Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibelzitaten, um die vielseitigen Möglichkeiten um die Bibel zu erforschen aufzuzeigen. Die Zitate sind der Lutherbibel (revidierte Ausgabe 1984) entnommen.
Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen. (Offb 12:9)
Um die Vision des Johannes zu verstehen bedarf es zunächst einer Begriffsklärung. „Ursprünglich war das Wort Satan weder ein Eigenname noch ein übler Name, sondern bedeutete schlicht Gegner. ...
Wenn ein Mensch vor Gott verhört wird, ist Satan der Engel, der die Anklage vertritt und alles sagt, was gegen die Menschen vorgebracht werden kann [vgl. Hiob 1: 6ff]. Andererseits kam Michael dabei die Rolle des Verteidigers zu. Seine Sache war es, für die Menschen vor Gott einzutreten. ...
Während im Alten Testament niemals vom Teufel die Rede ist, obwohl zuweilen Teufel vorkommen, wird aus dem Satan des Alten jetzt der Teufel des Neuen Testaments. Im Griechischen heißt der Teufel diabolos, was wörtlich Verleumder bedeutet. ... Im Neuen Testament ist Satan nicht mehr Ankläger, sondern der Versucher, der Verführer, der die Menschen in die Irre führt. ... Aus Gottes Anklagevertreter wird er zu dem, der die Absichten Gottes zu durchkreuzen versucht. Aus diesem Grunde verfolgt Satan im Neuen Testament verschiedene schändliche Absichten. ... Er versucht auch Jesus.” (Barclay)
Nicht umsonst lehrt uns Jesus in der Bergpredigt: Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen (Mt 6:13). Betrachtet man die verschiedenen Bedeutungs inhalte, so fällt auf, dass Satan schließlich immer der Verlierer ist. Sei es in seiner tragischen Gestalt als Engel des Lichts, Luzifer oder Morgenstern, in der ihn Hochmut und Stolz vom Himmel fallen lassen (Jes 14:12); oder in seinem Amt als Chefankläger Gottes, das er aufs Verachtenswerteste missbraucht. „Der Satan ist ein Musterbeispiel für jenen Stolz und Hochmut, dessen ganzes Verlangen darin besteht, statt Gottes Wege eigene Wege zu gehen.” (Barclay)
Da fiel das Feuer des Herrn herab und fraß Brandopfer, Holz, Steine und Erde ... Als das alles Volk sah, fielen sie auf ihr Angesicht und sprachen: Der Herr ist Gott, der Herr ist Gott! (1. Kön 18:38-39)
„Die Auseinandersetzung mit den Baalspropheten auf dem Berg Karmel ist einer der dramatischsten Berichte im Alten Testament. Historisch gesehen bewahrte sie die Jahwverehrung in Israel vor dem Untergang. Angesichts der anschließenden Verbindung zwischen Israel und Juda durch eine politische Heirat (s. 2Kön 8:18) hätte die wahre Gotteserkenntnis sogar in beiden Reichen völlig ausgetilgt werden können, wenn Jahwe Elia nicht gerade zu diesem Zeitpunkt mit besonderer Kraft ausgerüstet hätte. Die Auseinandersetzung galt nicht der Frage, welcher Gott größer wäre. Vielmehr musste sich zeigen, wer in Wahrheit Gott war und wer nicht.” (WdB)
Was waren die Gründe? „Nach der Heirat mit Isebel [einer ehrgeizigen und willensstarken phönizischen Prinzessin] übernahm [König] Ahab den Kult des von ihr verehrten Gottes Baal. Es war zwar üblich, dass fremde Herrscherinnen weiterhin ihre Götter anbeteten, aber Isebel förderte nicht nur den Baalskult, sondern war auch erklärte Gegnerin des Gottes Israels.” (MdB)
Elia sah die Zeit, zu der das Speis opfer dargebracht wird, wahrscheinlich 15 Uhr, als den geeigneten Zeitpunkt an, um Gott um Gehör zu bitten. (MdB) „Ein Brandopfer war normalerweise am späten Nachmittag so weit niedergebrannt, dass es durch das Speisopfer als gereinigte Gebetshingabe im Geist ergänzt wurde. ... Feuer ist das Zeichen seiner [Gottes] Gegenwart und stärker als alles.” (LBe)
„Elia gebraucht keine magischen Rituale, um die Gottheit günstig zu stimmen, sondern er bittet, dass der Herr ihm antworte. [Erhöre mich (Vers 37) heißt wörtlich: Antworte mir!] Er betet zu dem Gott der Väter.” (StEB) Für Elia war dies keine öffentliche Performance mit Zurhilfenahme der effektheischenden Elemente Feuer und Wasser, sondern das äußere Zeichen für die Allmacht Gottes.
