Weihnachten 1966 — mein erstes Weihnachtsfest in der Türkei. Ich war verheiratet und hatte ein kleines Kind. Wir waren damals ziemlich arm und unser Zuhause bestand aus einer Zweizimmerwohnung ohne Warmwasser. Die nackten Betonböden waren kalt und unfreundlich, doch man konnte sie leicht sauber halten. Im Wohnzimmer hatten wir einen Kerosinofen, der ausreichen musste, um das ganze Appartement zu heizen. Wir hatten kein Radio, keinen Fernseher, kein Telefon, keinen Weihnachtsbaum und keine Geschenke. Aber mein Mann und ich hatten uns beide sehr lieb und wir machten das Beste aus unserer Situation.
Da die Arbeit meinen Mann an diesem Tag rund um die Uhr in Anspruch nahm, war ich mit meinem Sohn alleine zu Hause und der Nachmittag zog sich in die Länge. Draußen war der Boden dünn mit Schnee bedeckt und Schneeflocken wirbelten leise durch die Luft.
Als ich diese winterliche Szene dort draußen beobachtete, sehnte ich mich nach den vergangenen Weihnachtsfesten mit ihrer Fülle und ihrer Sicherheit zurück. Nachdem ich kurz in Selbstmitleid versunken war stellte ich fest, dass ich dankbar und zufrieden mit dem sein konnte, was ich hatte: einen liebevollen Ehemann, einen aktiven Sohn, ein Dach über dem Kopf und etwas zu Essen auf dem Tisch. Es gab eine Menge Leute, die nicht einmal das hatten. Langsam wuchs in mir ein friedliches warmes Gefühl.
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