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„Gute Welle!“ — Eine freundliche Unterhaltung mit Punks

Aus der Juli 2007-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Sie werden nicht geliebt. Man fürchtet sich eher vor ihnen. Sie werden kaum beachtet. Man geht an ihnen vorbei. Sie tun nichts. Damit wir etwas für sie tun sollen? Ich habe es versucht und nicht bereut.

Sie sitzen in kleiner Gruppe, in der Nähe einer Schule. Beim Vorbeigehen grüße ich diese auffallenden Kinder Gottes mit ihrem Gruß: „Gute Welle!“, mit dem Daumen nach oben gerichtet, was ich von ihnen gelernt habe. Meine erste Unterhaltung waren kurze Fragen und noch kürzere Antworten.

So fing ich an, ihnen zu sagen: „Wie interessant ist eure Verkleidung, ja, ihr seht ganz toll aus! Sicher wollt ihr damit auffallen und das habt ihr bei mir erreicht.“

Punk: „Ja, das wollen wir.“

„Ich muss schon sagen, ihr seid teurer gekleidet als ich, mit so viel Leder, Schminke und Silberschmuck. Und diese tollen Frisuren sind auch nicht billig. Ich hätte mich vielleicht auch so gekleidet, als ich jung war, aber ich bin im Krieg aufgewachsen. Da hatte man nicht diese Freiheit, wie ihr sie heute habt. Man hätte mich sofort eingesperrt.“

Punks: „Ach!“

„Aber wisst ihr auch, dass diese Mode schon lange vorbei ist und dass sie von nordamerikanischen Indianern stammt, die so geschminkt und frisiert waren? Alle Indianer, auch in Südamerika, sind längst zivilisiert. Ihr seid doch gar keine Indianer.“

Punk: „Aber es gefällt uns.“

„Na, dann schminkt euch weiter so, wie die Wilden im Urwald. Ich weiß, dass ihr in Wirklichkeit, unter dieser Schminke, gute Jungs seid. Das sieht man in euren lieben Augen. Ich kenne euch gut!“ (Dabei denke ich, dass sie Kinder der Liebe Gottes sind, nicht getrennt von Gott durch äußere Umstände von Eltern und Schule.)

Punk (etwas wehmütig): „Ja, das sind wir.“

„Ihr kennt doch Gott!“

Punks (einstimmig): „Ja, wir sind gläubig!“

„Dann ist alles gut. Nur nicht die Drogen, die nicht von Gott sind. Das wisst ihr doch auch! Die Drogen verdummen euch und da macht ihr nur Unsinn und dann landet ihr im Krankenhaus oder im Gefängnis. Da ist es mit eurer schönen Freiheit vorbei. Aber die ist doch das Schönste, was wir haben — viel schöner als alle Kleidung, Schminke, gelbe, blaue oder rote Haare.“

Punks (stehen spontan auf): „Gute Welle!“

„Gute Welle! Ciao!“

Ich habe die Jungs und das Mädchen mit dem knallroten Haarstrang nicht mehr gesehen. Es sind Sommerferien und es ist heiß geworden. Vielleicht können sie ihre schwarze Lederkleidung da nicht tragen. Oder sind sie am Strand, wie alle Jugendlichen. Es würde mich freuen. Wenn sie wieder auftauchen, werde ich sie mit ihrem Gruß begrüßen und mich weiter mit ihnen unterhalten.

Eine freundliche Unterhaltung mit Punks, Teil 2

Sie sind wieder da! Einige Jungs und ein Mädchen sitzen an meinem Weg zur Stadtmitte. Sie begrüßen mich sichtlich erfreut. Und ich grüße sie, mit dem Daumen nach oben: „Gute Welle!“ Und da sage ich spontan: „Ihr seid die gute Welle, die Drogen eine schlechte Welle!“, und drehe den Daumen nach unten.

Punks: „Wir nehmen keine Drogen. Schauen Sie, wir trinken nur etwas.“

„Aber die Leute denken anders über euch, wegen eurer extremen Aufmachung. Was soll z. B. diese große Feder bedeuten, die so aussieht als ginge sie durch die Stirn und zur Schläfe hindurch?“

Punk: „Es bedeutet nichts. Es gefällt mir und macht mir Spaß.“

„Also, du bist ein Spaßvogel! Aber eure Eltern werden keinen Spaß daran finden, nicht wahr? Ihr müsst es doch wissen, dass es niemand auf der ganzen Welt gibt, der euch so liebt wie eure Eltern. Wenn sie euch auch schimpfen, ist es Liebe, weil sie das Beste für euch wollen, und darum sind sie gute Eltern.“

