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Frauen in der Bibel: Porträts unseres Erbes

Diese vierteilige Serie hebt die Spiritualität hervor, die den Frauen in der Bibel Mut und Weitsicht verlieh und die auch heute das Leben von Frauen und Männern bereichern kann. In der Mai- und Juni-Ausgabe des Herold wurden Mirjam, Hanna und Rut vorgestellt. In diesem Teil sehen wir uns vier weitere Frauen an.

Frauen in der Bibel: Porträts unseres Erbes

3. Teil

Aus der Juli 1999-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Für mich ist Abigajil die Frau, die einen Mann zum König macht. Siehe 1. Sam, 25. Kapitel. Als David sich als Geächteter in den Bergen Judas vor Saul versteckt hielt, stießen seine Männer immer wieder auf die Hirten des Nabal, die in der gleichen Gegend die Schafe weideten. David und seine Männer ließen die Hirten und ihre Schafherden in Ruhe, ja sie beschützten sie sogar. Als die Zeit kam, wo die Schafe geschoren werden mussten, wurde Speise für die Scherer herbeigetragen und ein Fest veranstaltet. David sandte einige Männer zu Nabal und ließ auch um Verpflegung für seine Männer bitten. Dem Brauch gemäß hätte Nabal für den Schutz, den David den Hirten und Herden gewährt hatte, dankbar sein und ihm Verpflegung schicken sollen. Doch stattdessen wies er Davids Bitte grob zurück.

David war entrüstet und machte sich mit seinen Leuten auf. um sich für die Beleidigung zu rächen und Nabal umzubringen. Die Nachricht von diesem Vorhaben drang zum Hause Nabals vor. Einer der jungen Männer lief zu Abigajil, Nabals Frau, und teilte ihr mit, dass David auf dem Weg hierher sei; er fügte hinzu, dass David sich höflich an Nabal gewandt hatte, und legte bei ihr ein gutes Wort für David ein.

Der Beschreibung nach soll Abigajil schön und klug gewesen sein. Gewiss handelte sie weise, als sie sich mit einer großen Menge Nahrungsmitteln auf den Weg machte, um David zu besänftigen. Es war ein äußerst mutiges Vorhaben; Sie machte die Entscheidung ihres Mannes rückgängig; sie gab einem anderen das, was Nabal für seinen eigenen Haushalt vorgesehen hatte, und sie trat David persönlich entgegen. Ihre Strategie war erfolgreich.

Sie wirft sich vor David nieder, erklärt ihm, dass Gott auf seiner Seite ist, und weist ihn darauf hin, dass er mit seinem Vorhaben nur seinen Feinden nutzen würde; denn er würde eine große Blutschuld auf sich laden, wenn er sich rächte, anstatt Gott die Rache zu überlassen, auf dessen Gerechtigkeit Verlass ist. Sie versichert David: „Dein Leben lang wird dir niemand ein Unrecht vorwerfen können. Wenn dich jemand verfolgt und dich umbringen möchte, wird er dir nichts anhaben können, weil der Herr dein Leben bewahren wird, wie man einen kostbaren Stein im Beutel verwahrt ..." Die Gute Nachricht, 1. Sam 25:28, 29. David erkennt die Weisheit, die aus ihren Worten und Taten spricht. Er lobt Gott, dass Er sie gesandt hat, und wünscht ihr Segen.

Als Nabal wieder nüchtern ist und sie ihm erzählt, was sie getan hat — auch das ist sehr mutig von ihr — erleidet er einen Anfall und stirbt zehn Tage später. Daraufhin bittet David sie, seine Frau zu werden, und sie willigt ein. Ich frage mich, ob David jemals Israels beliebter König geworden wäre, wenn Abigajil ihn nicht davon abgehalten hätte, Nabal und seinen ganzen Haushalt zu töten? Ihr Eingreifen rettete ihn.

Jetzt überspringen wir fünfhundert Jahre und wenden uns der fünften Frau zu. Die Unterhaltung zwischen Jesus und der Samariterin ist einer der längsten Dialoge im gesamten Johannes-Evangelium. Siehe Joh 4:5–42. Dreizehnmal wechseln sie Worte miteinander. Warum hält sich Jesus überhaupt in Samarien auf? Aus der Sicht des Johannes steht dahinter der göttliche Plan, den Menschen zu zeigen, dass der Messias nicht nur zu Israel kommt, sondern auch zu denen, die von Israel gehasst und verachtet werden. Aus dem Text entnehmen wir, dass Jesus sich am Brunnen niederlässt, weil er durstig ist. Siehe Joh 4:6. Eine andere Sicht ist, dass es nur ein Vorwand ist. Tatsächlich sucht er nach einem Zeugen, der den Messias erkennt und die Menschen zu ihm bringt. Überraschenderweise ist es eine Frau, die auf ihn anspricht. Sie ist erstaunt, dass ein Jude mit ihr spricht, denn normalerweise würde ein Jude niemals mit einer unbekannten Frau ein Gespräch anfangen, noch würde ein jüdischer Lehrer sich in der Öffentlichkeit mit einer Frau unterhalten. Außerdem hatten die Juden keinen Kontakt mit den Samaritern, worauf die Frau ihn auch sofort hinweist.

Die Unterhaltung wird fortgesetzt; die Frau ist fasziniert von Jesu Versprechen, ihr lebendiges Wasser zu geben. Erst in Vers 15 beginnt sie zu begreifen, dass das lebendige Wasser Jesu mehr tut, als nur den Durst zu stillen. Diese Frau, die sich Jesus offen zuwendet und bereit ist, sich mit ihm zu unterhalten, wird manchmal mit Nikodemus verglichen, der Jesus erstaunt zuhört, aber seine Botschaft nicht begreift.

