„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück.“ Ps 23:4. Wie konnte der Psalmist so beten? Wie kann irgendjemand sagen: „Ich fürchte mich nicht, selbst wenn ich weiß, dass ich vor dem stehe, was Tod genannt wird“? Ist es nicht natürlich, Angst zu haben, und ist uns nicht beigebracht worden, dass Furcht ein Schutzmechanismus ist?
Mag sein, dass Furcht als Schutzmechanismus betrachtet wird — doch ich habe selber erlebt, dass mich die Beseitigung von Furcht in einem Fall vor schweren Verletzungen bewahrt hat und in einem anderen vor dem Tod, der nach allem, was ich im Militär- und Zivilflugtraining gelernt hatte, unausweichlich war.
Im ersten Fall wollte ich das Dach unseres einstöckigen Hauses reparieren, und plötzlich merkte ich, dass ich mich auf dem schlüpfrigen Dach nicht halten konnte. Als ich auf den Dachrand zurutschte, kam mir ein Heilungsbericht aus einem Christian Science Vortrag in den Sinn, der von einem ähnlichen Vorfall handelte. Ich wurde ganz ruhig und war mir meiner Sicherheit und der liebevollen Fürsorge Gottes für mich bewusst. Mir war sofort klar, dass ich mich auf keinen Fall in der Leiter verfangen durfte, mit der ich den Fall abzubremsen versuchte. Ferner war ich mir bewusst, dass die geistige Wahrheit, die den im Vortrag erwähnten Mann beschützt hatte — nämlich dass nichts in Gottes Universum der Kontrolle des allmächtigen Gemüts entgleiten kann —, auch in meinem Fall anwendbar war. Mein Gehorsam und meine Offenheit für Gottes Fürsorge ließen mich eine Lösung für mein augenblickliches Problem finden, und die Erkenntnis, dass ich — entgegen allem Augenschein — nie die Kontrolle verloren hatte, vertrieb alle Furcht. Ich blieb unverletzt. Meine Frau sagte später, sie habe mich „zu Boden segeln sehen wie ein Blatt vom Baum“. Hätte ich der Furcht Einlass gewährt, dann hätte ich Gott nicht vertraut, der da „hält alle, die da fallen“ Ps 145:14.. Die menschliche Logik hätte mir geraten, mich darauf zu konzentrieren, eine Verletzung zu vermeiden, ja sie hätte mich vielleicht vor Furcht erstarren lassen, sodass ich nicht aufmerksam genug gewesen wäre, um auf die geistige Führung zu lauschen und ihr zu folgen.
Im zweiten Fall flog ich ein Flugzeug mit drei Passagieren. Wir setzten über einer dichtbevölkerten Stadt zur Landung an, als plötzlich beide Motoren aussetzten. Keine der Gegenmaßnahmen, die ich ergriff, hatte Erfolg — es war offensichtlich, dass ein Absturz unmittelbar bevorstand. In diesem Jahr war ich bestrebt gewesen, die Eigenschaft des „Lauschens“ zu entwickeln, die für die „stille, sanfte Stimme“ der Wahrheit empfänglich macht. Und so empfand ich nicht die geringste Furcht. Ich vertraute darauf, dass Gemüt mich führen würde, auch wenn es beim Absturz in ein Wohngebäude der Statistik nach keine Überlebenschance gibt. Ich unternahm weiter alles, was nach menschlichem Ermessen die Motoren wieder zum Laufen bringen konnte. Als wir trotzdem weiter sanken, wurde ich dazu geführt, einige Dinge zu tun, die ganz und gar nicht üblich sind, die aber wesentlich dazu beitrugen, dass wir durch das „finstere Tal“ hindurchgetragen wurden.
Als wir in das obere Stockwerk eines Zweifamilienhauses krachten, gab es kein Hochreißen der Arme vor das Gesicht und nicht den berühmten „Urschrei“, den die Hollywoodfilme in solchen Momenten so gern zeigen. Statt in Panik zu geraten, flog ich die Maschine einfach weiter, bis sie zum Stillstand kam.
