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Im Blickpunkt: Spiritualität & Heilung

„Hier fühle ich mich zu Hause!"

Bericht über die Konferenz „Spiritualität und Heilung in der Medizin" der Harvard Medical School vom 15-17. Dezember 2001

Aus der Juli 2002-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Etwa 40 Leute sind in dem kleinen Konferenzraum im Westin Hotel in Boston versammelt. Es ist spät: etwa 20 Uhr. Die Teilnehmer haben an diesem ersten Tag der Konferenz bereits 12 Stunden mit Ansprachen, Workshops und intensiven individuellen Gesprächen hinter sich. Nun sitzt noch eine kleine Gruppe zusammen, um sich zwei Stunden über die Eindrücke des Tages auszutauschen.

Der Reihe nach stellen sich die Teilnehmer vor: eine Ärztin aus Kalifornien, ein Krankenpfleger aus Florida, ein Kaplan aus Deutschland, ein Christian Science Praktiker aus Boston, ...Jeder sagt seinen Namen und berichtet kurz von seinem Beruf. Interessierte, wohlwollende Aufmerksamkeit. Was haben diese Menschen gemeinsam, was bringt sie hier zusammen?

Alle verbindet eine mehr oder weniger klar formulierte Überzeugung: Spiritualität hat bei der Heilung der Kranken eine nicht zu leugnende Bedeutung. Und sie sind hier, um sich darüber auszutauschen, wie sie ihre Erkenntnisse in der Heil- praxis anwenden.

Ein junger Arzt sagt: „Wir wollen uns nichts vormachen. Wir Ärzte wissen, dass wir den Körper nicht heilen. Aber ich bin hierhergekommen um herauszufinden, was heilt." Ein Psychologe sagt, er komme sich in seinem Krankenhaus, wo er angestellt ist, so allein vor. Niemand sieht dort wie er die Bedeutung des Denkens auf den Körper. „Hier auf der Konferenz fühle ich mich zu Hause!"

343 Personen zählt die Teilnehmerliste. „Die Teilnehmerzahl ist in den letzten Jahren rückläufig," sagt Dr. Herbert Benson, Leiter der Konferenz und Professor des Mind/Body Medical Institute der Harvard Medical School. „Aber das ist ein gutes Zeichen," schmunzelt er. „Es gibt nämlich seit der Gründung dieser Konferenz eine Reihe von zusätzlichen Instituten, die sich ebenfalls mit Spiritualität in der Medizin beschäftigen, und daher verteilen sich die Interessenten."

Besucher kommen aus den USA, aus Kanada, Peru, Großbritannien, Deutschland, Pakistan und Australien. Die Atmosphäre ist geprägt von Offenheit, Verständnis, Verpflichtung gegenüber der Gesundheit der Patienten. Alle Ansprachen, Seminare und Gespräche sind auf hohem professionellem Niveau.

Insgesamt hören die Teilnehmer 14 einstündige Vorträge, können unter 16 Workshops auswählen und haben mehrfach Gelegenheit, sich zu Diskussionsrunden zu treffen.

Die Vorträge werden gehalten von Ärzten, Psychologen und Seelsorgern, darunter ein Rabbiner, ein Buddhist und ein Priester. Auch Christian Science ist durch eine Christian Science Praktikerin und Lehrerin vertreten. (Diese Ansprache können Sie auf Seite 10 in dieser Ausgabe des Herold lesen.)

Interessant zu beobachten ist, dass viele der Sprecher den Begriff „Spiritualität" aus ihrer Sicht definieren. Obwohl jeder andere Worte gebraucht, kann man doch eine große gedankliche Übereinstimmung feststellen. Ein katholischer Priester definiert Spiritualität als „wer immer oder was immer jemandem letztendliche Bedeutung und Zweck im Leben gibt." Dr. John Swinton, Psychologe aus Aberdeen meint: „Durch die Spiritualität hat man sich wieder unserer Menschlichkeit erinnert."

Auch theologische Betrachtungen kommen zu Wort. Buddhist Frank Ostaseki sagt: „Die Wahrheit verursacht kein Leiden, der Widerstand zur Wahrheit verursacht Leiden."

Viele Ärzte beklagen die mangelnde Zeit, die sie mit den Patienten hätten. Im Durchschnitt fünf Minuten seien nicht genug. Aber es gibt finanzielle Engpässe im Gesundheitswesen.

