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100 Jahre Der Christian Science Herold

Der Christian Science Herold — eine Brücke, die verbindet

Aus der Juli 2002-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Geistige Konzepte darzulegen, selbst wenn sie ihrem Wesen nach allgemein gültig sind, kann erschwert werden, wenn bei dieser Arbeit andere Kulturen, Gesetze und Sprachen ins Spiel kommen. Lesen Sie in dieser zweiten Folge der Serie, die das hundertjährige Bestehen des Christian Science Herold feiert, wie sich um die Jahrhundertwende die junge Church of Christ, Scientist, bemühte in einer anderen Sprache mit einer anderen Kultur zu kommunizieren und wie die deutschsprachigen Anhänger auf diese Bemühungen reagierten. Damals müssen sich grundsätzliche Fragen ergeben haben. Besitzt eine religiöse Organisation eine Staatsangehörigkeit? War Christian Science streng genommen eine amerikanische Religionsbewegung oder war es eine globale Religionsbewegung? Und wenn sie global war, wie konnte sich die Institution, die sie repräsentierte, am effektivsten mit den Menschen außerhalb der Vereinigten Staaten verständigen?

Bereits 1889 schrieb ein im US-Staat Minnesota lebender Christian Science Praktiker an Mary Baker Eddy und erzählte ihr von seinen Patienten, die deutsche Einwanderer waren. Er fragte sie, ob vielleicht eine gute Abhandlung ins Deutsche übersetzt werden könnte, damit er ihnen etwas zum Lesen geben konnte. Brief von John F. Linscott an Mary Baker Eddy, 10. Februar 1889. M. B. Eddy übte Vorsicht, was Übersetzungen anbelangte. Da sie viele Jahre ihres Lebens darauf verwendet hatte, die richtigen Worte zu finden, Worte in ihrer eigenen Sprache, musste sie ernsthaft darüber nachdenken, wie bei Übersetzungen vorzugehen war. Dennoch brachte etwa ein Jahr später die Christian Science Verlagsgesellschaft eine grundlegende Druckschrift in Deutsch über das Studium und die Praxis von Christian Science heraus. 1892 und 1893 folgten weitere Publikationen. „Erste Schritte in der Christlichen Wissenschaft" .... wurde 1890 veröffentlicht, „Es giebt Ruhe und Frienden auf Erden" Erden" und „Freiheit" 1892, „Der praktische Werth der Christlichen Wissenschaft" 1893.

Mit diesen Veröffentlichungen begann die Diskussion, M. B. Eddys Hauptwerk, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, in andere Sprachen zu übersetzen. Bertha Günther-Peterson in Hannover war eine der Ersten, die M. B. Eddy um entsprechende Erlaubnis baten. Günther-Peterson war eine gebildete Frau, die Tochter eines berühmten deutschen Arztes. Sie hatte von Christian Science erfahren, als Marie Schön, eine deutsche Freundin von ihr in Minneapolis, Minnesota, geheilt worden war.

Neben Günther-Peterson gab es noch andere, die den aufrichtigen Wunsch hatten, eine originalgetreue Übersetzung des Buches anzufertigen. Doch nicht alle, die an Eddy schrieben, waren kompetente Übersetzer, und die meisten von ihnen waren sich nicht der Schwierigkeit bewusst, geistige Konzepte in eine andere Sprache zu übertragen.

Erste Gottesdienste in Deutschland

Während Eddy und die Christian Science Verlagsgesellschaft sich mit der Übersetzungsfrage beschäftigten, begann Günther-Peterson 1897 in ihrem Haus in Hannover Gottesdienste in Deutsch abzuhalten. Im Jahr 1899 stellte diese Gruppe einen Antrag, als Zweigkirche der Church of Christ, Scientist, anerkannt und im Christian Science Journal eingetragen zu werden. Die Besucherzahl bei diesen Gottesdiensten schwoll an — es handelte sich um drei- bis vierhundert Leute —, doch nur zwölf davon waren Mitglieder. Da Personen, die nicht der Evangelischen Kirche angehörten, im Berufsleben benachteiligt wurden, fanden sich nur wenige bereit, einer neuen Religionsbewegung beizutreten. Zum Beispiel konnten aus der Kirche ausgetretene Bürger keine Regierungsämter innehaben und mussten mit weiterer Diskriminierung rechnen. Da der Regierung die Eisenbahn, das Fernmeldewesen und andere öffentliche Versorgungsbetriebe unterstanden, schränkte das die Anstellungsmöglichkeiten erheblich ein. In den ersten Jahren der Kirche in Hannover und anderswo war auch Polizeischikane nichts Ungewöhnliches.