Punks: „Ja, das wissen wir.“

Es ist kalt geworden. Das Mädchen mit den knallroten Haaren, dem kurzen Röckchen und den dünnen, roten Netzstrümpfen sitzt teilnahmslos mit gesenkten Augen, wie ein kleines buntes, gefangenes Vöglein, zwischen den Jungs. Ich bete für sie. Sie ist das geliebte und beschützte Kind der göttlichen Liebe, wie ihre Freunde. Aber wer ist der große, kahlgeschorene Junge mit den hohen Schnürstiefeln? Er ist doch auch ein Gotteskind, obgleich er sehr aggressiv aussieht. Ich frage die Punks:

„Ist er ein Neonazi?“ Punk: „Der gehört nicht zu uns. Wir sind keine Nazis.“

Es ist kalt geworden. Das Mädchen mit den knallroten Haaren, kurzem Röckchen und dünnen, roten Netzstrümpfen sitzt teilnahmslos mit gesenkten Augen, wie ein kleines buntes, gefangenes Vöglein, zwischen den Jungs. Ich bete für sie. Sie ist das geliebte und beschützte Kind der göttlichen Liebe.

„Das ist gut, aber scheinbar wissen diese Jungs nicht, wie die Jugend damals aussah. Ich war in dieser Zeit dort. Sie hatten alle einen normalen kurzen Haarschnitt, trugen im Sommer kurze Hosen und Sandalen. Im Winter waren sie natürlich wärmer gekleidet, nichts Auffallendes. Es gab keine Drogen, sie rauchten nicht und tranken keinen Alkohol. Darum waren sie große Sportler und gute Schüler. Sie haben zur gleichen Zeit germanische und christliche Moral gelernt. Also, es war nicht alles schlecht, nicht alles gut, so wie heute. Man muss die Geschichte studieren und davon lernen.“

Die Punks sind alle sehr nachdenklich geworden. Auch ich, denn es erinnerte mich an einen weisen Spruch von Shakespeare, den Mary Baker Eddy ganz am Anfang in ihrem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit erwähnt: „An sich ist nichts weder gut noch böse, das Denken macht es erst dazu.“ Ich denke: Natürlich, weil doch alles geistig ist, denn Gott ist Geist, folglich ist Seine ganze Schöpfung geistig, auch diese bunten Kinder und scheinbaren Außenseiter der Gesellschaft.

Punk: „Wir werden einen Aufmarsch in der Stadt machen.“

„Dann werde ich euch wohl im Fernsehen sehen. Also, gute Welle! Ciao!“

Als ich dann eines Tages wieder bei den Jungs vorbeigehen wollte, kam einer sofort auf mich zu, begrüßte mich kleinlaut mit dem üblichen Gruß und überreichte mir sehr demütig und lieb ein kleines rotes, kunstvoll angefertigtes Blümchen.

Der Lohn einer freundlichen Unterhaltung mit den Punks, Teil 3

Der Aufmarsch wurde verboten. Eine Zeitlang bin ich nur mit kurzem Gruß an ihnen vorbeigegangen. Als ich dann eines Tages wieder bei den Jungs vorbeigehen wollte, kam einer sofort auf mich zu, begrüßte mich kleinlaut mit dem üblichen Gruß und überreichte mir sehr demütig und lieb ein kleines rotes, kunstvoll angefertigtes Blümchen auf einem Zweig mit frischen, hellgrünen Frühlingsblättchen, was ich erfreut annahm. Eine neue Beziehung zu diesen jungen Menschen? Ich war bereit.

„Und was ist mit der Ausbildung?“, habe ich den Jungen gefragt, der nicht mehr wie ein Punk aussah, denn er hatte eine Mütze über seinen kurzen Haaren und sein Gesicht war nicht mehr bemalt.

Er antwortete sofort: „Ich habe die Schule beendet.“ „Das ist gut“, sagte ich ihm, „und du weißt, dass man arbeiten muss, um sich das tägliche Brot zu verdienen.“ Da sagte er mir sehr demütig: „Tante, ich bitte Sie um etwas Kleingeld für das Blümchen“, was ich ihm gerne gab. Dann fragte ich nach dem Mädchen mit dem knallroten Haarschopf. „Da ist sie doch!“ Ich war sprachlos vor Erstaunen, als ich sie sah. Da war sie, ihr wahres Wesen und Ausdruck, lieblich lächelnd, ungeschminkt, mit dunklen Haaren, weißem Kleid, wie ein Engelchen. Und da wusste ich, dass diese beiden sich gegenseitig helfen und den anderen auch, um auf die rechte Bahn zu kommen.

Ich ging rasch weiter, um Gott zu danken: „Lieber Gott, Du und Dein Christus ist immer da, wo wir sind. Und nichts geht verloren, was zu Dir gehört, auch nicht ein ehrliches Gebet. Du bist immer da, auf der Straße, in jedem Land, unter allen Menschen, die Deine Kinder sind, auch wenn sie unerkannt und verkleidet umhergehen. Und alle werden es einmal erleben, dass wir zu Deiner Ehre leben und lieben. Ich danke Dir ewiglich.“

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