Als Jesus ihr sagt, was sich in ihrem Leben zugetragen hat, nennt sie ihn einen Propheten und fragt ihn, wo der richtige Ort sei, Gott anzubeten — auf dem Berg Gerizim oder in Jerusalem. Der theologische Austausch vertieft sich und kurz danach erklärt er ihr, dass er der Messias sei, den sie erwartet.

Die Unterhaltung wird durch die Rückkehr der Jünger unterbrochen, die Nahrung besorgt hatten. Sie sind entrüstet darüber, dass Jesus mit einer Frau spricht. Die Frau lässt unterdessen ihren Krug stehen — sie denkt nicht mehr an Brunnenwasser — und geht in die Stadt, um für Jesu Botschaft Zeugnis abzulegen. Als Zeugin tut sie drei Dinge: Sie fordert die Leute in der Stadt auf, „zu kommen und zu sehen"; ihrem Zeugnis legt sie ihr eigenes Erlebnis zugrunde und sie wirft die Frage auf, ob Jesus der Christus, der Messias, sein könnte. Jesus benutzt die Abwesenheit der Frau dazu, den Jüngern eine Lehre zu erteilen. Sie sind nur daran interessiert, ihm zu essen zu geben. Er versichert ihnen, dass seine Arbeit seine Speise ist und dass die Ernte seiner Arbeit schon jetzt reif ist, wenn sie es nur erkennen wollten. Durch das Zeugnis der Frau kommen jetzt die Leute aus der Stadt, um selber Jesus zu hören, und auch sie sind überzeugt. Siehe Joh 4:42.

Oft wird angenommen, dass die Frau ein unmoralisches Leben führte. Das kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Wenn man die Gepflogenheiten jener Zeit betrachtet, gibt es logische Gründe dafür, warum sie mehrere Ehemänner gehabt hatte. Doch warum war sie jetzt allein? Gewöhnlich gingen die Frauen in Gruppen zum Brunnen. Wurde sie von den anderen Frauen gemieden? Wegen ihrer Situation war sie vielleicht die einzige Frau, die sich mit Jesus unterhalten hätte. Sie war bereit zu tun, was Jesu eigene Jünger nur widerstrebend taten, nämlich für den Messias zu zeugen. Der Geist der Samariterin macht deutlich, dass man diejenigen nicht richten soll, die offen für den Christus sind.

Unsere sechste und siebente Frau erscheinen im gleichen Text. Wie oft hat vielleicht jemand zu Ihnen gesagt: „Mach es wie Maria, nicht wie Marta"? Maria wird als Vorbild hingestellt.

Diese beiden Schwestern und ihr Bruder Lazarus waren eng mit Jesus befreundet. Wir begegnen ihnen zum ersten Mal im Lukas-Evangelium, als Maria Jesu zu Füßen sitzt und ihm zuhört und Marta mit Hausarbeit beschäftigt ist. Weil Marta Jesus bittet, Maria doch zu sagen, dass sie ihr helfen soll, und Jesus erwidert, dass Maria „das Bessere" Die gute Nachricht, Lk 10:42. gewählt hat, haben wir von Marta eine weniger hohe Meinung.

Ich möchte hier ein Wort für Marta einlegen. Wenn Jesus zu ihr sagt: „Marta, Marta, du sorgst und mühst dich um so viele Dinge" Ebd., Vers 41., dann höre ich eher Folgendes: „Marta, Marta, mach es dir leichter! Ein Gericht genügt für die Mahlzeit, wir brauchen keine zehn."

Im 12. Kapitel des Johannes-Evangeliums wird uns ein weiteres Bild von den Schwestern geboten, als Jesus sie wieder einmal besucht. Marta bedient die Gäste und Maria kommt herein; sie hat eine Flasche mit teurem Nardenöl und salbt Jesu Füße damit. Offensichtlich sind die Schwestern in ihrer Art völlig verschieden. Marta, die ältere Schwester, führt den Haushalt. Sie ist die Pragmatikerin, die Handelnde. Von Maria, der jüngeren Schwester, wurde vielleicht nicht erwartet, dass sie in gleichem Maße häusliche Arbeiten verrichtet. Wir wissen es nicht. Sie scheint sensibel zu sein, vielleicht etwas verträumt, in Gedanken versunken.

Ein noch aufschlussreicherer Kontrast zwischen Marta und Maria zeigt sich in dem Geschehen um den Tod ihres Bruders Lazarus. Siehe Joh, 11. Kapitel. Nachdem Lazarus erkrankt war, verständigten sie Jesus. Als Jesus eintraf, war Lazarus bereits gestorben. Marta ist es, die Jesus entgegeneilt, als er sich dem Dorf nähert. Maria bleibt weinend im Haus, wo Freunde versuchen sie zu trösten. Marta ist es, die zugibt: „Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist" Joh 11:27.. Maria geht zu Jesus, als er nach ihr fragt.

Ist die Wesensart der einen Schwester der anderen vorzuziehen? Wir schätzen den Geist beider Schwestern gleichermaßen und ziehen nicht eine der anderen vor.

Gibt es einen Geist, der die Erfahrungen dieser — und anderer — Frauen mit uns heute vereint? Ich glaube schon. Diese Porträts zeigen, dass Spiritualität eine Eigenschaft ist, die über das eigene Ego, das Physische, hinausreicht, ja die von Geist, Gott, ausgeht und in unseren Gefühlen und Taten Ausdruck findet.

Den letzten Teil dieser Serie, die einer Ansprache entnommen ist, können Sie nächsten Monat im Herold lesen.

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