Im selben Jahr wurde Günther-Peterson als erste deutsche Christian Science Praktikerin im Journal eingetragen. Unter den von ihr geheilten befand sich ein Neffe von Helmuth Graf von Moltke, dem Generalfeldmarschall des Kaiserreichs. Die Heilung war so außergewöhnlich, dass sich auch viele andere, darunter die Schwester von Kaiser Wilhelm II., für Christian Science zu interessieren begannen.

Was besagt ein Name?

Doch dem Fortschritt stellten sich Hindernisse in den Weg. Zwar waren die Treuhänder der Christian Science Verlagsgesellschaft bereit, die Kirche im Journal als „Erste Kirche Christi, Wissenschafter, Hannover, Deutschland" aufzuführen, doch sprach die von der deutschen Regierung ausgestellte Gründungsurkunde von der „Ersten Kirche Christi, Wissenschafter, in Deutschland". Damit wären alle anderen deutschen Kirchen Zweige der Kirche in Hannover, anstatt Zweige der Mutterkirche in Boston.

Diese Unstimmigkeit bei der Namensgebung mag manchen nebensächlich erscheinen, doch hatte sie weitreichende Konsequenzen. Würde etwa die Kirche in Hannover auch nur dem Namen nach mit der Mutterkirche gleichgestellt werden, so konnte diese Regelung dazu führen, dass auch in anderen Ländern kleine „Mutterkirchen" entstanden, wodurch die Kirchenorganisation in Zukunft aufgesplittert würde. Möglicherweise würden Außenseiter Übersetzungen von Wissenschaft und Gesundheit anfertigen, wodurch die Botschaft in dem Buch verloren gehen oder an Klarheit einbüßen konnte.

Eine unabhängige deutsche Zeitschrift

Günther-Peterson und Ida Schön, die Schwester von Marie Schön, statteten M. B. Eddy Ende des Jahres 1899 in Concord, New Hampshire, einen Besuch ab, wobei sie ihr eine silberverbrämte Bibel mitbrachten. „Unique Gift from Germany" [Einzigartiges Geschenk aus Deutschland], Christian Science Sentinel (4. Januar 1900), S. 283. M. B. Eddy sprach ihnen Mut zu und ihre Besucher mögen das so ausgelegt haben, dass sie als Kirche und Verleger selbständig handeln konnten. Wie dem auch sei, auf Grund der Nachfrage nach deutscher Literatur über Christian Science beschlossen Günther-Peterson und Marie Schön mehrere Monate danach eine eigene Monatsschrift zu gründen. Sie trug den Titel „Deutsches Monatsheft der Christlich-Wissenschaftlichen oder Metaphysischen Heilmethode" und war anfangs nur durch Abonnement erhältlich.

Als der Geschäftsführer der Verlagsgesellschaft, Joseph Armstrong, der auch dem Christian Science Vorstand angehörte, davon erfuhr, wies er die Frauen an, von ihrem Vorhaben abzusehen. Armstrong schrieb ihnen: "Wir finden es ungewöhnlich, dass ein so wichtiger Schritt unternommen werden soll, ohne dass wir versuchen, in der Bewegung zusammen daran zu arbeiten, und wir hätten von diesem Vorhaben, eine Zeitschrift oder monatliche Lektionen herauszugeben, nichts gewusst, wenn uns nicht ein Dritter die Rundschreiben zugeschickt hätte."Brief von Joseph Armstrong an Bertha Günther-Peterson, 19. September 1900.

Armstrong und seine Kollegen sahen dieses Vorhaben als einen Eingriff in die Rechte der Verlagsgesellschaft an, insbesondere als einen Verstoß gegen das Urheberrecht, und das war eine Angelegenheit, die M. B. Eddy sehr am Herzen lag. In einer Zeit, als Reisen und Kommunikation sich nicht allzu einfach gestalteten, waren Probleme dieser Art nicht leicht zu lösen. M. B. Eddy sah in dieser Situation jedoch noch eine tiefere, geistige Frage und einige Tage danach sprach sie diese in einem Brief an, den sie von einem ihrer Sekretäre schreiben ließ.