Das tat ich nicht deshalb, weil ich heldenmütig tapfer bin oder weil ich mir nicht bewusst war, was das für Folgen haben konnte, sondern weil ich wusste, dass Gott immer bei uns ist und dass uns nur Gutes widerfahren kann, wenn wir Seinen Weisungen Folge leisten. Als wir auf das Gebäude prallten, rammte die rechte Tragfläche einen stabilen Lichtmast, und dadurch wurde das Flugzeug um 180 Grad gedreht. Das hatte Folgen: Erstens war die Wucht unseres Vorwärtsschubs gebrochen, was die Gewalt des Aufpralls drastisch verringerte. Zweitens „kurvten“ wir um den einzigen Schlafraum des Hauses herum, in dem sich Menschen befanden. Das Flugzeug kam in einem anderen Schlafzimmer zum Stehen, das erst Minuten vorher verlassen worden war. Der Bewohner war hinausgegangen, um auf das dringende Ersuchen eines Verwandten hin einen Scheck einzulösen. Vielleicht waren auch sie empfänglich gewesen für die „stille, sanfte Stimme“ der Wahrheit.
Wir vier Insassen kamen lebend aus dem Wrack heraus und die Hausbewohner erlitten nur kleine Verletzungen. War das ein Wunder, wie die Medien es nannten, oder war es das Resultat davon, dass die Verheißung von Gottes Schutz ernst genommen wurde?
Hier mag jemand einwenden: „Wenn Sie so empfänglich waren, warum wurden Sie dann nicht davor bewahrt, so etwas überhaupt zu erleben?“ Die Bibel berichtet nicht, dass Schadrach, Meschach und Abed-Nego vor dem Feuerofen bewahrt wurden. Doch als man sie herausholte, konnte man nicht einmal einen „Brand an ihnen riechen“ siehe Dan 3:27.. Daniel wurde nicht vor der Löwengrube bewahrt. Im Buch Daniel lesen wir, dass Gott Seinen Engel sandte, der den Löwen den Rachen zuhielt, und „man fand keine Verletzung an ihm; denn er hatte seinem Gott vertraut“ Dan 6:24.. Der Apostel Paulus wurde von einer Schlange gebissen, nachdem er einen gefährlichen Schiffbruch überlebt hatte. Er schüttelte sie ab und „es widerfuhr ihm nichts Übles“ Apg 28:5..
Zu wissen, dass wir durch das Gesetz des Guten beschützt und regiert werden — wie ich es erlebte —, bedeutet, dass wir die grundlegende Wahrheit der Lehren Christi Jesu verstehen. Je mehr wir seinem Beispiel folgen, umso mehr erkennen wir Gott als unsere sichere Schutzwehr und umso mehr lässt die Furcht in unserem Leben nach.
Mary Baker Eddy definiert Christian Science als „das Gesetz Gottes, das Gesetz des Guten, das das göttliche Prinzip und die göttliche Regel der allumfassenden Harmonie auslegt und beweist“Grundzüge der göttlichen Wissenschaft, S. 1.. Wir müssen unsere Freiheit von Furcht und Begrenzung aufgrund dieses Gesetzes aktiv beanspruchen.
Die Erfahrungen meines Lebens haben mir gezeigt, dass wir über eine beständige Quelle der Weisheit und Führung verfügen — und diese Quelle ist Gott. Die Bibel sagt, die Gedanken Gottes seien „nicht zu zählen“ Ps 40:6.. Wenn wir sorgsam darauf achten, nur solche Gedanken zu hegen, die von Gott kommen, können wir in jeder Lage Harmonie erleben. Wirklich wirksam beten heißt erwartungsvoll auf Gottes Führung lauschen. Die Bibel schildert Gott als den, der da spricht: „Es soll geschehen: ehe sie rufen, will ich antworten.“ Jes 65:24. Und in den Psalmen finden wir den Rat: „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“ Ps 46:11.
