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Im Blickpunkt: Spiritualität & Heilung

Die geistige Kernaussage der Schriften von Mary Baker Eddy

Aus der Juli 2002-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In den letzten sechs Jahren wurde auf der Konferenz für „Spiritualität und Heilung in der Medizin" eine Ansprache über Christian Science gehalten. Die Konferenz wird halbjährlich von der Harvard Medical School und wm Mind/Body Institut am Deaconess Hospital in Boston ausgerichtet und gemeinsam mit der John Templeton Foundation gesponsert. Hunderte von Geistlichen, Ärzten, Krankenschwestern, Therapeuten und anderen professionellen Heilern besuchen diese Konferenzen und nehmen an einer breiten Palette von Workshops und Vorträgen teil. Im letzten Dezember wurde die Vorsitzende des Christian Science Vorstands, Virginia Harris, gebeten, über die „Geistige Kernaussage der Schriften Mary Baker Eddys" zu sprechen. Der vollständige Text ihrer Ansprache liegt nun leicht überarbeitet vor.

Als diese Konferenzen vor sechs Jahren anfingen, begann sich etwas Tiefgreifendes zu entfalten. Auf der einen Seite wünschten sich Patienten und Betreuer einen geistigeren Ansatz für Gesundheit. Auf der anderen Seite gab es die Skeptiker, die den Platz der Spiritualität im Gesundheitswesen anzweifelten. Doch ich glaube heute mehr und mehr, dass wir darin übereinstimmen müssen, dass es ein Momentum auf dem Gebiet des Mind/Body Heilens gibt. Umfrageergebnisse, Gutachten und die Forschung bestätigen dieses Momentum. Und was noch wichtiger ist: Es gibt handfeste Beweise im Leben der Patienten, denn sie erleben geistige Heilung und Umwandlung.

Wir alle haben Patienten, die wissen wollen: „Wie beeinflusst Spiritualität meine Gesundheit? Wie kann ich Zugang zu Spiritualität finden — zu meiner geistigen Natur?" Dieses Momentum und diese Art der Fragen verlangen von uns als Mitarbeitern des Gesundheitswesens, dass wir verstehen, wie sich geistiges Heilen auf unsere Patienten bezieht. Als Praktiker, Krankenschwester, Arzt oder Geistlicher müssen wir uns fragen: „Wie kann ich Spiritualität in meine Praxis bringen? Was kann ich für mich und für diejenigen tun, die mich um Hilfe bitten?" Diese Fragen, die uns heute voranbringen, sind denen, die sich Mary Baker Eddy vor 125 Jahren stellte, nicht unähnlich. Sie war eine Pionierin auf dem Gebiet der Spiritualität und der Gesundheit. Während des ausgehenden 19. Jahrhunderts suchten die Menschen ähnlich wie heute nach effektiveren Therapien.

Wir alle haben Patienten, die wissen wollen: „Wie beeinflusst Spiritualität meine Gesundheit? Wie kann ich Zugang zu meiner geistigen Natur finden?"

Ich wurde heute Nachmittag eingeladen, um das Werk von Mary Baker Eddy mit ihnen zu diskutieren. Ich kam heute mit den gleichen Erwartungen hierher wie die traditionellen Gesundheitsanbieter. Seit über 20 Jahren praktiziere ich nun Christian Science, das von Mary Baker Eddy entdeckte geistige Heilsystem. Und ich bin gern Anbieter für geistige Gesundheit. Millionen Menschen haben über die Jahre herausgefunden, dass die Kernaussage der Schriften Mary Baker Eddys heilt.

M. B. Eddy war eine einflussreiche Autorin, Lehrerin und auch Religions führerin. Sie lebte von 1821 bis 1910. Ihr Hauptwerk, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, das 1875 herausgegeben wurde, ist eines der bleibenden und bestverkauften Bücher dieser Art, die je veröffentlicht wurden. Letztes Jahr wurden davon über 300 000 Exemplare verkauft und weitere 10 millionen seit Erscheinen des Buches. Es wird in 16 Sprachen herausgegeben und es existiert eine eigene Webseite dazu mit dem Namen spirituality.com Der Christian Science Monitor, von M. B. Eddy im Alter von 87 Jahren gegründet, ist eine führende Tageszeitung, die mit sechs Pulitzer-Preisen ausgezeichnet wurde. Besonders erwähnenswert ist M. B. Eddys Entdeckung von Christian Science, die sie in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit vorstellt und die geistiges Heilen für jedermann anwendbar und verfügbar macht.

So wie viele Ansätze des spirituellen Heilens heute, erwecken die Schriften Mary Baker Eddys erneut Aufmerksamkeit — nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern weltweit. Das Buch Wissenschaft und Gesundheit hat eine breite Leserschaft. Es wird als Nachschlagewerk und geistiger Wegweiser von Menschen aller Glaubensrichtungen geliebt und benutzt — von Juden, Katholiken, Muslimen, Protestanten und anderen. Es nimmt auch einen zentralen Stellenwert in der Tradition des Glaubens in der Kirche Christi, Wissenschaftler, ein. Jeder Einzelne nutzt und praktiziert die Ideen aus Wissenschaft und Gesundheit für sich selbst, um damit zum Beispiel Stress abzubauen, Depressionen entgegenzuwirken, Heilungsprozesse zu beschleunigen oder vollständige Wiederherstellung zu erzielen. Beide, Patienten und Angestellte im Gesundheitswesen, benutzen es gleichermaßen. Es wirkt auf allen Stufen des individuellen Verständnisses und der Spiritualität. Während der Dauer dieser Konferenzen und Tagungen hatte ich das Privileg mit Ärzten und Angestellten im Gesundheitsbereich zu diskutieren und zu arbeiten. Viele von ihnen wurden dadurch mit einigen von M. B. Eddys Ideen vertraut und benutzen sie, um sich selbst zu heilen.