Und Jesus fing an und sagte zu den Schriftgelehrten und Pharisäern: Ist's erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht? (Lk 14:3)
In den Evangelien wird insgesamt siebenmal davon berichtet, dass Jesus am Sabbat Menschen heilte. Lukas hinterlässt uns drei Berichte. Die strenggläubigen Juden beobachteten mit Argusaugen das Verhalten von Jesus in bestimmten Situationen, um ihn der Gesetzesübertretung zu überführen. „In diesem Fall hatte ein Pharisäer ihn am Sabbat zu einer Mahlzeit eingeladen. Das Gesetz schrieb peinlich genau die Sabbatmahlzeiten vor. Natürlich durfte am Sabbat kein Essen zubereitet werden; das wäre ja eine Arbeit gewesen. Das Essen wurde daher schon am Freitag gekocht; und wenn es sich um ein warmes Gericht handelte, musste es auf ganz bestimmte Weise warm gehalten werden. Auf keinen Fall durfte es weiterkochen! ...
Die Beachtung derartiger Vorschriften betrachteten die Pharisäer und Schriftgelehrten als Religion. Kein Wunder, dass sie Jesus nicht verstanden!” (Barclay)
„Jesus kommt den pharisäischen Gesetzeslehrern in ihren Gedanken mit der Frage zuvor:, Ist's erlaubt, am Sabbat zu heilen oder nicht?' Er legte ihnen eine strittige Rechtsfrage vor. Unter den Juden bestanden darüber nämlich verschiedene Ansichten. Allgemein war die Meinung, dass am Sabbat eine Heilung nicht erlaubt sei, wenn keine wirkliche Todesgefahr vorhanden sei. ...
Die in schlichter Einfalt, Wahrheit und Liebe gestellte Frage [Jesu] brachte alle Gegner zum Schweigen.” (WStB)
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. (Ps 91:1, 2)
„Der Sänger besingt die Geborgenheit des Gläubigen in packenden Bildern und in einer dichterisch bewegten Sprache. Auffallend ist das dreimalige, mein' in Vers 2, darin zeigt sich das persönliche Bekenntnis des Sängers; es wird vor allem aber klar, dass der Sänger wirklich nichts in sich selbst findet, auch nichts in seiner, Glaubenskraft', sondern alles nur und allein in dem lebendigen Gott.” (Bruns)
„Unsere Geborgenheit ist vor allem in Gott selbst begründet. Er ist der Höchste, der alles regierende Gott (vgl. 1Mo 14:19). Er ist der Allmächtige ... Er bietet nicht nur einen vorübergehenden Unterschlupf an, sondern — wie aus dem Ausdruck Wer ... bleibt hervorgeht, macht sich selbst zu unserem Gastgeber und uns zu seinen beschützten Gästen (vgl. 1Mo 19:2), die sicher sind, weil der Schutz der Gäste höchste Pflicht des Gastgebers ist.” (BKB)
Und der Engel, der mit mir redete, weckte mich abermals auf, wie man vom Schlaf erweckt wird, und sprach zu mir: Was siehst du? Ich aber sprach: ... ein Leuchter, ganz aus Gold, mit einer Schale oben darauf, auf der sieben Lampen sind und sieben Schnauzen an jeder Lampe ... (Sach 4:1, 2)
„Eine Fülle von Bildern und Mitteilungen ist kurzer Zeit auf Sacharja eingestürmt. Der Prophet ist noch ganz damit beschäftigt, die Offenbarungen Gottes gedanklich zu ordnen und innerlich zu verarbeiten. Er scheint erschöpft zu sein. Aber der, Dolmetscherengel' kann ihm noch keine Ruhe gewähren; er tritt erneut an den Propheten heran. Sacharja berichtet, ihm sei zumute wie einem, der aus tiefem Schlaf aufgeweckt wird. Der Engel lenkt seine Konzentration auf ein neues Bild. Sacharja wird aufgefordert, die Vision zu beschreiben. Er macht bei dieser Vision eine Erfahrung, die der Offenbarung Gottes an Mose auf dem Berg Sinai nahekommt. Damals schaute Mose das Urbild des siebenarmigen Leuchters (hebr., menorah'), den er für die Stiftshütte anfertigen sollte. (2. Mo 25:31 u. 40) ...
[Sacharja wusste], dass der Tempel und seine Geräte von besonderer Bedeutung für den Gottesdienst waren. Sie erinnerten sinnbildlich an den Auftrag, den Gott dem Volk Israel für alle Völker gegeben hatte ... So war Israel berufen, Träger des göttlichen Lichtes, der Erkenntnis des wahren Gottes ..., für alle Nationen der Erde zu sein, und dies Licht sollte aus der Kraft des, Öles', aus der Kraft des Geistes Gottes brennen.” (WStB)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
BKB = Brockhaus, Kommentar zur Bibel
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
LBe = Lutherbibel erklärt
MdB = Die Menschen der Bibel
StEB = Stuttgarter Erklärungsbibel
WdB = Welt der Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel