In den vergangenen zehn Jahren hat der „Mailing Fund”, eine NonprofitOrganisation in Massachusetts, USA, über 40 Postsendungen an Mitglieder der Mutterkirche geschickt. Alle Sendungen haben die Handlungsweise und Entscheidungen der Mutterkirche mehr oder minder kritisiert. Der „Mailing Fund” ist nicht die einzige Organisation — oder die einzige Person —, die das getan hat. Im folgenden Editorial wird die Frage behandelt, ob der breit gestreute Versand solcher Sendungen mit Mary Baker Eddys Bestimmungen für ihre Kirche in Einklang steht, wobei „Mailing Funds” als generelle Bezeichnung für Organisationen und Personen verwendet wird, die sich solchen Aktivitäten beteiligen.
Innerhalb der Christian Science Bewegung hört man mitunter jemand sagen: „Ich habe mich mit dieser Sache im Gebet eingehend auseinandergesetzt. Ich habe mich in die Bibel und Mary Baker Eddys Schriften vertieft und mich gefragt, was sie wohl gewollt hätte. Sie schreibt zum Beispiel ...”, worauf dann einige Zitate folgen. Dann fährt die betreffende Person fort: „Ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des Vaters. Ich habe gebetet und gelauscht, demütig und still, und bis tief in die Nacht, und dabei ist mir ganz klar geworden, dass wir folgendermaßen vorgehen müssen ...” Jemand anders schließt sich dann vielleicht mit einer weiteren Erklärung an, ebenso ernst vorgetragen und mit denselben Überlegungen (doch vielleicht mit anderen Zitaten), und kommt zu dem Schluss: „Der Vater hat mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass wir nicht soundso vorgehen dürfen.”
Wie soll man als Zuhörer entscheiden, welche Vorgehensweise richtig ist? Wenn es eine Frage ist, die mit den Aktivitäten der Mutterkirche zusammenhängt, gibt uns unsere Führerin im Kirchenhandbuch Der Mutterkirche klare und genaue Anweisungen, wie wir uns verhalten und vorgehen können.
Die Durchführung Der Geschäfte Der Mutterkirche
In Artikel I Abschnitt 6 legt das Kirchenhandbuch fest, dass die Geschäfte der Mutterkirche vom Christian Science Vorstand erledigt werden sollen. Das ist eine einfache Bestimmung, aber sie ist von ungeheurer Tragweite. Es ist auch eine heilige und schwerwiegende Verantwortung. Und obgleich der Christian Science Vorstand seit jeher die Meinungen vieler Mitglieder darüber, wie die Mutterkirche vorgehen soll, in Betracht zieht, so liegt doch die Entscheidung letztendlich beim Vorstand. Das ist das Verwaltungssytem, das jeder Christliche Wissenschaftler akzeptiert, wenn er sich um Mitgliedschaft bewirbt. Trotzdem gibt es in dieser Kirche Raum für Meinungsunterschiede, Raum für respektvollen Dissens und Raum dafür, dass einzelne Mitglieder in Übereinstimmung mit dem Kirchenhandbuch ihre Anliegen dem Vorstand mitteilen.
Wenden wir uns jetzt jedoch etwas ganz anderem zu: dem Postversand von Kommentaren, Briefen, Kritiken, Broschüren, Videos, Tonbändern und Ähnlichem an die Mitgliedschaft mit dem Zweck, sie zu überzeugen und dazu zu bringen, dass sie mit bestimmten Stand punkten übereinstimmt, und vermutlich darauf hinzuarbeiten, dass die Kirche diese Standpunkte annimmt. Gewiss werden Aktivitäten dieser Art im politischen Leben von allen wertgeschätzt, die in einer demokratischen Gesellschaft leben. Doch schauen wir uns diese Postsendungen speziell im Zusammenhang mit unserer Kirchenregierung an und fragen wir uns einmal, ob dieses Vorgehen mit dem Handbuch De Mutterkirche in Einklang steht.