Ich möchte ihnen das Beispiel eines Kinderarztes aus Südkalifornien erzählen. Dieser Arzt erzählte mir, dass er die Ideen aus Wissenschaft und Gesundheit für seine eigene Gesundheitsfürsorge nutzt und sie seinen Kollegen und Patienten vorstellt. Er sagt, er hätte diese Ideen Kürzlich in einen Lehrgang eingebaut, den er für Notfallärzte abhielt. Der Titel war „Arzt, heile dich selbst". Er schickte mir die folgende E-Mail: „Wie Sie wissen, bin ich ein sehr wissenschaftsbezogener jüdischer Arzt. Ich habe großen Respekt vor Mary Baker Eddys Lehren. Die Lehren, die Sie mir neulich zu verstehen halfen, haben mir vor kurzem das Leben gerettet. Ich habe das von Ihnen geschriebene und kürzlich auf einer Konferenz in Harvard präsentierte Zeugnis, das Ihren beinahe tödlichen Unfall beschreibt, häufig gelesen. Es half mir zu verstehen, dass Gott Liebe ist, dass Gott überall ist und dass wir genauso mit Gott verbunden sind wie die Sonnenstrahlen mit der Sonne.

Die Ideen in Wissenschaft und Gesundheit haben mir geholfen meinen Glauben an Gott wissenschaftlicher auszurichten. Und das gerade rechtzeitig, denn im letzten Sommer fuhr plötzlich ein Motorboot los, während ich auf dem Bug stand. Dabei war ich in einer Leine verwickelt, die an einigen scharfkantigen Steinen befestigt war. Als ich ruckartig ins Wasser in Richtung der Steine gezogen wurde, schlug mein Kopf gegen die scharfen Kanten der Steine. Mich durchfuhr ein starker Schmerz. Aber noch bevor ich das Bewusstsein verlor, spürte ich ein radikales Vartrauen auf Gott. Einige Grundsätze aus Wissenschaft und Gesundheit boten mir eine gute wissenschaftliche Grundlage, um einen sofortigen Behandlungspaln zu erstellen. Als ich dort lag, hörte ich eine wundervolle Zusicherung, die mir sagte: „Sei ganz ruhig."

Es dauerte eine Stunde, bis ich das Ufer erreichte. In der Notaufnahme war jeder erstaunt, dass ich kaum verletzt war. Die ganze Zeit über verlor ich niemals dieses vollständige absolute Vertrauen auf Gott aus den Augen. Und hier bin ich nun, drei Monate später, heil und gesund und zum ersten Mal in meinem Leben ohne Furcht.

Ich weiß, dass wunderbare Heilungen stattfinden, weil meine Patienten mir das seit 35 Jahren erzählen, seit Beginn meiner Arztpraxis. Soviel ich weiß, ist das jedoch das erste Mal, dass ich selbst eine erlebt habe."

Als ich von dieser Erfahrung hörte, war ich berührt und darüber hoch erfreut. Dieser Mann hat die Kernaussage von M. B. Eddys Schriften definitiv verstanden und fand sie unter diesen schwierigen Umständen sehr praktisch. Verbundenheit mit Gott und Furchtlosigkeit sind grundlegende Ideen in ihren Schriften.

Nun könnte man fragen: „Was genau in der Kernaussage von M. B. Eddys Schriften ist es, was die Spiritualität anwendbar macht?" Zur besseren Erörterung wäre es meiner Ansicht nach hilfreich, diese Schriften aus vier verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten:

• Erstens werde ich über meine Erfahrungen sprechen, die ich als Patientin gewonnen habe, als jemand, der dieses Heilsystem anwendet und der durch das Vertrauen auf die Macht des Gebets Heilung erlebt hat.

• Zweitens möchte ich kurz über Mary Baker Eddy, die Gründerin von Christian Science und Autorin dieses zentralen Textes, etwas sagen, sowie über die Hintergründe und Umstände ihrer Entdeckung.

• Drittens werde ich erklären, wie dieses Heilsystem effektiv für einen selbst wirkt.

• Und viertens werde ich ein Beispiel dafür geben, wie ein Christian Science Praktiker seine Patienten durch Gebet behandelt, indem er die Grundsätze für eine Behandlung nutzt, wie sie in Mary Baker Eddys Schriften beschrieben sind, insbesondere in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit.

Also zuerst einige Einsichten von mir als Patientin. Ich habe mein ganzes Leben lang Heilungen durch Gebet erlebt. Aber vor 25 Jahren erlebte ich eine Heilung, die nicht nur mein Leben rettete, sondern auch umwandelte. Es war ein schwerer Autounfall. Ich hatte gerade meine drei Jungs zur Schule gebracht und war auf dem Nachhauseweg. Ich überquerte eine Kreuzung auf einer vierspurigen Schnellstraße, als ein Auto bei Rot über die Ampel fuhr. Es krachte in die Seite meines Wagens und schob ihn in zwei andere Autos. Mein erster Gedanke war sicherlich wie bei jedem in so einer Situation: „Oh, Gott, Hilfe!" Ich war allein, schwer verletzt und 45 Minuten in dem Wrack eingeschlossen. Ich wusste, dass die Lage ernst war. Ich verlor immer wieder das Bewusstsein und konnte mich nicht bewegen. Aber wenn ich bei Bewusstsein war, konnte ich denken und beten. Und so wandte ich mich an Gott wie nie zuvor und kämpfte darum, bei Bewusstsein zu bleiben. Ich glaube, ich dachte, solange ich bei Bewusstsein sei, wüsste ich, dass ich nicht tot bin. Und außerdem konnte ich dann beten und Gebet war meine einzige Hilfe und Hoffnung.