Mitten in beiden Krisen habe ich gelauscht. Ich lauschte, weil ich eine Antwort brauchte, eine Lösung. Es ist unmöglich ein Problem zu haben, für das es nicht auch eine Lösung gäbe. Und gibt es eine bessere Quelle für das Finden von Lösungen als den all-wissenden Gott? Sollten wir nicht ganz bewusst unsere Fähigkeit entwickeln, auf die göttliche Quelle aller Problemlösungen zu lauschen und zu hören?
Das, was nach dem Absturz des Flugzeugs in das Wohnhaus geschah, lehrte mich noch mehr über das Zerstören von Furcht. Als unsere Maschine zum Stillstand gekommen war, hatte ich den unmittelbaren Beweis von Gottes Gegenwart, von Seiner Macht und Seinem Schutz erlebt. Ich hatte Sein Gesetz am Wirken gesehen, das alles Geschehen lenkte und für alles sorgte. Das Flugzeug stand — aber das Haus brannte fast augenblicklich lichterloh. Der Notausgang des Flugzeuges öffnete sich und meine Passagiere sprangen nacheinander hinaus. Dann schauten sie zu mir hinauf und schrien: „Springen Sie!“ Ich fühlte die Flammen — und Furcht, Furcht vor dem Fallen, ergriff mich. Ich sprang, weil ich Angst hatte — und der Sprung endete in Schmerzen.
Die Presse berichtete, ich, der Pilot, hätte medizinische Hilfe abgelehnt. Was sie nicht berichtete, war, dass ich meine Frau per Telefon um christlich-wissenschaftliche Behandlung gebeten hatte — um Heilung durch Gebet. Und die Heilung schritt rasch voran. Wenige Tage später konnte ich wieder ohne Beschwerden laufen. Die völlige Heilung kam, als ich erkannte, dass es keine üblen Nachwirkungen geben konnte, da ich nie im finsteren Tal gewesen oder durch das Tal gegangen war, sondern dass ich immer über ihm war, in der Obhut der Engel Gottes, wie es uns der 91. Psalm so wundervoll verheißt. Siehe Ps 91:11.
Vor diesem Erlebnis hatte ich mich immer gewundert, dass der Prophet Elia vor der Königin Isebel floh, als sie drohte ihn zu töten. Siehe 1. Kön 18:17—19:18. Wie konnte er sich vor ihren Drohungen fürchten, wo er doch kurz vorher solch einen mächtigen Beweis der Macht Gottes erlebt hatte? Elia hatte 450 Baalspriester zu einem Wettkampf herausgefordert, in dem sich der Gott Baal als Popanz erwies, und er forderte das Volk auf, dem wahren Gott zu dienen. Bei diesem dramatischen Ereignis hatte er doch erlebt, dass Gott fähig ist sich Ihm zu offenbaren. Aber auf eine einzige Drohung der Isebel hin lief er in die Wüste, um sich zu verstecken. Doch auch da half ihm Gott. Schließlich wurde Elia dazu geführt, die Machtlosigkeit gottloser Gewalt — Erdbeben, Feuer und Wind — besser zu verstehen. Er lernte begreifen, dass man immer in Sicherheit ist, wenn man auf die „stille, sanfte“ Stimme Gottes lauscht.
Aus Elias Erfahrung habe ich einiges gelernt. Wir müssen unablässig auf unsere Gedanken achten und dürfen nie vor den Drohungen der Furcht fliehen. Ich war zwar aus dem Flugzeug gesprungen doch ein genaues Studium der Erfahrung des Elia ließ mich erkennen, dass ich nicht erst durch Erdbeben, Wind und Feuer hindurchmusste, um die „stille, sanfte Stimme“ zu hören und ihre heilende Botschaft verwirklicht zu sehen.
Die Haltung des Lauschens, durch die wir schädliche, von außen kommende Gedanken austreiben und uns nur auf die Ideen Gottes verlassen, ermöglicht es uns, Gott immer „bei uns“ zu erleben und uns auf Gottes Gesetz zu verlassen. Dieses Gesetz rettet uns nicht nur aus lebensbedrohlichen Situationen, sondern es hilft uns in allen Bereichen unseres Lebens.