Unter dem Datum des 23. September 1900 wies sie den Treuhänder der Verlagsgesellschaft Thomas Hatten in Boston an, die Frauen nicht davon abzuhalten, mit einer Zeitschrift herauszukommen. Wie der Brief andeutet, handelte es sich um eine direkte Anweisung von ihr. Es heißt darin: „Es geht um die Angelegenheit„ Science & Health' ins Deutsche zu übersetzen... Fräulein Schön und Frau Günther-Peterson in Deutschland haben sich das irgendwie vorgenommen... und [Mrs. Eddy] möchte, dass Sie getreulich für die beiden beten. Das Vorhaben der letzteren ist, Gutes zu tun, doch der boshafte tierische Magnetismus hat sie irregeleitet, und sie brauchen Ihre geduldige Hilfe, sowohl mental als auch durch liebevolle Briefe, damit sie auf die rechte Bahn kommen. In einer solch wichtigen Angelegenheit würden sie nicht selbständig handeln und sich auch nicht in die Gefahr begeben, außerhalb Gottes Zeitplan zu arbeiten. Gott sei mit Ihnen und den beiden auf dem rechten Weg."  L07223, Brief an Thomas W. Hatten, 23. September 1900.

Einige Tage darauf schrieb M. B. Eddy einen verbindlichen Brief an Günther-Peterson und Schön und legte die Abschrift eines Briefes bei, den sie in Bezug auf das Vorhaben der beiden an die Verlagsgesellschaft geschrieben hatte. Sie wollte ihnen ganz offensichtlich zeigen, dass sie ihre Bemühungen unterstützte, und ihnen nicht den Mut nehmen oder sich von der Verlagsgesellschaft vor den Kopf gestoßen fühlen. Sie schrieb unter anderem: „Ich habe mich für die lieben deutschen Schüler in der Seele abgemüht, und um ihnen zu helfen, habe ich eine Theorie entworfen, die ich durch unsere Verlagsgesellschaft in Boston in die Praxis umsetzen möchte. Sie lautet folgender maßen: Den vom Verlagshaus in Boston herausgegebenen [Christian Science] Sentinel und das Journal sowohl in der englischen als auch deutschen Sprache zu drucken und nach Deutschland zu schicken. Dieser großen Nation sollte doch gewiss die Möglichkeit gegeben werden, eine Kenntnis von Christian Science zu erlangen." L13279, Brief an Bertha Günther-Peterson und Marie Schön, 28. September 1900; L13279A, Brief an William P. McKenzie, 28. September 1900.

Als Führerin der Church of Christ, Scientist, war M. B. Eddy in der Vergangenheit immer auf die Bedürfnissse ihrer Anhänger eingegangen, selbst wenn das mit Schwierigkeiten verbunden war. In diesem Fall hoffte sie offensichtlich, dass die Treuhänder sich in ihrem gang mit Schön und Günther-Peterson um eine heilende Atmosphäre bemühen würden. Im Oktober 1900 wurde dem Treuhänder William McKenzie mitgeteilt, dass M. B. Eddy „sich nachdrüklich weigert, irgendetwas gutzuheißen, was zu einem Bruch zwischen den Christian Science Kirchen in Deutschland und ihr führen könnte" L07226, Brief an William P. McKenzie, 21. Oktober 1900..

Schön und Günther-Peterson pflegten weiterhin guten Kontakt mit Eddy, ließen sich jedoch nicht von der Verlagsgesellschaft von ihrem Vorhaben abbringen, eine eigene Zeitschrift herauszubringen. Beide waren fest davon überzeught, dass nur ein Deutscher imstande war, den Deutschen Christian Science nahe zu bringen. Aus ihrer Sicht halfen sie einer Kirche, deren Verwaltungsitz und Verlagshaus sich in den Vereinigten Staaten befanden, sich in einem anderen Land zu präsentieren.

Suche nach einem Übersetzer

Als Lösung boten die Treuhänder Fräulein Schön an, nach Boston zu kommen und als Übersetzerin für die Zeitschrift zu arbeiten. Als sie das ablehnte, nahm man von den Plänen für eine deutschsprachige Publikation vorerst Abstand, jedoch brachte der Christian Science Sentinel 1902 die deutsche Übersetzung eines Vortrags von Irving Tomlinson, einem der ersten Vortragenden, die 1898 von M. B. Eddy in den Christian Science Vortragsrat berufen wurden.