Während die Rettungsarbeiten um mich herum in vollem Gange waren, fühlte ich eine geistige Ruhe, eine göttliche Nähe und göttlichen Trost. Das war sehr kraftvoll. Es half mir mit den Gedanken an Panik und Furcht umzugehen und sogar mit dem Gedanken eventuell hier im Auto sterben zu müssen. Aber ich kann ehrlich sagen, dass ich die meiste Zeit über in der Lage war ruhig zu bleiben. Es gibt eine Bibelstelle aus den Psalmen, die mir einfiel und die in Gedanken wie ein Lied war. Sie lautet: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben" (Ps 46:1). Diese Stelle war für mich wie ein Versprechen, dass meine Zuversicht und Stärke hier bei mir waren und dass ich eine gegenwärtige Hilfe hatte. Ich betete, diese gegenwärtige Hilfe, Gottes Hilfe zu fühlen. Wir wurden alle im Rettungswagen zur Unfallstation des nächsten Krankenhauses gebracht. Jemand informierte meinen Mann, der sofort kam. Ein Ärzteteam untersuchte mich schnell und schloss mich an Infusionen an. Sie gaben mir auf Grund meiner schweren inneren Verletzungen kaum Überlebenschancen. Es gab wenig Hoffung für meine Genesung.

Die ganze Zeit über kämpfte ich darum bei Bewusstsein zu bleiben, um wach zu bleiben. Ich kann sagen, dass ich zutiefst Gottes mächtige Fürsorge und Seine Liebe zu mir spürte. Ich fühlte tief im Innern, dass diese Macht und Liebe mich retten konnte und auch retten würde. Ich fühlte wirklich das Versprechen von Gott, mich zu retten. Mein Mann und ich beschlossen, dass wir uns wegen Heilung vollständig auf Gott verlassen würden. Wir fühlten uns bei dieser Entscheidung sicher. Ich wurde schon früher einmal geheilt. In der Tat hatte ich mein ganzes Leben lang starke überzeugende Beweise von der Kraft des Gebets miterlebt. Mein Mann rief einen Christian Science Praktiker an, der mich durch Gebet behandelte. Dann wurde ich im Krankenwagen nach Hause gefahren.

Die ersten Tage waren schwierig. Ich konnte mich nicht bewegen und die Schmerzen waren sehr stark. Es gab einen Punkt, wo ich zu sterben glaubte. Doch ich gab nicht auf. Ich begriff, dass Gott da war um mich zu stützen und zu heilen. Und ich kann ehrlich sagen, auch in den Momenten, wo mich der Tod in seinen Bann ziehen wollte, fühlte ich Gottes Kraft, Stärke und Gegenwart, die mich ruhig sein ließen. Und die ganze Zeit hindurch erwartete ich Heilung. Während dieser schweren Tage saßen meine Mutter oder mein Mann jeden Augenblick bei mir und ließen mich nie allein. Der Praktiker betete weiter für mich und ich tat das auch. Ich war kein Anfänger im Beten und Anwenden von Selbstfürsorge, die sich auf Gebet stützt. Aber diese Situation führte mich tiefer in die Wirkungsweise von Gebet. Diese Tage zwangen mich, mich mit der geistigen Natur meines Daseins auseinander zu setzen. Und ich stellte fest, dass die Schriften Mary Baker Eddys voller praktischer Spiritualität waren. Ich möchte Ihnen einige Beispiele dafür geben.

Das erste und wichtigste Element ist es, die Natur des höchsten Wesens wirklich zu verstehen, zu verstehen, was Gott ist. In Wissenschaft und Gesundheit rät Mrs. Eddy dazu Folgendes: „Wenn man Gott verstehen würde, statt nur an Ihn zu glauben, dann würde dieses Verständnis zu Gesundheit führen" (S. 203). Und sie sagt außerdem: „, Gott ist die Liebe.' Mehr als das können wir nicht verlangen, höher können wir nicht schauen, weiter können wir nicht gehen" (ebd., S. 6).

Als ich unbeweglich im Bett lag, begann ich mental zu laufen und zu klettern! Ich nutzte meine mentalen Energien, um den unendlichen Gott als Liebe zu verstehen, als all-liebend.

Und noch einmal ist Liebe Gott, wenn sie schreibt: „Liebe ist unparteiisch und universal in ihrer Anwendbarkeit und in ihren Gaben. Sie ist die offene Quelle, die ruft:, Wohlan, alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser!" (ebd., S. 13). Und sie bezieht sich wiederum auf Gott als Liebe, wenn sie sagt: „Die göttliche Liebe hat immer jeden menschlichen Bedarf gestillt und wird ihn immer stillen." Weiter erklärt und argumentiert sie: „Es ist nicht richtig sich einzubilden, dass Jesus die göttliche Kraft zu heilen nur für eine ausgewählte Anzahl von Menschen oder eine begrenzte Zeitspanne demonstrierte, denn die göttliche Liebe versorgt die ganze Menschheit und zu jeder Stunde mit allem Guten. Das Wunder der Gnade ist kein Wunder für die Liebe" (ebd., S. 494).