Mary Baker Eddy gab sich keinen Illusionen darüber hin, dass der Christian Science Vorstand bei der Ausübung seines Amtes Fehler machen würde (siehe Vermischte Schriften, S. 130:17). Und trotz gegenteiliger Darstellungen machen sich auch die Direktoren in diesem Punkt keine Illusionen und haben auch nie behauptet, keine Fehler zu machen. Doch selbst oder gerade im Hinblick auf Mrs. Eddys Erklärung ist es von außerordentlicher Bedeutung, dass das Kirchenhandbuch für die Tätigung der Geschäfte der Mutterkirche keine Bestimmung enthält, die die Organisation von Interessengruppen durch die Mitglieder zulässt. Es sieht auch nicht vor, dass sich Gruppen dieser Art bilden, rechtlichen Status erlangen und um Spenden zu dem Zweck bitten, Kritik zu veröffentlichen und die Mitgliedschaft zu veranlassen, Forderungen an diejenigen zu stellen, die auf Grund des Kirchenhandbuchs dazu befugt sind, die Geschäfte der Kirche zu erledigen. Vielmehr wurde das Kirchenhandbuch schon zu Lebzeiten unserer Führerin abgeändert, um Elemente einer von den Mitgliedern bestimmten Regierung der Mutterkirche einzuschränken und später ganz abzuschaffen.
Von 1892 bis 1901 besaß die Gruppe der so genannten „Ersten Mitglieder” besondere Befugnisse in der Verwaltung der Kirche. 1901 entzog Mary Baker Eddy den Ersten Mitgliedern sämtliche Befugnisse. 1903 wurden die Ersten Mitglieder in „Exekutiv-Mitglieder” umbenannt und die Satzungen wurden dahingehend geändert, dass diese Mitglieder zwei bedeutende Befugnisse erhielten. Beide durften nur auf Mrs. Eddys Initiative hin ausgeübt werden: die Befugnis, die Satzungen zu ändern, und die Befugnis, nach Artikel I Abschnitt 9, neue Mitglieder in den Vorstand zu wählen. Diese Befugnisse waren fünf Jahre in Kraft (1903-1908), wurden jedoch nie ausgeübt.
Am 10. Juni 1908 schaffte Mrs. Eddy dann die Jahresversammlung der Exekutiv-Mitglieder ab. Drei Tage danach schaffte sie die Bestimmung ab, dass die Mitglieder die Jahresversammlung besuchen müssen. („Nur die Beamten brauchen anwesend zu sein.” Handbuch, Art. XII Abschn. 1) Am folgenden Tag schaffte sie die Kommunionsgottesdienste in der Mutterkirche ab. Drei Tage darauf, am 17. Juni, die Allgemeine Lehrerversammlung. Etwas über zwei Wochen danach, am 3. Juli, gab sie die ausdrückliche Anweisung, die Exekutiv-Mitglieder abzuschaffen, und am 8. Juli wurden die Satzungen oder die Abschnitte der Satzungen über die Exekutiv-Mitglieder aufgehoben.
Diese entscheidende Folge von Schritten und Satzungsänderungen zeigt an, dass unsere Führerin sich entschlossen hatte, alle Alternativen zur obersten, im Kirchenhandbuch festgelegten Vollmacht des Christian Science Vorstands abzuschaffen. Die letzten Spuren einer von den Mitgliedern bestimmten Regierungsform waren somit verschwunden. Zweifellos wollte sie dafür sorgen, dass so viele Mitglieder wie möglich ihre Zeit und Energie dem Gebet, dem Studium der Schriften, dem geistigen Fortschritt und dem Heilen widmen konnten statt dem Debattieren, der Bildung von Koalitionen und anderweitiger Manipulation der Kirche oder der Mitglieder untereinander.
Die Aktivitäten der „Mailing Funds” stellen jetzt einen neuen Versuch dar, diese Schritte unserer Führerin rückgängig zu machen. Sie sind der Versuch, wieder eine von den Mitgliedern bestimmte Regierungsform einzuführen. Die Initiatoren dieser Postsendungen führen selbstlose Motive und aufrichtige Liebe zu Mrs. Eddy und ihrer Kirche an. Doch ganz gleich, was ihre Motive auch sein mögen, es geht hier um Methoden. „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.” Mt 7:16.
Wir haben beispielsweise schon einen Brief (vom 19. November 1988) des „Mailing Fund” gesehen, der die Argumente anderer ähnlicher Organisationen kritisiert, die von ehemaligen Kirchenmitgliedern geleitet werden und deren Vorstellungen von der Regierungsform der Mutterkirche veröffentlicht haben. Mindestens eine dieser Organisationen hat wiederum ihre Kritik an dem Brief des „Mailing Fund” publik gemacht und die Mitglieder der Mutterkirche aufgefordert, eine gegenteilige Ansicht zu vertreten und dementsprechend vorzugehen. Somit fungieren die verschiedenen „Mailing Funds” wie eingetragene politische Aktionskomitees. Sie alle richten dringende Appelle an die Mitgliedschaft und suchen sie dazu zu bewegen, der Mutterkirche ihre Vorstellungen aufzuzwingen.
Aktuelle Fragen gibt es immer (und wird es immer geben) und wir haben unsere Regierungsform dazu bekommen, um sie zu lösen. Der Christian Science Vorstand setzt sich mit diesen Fragen auseinander und mag dabei Fehler begehen. Mit Gottes Barmherzigkeit wird der Fehler unter Gottes Führung berichtigt werden, falls eine Berichtigung nötig ist. Doch eine Berichtigung wird nichts nützen, wenn die zu Grunde liegende Regierungsform inzwischen aufgegeben worden ist. Wenn man seinen Felsen verlässt, um eine vermeintliche große und unmittelbare Gefahr zu bekämpfen, was bleibt einem dann, selbst wenn die Gefahr abgewendet worden ist? Man hat seinen Felsen verlassen und steht auf — Sand. Das Kirchenhandbuch ist die unserer Kirche zu Grunde liegende Regierungsform — speziell die Abschnitte 6 und 9 von Artikel I, was die vorliegende Frage betrifft. Doch um vermeintliche große, unmittelbare Übel zu bekämpfen, haben die „Mailing Funds” diesen Felsen verlassen und eine andere Regierungsform angenommen: die Machenschaften miteinander konkurrierender Interessengruppen, die um die Herzen und Gemüter der Mitglieder kämpfen und sie von allen Seiten mit Postsendungen angehen, die öffentliche Anschuldigungen und Polemik enthalten. Damit baut man auf Sand.
Speziell der „Mailing Fund” argumentiert, dass der Felsen nur vorübergehend verlassen werden soll. Im Oktober 1993 schrieb er: „Nicht einmal die eifrigsten und überzeugtesten Anhänger dieses, Mailing Fund' würden mit dieser Aktivität auf unabsehbare Zeit fortfahren.” Selbst wenn die Methoden der verschiedenen „Mailing Funds” auch nur ein einziges Mal dazu führen sollten, dass dieser Kirche eine bestimmte Vorgehensweise aufgezwungen wird, würden Personen und Gruppen, die künftig zur Kirche in Widerspruch stehen, von dieser Methode Gebrauch machen. Damit würde der Felsen aufgegeben werden und die Mutterkirche würde sich einer Regierungsform bedienen, die unsere Führerin ausdrücklich ablehnte.
Abgesehen vom Pro und Kontra der im „Mailing Fund” enthaltenen Meinungen, stellen sein Vorgehen und seine Methoden vor allem einen zehn Jahre dauernden Versuch dar, den von Mary Baker Eddy ausdrücklich festgelegten Bestimmungen für die Führung ihrer Kirche zuwiderzuhandeln. Es ist ein Versuch, der bei Kirchenversammlungen kostbare Zeit stiehlt. Er weckt Verdächtigungen und Misstrauen unter uns. Er entzieht der Heilpraxis die Inspiration und lenkt von ihr ab.
„Der Matthäus-Kodex”
Manchmal wird der „Matthäus-Kodex” Mt 18:15-17 und Handbuch, Art. XI Abschn. 2, 4. 3 Handbuch, Art. XI.4 Versch., S. 246-247. als Rechtfertigung angeführt, wenn Beschwerden an die Mitgliedschaft versandt werden. Wenn der Vorstand auf die Anschuldigungen des Beschwerdeführers nach dessen erstem Besuch nicht reagiert, und auch nicht nach dessen zweitem Besuch mit „einem oder zwei Leuten”, muss der Beschwerdeführer dann nicht zur „Gemeinde” gehen, wie es heißt?