Diese Übersetzung setzte die Suche nach einem deutschen Übersetzer wieder in Gang und letztendlich bot man Louise Kollmorgen, einer Deutschlehrerin in Chicago, diese Position bei der neuen deutschen Zeitschrift an. Sie willigte im Januar 1903 ein. Zu dieser Zeit hatte sich die Idee, den Sentinel und das Journal ins Deutsche zu übersetzen, dahingehend weiterentwickelt, dass man eine neue Publikation vorbereitete, die sowohl Übersetzungen aus beiden Zeitschriften enthalten würde als auch Artikel, die speziell für deutsche Leser geschrieben waren. Mit der neu eingestellten Übersetzerin ging es mit der neuen Publikation schnell voran. M. B. Eddy überließ die Entscheidungen weitgehend den Treuhändern, doch nahm sie an dem Fortschritt der Publikation regen Anteil, indem sie Fragen stellte, ihre Zustimmung zum Projekt erteilte und der Zeitschrift auch ihren Namen gab: „Der Christian Science Herold."

Erstausgabe des Herold

Im April 1903 erschien die erste Ausgabe des Christian Science Herold. Er enthielt folgende Erklärung der Redaktion: „Noch nie ist das Bedürfnis nach einem praktischen Verständnis der Religion Jesu, ein Verständnis, welches hinlänglich ist, die Kranken zu heilen und die Sünder zu bekehren, so dringend gewesen wie jetzt, ungeachtet der Vervielfältigung menschlicher Theorien in Betreff des Ursprungs und der Heilung der Krankheit und der kunstvollen und gewaltigen Vorkehrungen der Gerichte zur Bestrafung und Unterdrückung aller Verbrechen.

Christian Science befriedigt dieses Bedürfnis durch Mrs. Eddys Lehren, und daher hoffen und erwarten wir, dass, Der Christian Science Herold' von großem Nutzen und ein Segen für die Menschheit sein wird, die Gedanken zu läutern zu edlen Handlungen anzuspornen, das Bedürfnis nach unerschütterlichem Glauben auf die Verheißungen Jesu zu erwecken und festes Vertrauen auf Gott zu setzen, jetzt und immerdar." „Redaktionelles", Christian Science Herold (April 1903), S. 38.

Die erste Ausgabe umfasste 38 Seiten mit Aufsätzen und Heilungszeugnissen und einem Leitartikel. Die Aufsätze befassten sich speziell damit, was Christian Science ist und wie es beim Heilen angewendet werden kann.

Der erste Beitrag war insofern von besonderem Interesse, als er ein Auszug aus Wissenschaft und Gesundheit war, nämlich die Seiten 107–110. Dieser Auszug erklärt im Einzelnen, wie Mary Baker Eddy zu ihrer Entdeckung kam und sich bemühte, sie in Worte zu fassen. Dies war die erste offizielle Veröffentlichung eines Teils von Wissenschaft und Gesundheit auf Deutsch. M. B. Eddy half auch bei der Entscheidung, welche Auszüge aus ihren Schriften übersetzt und in den nächsten Nummern des Herold veröffentlicht werden sollten. Zuerst stammten die Artikel und Heilungszeugnisse hauptsächlich von Amerikanern, doch die Mai-Ausgabe brachte Briefe von amerikanischen und deutschen Lesern, die die neue Zeitschrift willkommen hießen. In der Ausgabe vom Juli 1903 befand sich ein Heilungszeugnis von einer Leserin in Dresden. Allmählich nahm die Zeitschrift einen internationaleren Charakter an. Im November 1903 erschienen sechs deutsche Heilungszeugnisse neben anderen aus Kanada, Irland und Russland.