Als ich dort im wahrsten Sinne des Wortes unbeweglich im Bett lag, begann ich mental zu laufen und zu klettern! Ich nutzte meine mentalen Energien, um den unendlichen Gott als Liebe zu verstehen, als all-liebend. Ich begann Gott nicht nur als mächtigen Vater, sondern auch als liebevolle Mutter besser zu verstehen. Ich stützt mich auf die Stärke Gottes als Vater, Doch jeden Moment spürte ich auch die göttliche Mutterliebe, die mich heilte, tröstete, sich meiner Bedürfnisse annahm — und mich wahrhaft stärkte.

Zweitens betete ich, um besser zu verstenhen, wer ich als Kind Gottes war. Ich las mein ganzes Leben in der Bibel und wusste, wie wichtig es war, Gottes Schöpfung zu verstehen. In Wissenschaft und Gesundheit sagt M. B. Eddy über die Bibel: „Die Heilige Schrift teilt uns mit, dass der Mensch zum Bild und Gleichnis Gottes gemacht ist. ... Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe" (ebd., S. 475). Was bedeutet es, das Kind Gottes zu sein, ein Kind der göttlichen Liebe selbst? Was bedeutet es, wie die Bibel sagt, das „Bild und Gleichnis Gottes" (1. Mose 27) zu sein? Ich stellte mir diese Fragen immer wieder. „Was bedeutet das für mich? Wie kann ich es jetzt auf meine Situation anwenden? Was sagt es mir über meine geistige Natur — über mein ganzes Sein? Was sagt es mir über meine Lebensaussichten — nicht über meine Todesaussichten?"

Wenn ich von meiner geistigen Natur spreche, dann denke ich an mein wirkliches Sein, an den dauerhaften und ewigen Ausdruck meines Seins als Bild und Gleichnis des Gemüts. M. B. Eddy zitiert eine wunderbare isländische Übersetzung der Bibelworte, die lauten: „Er schuf den Menschen zum Bild und Gleichnis des Gemüts, zum bild und Gleichnis des Gemüts erschuf er ihn" (Vermischte Schriften, S.97). In der Übersetzung wird Gemüt benutzt, um Gott zu beschreiben. So fing ich an zu verstehen, dass es nicht zwei verschiedene Personen gab, eine geistige und eine sterbliche. Meine Identität und mein Dasein verdanke ich dem dauerhaften Leben und der dauerhaften Existenz des göttlichen Gemüts, Gottes. Mein Gebet wurde durch eine Aussage von Mary Baker Eddy gestärkt. Sie schreibt, dass „man das vollkommene Bild vom Menschen im Bewusstsein tragen sollte, damit sich der gegenwärtige Zustand des Menschen bessere und seine Selbstbetrachtung sich abkehre von Missklang, Krankheit und Sünde zu dem hin, was das Bild seines Schöpfers ist" (ebd., S. 98).

Das dritte Element, das ich beim Beten besser zu verstehen versuchte, stellte sich als wesentlich in M. B. Eddys Schriften heraus und als wichtig in jeder christlich wissenschaftlichen Behandlung: Es ist unsere Beziehung zu Gott. Sie erklärt diese Beziehung in Wissenschaft und Gesundheit so: „Wie ein Wassertropfen eins ist mit dem Ozean, wie ein Lichtstrahl eins ist mit der Sonne, so sind Gott und Mensch, Vater und Sohn, eins im Wesen" (S. 361). Ich fragte mich: „Wie bin ich mit Gott verbunden? Was für eine Beziehung habe ich zu dem Allmächtigen? Wie kann das, was ich über diese Beziehung weiß, helfen, mich zu heilen?" Ich fing an, mich durch diese Erfahrung Gott sehr nahe zu fühlen. Ich spürte eine Einheit mit Gott, mit dem Geist Gottes, der bei mir war. Da Gott Vater-Mutter ist und wir seine Kinder sind, muss diese Beziehung zwischen Gott als Vater-Mutter und Seinem/Ihrem Kind sehr kostbar sein — ja es muss eine ewige, unzerstörbare und unwandelbare Beziehung sein. Und diese Beziehung muss sehr liebevoll, sehr gut und sehr heilend sein.

Als ich eines Tages so da lag, begriff ich, dass diese Erfahrung mich gezwungen hatte, den „Pause"-Knopf in meinem Leben zu drücken. Ich hatte mich bis dahin intensiv an Gemeindeaktivitäten beteiligt. Aber nun wurde ich damit konfrontiert, was es heißt, jede Stunde, jeden Tag eine Beziehung zu Gott zu haben. Nicht nur wenn ich es wollte oder brauchte, sondern immer. Obwohl ich glaubte etwas von Gott zu wissen, merkte ich, dass ich eigentlich erst am Anfang stand, etwas über unseren Schöpfer zu lernen. Und nun lernte ich folgende drei Dinge: 1. Was Gott ist; 2. was es für uns bedeutet das Kind oder „Bild" oder „Gleichnis" Gottes zu sein; und 3. was es bedeutet, dass es eine dauernde Verbindung zwischen Gott und Seinem Kind gibt.

Dies waren sehr wichtige Beispiele dafür, was mich die geistige Kernaussage von M. B. Eddys Schriften darstellt. Als der Praktiker und ich mit diesen drei Punkten beteten, wurde ich Schritt für Schritt geheilt. Zuerst konnte ich wieder aufmerksam und wach bleiben. Ich konnte beten und geistige Gedanken und Ideen verstehen. Dann konnte ich mich langsam wieder bewegen. Und schließlich heilten auch die inneren Verletzungen. Nach zwei Wochen war ich wieder auf den Beinen und erledigte meine ganz normalen Aufgaben. Sehr bald konnte ich die Jungs wieder zur Schule fahren und meine Familie versorgen. Ich war vollständig geheilt. Ich hatte Gottes Kraft in einer sehr besonderen Weise gespürt. Für mich war das eine unglaublich positive Erfahrung. Wie ich schon sagte, veränderte sie mein Leben und ich werde immer dafür dankbar sein. Weiterhin ziehe ich große Stärke aus dieser heiligen Zeit und aus den praktischen geistigen Ideen, die ich aus M. B. Eddys Schriften gesammelt habe.