Mary Baker Eddy hat dem Matthäus-Kodex in der Kirchenverwaltung einen speziellen Platz zugewiesen, indem sie ihn in die Abschnitte 2 und 4 des Artikels über „Klagen” im Kirchenhandbuch aufgenommen hat. Wie Abschnitt 5 im selben Artikel klar macht, sollen „nur sie [die Vorstandsmitglieder] in Fällen, in denen es sich um die Disziplin Der Mutterkirche handelt, Stimmrecht haben”. Uns ist seit der Reorganisation der Mutterkirche im Jahr 1892 kein Fall bekannt, in dem unsere Führerin durch Wort oder Tat hat erkennen lassen, dass der dritte Schritt im Matthäus-Kodex („sage es der Gemeinde”) etwas anderes bedeutet als zum Vorstand selbst zu gehen (oder bis 1901 zu den Ersten Mitgliedern). Es ist undenkbar, dass der Matthäus-Kodex uns tatsächlich die Befugnis gibt oder von uns verlangt, dass wir gegen jedes Kirchenmitglied, an dem wir etwas auszusetzen haben, Beschuldigungen erheben und sie veröffentlichen und verbreiten. Was für eine Kirche wären wir, wenn jedes Mitglied das täte? In unserer Bewegung werden Mitglieder nicht öffentlich getadelt oder gemieden. Es wäre unsinnig, Beschuldigungen gegen ein Mitglied (ob im Vorstand oder nicht) innerhalb der Mitgliedschaft zu verbreiten, wenn die Mitgliedschaft als Ganzes nicht befugt ist, das Mitglied zur Rechenschaft zu ziehen.
Es gibt Stimmen, die behaupten, dass die Verwaltung der Mutterkirche öffentliches Debattieren in sich schließt. Sie berufen sich dabei auf folgende Worte aus einem Artikel Mary Baker Eddys im Christian Science Sentinel vom 14. Mai 1904. Der Artikel trägt den Titel „Der Unterrichtsrat” und erschien auszugsweise in dem Buch Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes: „Die Magna Charta der Christlichen Wissenschaft bedeutet viel, multum in parvo — alles-in-einem und eines-in-allem. Sie tritt für die unveräußerlichen, universalen Menschenrechte ein. Durchaus demokratisch, wird ihre Regierung mit allgemeiner Zustimmung der Regierten ausgeübt, wobei und wodurch der von seinem Schöpfer regierte Mensch sich selbst regiert.” Ebd., S. 247.
Es ist recht und billig darauf hinzuweisen, dass Mrs. Eddy hier von der Magna Charta von Christian Science spricht, nicht von der Magna Charta der Mutterkirche, der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler. Auch befindet sich das Zitat nicht im Kirchenhandbuch. Dass wir aus freier Entscheidung Christliche Wissenschaftler sind, als solche miteinander verkehren und uns dabei den Anforderungen und Regeln der Praxis von Christian Science unterwerfen, macht gewiss offenkundig, dass wir als die „Regierten” unsere „allgemeine Zustimmung” gegeben haben. Und nach Ansicht des Verfassers bezieht sich „ihre Regierung” auf Christian Science und unseren Schöpfer, und das Zitat erteilt dem politischen Organisieren keine Sanktion.
Dem wird von mancher Seite entgegengehalten, dass das Zitat damit aus dem Zusammenhang gerissen werde, da schon der nächste Satz sich auf die Kirche beziehe: „Die Kirche ist die Wortführerin der Christlichen Wissenschaft — ihr Gesetz und ihr Evangelium sind Christus Jesus gemäß; ihre Regeln sind Gesundheit, Heiligkeit und Unsterblichkeit — gleiche Rechte und Vorrechte, Gleichstellung der Geschlechter, Wechsel im Amt.” 6
Die Kirche ist in der Tat die Wortführerin von Christian Science, aber es ist interessant zu sehen, mit welchem Eifer die „Mailing Funds” diese Funktion übernehmen möchten.
Selbst wenn man glauben wollte, dass die Mutterkirche „im Prinzip demokratisch” ist, was wäre das Ergebnis? Als der Verfasser mehrere Jahre lang Rechtsbeistand für eine Anzahl von Stadtverwaltungen im Westen der Vereinigten Staaten war, erlebte er die Demokratie in der Praxis. In vielen öffentlichen Hearings erschienen Privatpersonen vor Regierungskommissionen, um ihre Anliegen vorzubringen. Viele Leute dachten anscheinend, dass sie in einer Demokratie ein Anrecht darauf haben, ihren Willen zu bekommen. Auf Grund seiner Erfahrungen kam der Verfasser jedoch zu dem Schluss, dass das Recht zu verlieren eines der Grundrechte in der Demokratie ist — das Recht zu glauben, dass man im Recht ist, vielleicht sogar Recht hat, und trotzdem zu verlieren — wenn die Regierung in der Frage eine Entscheidung trifft, die unseren Wünschen zuwiderläuft. Wer nicht bereit ist, das Ergebnis zu akzeptieren, glaubt nicht an die Demokratie.
