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Frieden gestalten und leben

Nachdruck aus „Krieg beenden, Frieden Leben”

Aus der Dezember 2003-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Theseus Verlag


Der amerikanische Zen-Mönch und Vietnam-Veteran Claude AnShin Thomas hat sich seit 10 Jahren der Aufgabe verpflichtet, Frieden zu stiften. Von dem Grauen des Vietnamkrieges traumatisiert, rutscht der hochdekorierte 19-Jährige nach seiner Heimkehr, wie viele andere Veteranen auch, in die Obdachlosigkeit und Drogensucht ab. Um der quälenden Sinnlosigkeit seiner Existenz endlich zu entkommen, besucht er 1991 ein Retreat bei Thich Nhat Hanh, einem Zen-Mönch — ausgerechnet aus Vietnam. Er ist seither unermüdlich in Kriegsgebieten „auf Pilgerreise” unterwegs und sucht das Gespräch mit Kriegsbetroffenen aller Seiten.

Hier sind Auszüge aus seinem aufrüttelnden Buch „Krieg beenden, Frieden leben”.

Als Soldat war ich ausgebildet worden zu töten. Man hatte mich in dem Glauben erzogen, dass der Weg zum Frieden durch das Töten führt. Durch meine Erziehung und meine Ausbildung hatte man mich gelehrt, mich von meinen Gefühlen zu trennen und mich von meiner Menschlichkeit zu lösen. Durch diese Trennung verlor ich den Zugang zu der essentiellen Lebenskraft, aus der sich unsere Menschlichkeit entfaltet. Man brachte mir bei, dass ich ein abgetrenntes, separates Selbst bin, mit nichts anderem verbunden, sondern Herrscher über alle Dinge.

Doch alle spirituellen Traditionen — buddhistische, christliche, muslimische, jüdische und all die anderen, die mir bekannt sind — betonen, dass alles Leben miteinander verbunden und dass alles Leben heilig ist.

Bei einer [...] Gelegenheit während unseres Lageraufenthalts (in Auschwitz) suchten wir den Ort auf, an dem der Lagerkommandant am Ende des Krieges gehängt worden war. Wenn wir eine Welt schaffen wollen, in der Auschwitz nicht möglich ist, müssen wir uns anders verhalten als diejenigen, die es geschaffen haben. Das wurde mir in jenem Augenblick klar, als ich vor dem Galgen stand. Das ist für mich das Herzstück eines engagierten Buddhismus: nach Wegen zu suchen, die Dinge anders zu tun. Und dieser Weg beginnt mit einer eigenen Entschlossenheit, mein Leben anders zu leben. Durch die Praxis der Meditation, gestützt von den Lehren Buddhas, bin ich in der Lage, mir mein anerzogenes Verhalten und seine Erscheinungsweisen in meinem Leben anzusehen.

Was ich über Frieden gelernt habe ist, dass Frieden nicht die Abwesenheit von Konflikten bedeutet — Frieden ist einzig die Abwesenheit von Gewalt im Konfliktfall. Einen Konflikt beizulegen erfordet, dass wir die Aggression berühren, die Wut berühren, die Gewalt berühren und uns ihr nicht überlassen — das ist die Botschaft, die ich gelernt habe (und noch immer lerne). Wir können und müssen lernen, wie wir in Unstimmigkeit mit einander sein können. Konflikte wird es immer geben — was zählt ist, dass wir uns mit einem Konflikt befassen und wie wir uns damit befassen. Wenn wir uns auf einen Konflikt einlassen, kommen wir von Angesicht zu Angesicht mit dem Leiden, unserem wie dem von anderen, in Berührung. Wenn wir im Konfliktfall andere für unser Leiden verantwortlich machen, statt selbst die Verantwortung dafür zu übernehmen, wird der Konflikt höchstwahrscheinlich nicht gelöst werden.

Wir müssen nicht in Gewalt leben. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. Wenn wir wirklich anders leben wollen, können wir das. Es ist Keine Frage der Politik, sondern der Taten.

Passagen zusammengestellt von Visionen. Mit freundlicher Genehmigung von Theseus Verlag, Berlin.

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