Im Februar 1904 nahm der Herold die Veröffentlichung der Christian Science Bibellektionen auf, die zum Selbststudium und für die Sonntagsgottesdienste in den Kirchen Christi, Wissenschaftler, gebraucht wurden. Dieser Schritt war insofern von Bedeutung, als die von Günther-Peterson und Schön herausgegebene Zeitschrift eine Zeit lang eigene Bibellektionen in einer separaten Druckschrift herausgegeben hatte. Da die Christian Science Verlagsgesellschaft ihre Lektionen jetzt im Herold abdruckte, hatten die Kirchenmitglieder die andere Zeitschrift nicht mehr nötig. Zwar hatte nun der Herold durch die Aufnahme der Bibellektionen an Wert gewonnen, doch das hatte keinen großen Einfluss auf die selbstständige Zeitschrift und deren Gefolgschaft. Es kam zu Spannungen zwischen Schön und Günther-Peterson einerseits und der Verlagsgesellschaft andererseits. M. B. Eddy hielt sich zu der Zeit aus der Kontroverse heraus und empfing auch keine Besucher mehr aus Übersee, weil sie es vermeiden wollte, Partei ergreifen zu müssen. 1904 schrieb sie in einem Brief an Frances Thurber Seal, die in Berlin in einem Kreis von englischsprachigen Wahrheitssuchern aktiv war: „Ich habe feststellen müssen, dass es unklug ist, wenn ich persönlich versuche, unserer Sache in Ländern weiterzuhelfen, wo Englisch nicht die Landessprache ist. Auch kann mein gesprochenes Wort von Schülern vergessen oder missverstanden werden und daher Schaden stiften; deshalb werde ich mich persönlich nur schriftlich mitteilen." V00577, Brief an Frances Thurber Seal, 11. September 1904.

Günther-Peterson, die eine autorisierte Christian Science Lehrerin war, sah allmählich ein, dass die Mutterkirche die Regierungsfunktion über die ganze Kirche ausüben musste, nicht nur in den Vereinigten Staaten. Schön und ihre Nachfolger veröffentlichten ihre Zeitschrift bis 1924, doch entfernten sie sich mehr und mehr von Christian Science. Währenddessen ging es mit dem Herold voran.

Die Vereinigten Staaten erklärten Deutschland im Ersten Weltkrieg erst gegen Ende des Konflikts den Krieg, so dass der Herold praktisch ohne Unterbrechung hinausgesandt wurde. Im Zweiten Weltkrieg ergaben sich andere Probleme. Nachdem sich unter dem Naziregime die Einschränkungen für Christliche Wissenschaftler jahrelang verschärft hatten, wurde Christian Science 1941 verboten. Die Kirchen wurden geschlossen und einige Mitglieder kamen ins Gefängnis oder in Konzentrationslager. Mehrere von ihnen starben den Märtyrertod; andere überlebten die Haft oder wurden noch vor Kriegsende freigelassen.

Untergrundnetzwerk im Zweiten Weltkrieg

Als die Vereinigten Staaten in den Krieg eintraten, waren davon alle direkten Kontakte zwischen Deutschland und den von der Wehrmacht besetzten europäischen Ländern betroffen. Doch mit Hilfe eines einzigartigen Untergrundnetzwerks, das in Paris und mehreren Städten Deutschlands und auch in neutralen Ländern wie der Schweiz und Schweden Stützpunkte unterhielt, fanden die Bibellektionen im Christian Science Vierteljahresheft weiterhin Verbreitung.

Die zu der Zeit im Herold veröffentlichten Artikel gingen davon aus, dass die Leser in den sich im Kriegszustand befindlichen Ländern geistige Hilfe brauchten. Die Aufsätze hatten Wohnungsund Nahrungsmittelmangel zum Thema, ferner Furcht, Verwirrung, Probleme mit Verkehrsmitteln und Ähnlichem. Sie befassten sich auch — in sorgfältig gewählten Worten — mit der göttlichen Regierung und wie man sie im täglichen Leben erfahren kann. Gelegentlich erschienen auch vorsichtig formulierte Erklärungen über Diktaturen und repressive Regimes.

Auf Grund der sperre während des Krieges wurden keine Artikel und Heilungszeugnisse von Deutschen veröffentlicht. Es ist auch nicht bekannt, wie viele Zeitschriften tatsächlich nach Deutschland gelangten. Die deutschen Christlichen Wissenschaftler konnten den Herold nicht offiziell abonnieren, weil dessen Besitz zur Verhaftung führen konnte. Es gibt jedoch Berichte von Leuten, die in der Lage waren, die deutsche Ausgabe des Herold ins Land zu bringen. Ein Sekretär in einem psychiatrischen Krankenhaus wechselte regelmäßig von einem freien Gebiet in ein Sperrgebiet über. Dadurch konnte er Christian Science Literatur an Franzosen und Deutsche weiterleiten. Obwohl er mitunter von den Deutschen durchsucht wurde, geschah das nie, wenn er eines der Pakete bei sich hatte.