Kann man aber nicht in einer Demokratie versuchen, das Ergebnis zu ändern? Gewiss, solange man sich an die Regeln hält. Nehmen wir zum Beispiel Al Gore. Er hatte ein Anrecht darauf, landesweit mehr Stimmen zu erhalten als George Bush, und trotzdem im Jahr 2000 die US-Präsidentschaftswahl auf Grund des Wahlmännersystems zu verlieren. Gore focht die Wahl mit allen Mitteln bis zum Obersten Gerichtshof an, aber als sein Einspruch zurückgewiesen wurde, erkannte er George Bush den Sieg zu. Er versuchte jedoch nicht, die Regeln des Wahlmännersystems zu ändern. Nicht dass ich auf diesem Punkt herumreiten möchte, aber die Regeln für diese Kirche befinden sich im Kirchenhandbuch, und der Versand von Veröffentlichungen an die Mitgliedschaft von Seiten selbst ernannter Untergruppen ist nicht in den Regeln vorgesehen.
Hoffnung und Heilung
Manche mögen fragen, ob man etwas wegen einer Entscheidung des Christian Science Vorstands unternehmen kann, wenn man glaubt, sie sei falsch. Die Fragesteller finden den Artikel I Abschnitt 9 problematisch, denn demselben Abschnitt zufolge ist der Vorstand zugleich Richter über sein eigenes Vorgehen. Besteht keine andere Möglichkeit? Doch (und Sie haben das schon früher gehört), es gibt das Gebet. Gebet, das unpersönlich und frei von Hintergedanken ist. Gebet, das sich auf die absolute Überzeugung gründet, dass Gott jeden Augenblick jeden Einzelnen regiert.
Die Leute mögen es müde sein zu hören, dass die Antwort auf einen vermeintlichen Fehler bei unserer gegenwärtigen Demonstration des Christentums Gebet ist. Die „Mailing Funds” sind vielleicht sogar der Meinung, dass sie von Gott oder auf Grund besonderer Umstände speziell dazu berufen sind, die Retter der Kirche Christi, Wissenschaftler, zu sein. Von Zeit zu Zeit hat der Verfasser beruflichen Kontakt mit Leuten, die diese Überzeugung hegen. Sie gehört wohl zu den heimtückischsten Versuchungen, denen das menschliche Gemüt ausgesetzt ist. Ob diese Berufung echt ist, kann man mitunter daran erkennen, ob die angewandten Mittel mit dem angeblichen Zweck in Einklang stehen.
Wen sehen wir als das höchste Beispiel an? Wenn irgend jemand dazu berufen wäre, als Retter aufzutreten, dann ist es Christus Jesus. Welcher Mittel bediente er sich, wenn die Not am größten war? Denken Sie daran, was er in Gethsemane tat, als seine Nachfolger das Christentum auf so enttäuschende Weise demonstrierten, dass es noch zu seinem Leid beitrug. Und er wollte ihnen jetzt die Verantwortung für das Christentum auferlegen! Gewiss hätte er Kirchenpolitik betreiben können. Er hätte die Kreuzigung hinauszögern und neue Apostel rekrutieren oder den weiteren Kreis seiner Nachfolger dazu anhalten können, die Jünger zum Handeln zu drängen. Doch tat er das nicht. Stattdessen betete er und betete er von neuem. Und er vertraute seine Kirche ganz und gar Gott an.
Wenn man Mitglied der Kirche Mary Baker Eddys ist, vertraut man natürlich auf ihre Offenbarung von Kirche und liebt sie. Mrs. Eddys durch Gebet und von Gott inspirierte Demonstration legte die Regierung der Mutterkirche gemäß dem Kirchenhandbuch in die Hände des Christian Science Vorstands. Der Verfasser glaubt nicht, dass sie als Ergebnis eine „vollkommene Kirche” erwartete, sondern dass sie eine „bessere Kirche” erwartete als die Alternativen. Von uns allen als Mitgliedern ihrer Kirche erwartete sie Treue zu der von ihr geschaffenen Regierungsform, auch — und man kann sagen, besonders — wenn die Zeiten am schwersten sind und die Uneinigkeit am größten. Und diese Regierungsform ist eine direkte und göttliche Regelung, die unserer Führerin offenbart wurde, um uns anzuleiten. Sie wird uns jahrhundertelang führen, noch lange nachdem die jetzigen Auseinandersetzungen der Vergessenheit angehören.