Wenn ich von dieser Erfahrung berichte, werde ich manchmal gefragt: „Wer ist diese Autorin? Erzählen Sie mir mehr über Mary Baker Eddy und wie ihr Heilsystem begann." Das führt mich zu meinem zweiten Punkt, nämlich wie diese Frau dazu kam, Christian Science zu entdecken und das Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zu schreiben.

1907, drei Jahre vor ihrem Tod, wurde sie von der damals sehr populären Zeitschrift, Human Life, als „eine der heute berühmtesten, interessantesten und mächtigsten Frauen Amerikas, wenn nicht der Welt" bezeichnet (März 1907).

Renommierte Biografen haben M. B. Eddy viele Jahre lang als „eine radikale christliche Denkerin und Pionierin, die das Zusammenspiel von Körper und Geist erkannte" beschrieben. Das amerikanische Radio-Programm Religion and Ethics Newsweekly listete kürzlich die 25 einflussreichsten religiösen Personen des 20. Jahrhunderts aus der Sicht der Amerikaner auf. Darunter waren Mahatma Ghandi, Martin Luther King, Mutter Theresa und Mary Baker Eddy.

Aber die Autorin von Wissenschaft und Gesundheit hatte erst noch ein ganzes Stück Weg vor sich, bevor sie als jemand Besonderes bekannt wurde. Die erste Hälfte ihres Lebens war durch Kampf und Not geprägt. Sie war auf einer geistigen Suche wie viele Menschen in unserer Zeit. Als alleinerziehende Mutter und Witwe standen ihr im 19. Jahrhundert nur wenig Möglichkeiten offen. Sie hatte keine finanziellen Mittel, um sich zu versorgen. Und es gab Zeiten, wo sie praktisch obdachlos war und häufig von Pension zu Pension zog. Sie litt viele Jahre unter schlechter Gesundheit und hatte viele verschiedene Heilmittel ausprobiert, aber sie wurde nicht dauerhaft geheilt. Sie war jedoch durch ihre Forschungen und Experimente überzeugt, dass es eine Beziehung zwischen Geist und Körper geben musste. Sie erforschte diverse Systeme, Allopathie, Wasserkuren, Homöopathie und etwas, was man heutzutage Placebos nennt. In ihrer Autobiografie schreibt sie: „Die physische Seite dieser Forschung wurde durch Hinweise aus der Homöopathie unterstützt, die meine endgültige Schlussfolgerung bestätigen, dass die sterbliche Annahme und nicht die Arznei die Wirkung materieller Heilmittel bestimmt" (Rückblick und Einblick, S. 33). Bei all diesen Forschungen, die fast zwanzig Jahre dauerten, kam sie mehr und mehr zu der Erkenntnis, dass es eine rein mentale Medizin gibt. Zu dieser Zeit schrieb sie: „Ich hatte mich in der Heilkunde, über die materielle/materialistische Medizin hinaus, schon in der Homöopathie bis zur höchsten Verdünnung versucht und war von daher mit außerordentlich guten Ergebnissen zu einem noch nicht verstandenen, mentalen Standpunkt gekommen. Indessen dachte ich unablässig über die Lösung der großen Frage nach: Ist es die Materie oder ist es Gemüt, was die Kranken heilt?" (Vermischte Schriften, S. 379). Hier hebt sie das Wort Gemüt wieder durch die Großschreibung hervor. Sie benutzt es als einen anderen Begriff für Gott. Sie stellte fest, dass Gott, Gemüt, bei all den Versuchen, die sie gemacht hatte außen vor gelassen worden war.

Typisch für eine Frau aus Neuengland hatte sie eine große Liebe und ein tiefes Verständnis für die Bibel. Sie wusste um die Heilungen im Alten und Neuen Testament. Diese Heilungsberichte wurden ein Leitstern für sie. Sie wurden der lebendige Beweis für das, was sie für die Wahrheit hielt. Sie schreibt über diese Suche: „Wieder und wieder fragte ich mich:, Durch welche Methode heilte Jesus die Kranken und Sünder?' "  AI 1051, Artikel ohne Überschrift von Mary Baker Eddy ca. 1900.

Dann, als sie ungefähr 45 war, erlitt sie einen Unfall und schwere Verletzungen. Dieses Ereignis brachte den entscheidenden Durchbruch bei ihrer Suche. Ein paar Tage nach dem Unfall während sie noch unter der Obhut des Arztes und dem Tode nahe war, bat sie um ihre Bibel. Sie schlug eine Heilung von Jesus im Neuen Testament auf. Diese Heilung durch Jesus war so real, so bedeutungsvoll für sie, dass sie ihren eigenen Heilungsprozess einläutete. In kurzer Zeit war sie gesund.

Statt das Denken als Phänomen der Materie zu akzeptieren, erkannte Mary Baker Eddy, dass Materie ein Phänomen des Denkens ist.

Diese Heilung beschreibt sie als „den fallenden Apfel" (Rückblick und Einblick, S. 24). Es gab ihr für ihre Suche Auftrieb und veränderte ihr Weltbild. Es gab ihr ein klareres Verständnis von der Beziehung zwischen Gott und dem Denken und Körper des Patienten. Diese Erfahrung ließ sie noch hingebungsvoller nach einer Erklärung für dieses heilende Prinzip suchen. Sie probierte das, was sie herausfand, an Schülern und Patienten aus und die Ergebnisse waren beachtlich.