Auch die Frage nach der Analysierbarkeit der Spiritualität wird aufgeworfen. Ein Psychologe meint, man könne einen wunderschönen Wasserfall sehen, aber man kann den Zauber dieser Naturschönheit nicht Kleinlich in einem Eimer untersuchen, sogar dann nicht, wenn man dasselbe Wasser hat.

Dr. Jordan Fieldman, ein praktizierender Arzt, hält einen Vortrag über seine inspirierende Lebensgeschichte. Als 22-jähriger Medizinstudent wurde er mit Gehirnkrebs diagnostiziert. Ein großer Tumor müsse aus seinem Gehirn operativ entfernt werden. Diese Operation habe nur eine 50%-ige Erfolgschance. Und sogar wenn er die Operation überleben sollte, sei seine Lebenserwartung nur noch wenige Jahre, verbunden mit vielen Monaten Chemotherapie.

Sein medizinisches Lehrbuch beschrieb diese Krankheit mit den Worten: „führt unweigerlich zum Tode". Er wollte nicht einfach aufgeben. Ihn bewegte ein Gedanke: zu leben um dem Herausgeber des Buches wenigstens einen Brief aus vier Worten schreiben zu können: „Vielleicht nicht so unweigerlich.„

Ein wichtiger Aspekt für ihn war die frage der Identifikation. „Niemand verdient es, Krebs zu haben oder zu leiden," sagte er. Aber Menschen stempeln sich ab, und so werde aus einem Medizinstudenten ein Patient, dann ein Gehirnkrebsfall, dann eine Nummer.

Er dachte viel über den Sinn des Lebens nach. Er erkannte, dass der Wert seines Lebens nicht daran gemessen wird, ob er auf der Universität Einser oder Dreier geschrieben hat. „Einser und Dreier sind den Würmern egal, die deinen Körper fressen. Liebe geben, das ist alles."

In einer der letzten Nächte vor der Operation betete er sehr innig. Ihm kam der Gedanke, dass sein Tod eine Verschwendung von Potenzial wäre. Und das meinte er nicht als eine Form von Egotrip. Er sagte, er habe bis jetzt nur genommen — von seinen Eltern, von Freunden, Kommilitonen, Professoren. Er habe noch keine Zeit gehabt, zu geben. Er wollte so gern etwas geben — zu Menschen sprechen, um ihnen Mut und Hoffnung zu machen, dass man sich nicht menschlichen Diagnosen ergeben muss. Er hatte den tiefen Glauben, dass Gott sein Leben nicht vergeuden würde.

Er unterzog sich der Operation. Sie verlief gut.

Nach der Operation überlegte er sich, wo er sich erholen sollte. Zu Hause bei seinen Eltern? Selbstmitleid und die Aufmerksamkeit, die er als „Krebspatient" erfahren würde, das wäre eine Schwächung.

Er entschloss sich, nach Tibet zu fahren und mit tibetischen Mönchen zu leben. Er verbrachte mehrere Monate dort. Und diese Zeit gab ihm entscheidende neue Einsichten, die seine Lebenseinstellung seitdem prägen.

Jemand aus der Zuhörerschaft fragte ihn, ob er jemals religiös gewesen sei. Er antwortete, dass er jüdisch erzogen worden war, aber sich nie viele Gedanken um seine Religion gemacht hatte. Durch die Erfahrung bei den Mönchen habe er neue Spiritualität im Judaismus gefunden.

Er ist nach der erwarteten Zeit nicht gestorben. Er hat sein Studium fortgesetzt. Als sein Gehirn geröntgt wurde, hat der untersuchende Arzt gemeint, jeder Neurologe würde sagen, jemand mit so einem kleinen Gehirn wäre zu nichts anderem fähig als Benzin zu zapfen. Dr. Feld man hat sein Studium mit Auszeichnung abgeschlossen.

Er sprach davon, dass der Buddhismus nur ein Wort für „Bewusstsein" und „Herz" kennt. Die westliche Kultur assoziiert „Bewusstsein" viel eher mit „Gehirn". Nach seiner Einschätzung ist das Gemüt wohl mit dem Gehirn verbunden, aber es ist nicht in irgendeinem Organ enthalten, es übersteigt jedes Organ und regiert den Körper.

Heute (zehn Jahre später) hält er die Vorträge, um die er gebetet hat. Und der Eintrag in seinem medizinischen Lehrbuch über einen unweigerlichen tödlichen Ausgang ist in der neuen Auflage entfernt worden.

Die Teilnehmer sind sich einig, dass sie die Pioniere sind für eine revolutionierende Öffnung der Medizin: eine allgemeine Anerkennung der Bedeutung der Spiritualität in der Medizin.

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