Die Anstrengungen richteten sich jedoch hauptsächlich darauf, die Bibellektionen in die vom Krieg betroffenen Länder zu schaffen. Eine Frau zum Beispiel besaß doppelte Staatsbürgerschaft und konnte mit ihren schweizerischen und französischen Reisepässen die Grenze zwischen den beiden Ländern passieren und dabei die Bibellektionen mitnehmen.

Die Nachkriegsjahre

In den ersten zwanzig Jahren nach dem Krieg entwickelte sich der Herold weiter. In den siebziger Jahren (1972-1976) war Alfred F. Schneider, ein Hamburger, in Boston Redakteur des Herold. Nach seinem Weggang unterstand der Herold, der inzwischen in mehreren Sprachen erschien, wieder einer Reihe von Redakteuren, die aus englischsprachigen Ländern stammten. Im Jahr 1987 kamen Radioprogramme unter dem Namen der Zeitschrift hinzu mit deutschen Sperechern. Diese Programme haben an Umfang zugenommen.

Im Laufe der Jahre hat der Herold Veränderungen in seiner Aufmachung erlebt, doch zielten sie vor allem auf Produktionseinsparungen ab und weniger auf ein modernes Äußeres. 1991 wurde die Zeitschrift neu gestaltet, um sie attraktiver zu machen. Doch die grafische Aufmachung des Inhalts blieb praktisch gleich. 1993 wurde das Aussehen des Herold weitgehend verändert, Hand in Hand mit einem wachsenden Verständnis von der Mission der Kirche in der Welt und auf Grund der Forderung nach relevanteren Artikeln in allen von der Verlagsgesellschaft veröffentlichten Zeitschriften. Ein Redakteur wurde in der Bundesrepublik eingesetzt (bis dahin hatte der Redakteur immer in Boston gearbeitet) und es wurden mehr Artikel und Heilungszeugnisse aus Deutschland erbeten und auch empfangen. Faxgeräte und E-Mail erleichterten die Kommunikation zwischen den Redakteuren in Boston und dem deutschsprachigen Redakteur, Michael A. Seek, in Berlin.

Vor nicht langer Zeit erhielt das Design des Herold einen modernen, europäischen Look, damit er neben anderen deutschen Zeitschriften bestehen kann. Schnellere Kommunikationsmittel haben die redaktionellen Arbeitsprozesse verkürzt und machen es möglich, dass auf die Bedingungen in Deutschland und anderswo in der Welt rascher eingegangen werden kann.

Nächsten Monat: Der französische Héraut.

Weltgeschichte im Überblick

1861 Viktor Emanuel II. wurde in Turin zum König eines vereinigten Italiens gekrönt.

1861 In den USA beginnt der Bürgerkrieg.

1865 Ende des amerikanischen Bürgerkriegs; die Sklaverei wird abgeschafft.

1866 Der österreichische Mönch Gregor Mendel entdeckt und formuliert die später nach ihm benannten Mendelschen Regeln für die Vererbung einfacher Merkmale, die zur Grundlage der Genetik werden. Mit Hilfe des Naturforscher-Vereins Brünn veröffentlicht er seinen Aufsatz „Versuche über Pflanzen-Hybriden".

1866 Alfred Nobel erfindet das Dynamit.

1866 Mary Baker Eddy entdeckt Christian Science.

1867 Russland verkauft Alaska für 7, 2 Mio Dollar an die USA.

1867 Das britische Parlament verabschiedet Gesetz zur Bildung eines kanadischen Bundesstaates.

1868 In Japan übernimmt der Kaiser wieder die Regierungsgewalt.

1868 Alle amerikanischen Männer, unabhängig von ihrer Rasse, erhalten das Wahlrecht.

1869 Eröffnung des Suezkanals.

1870-1871 Durch den Deutsch-Französischen Krieg beginnt Bismarck das Deutsche Reich zu vereinigen.

1871 Charles Darwin veröffentlicht Die Abstammung des Menschen.

1875 Die erste Ausgabe von Science and Health (Wissenschaft und Gesundheit) erscheint.

1878 Der russisch-türkische Krieg endet und führt zu neuen Staatsgrenzen im südöstlichen Europa.

1879 Die Church of Christ, Scientist, wird gegründet.

1879-1884 Chile führt einen Salpeterkrieg gegen Bolivien und Peru.