Was war geschehen? Vor ihrem Unfall und ihrer Entdeckung hatte sie geglaubt, dass der mentale Zustand eines Patienten nur ein Faktor unter anderen war. Jetzt kam sie zu der Erkenntnis, dass die materielle Welt ein Produkt des menschlichen Gemüts ist. Statt das Denken als Phänomen der Materie zu akzeptieren, erkannte sie, dass Materie ein Phänomen des Denkens ist.

Nach dem Unfall und ihrer Entdeckung begriff sie, dass das Denken selbst der Patient ist. Das Denken ist es, was der Heilung bedarf. Das Denken ist die Arena, in der eine Veränderung stattfinden muss, damit Heilung eintreten kann. In dem Maße, wie sich das Denken vom Glauben zum Verstehen wandelt, dass es nur einen Gott, ein göttliches Gemüt gibt, wird Heilung folgen. Wenn sie den Begriff „Gemüt" oder „göttliches Gemüt" benutzt, bezieht sie sich nicht auf ein menschliches Gemüt, sondern auf Gott als Gemüt, als dass universale und alles umfassende Bewusstsein. M. B. Eddy entdeckte, dass das göttliche Gemüt den physischen Körper regiert. Sie bemerkt: „Meine Entdeckung, dass das irrende, sterbliche Gemüt — fälschlicherweise Gemüt genannt — den ganzen Organismus und alle Tätigkeit des sterblichen Körpers hervorbringt, regte meine Gedanken an neue Wege zu beschreiten und führte mich hinauf zu meiner Demonstration des Lehrsatzes, dass Gemüt Alles und die Materie nichts ist, als dem Hauptfaktor in der Wissenschaft des Gemüts" (Wissenschaft und Gesundheit, S. 108).

M. B. Eddy war inzwischen in Neuengland für ihre Fähigkeit zu heilen bestens bekannt. Wie viele große Denker erfuhr sie auf ihrem Weg der Forschung Ermutigung sowie Entmutigung. Einer, der sie viel ermutigte, war Dr. E. A. Davis, ein Mediziner aus Manchester in New Hampshire. Dr. Davis hatte eine Patientin, die tödlich an Lungenentzündung erkrankt war. M. B. Eddy wurde herbeigerufen. Sie setzte sich ans Bett der Frau und betete still. Innerhalb von Minuten setzte sich die Frau auf — und war gesund. Dr. Davis stand dabei und hatte alles beobachtet. Er fragte M. B. Eddy: „Wie haben Sie das gemacht? Was haben Sie gemacht? Warum schreiben Sie nicht ein Buch, veröffentlichen es und geben es der ganzen Welt?" Das war 1868. Siehe Yvonne Caché von Fettweis und Robert Townsend Warneck, Mary Baker Eddy: Christian Healer (Boston, The Christian Science Publishing Society, 1998), S. 56.

Sieben Jahre später, also 1875, veröffentlichte sie Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Es ist eine Anleitung, wie man gesund wird und bleibt. Es erklärt das Wie und Warum einer geistigen Heilung. Es ist geschrieben für Heiler und Patienten. Es erklärt die geistigen Gesetze des Heilens, die Art wie Jesus diese angewandt hat sowie die Anwendbarkeit für unser tägliches Leben. Es macht geistiges Heilen für jeden Leser anwendbar. Wissenschaft und Gesundheit enthält Kapitel mit der Überschrift „Gebet", „Physiologie", „Wissenschaft, Theologie, Medizin" und „Die Wissenschaft des Seins". Es gibt sogar ein Kapitel von Menschen, die allein durch das erstmalige Lesen des Buches geheilt wurden. Im Vorwort von Wissenschaft und Gesundheit schreibt sie: „Im Geist der Liebe Christi — als eine, die, alles hofft, alles duldet' und freudig den Leidtragenden Trost spendet und den Kranken Heilung bringt — überreicht sie diese Seiten den ehrlichen Suchern nach Wahrheit" (S. xii).

M. B. Eddy hat auch ein College eingerichtet, das heute noch weiterbesteht und geistige Heiler darauf vorbereitet, diese Behandlungsmethode zu lehren. Weltweit werden Kurse für Interessierte am geistigen Heilen angeboten.

M. B. Eddys Leben und Werk werden weiterhin als einflussreich angesehen. Diese Tatsache, verbunden mit dem wachsenden Bedürfnis nach geistigen Einsichten, hat zur Gründung der Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit geführt, die im September 2002 eröffnet wird. Es wird die größte Sammlung von und über eine amerikanische Frau sein — ihre Ideen, ihr Leben und ihre Errungenschaften.

Während der letzten zehn Jahre hatte ich das Privileg Tausende von unveröffentlichten Manuskripten, Artikeln und Briefen über M. B. Eddy zu lesen. Dieses unveröffentlichte Material brachte neue Erkenntnisse und machte den Hintergrund der Entwicklung ihrer bereits veröffentlichten Schriften klar. Die Kernaussage ihrer Schriften kann jedoch in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit gefunden werden.

Das führt mich nun zum dritten Punkt, nämlich wie man dieses System effektiv für einen selber anwenden kann. Beweise für die praktische Anwendbarkeit von Christian Science findet man im Leben von Millionen von Menschen, die geheilt wurden. Wie schon erwähnt, war mein eigenes Leben für mich ein Beweis für die Effektivität dieses Systems der Selbstfürsorge. Viele Jahre hindurch konnte ich die Ideen, wie sie in Wissenschaft und Gesundheit erklärt werden, mit guten Ergebnissen auf jedes Bedürfnis anwenden. Doch auch viele andere, die nicht mit diesem Selbstfürsorgesystem aufgewachsen sind wie ich, sind genauso in der Lage diese Ideen effektiv für sich zu nutzen. So schreibt ein Arzt aus Michigan: „Ich sehe eine erstaunliche Reaktion meiner Patienten auf die Wahrheit des Seins", wie sie in dem Buch beschrieben ist.

