menschliche Ideen. Eine Anzeige im Radio aufgeben — nein, das würde zu lange dauern. Umkehren und suchen — nein, es wurde schon dunkel und die Strecke war weit. Dann sann ich nach, ob vielleicht ein Dokument oder eine Einkaufsrechnung mit einer Adresse darin wäre, aber vergeblich. Ich erinnerte mich: Es war nichts außer dem Geld darin. Es gab viel Armut in unserer Stadt und der Gedanke an Unehrlichkeit wollte sich aufdrängen. Doch auf einmal dachte ich: „Ich kann nichts von mir selber tun. Vater, ich brauche Deine Hilfe. Nun musst du es tun.“ Wenn man menschliches Planen aufgeben muss, dann ist Gott an der Reihe.
In dem Moment wurde ich sehr dankbar Gott gegenüber, dass ich die Wissenschaft des Christentums hatte, die uns lehrt, Gott und Seine Schöpfung zu verstehen. Ein Bibelvers im ersten Buch Mose sagt: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn ... Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (Vers 27 und 31). So, dachte ich, wenn der Mensch gottähnlich ist, dann ist er ehrlich, rein und kann bestimmt nicht arm sein, denn Gott ist ja reich. Ihm gehört ja Himmel und Erde. Und weil wir Seinen Reichtum widerspiegeln, sind wir ja auch Eigentümer alles Guten. Da war ich gestärkt und beruhigt durch diese Wahrheiten und es wurde wärmer ums Herz.
Es bedrückte mich noch, wie Gott es machen würde.
Ja, man möchte es gerne wissen.
Dann dachte ich an einen Bibelvers, den ich sehr liebe. Er steht im Jesaja: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind auch meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken“ (55:8, 9). Dieses nahm mir die letzte Last, den falschen Sinn von Verantwortung. Die Gewissheit, dass Gottes Gesetz unfehlbar ist, brachte eine unbeschreibliche Freude und Ruhe. Ich dachte auch nicht, dass es morgen geschehen müsse, sondern heute, gerade jetzt.
Es verging vielleicht eine halbe Stunde, es war schon dunkel und die Kirchenglocken läuteten sechs Uhr. Da rief jemand vorne am Tor und eine ärmlich gekleidete Frau rief zu mir: „Bist du die Rita?“ und hielt mir meine Geldtasche entgegen. Da habe ich gestaunt.
Ich konnte kaum sprechen. Dann sagte ich: „Wie wissen Sie meinen Namen? Und wie fanden Sie mich?“ Sie antwortete: „Ich fand deine Tasche auf der Hauptstraße am Boden. Als ich sie öffnete und sah das viele Geld darin, dachte ich, dieses Geld wird dem Eigentümer sehr fehlen, wie es mir fehlen würde. Denn weißt du, ich bin arm, aber Gott hat mich ehrlich geschaffen.“ Also, sie hat gerade das gesagt, worauf ich gekommen bin, dass der Mensch ehrlich ist.
Das hat sie von sich selbst gesagt?
Ja, das hat sie von sich selbst gesagt. „Ich suchte, ob ich den Eigentümer vielleicht entdecken würde, und fand dann ganz tief unten in dem Futter ein kleines Foto. Das Bild zeigte ein mir bekanntes Mädchen, die Lelia“, sagte sie mir.
Ist das ein Mädchen, das du kennst?
Ja, das ist meine Freundin! Wir waren 150 000 Bewohner in Itajai. Und gerade diese Frau war die Waschfrau meiner Freundin, von der ich das Bild hatte!
„Obwohl es heute nicht mein Weg war“, sagte sie, „ging ich doch sogleich hin zu ihr und befragte sie wegen der Tasche. Sie erinnerte sich, dass sie das Bildchen ihrer Freundin Rita gegeben hatte. Sie sagte, wie ich zu dir kommen könnte, und ich wollte dir heute noch die Freude machen und sie dir bringen.“
Ja, kann jemand beschreiben, wenn Gott sich kundtut auf Erden? Gibt es überhaupt Worte, die die heilige Atmosphäre des Himmelreichs, der Allgegenwärtigkeit der Liebe, beschreiben können? Ich jubelte. Mein Herz sang mein Lieblingslied aus dem Christian Science Gesangbuch (Nr. 64). Das heißt so: „Ich komm' zum offnen Tore des Gemütes / und weiß, hier, wo ich steh', ist heil'ger Grund; / Ich fühle, alles atmet Freude, Ruhe; / Die Lieblichkeit der Liebe tut sich kund.“ Ich bedankte und bedankte mich abermals und gab ihr eine große Summe von meinem Taschengeld. Die Freude, das Geld wiederzubekommen, war in Wirklichkeit gering gegen die Dankbarkeit für die Offenbarung der Liebespläne Gottes für Seine Kinder und über Seine unendlichen Wege, Seine Weisheit. Ach, ich danke so sehr.