Während der Krieg im Irak in den Medien und in den Köpfen der Menschen präsent ist, darf nicht vergessen werden, dass dies nur einer von vielen Kriegen oder bewaffneten Konflikten weltweit ist. Die folgende Liste der Länder mit Konflikten ist nur ein Ausschnitt: Sudan, Eritrea, Äthiopien, Elfenbeinküste, Liberia, Somalia, Kongo, Uganda, Ruanda, Indonesien, Nepal, Sri Lanka, Kolumbien, Georgien, Tschetschenien, Palästina, Algerien ... Sie zeigt, dass es überall auf der Welt Friedensarbeit zu tun gibt.
Auch wenn in einer Region ein Waffenstillstand oder Frieden ausgehandelt wurde, verbessert sich dadurch die Situation für die Menschen nicht immer sofort, wie zum Beispiel in Afghanistan, Angola oder Sierra Leone. Vielfach sind die Lebensgrundlagen zerstört, es mangelt an sauberem, frischem Wasser, Medikamenten; Familien wurden auseinander gerissen, Schulen und Krankhäuser zerstört. Rund 100 Millionen Landminen weltweit sind ebenfalls eine Hinterlassenschaft der Gewalt der letzten Jahrzehnte.
Viele dieser Länder scheinen so weit entfernt zu sein, dass es leicht ist, die Probleme dort zu vergessen. Oder es gibt kein europäisches oder amerikanisches Interesse auf politischer und ökonomischer Ebene.
Es ist leicht, sich diese Liste (und weitere Konflikte und Nöte weltweit) anzusehen und den Mut zu verlieren. „Was kann ich tun?” „Wie kann diese Situation jemals geändert werden?“
Wenn auch die Ursachen scheinbar vielfältig sind, ist ein Aspekt bei allen gleich. Hass, der sich in Gewalt ausdrückt. Hass ist ein tiefer, zerstörerischer Unfrieden mit sich selbst. „Hasst niemanden, denn Hass ist wie eine Pestbeule, die ihr Gift verbreitet und schließlich tötet” (Mary Baker Eddy, Vermischte Schriften).
In der Bibel heißt es, wir sollen Friedensstifter sein. Ich möchte einen Aspekt des Friedensstiftens ein wenig näher beleuchten. Für mich bildet dieser Aspekt die Grundlage für Friedensarbeit: zu lernen, Frieden mit sich selber zu machen.
Das Gegenteil, im Krieg mit sich selbst zu leben, kann vielerlei bedeuten. Missbrauch von Substanzen, wie Alkohol, Drogen, Essen, von anderen Menschen oder bestimmten Verhaltenweisen. Sich selber nicht zu akzeptieren. Die Vergangenheit nicht ruhen lassen können. Niemals mit sich zufrieden zu sein. Selbstzerstörerisches Denken und Handeln, auch Arbeitssucht kann dazu gehören. Das Ausleben von „giftigen” Verhaltensweisen wie schlecht über andere zu reden, alles kontrollieren zu wollen ... So gesehen, leben die meisten Menschen in irgendeiner Form in Unfrieden mit sich.
Wie aber kann man Frieden mit sich machen, im Frieden mit sich leben?
Ganz am Anfang steht ein Sich-bewusstwerden. „Wer den Verlust menschlichen Friedens erfahren hat, spürt der nicht ein stärkeres Verlangen nach geistiger Freude?” (Mary Baker Eddy) „Erkenne dich selber”, haben es die Griechen genannt: ein tiefer Blick in den Spiegel und eine ehrliche Inventur der guten und nicht so guten Taten und Gedanken.
Es ist wichtig, die Uneinigkeiten aufzudecken und sich mit Gottes Hilfe von ihnen zu befreien. Das ist nicht immer einfach — viele Menschen tragen Verletzungen, die echt erscheinen, haben andere Menschen verletzt, fühlen sich verschiedenen Verhaltensweisen machtlos gegenüber oder tragen Gedanken in sich, die an ihnen nagen.
Für jemanden der Christian Science nicht kennt, vielleicht auch für Menschen, die mit Christian Science aufgewachsen sind, ist es ein sehr großer Schritt, wirklich zu erkennen und zu leben, dass wir vollkommene Ebenbilder eines liebenden und verzeihenden Gottes sind.
Denn das setzt ein anderes Verständnis von uns selber und davon, wie Gott uns sieht, voraus. „Gott ist Liebe” (Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit, S. 2) Wer lernt, das anzunehmen, fängt an, Frieden mit sich und der Welt zu schließen.
Frieden benötigt ein tieferes Verzeihen — uns selber und anderen. Auch das ist ein Prozess, der nichts mit einem „Wegwischen” von eigenen oder fremden Taten zu tun hat, sondern von innen her kommt, durch ein kontinuierlich wachsendes Verständnis.
In dem wunderbaren Film „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran” gibt es einen Satz „Sie kann deine Liebe zurückweisen, aber sie kann sie nicht zerstören.” Bei Mary Baker Eddy heißt es, „Wir haben nichts zu fürchten, wenn Liebe am Steuer des Denkens ist” (Vermischte Schriften).
Wer im Frieden mit sich selber, mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lebt, ist automatisch ein Friedens „macher” für seine Umgebung. Ein solcher Mensch reagiert mit Liebe, Verständnis und Respekt, aber auch mit Mut, Sünde und Falsches zurückzuweisen — bei sich selber und bei anderen.
Heißt, dass wir nichts tun können, solange wir nicht in absolutem Frieden mit uns leben? Nein, denn kein Gebet wird umsonst ausgesendet, jede noch so kleine Tat ist wichtig. Ein Lächeln statt harscher Worte. Ein Gebet für den Frieden. Eine kleine Summe Geld für einen guten Zweck.
Allerdings ist es wichtig über dem Geben an andere nicht uns selber und unser eigenes Erwachen zu vergessen. Manchmal scheint es leichter, sich hinter aufopferungsvollem Geben zu verstecken und den eigenen Frieden zu vergessen. Ohne die Arbeit am Frieden mit sich ist das Friedenmachen jedoch wie ein Haus ohne Fundament.
Für diesen Monat wünsche ich Ihnen inneren Frieden und die Kraft, zum Frieden auf der Welt beizutragen.
Quelle (Kriegsgebiete): http://www.icrc.org/Web/Eng/siteeng0.nsf/html/section_annual_report_2002