Ein Psychotherapeut, der Wissenschaft und Gesundheit während einer Chemotherapie studierte, sagt: „Die Ideen in diesem Buch halfen mir, mit den Schmerzen und den Nebenwirkungen der Chemotherapie umzugehen. Jedes Mal wenn ich zu einer Behandlung gehen musste, nahm ich mir einen Abschnitt vor und arbeitete mit diesen Ideen. Es hat meine Wiederherstellung beschleunigt und ich habe jetzt wesentlich weniger Angst."

Ein Arzt, der in der Sowjetunion in der orthodoxen Kirche aufgewachsen ist, war mit seiner medizinischen Praxis unzufrieden — er vermisste wichtige spirituelle Elemente. Dann hatte er eine persönlichen Krise. An diesem Punkt lernte er Wissenschaft und Gesundheit kennen und war nach zwei Stunden lesen von einem langandauernden Asthmaleiden geheilt. Er sagt: „Das Buch war direkt und die Ergebnisse beeindruckend."

Jetzt sehen sie an drei Ärzten, einem Psychotherapeuten und mir, die mit Christian Science aufgewachsen ist, wie wir alle dasselbe Heilsystem für die eigene Gesundheitsfürsorge benutzen.

Im vierten Punkt möchte ich erklären, wie ich die Ideen aus Wissenschaft und Gesundheit als Christian Science Praktikerin anwende. Dazu berichte ich ihnen von einer Patientin, die ihnen gerne ihre Geschichte mitteilt.

Ich lernte Linda kennen, als sie vierzehn Jahre alt war. Sie litt an einer Krankheit, die die Ärzte als arteriovenöse Malformation diagnotiziert hatten. Ihr Leben lang hatte sie unter heftigen Kopfschmerzen gelitten. In der Schule hatte sie deshalb oft gefehlt. Trotz bester medizinischer Versorgung sah die Prognose nicht gut aus. Die Ärzte sagten, dass sie ihr Leben lang mit Medikamenten, Computertomographen und Schmerzen würde leben müssen und nie in der Lage sein würde Kinder zu bekommen. Bei einer Operation hätte sie nur eine fünfzigprozentige Überlebenschance und wenn sie überlebte, würde innerhalb einer Woche eine zweite Operation nötig sein.

Die Familie war verzweifelt. Lindas Mutter arbeitete in demselben Bürohaus, in dem ich auch mein Praktikerbüro hatte. Eines Tages kam sie zu mir herein, erzählte mir von ihrer Tochter und fragte mich, ob ich glaubte, dass sie geheilt werden könne. Linda und ihre Mutter kamem am nächsten Tag zu mir. Die Familie war nicht religiös gebunden. Linda wusste wenig über Gott und Spiritualität. Wenn wir uns trafen, sprachen wir über Gott. Wir sprachen über heilende Ideen im Alten und Neuen Testament und darüber, dass sie geheilt werden konnte. Und ich sprach mit Linda auch über die drei Punkte aus M. B. Eddys Schriften, die ich vorhin erwähnt habe. Wir unterhielten uns darüber, was Gott ist. Sie mochte die Idee von Gott als Vater-Mutter sehr. Sie entdeckte voller Freude, dass Gott allliebend ist und vollkommen gut. Und sie dachte gerne über sich als Kind Gottes nach, als rein, vollkommen und geliebt. Und schließlich mochte sie auch die Idee, dass jeder von uns eine Beziehung zu Gott hat. Wir sprachen darüber, dass sie sich mehr aus einer geistigen Sicht betrachten kann und was das für ihre Gesundheit bedeutet. Durch unsere wöchentlichen Treffen lernte sie für sich selber zu beten.

Eines Tages kam sie in mein Büro gestürmt und sagte: „Ich fühle mich so viel besser! Ich habe nicht mehr so oft Kopfschmerzen wie vorher. Weil ich mich so viel besser fühle, brauche ich die Medikamente nicht mehr zu nehmen." Die Eltern waren durch diesen Fortschritt sehr ermutigt und entschieden sich gegen eine Operation. An diesem Punkt baten sie mich ihre Tochter durch Christian Science zu behandeln.

Wie viele von ihnen wissen, ist es bei der Behandlung von Patienten von größter Wichtigkeit die Angst des Patienten durch Hoffnung, Erwartung, Mut und Trost zu ersetzen. Wenn das geschieht, sind die Patienten viel empfänglicher für die Heilung. In Wissenschaft und Gesundheit zeigt M. B. Eddy, wie man eine mentale Behandlung gibt. Sie weist die Heiler an: „Beginne deine Behandlung immer damit, dass du die Furcht der Patienten beschwichtigst" (S. 411). Die Furcht wird in uns und unseren Patienten durch das Verständnis, dass Gott Liebe ist, die Quelle der Spiritualität, gemindert und überwunden. Und durch die Erkenntnis, dass Gottes Liebe unmittelbar hier, wirklich und immer anwesend ist.

