Eine Umfrage brachte kürzlich zu Tage, dass die meisten Menschen bis ins vierte Lebensjahrzehnt gerne um drei bis vier Jahre älter wären und alle über 50Jährigen gerne einige Jahre jünger. Aus der Kosmetikindustrie ist wiederum bekannt, dass man beispielsweise Hautpflegeprodukte für eine spezielle Altersgruppe häufig um zehn Jahre „vordatiert”. Also, eine Creme für Haut ab Vierzig wird mit „Haut ab 30” beschriftet, weil Marketing-Strategen zu wissen glauben, dass KäuferInnen nur selten ihrem tatsächlichen Alter entsprechend zugreifen. Als Fazit könnte man meinen, dass kaum jemand mit seinem aktuellen Alter so recht zufrieden ist.
Auch ich war als Kind manchmal mit meinem Alter nicht wirklich glücklich. Mit 14 wollte ich 16 sein, und mit 16 wollte ich 18 sein, um endlich den Führerschein machen zu können.
Solche Wünsche und Ziele sind wohl einigermaßen harmlos. Sie haben mich nie wirklich unzufrieden gemacht mit meinem jeweiligen Alter.
Was aber hinter der eingangs erwähnten Umfrage steckt, ist doch häufig ein tiefer liegender Gedanke. Nämlich, dass Alter etwas über unser Wesen, unseren Wert aussagen würde. Vielleicht fühlt sich mancher 30-Jährige nicht ausreichend respektiert und glaubt, Respekt käme in ein paar Jahren von selbst.
Oder ein 60-Jähriger befürchtet von seiner Vitalität und Lebensfreude etwas einzubüßen und fünf Jahre früher wäre alles noch viel besser gewesen.
Inzwischen mehren sich wissenschaftliche Erkenntnisse, dass der Abbau von Muskelgewebe nicht wie bisher angenommen auf bestimmte biochemische Vorgänge zurückzuführen ist. Vielmehr liegt die Ursache dafür in oft nachlassender körperlicher Aktivität und Bewegungsfreude. (Siehe auch Seite Fünf.)
Mary Baker Eddy gründete in ihrem 83. Lebensjahr diese Zeitschrift, weit jenseits der Lebenserwartung im 19. Jahrhundert und in einem Alter, wo „man” sich in der heutigen Zeit eigentlich schon lange zur Ruhe gesetzt hat. Sie schreibt in ihrem grundlegenden Werk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift: „Das Leben nach Sonnenjahren zu bemessen beraubt die Jugend und macht das Alter hässlich” (S. 246). An anderer Stelle sagt sie sinngemäß, dass Gott Zeit nicht nach dem Verstreichen von Minuten oder Jahren zählt, sondern an dem Guten, das sich zeigt.
In der Bibel wird immer wieder über Männer und Frauen berichtet, die trotz hohen Alters zu bemerkenswerten Leistungen fähig waren. So wird im Buch Josua von Kaleb berichtet. Ihn hatte Mose im Alter von 40 Jahren ausgeschickt, um das Land Kanaan zu erkunden. Er wird als Mann von festem Glauben beschrieben. 45 Jahre nach dieser Erkundung sagt er über sich: „Und nun siehe, ich bin heute fünfundachtzig Jahre alt und bin noch heute so stark, wie ich war an dem Tage, da mich Mose aussandte. Wie meine Kraft damals war, so ist sie noch jetzt, zu kämpfen und aus- und einzuziehen” (Jos 14:10, 11).
Mary Baker Eddy, Kaleb, große Denker und so genannte einfache Leute haben es sich nicht gestattet, in Alterskategorien zu denken und daraus mangelnde Schaffenskraft oder ein mürrisches Wesen abzuleiten. Und sie haben oft schon in der Jugend Reife und Umsicht gezeigt.
Die Mischung macht's. Spaß und Ernsthaftigkeit, Begeisterung und Umsicht, Spontaneität und Verlässlichkeit gehören zu jedem Menschen. Sie sind altersunabhängig, da der Mensch diese Werte von Gott, dem Schöpfer-Geist, als spirituelle Eigenschaften bekommt und widerspiegelt. Diese Qualitäten müssen nicht schwächer werden, sondern können über die Jahre immer kräftiger und bewährter in Erscheinung treten. Viele unternehmungslustige, agile, aufgeschlossene und lebensfrohe Senioren leben es uns heute vor.
Der Schlüssel zu einem erfüllten Leben liegt eben nicht in der Zugehörigkeit zu einer speziellen Altersstufe, sondern in der Erkenntnis, dass Leben, Gemeinschaft, Aktivität und Freude zeitlos sind.