Als Junge ritt ich oft hinaus in die nahegelegenen Hügel. Oder ich lief dorthin. Ein ganz besonderer Friede umgab mich, wenn ich so allein umherstreifte. Ich konnte die Stille hören, sogar wenn Vögel zwitscherten, Kaninchen durch die Büsche sprangen, der Wind wehte und das Wasser im Bach rauschte.
Ein Zeitungsartikel, den ich kürzlich las, brachte mir diese herrlichen Tage wieder in Erinnerung. In dem Artikel wurde über eine internationale Konferenz zum Thema Landminen berichtet. Man suchte nach Wegen, ihre Herstellung einzudämmen und sie in bewohnten Gebieten zu räumen, wo schon lange kein Krieg mehr herrscht. Was mich besonders erschütterte, war die Tatsache, dass diese Sprengkörper heute eine große Gefahr für spielende Kinder darstellen. Ich dachte an die sorglosen Tage zurück, als ich spielen konnte, ohne dass auch nur die geringste Gefahr bestand, auf eine Mine zu treten oder eine kleine Bombe aufzuheben in der Meinung, sie sei ein Spielzeug. Und ich dachte daran, dass doch jedes Kind das gleiche Recht hat, so sicher zu sein, wie ich es war. Ich betete, um Gottes Allgegenwart und Macht zu erkennen, und zu verstehen, dass diese Gegenwart auch heute die Kinder rund um die Erde beschützt. Und dieses Gebet führte mich dazu, darüber nachzudenken, was Macht eigentlich ist.
Zuerst wollte es mir so vorkommen, als sei die Unschuld eines Kindes oder auch jedes Menschen einem Machtmissbrauch völlig wehrlos ausgeliefert, vor allem im Krieg oder als Folge eines Krieges. Dass eine Gruppe von Menschen solche Gewalt über andere haben könnte, schien mir der Gipfel der Ungerechtigkeit. Und doch: Wenn Gott, das unendliche Gute, Macht besitzt — ja allmächtig ist —, dann ist jede zerstörerische Gewalt nur ein Zerrbild, eine schreckliche Lüge über die Allheit und Zärtlichkeit der immergegenwärtigen Allmacht.
Solches Anerkennen der Wirklichkeit Gottes ist ein Schutzgebet für die ganze Menschheit — und damit auch für alle Kinder dieser Erde. Nun kann ich zwar gut verstehen, dass für viele Leser dieses Artikels das Thema Landminen nicht gerade oben auf ihrer Tagesordnung steht. Vielleicht sollten wir doch einmal innehalten und unsere Tagesordnung überdenken.
Wir können diese kleinen Sprengkörper sehr gut als Symbole ansehen. Bei ihrer Detonation setzen sie eine Gewalt frei, die in äußerstem Kontrast steht zu der Sanftheit der göttlichen Liebe, der wahren Natur Gottes. Aber Symbole können die verschiedensten Formen annehmen. Und eine Form, mit der wir uns besonders auseinandersetzen müssen, sind Worte. Ob es uns bewusst ist oder nicht: Worte können wie Landminen sein. Wenn den Worten, die wir so ganz nebenbei im Bewusstsein unserer Mitmenschen „deponieren", üble Beweggründe zugrunde liegen, dann können sie in das Leben dieser Leute gewaltsam eingreifen — sie können eine explosive und schädigende Wirkung haben!
Wenn aber das, was wir sagen, von geistiger Zuneigung getragen ist, wenn reine Motive dahinterstehen, dann ist eine wahrhaft heilende Macht am Werk. Oft haben die Leute wenig Ahnung, was für gewaltige Auswirkungen ein geäußerter Gedanke, auch nur bei einer kurzen Unterhaltung, haben kann. Das sollte für uns ein guter Grund sein, jeden Tag sorgfältig im Gebet auf das zu achten, was wir sagen — und vor allem: auf den Geist, in dem wir es sagen.
Wenn wir besser verstehen und schätzen lernen, dass Gott die wahre Macht, die wirkliche Kraftquelle ist, dann nimmt eine sanftere Geistigkeit in unserem Leben Gestalt an. Unsere von Gott inspirierten Worte haben mehr Autorität, weil sie aus authentischer Quelle kommen. Unser Leben beginnt mehr und mehr das widerzuspiegeln, was wir Gottes heilendes Wort nennen könnten, und weniger unsere persönlichen Ansichten. Der Verfasser des Hebräerbriefes beschreibt, wie lebendig und entschlossen und stark wir sein können, wenn wir göttliche Liebe zum Ausdruck bringen. Er schreibt: „Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und schärfer als jedes zweischneidige Schwert ..." Hebr 4:12.