Als ich mit Linda betete und einige dieser grundlegenden Prinzipien benutzte, wurde sie für die Heilung empfänglicher. Das Ganze ereignete sich im Frühherbst und zum Erntedankfest war Linda völlig geheilt. Sie musste niemals operiert werden. Die Ärzte nannten sie später ihr „Wunderkind". Heute ist sie Mutter zweier Kinder. Ich sehe Linda ab und zu und fragte sie kürzlich: „Erinnerst du dich noch, wann die Umwandlung in deinem Denken stattfand, die dir die Heilung brachte?" Sie sagte: „Es war in dem Moment, wo ich spürte, dass ich nicht mehr verletzlich war, dass ich über meinen Körper bestimmen konnte. Dann hatte ich auch keine Angst mehr."

„Leben Sie Liebe — seien Sie Liebe. Lieben Sie und nochmals, lieben Sie. Kennen Sie nichts als Liebe. Es gibt nichts anderes. Das wird das Werk vollbringen. Es wird alles heilen."

Wie dieser Fall zeigt, ist das Denken des Patienten das Feld, wo ein Wandel stattfindet, damit die Heilung eintreten kann. Gebet führt diesen Wandel im Bewusstsein herbei, wenn der oder die Einzelne ihre Ganzheit erkennt und die Gegenwart der göttlichen Liebe spürt. Menschen wie Linda, die unter Schmerzen leiden oder sich einer schweren Krankheit gegenübersehen, fühlen sich oft alleine, ohne Kontrolle über ihr Leben, mutlos und vom Rest der Welt abgeschnitten. Die Krankheit wird ihre einzige Welt. Sie sprechen von „meinem Krebs", „meinem Rheuma" oder „meinem Problem". Sie wird sogar Teil ihrer Identität. Wenn sie anfangen sich davon zu lösen und ihre vollständig geistige Natur verstehen, kann die Heilung beginnen.

Da ich als Praktiker mit Patienten arbeite, habe ich die Gelegenheit zu beobachten, wie sie die Umwandlung des Denkens erfahren. Ob sie nun physische oder emotionale Erleichterung suchen, sie können durch die Entdeckung ihrer eigenen Beziehung zu Gott Frieden und Gesundheit finden. Jeder Fall erfordert unsere Hingabe, unser Vertrauen und unsere geistige Überzeugung. Auf diese Weise können wir unseren Patienten Tag für Tag dienen. Und ich bin überzeugt davon, dass wir, nur wenn wir geistig wachsen, diesen Bedürfnissen weiterhin gerecht werden können und zwar freudig. In Wissenschaft und Gesundheit hebt M. B. Eddy immer wieder einen der wichtigsten Bestandteile des Heilens hervor — nämlich Liebe. Sie schreibt: „Liebe zu Gott und zum Menschen ist der wahre Ansporn zum Heilen wie zum Lehren. Liebe inspiriert, erleuchtet, bestimmt und führt den Weg. Rechte Motive geben dem Gedanken Schwingen und dem Reden und Handeln Stärke und Freiheit" (ebd., S. 454). Und weiter: „Das Lebenselement von Christian Science, ihr Herz und ihre Seele, ist Liebe" (ebd., S. 113).

Clara Barton wurde 1908 im New York American (vom 6. Januar) zitiert, dass sie durch die Lehren von Wissenschaft und Gesundheit sehr getröstet wurde. Von M. B. Eddy sagt sie: „Liebe durchzieht alle Lehren dieser großartigen Frau." M. B. Eddy fragte oft in ihren Kursen: „Wie kann man am besten augenblickliche Heilungen bewirken?" Sie selber beantwortete diese Frage so: „Ich werde Ihnen sagen, wie man es macht. Durch Lieben! Leben Sie Liebe — seien Sie Liebe. Lieben Sie und nochmals, lieben Sie. Kennen Sie nichts als Liebe. Es gibt nichts anderes. Das wird das Werk vollbringen. Es wird alles heilen; es wird die Toten auferwecken. Seien Sie nichts als Liebe." (Wir kannten Mary Baker Eddy, S. 134)

Nun, ich hoffe, ich habe Ihnen einen Schimmer davon gegeben, was für mich die geistige Kernaussage von M. B. Eddys Schriften bedeutet. Es könnte hilfreich sein, wenn ich die wesentlichen Elemente zusammenfasse:

• Verstehen, was Gott ist — Allmacht, göttliche Liebe, göttliches Gemüt, Vater-Mutter

• Entdecken, was es bedeutet, Gottes Kind zu sein, zu seinem „Bild" und „Gleichnis" geschaffen

• Verstehen, was es bedeutet eine kostbare, unzerstörbare, ewige Beziehung zu Gott zu haben

• Materie als ein Phänomen des Denkens verstehen und deshalb

• das Denken als das Feld ansehen, wo Heilung stattfindet

• die Furcht des Patienten beschwichtigen

• Liebe als die entscheidende Eigenschaft bei der Heilung ansehen.

Freunde, wir halten in unseren Herzen und Händen die Zukunft der Medizin — und die Medizin der Zukunft. Die Elemente, die wir betrachtet haben, sind für den Fortschritt unserer Praxis des geistigen Heilens, äußerst wichtig. Jeder von uns sehnt sich danach ein besserer Heiler zu sein. Wir sehnen uns danach mehr über Spiritualität zu wissen und über die Kraft, die hinter Gesundheit und Heilsein steht. Besonders seit dem 11. September wächst unser Wunsch nach Lösung und Heilung für unsere Nation und die Welt. Dies ist die Zeit für eine noch nie da gewesene Umwandlung. Spiritualität ist eine große Kraft, die natürlich und unweigerlich tröstet und umwandelt. Sie heilt unseren Kummer, belebt unsere Hoffnung und stellt unseren Körper wieder her. Ich kann mir kein besseres Geschenk für das neue Jahrtausend vorstellen als das, was uns hier zusammen geführt hat.

Möge Gott Ihre Bemühungen und Gebete segnen.


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