1885 Karl Benz konstruiert sein erstes Kraftfahrzeug.

1886 Bartholdis Freiheitsstatue wird im New Yorker Hafen eingeweiht.

1888 Abschaffung der Sklaverei in Brasilien.

1889 Die brasilianische Republik wird ausgerufen.

1889 Der Eiffelturm wird auf der Pariser Weltausstellung eröffnet.

1891 Der deutsche Ingenieur und Luftfahrtpionier Otto Lilienthal, unternimmt den ersten von über 2000 Gleitflügen.

1892 Die Umorganisation der Church of Christ, Scientist, ist abgeschlossen.

1893 Finanzielle Panik in den USA; durch Firmenkonkurse werden 4 Mio Menschen arbeitslos.

1893 Neuseeland führt als erster Staat das Frauenwahlrecht ein.

1894-1895 Krieg zwischen Japan und China endet mit dem Sieg der Japaner. Korea wird dem Namen nach unabhängig.

1895 Der Nord-Ostsee-Kanal wird fertig gestellt.

1895 Wilhelm Conrad Röntgen entdeckt die nach ihm benannten Röntgenstrahlen.

1896 Der Nobelpreis für Wissenschaften und Literatur wird aufgrund von Alfred Nobels Testament eingerichtet.

1897 Einführung des allgemeinen Wahlrechts in Norwegen.

1898 Spanisch-Amerikanischer Krieg.

1898-1899 Die Philippinen revoltieren gegen US-Herrschaft.

1899 Erste Haager Friedenskonferenz; 26 Staaten kommen zusammen, um friedliche Streitbeilegung zu regeln.

1899 Europas erste Christian Science Kirche entsteht in Hannover.

1900 Mit dem „Frieden von Peking" endet der Boxeraufstand in China.

1901 Marconi empfängt die erste transatlantische drahtlose Nachricht in St. John's, Neufundland, Kanada.

1901 Durch den Zusammenschluss der australischen Kolonien entsteht der Australische Bund (Commonwealth of Australia).

1902 Marie Curie gelingt es Radium zu isolieren.

1902 Frauen über 21 dürfen in australischen Bundeswahlen ihre Stimme abgeben.

1903 Der deutschsprachige Christian Science Herold wird gegründet.

1903 Die Brüder Wright führen im amerikanischen Kitty Hawk die ersten kontrollierten Motorflüge durch.

1903 Marie Curie wird als erste Frau mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. Sie teilt ihn mit ihrem Mann Pierre und mit Henri Becquerel.

1903 In Mexiko-Stadt entsteht die erste Kirche Christi, Wissenschaftler, Lateinamerikas.

1903 Norwegen erhält die Unabhängigkeit von Schweden.

1905 Der Friedensvertrag von Portsmouth beendet den Russisch-Japanischen Krieg.

1906 Der Brasilianer Alberto-Santos Dumont macht den ersten Motorflug in Europa.

1907 Zweite Haager Friedenskonferenz; 44 Staaten nehmen teil.

1909 Graf Ferdinand von Zeppelin, der Erfinder des lenkbaren Luftschiffs, hilft bei der Gründung der ersten kommerziellen Luftfahrtgesellschaft, DELAG.

1909-1910 Militäraufstand in Griechenland führt zu Reformen.

Einer der ersten Schüler von Mary Baker Eddy war ein Deutscher, und Mrs. Eddy sagte zu ihm: „Deutschland wird die erste europäische Nation sein, die Christian Science akzeptiert. Ihre Liebe zu Gott, ihre tiefe Religiosität, ihr tiefer Glaube und ihre starken intellektuellen Eigenschaften machen sie besonders empfänglich für Christian Science."

Aus: „Unique Gift from Germany" [Einzigartiges Geschenk aus Deustschland], Christian Science Sentinel
(4. Januar 1900), S. 283.

Editorial der ersten Ausgabe, April 1903

Indem wir den Wirkungskreis der Litteratur der Christian Science durch die Herausgabe einen monotlichen Zeitschrift in deutscher Sprache erweitern, geschieht dies in Übereinstimmung mit den folgenden Worten unserer Führerin, Rev. Mary Baker G. Eddy. Als sie vor zwanzig Jahren „The Christian Science Journal," die erste Zeitschrift der Konfession gründete, schrieb sie:

„In diesem Jahre 1883 ist eine Zeitung, welche von Christian Scienctists herausgegeben und veröffentlicht wird, zur Notwendigkeit geworden.