Die Macht der Worte, die Christus Jesus sprach, erschütterte die Zuhörer. Und doch sprach er oft sanft und seine Worte waren erfüllt von einer tiefen geistigen Demut. Denken Sie zum Beispiel an seine Bergpredigt, in der so viel von Geduld, Langmut und Vergebung die Rede ist. Und doch liegt gerade in solchen schlichten Worten die Macht und Autorität zum Heilen, wenn ihr Impuls der Christus ist.
Jesus ist heute zwar nicht mehr persönlich bei uns, doch der Christus, den er so vollkommen lebte, ist gegenwärtig und aktiv. Jedesmal wenn wir eine mitfühlende Bemerkung zu jemandem machen, der sich nicht wohl fühlt, jedesmal wenn wir einer schroffen Bemerkung durch eine liebenswürdige Antwort die Spitze nehmen, jedesmal wenn wir jemandem, der sich fürchtet, Trost zusprechen, ist mehr geschehen als nur das Übermitteln netter Worte. Die Macht des Wortes Gottes — die Kraft des Christus — ist in unserem Leben zum Ausdruck gekommen und übt ihre heilende Wirkung aus.
Nur zu oft zögern wir, einen Menschen in Not zu heilen, weil — ja weil wir glauben, wir könnten es nicht. Warum nicht ein paar ermutigende Worte sprechen? Besonders wenn wir sie doch in unserem Herzen fühlen. Worte, wie sie der Meister sprach, stehen auch uns jederzeit zur Verfügung. Sie kommen uns durch den Tröster, den Jesus verhieß, durch die göttliche Wissenschaft, wie sie in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy niedergelegt wurde. „Die Hoheit des Wortes, die Macht der Wahrheit treibt wiederum Übel aus und heilt die Kranken, und leise raunt es:, Dies ist die Wissenschaft' " Verm., S. 99., erklärt Mary Baker Eddy in ihren Vermischten Schriften.
Aber was ist mit den Worten, die wir gesprochen haben und nun bedauern? Wie gern würden wir sie zurücknehmen! Doch wie können wir ausgraben, was bereits gesät ist? Das scheint ebenso schwierig zu sein wie das Entschärfen und Einsammeln der Landminen, die über die ganze Welt verstreut sind. Doch was immer wir sagen oder tun — die Wissenschaft des Christus gibt uns die Einsicht, die wir brauchen, um alles wirkungslos zu machen, was nicht verdient Macht zu besitzen. Diese Wissenschaft ist es, die uns befähigt das Unrecht auszurotten und stattdessen heilende Worte zu sprechen — Worte, die machtvolle Geistigkeit in sich tragen.
Nehmen Sie sich bewusst einige Augenblicke, um zu akzeptieren, dass der Tröster fähig ist den Irrtum zu entwaffnen. Erkennen Sie an, dass die Gegenwart der Christus-Wissenschaft bestimmt jede mentale Landmine wegräumen kann, die behauptet, einen unbefugten Übergriff verübt, gekränkt oder verwundet zu haben. Wissenschaft und Gesundheit erinnert uns: „Die Wissenschaft muss durch das ganze Feld gehen und die gesamte Saat, die der Irrtum gesät hat, herausreißen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 79.
Man sagt oft, die Welt wäre ein angenehmerer Ort, wenn jeder von uns einfach nur sein eigenes Leben in Ordnung bringen würde. Und das gilt sicher besonders im Hinblick auf die Worte, die wir „in die Welt setzen". Der Christus macht uns bewusst, dass diese Worte die Autorität der göttlichen Macht in sich tragen und andere heilen können. Und das ist das Aus für den Glauben, dass zornigen oder arroganten, gedankenlosen oder den eigenen Zwecken dienenden Worten oder Vorrichtungen irgendeine wirkliche Macht innewohnt.
Gott ist Macht. Sein Wort kann in unserem Leben zum Ausdruck gebracht werden. Halten Sie inne und denken Sie einen Augenblick nach, bevor Sie das nächste Mal eine Bemerkung fallen lassen. Sie kann die göttliche Macht in sich tragen, die heilt.
