Meine Mutter ist eine sehr praktische Frau. Schon bevor die Weihnachtszeremonie mit Kerzen und Weihnachtsbaum anfängt, denkt sie darüber nach, wer das alles wieder aufräumen wird. Vor allem die Nadeln, die in die Ritzen vom Parkettboden gefallen sind. Nach langem Drängen von meiner Seite, hat meine Mutter dann doch — nach unzähligen Weihnachtsfesten, bei denen ich einen Plastikbaum entfaltete — einen echten Baum gekauft. Und wenn wir's schon mit einem richtigen Baum machen, dann soll er auch schön groß sein. Und mit Wurzeln natürlich, damit er nachher in den Garten gepflanzt werden kann.
Der Baum wurde mit Hilfe meines Vaters — der in dem Moment, als er überall von spitzen Nadeln in seinen Armen gestochen wurde, bestimmt sehnlich an unseren Plastikbaum zurückgedacht haben muss — in das Wohnzimmer gewälzt. Eins, zwei, drei ... und der Baum stand aufrecht. Wir alle guckten nach oben. Sehr anmutig bogen sich die obersten 50 cm zur Seite, an der Decke entlang, so als ob der Baum sich mit einer Verneigung bei uns bedanken wollte.
Falsch geschätzt. Der Baum sah draußen viel kleiner aus.
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