...Das jetzige Zeitalter bedarf der weiteren Aufklärung und eine entsprechende Zeitschrift, die dieser Arbeit gewidmet ist, scheint erforderlich, um dieses Bedürfnis zu befriedigen. Großes Interesse ist erweckt und geäußert über das Thema der metaphysischen Heilmethode, doch wird es so oft mit den vielfältigen Formen des modernen „'ismus" und sogar mit Unglauben verwechselt, daß die religiöse Bedeutung und Größe ihres Wertes noch nicht verstanden ist. ...Der Wirkungskreis der Christian Science beschränkt sich nicht allein auf die Heilung der Kranken, sondern auch auf die Vernichtung der Sünde in der sterblichen Sinnesart. Wenn dieses Wert gut vollbracht wird, veredelt und läutert es die Menschheit. Wenn man die täglichen Zeitungen liest, Umdenkt man fast, daß es gefährlich ist zu leben, da sogar die Luft mit Krankheit belastet scheint. Solche Beschreibungen verursachen Furcht in vielen Gemütern, und diese malt sich künftig einmal auf dem Körper ab. Dadurch daß wir unsere eigene Zeitschrift haben, wird diesem allgemeinem Ärgernis einigermaßen zuwider gehandelt; denn durch unsere Zeitschrift, zu dem Preise, für den wir sie herausgeben, werden wir im stande sein, viele Heimstätten mit heilenden, läuternden Gedanken zu erreichen." (Miscellaneous Writings, Seiten 4,5,7.)

Aus einem Überblick auf die Litteratur, die jetzt im Umlauf ist, ersehen wir, daß die Zustände, wie sie vor zwanzig Jahren herrschten, gewissermaßen noch heute bestehen, doch die zunehmende Nachfrage nach offizieller Litteratur der Christian Science unterstützt die Hoffnung, daß die Flut des Materialismus nachläßt und daß die Welt ernstlicher nach Gott trachtet zur Erlösung aus der selbst auferlegten Knechtschaft zu Sünde und Krankheit, unter welcher sie seit Jahrhunderten gelitten. Das Verlangen nach einer offiziellen Herausgabe in deutscher Sprache hat sich so vermehrt, daß „Der Christian Science Herold" zu den anderen, „The Christian Science Journal," „The Christian Science Sentinel" und „The Christian Science Quarterly," gefügt ist; also veröffentlicht diese Konfession jetzt vier offizielle Zeitschriften.

Es ist die Aufgabe der Christian Science, die Menschheit aus der Knechtschaft der Sünde und des Leidens zu befreien und zwar durch die Lehren Jesu Christi: „und ist in keinem Andern Heil, ist auch kein andrer Name unter dem Himmel dem Menschen gegeben, darinnen wir sollen selig werden." Daß Christian Science diese Aufgabe erfüllt, ist schon viel tausendmal bewiesen durch das Zeugnis dankbarer Männer und Frauen, die von Krankheiten geheilt sind und durch die Lehren befähigt, ein dienstfähiges rechtschaffenes, heiliges Leben zu führen.

Noch nie ist das Bedürfnis nach einem praktischen Verständnis der Religion Jesu, ein Verständnis, welches hinlänglich ist, die Kranken zu heilen und die Sünder zu bekehren, so dringend gewesen wie jetzt, ungeachtet der Vervielfältigung menschlicher Theorien in Betreff des Ursprungs und der Heilung der Krankheit und der kunstvollen und gewaltigen Vorkehrungen der Gerichte zur Bestrafung und Unterdrückung aller Verbrechen.

Christian Science befriedigt dieses Bedürfnis durch Mrs. Eddys Lehren, und daher hoffen und erwarten wir, daß „Der Christian Science Herold" von großem Nutzen und ein Segen für die Menschheit sein wird, die Gedanken zu läutern zu edlen Handlungen anzuspornen, das Bedürfnis nach unerschütterlichem Glauben auf die Verheißungen Jesu zu erwecken und festes Vertrauen auf Gott zu setzen, jetzt und immerdar.

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